Türkische Rechtsextremisten feiern in Lünen Sport- und Kulturfest.

Aktion gegen Rechtsextremismus

Das Bild könnte kaum idyllischer sein, angenehme 15 Grad und strahlende Sonne. Duft von Gegrilltem liegt in der Luft und eine „XXL-Hüpfburg“ ist laut Veranstaltungsplakat für die Kleinen aufgestellt. Geradezu friedlich wirkt die Szenerie. Friedlich sind die Veranstalter aber nur zu ihresgleichen, den „wahren“ Türken. Es handelt sich bei der Veranstaltung, um das 1. Kultur und Sportfest der Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland e.V. . Der Verein ist Dachverband für die in Deutschland unter der Bezeichnung „graue Wölfe“ bekannten türkischen Rechtsextremisten. Bei den „grauen Wölfen“ soll es sich mit rund 18. 000 Mitgliedern um die größte rechtsextremistische Vereinigung in Deutschland handeln. Sie sind der paramilitärische Armder MHP (Milliyetçi Hareket Partisi), die Partei die wiederum mit der AKP ein Bündnis eingegangen ist, der Regierungspartei des zur Zeit auf Deutschlandtour befindlichen Recep Tayyip Erdoğan.


Solche Veranstaltungen dienen laut Internetseite des Vereins dazu,die Wahrung und Entfaltung der kulturellen Werte unserer Mitgliederzu fördern. Um welche Werte es sich da im Detail handelt, zeigt ein kurzer Blick in die Geschichte dieser „Bewegung“. Die türkischen Behörden gehen davon aus, dass allein zwischen 1974 und 1980 694 Morde auf das Konto der „grauen Wölfe“ gehen. Unter den Opfern befanden sich zumeist Menschen, die dem linken Spektrum zugeordnet werden. Also Kommunisten, Sozialisten und Angehörige der kurdischen PKK. Letztere gilt übrigens in Deutschland als terroristische Vereinigung. Sie waren nachweislich beteiligt an zwei Pogromen, die den türkischen Aleviten galten. Auch vermutet man die „grauen Wölfe“ hinter einem Anschlag in Thailand. Nun könnte man kurz stutzen und denken, da ist dem Verfasser wohl ein Tippfehler unterlaufen. Mitnichten. Die Augenbraue darf ihre angestammte Position wieder einnehmen.

Die Anhänger/Mitglieder der „grauen Wölfe“ sind Verfechter der Idee des sog. Turanismus bzw. (Pan) – Turanismus. Demnach und hier sei kurz aus dem Verfassungsschutzbericht zitiert, sei das Ziel des Turanismus „die Errichtung von 'Turan', einem (fiktiven) ethnisch homogenen Staat unter Führung der Türken, der die Siedlungsgebiete der Turkvölker umfasst und - je nach ideologischer Lesart - vom Balkan bis nach Westchina oder sogar Japan reicht.“ Aus diesem Grund, sind die „grauen Wölfe“ auch in den Ländern Thailand, China, Myanmar, Japan, Taiwan, Vietnam, Laos, Kambodscha und den Philippinen als terroristische Vereinigung eingestuft worden. Nun könnte man einwerfen, dass ferne Asien ist mir einerlei, solange sie mir meinen Frieden lassen. Touché, den es ist ziemlich schwer unter diesen Wölfen zu heulen, wenn man kein „wahrer“ Türke ist. Den die Wölfe haben Probleme, neben den oben bereits genannten Gruppen, auch mit Juden, Katholiken, Schwulen und Lesben, Freimaurern, Israel, Armeniern, Griechen usw. .

Aber was hat die malerische Szene zu Beginn des Beitrages mit Anschlägen und Fremdenhass zu tun? Rechtsextreme, wie diese, nutzen den Deckmantel des kulturellen Austausches, um Verbindungen zu stärken und Netzwerke auszubauen. Dabei spricht man auch schon die ganz Kleinen an. Man erinnere sich in diesem Zusammenhang an die „XXL Hüpfburg“. In dieser Vorgehensweise unterscheiden sich die türkischen Rechtsextremisten nicht von den deutschen Faschisten.

Was in diesem Zusammenhang aber für großes Unbehagen sorgt, ist die Tatsache, dass die Stadt Lünen spätestens seit dem 20.09.2018 von der Veranstaltung am heutigen Samstag wusste. Unternommen wurde allerdings nichts, obwohl die Sportanlage an der Gahmener Str. 213 sich im städtischen Eigentum befindet. Die Stadt München, hat zu dem Thema „Anmietungen durch Rechtsextreme“, in einer, man muss zugeben, ganz gut gemachten Broschüre, einige Tipps für Kommunen parat. Darin heißt es: „Grundsätzlich sind alle juristischen Personen des Privatrechtes, die ihren Sitz in der Kommune haben, berechtigt, deren öffentliche Einrichtungen im Rahmen der Widmung zu nutzen.“. Jetzt weiß ich, als juristischer Laie nicht, was eine Widmung ist. So google ich mich zu dieser Definition: „Als Widmung bezeichnet man einen Hoheitsakt, durch den ein Gegenstand seinen öffentlich-rechtlichen Sonderstatus erhält. Mit ihr wird der öffentliche Zweck festgelegt, dem der Gegenstand zu dienen bestimmt ist.“ (Quelle, Wikipedia). Ok, ist von Wikipedia und nicht aus einem juristischen Lehrbuch. Jedoch sollen die zwei Sätze genügen, um folgende Überlegung durchzuführen. Der öffentliche Zweck eines städtischen Sportplatzes ist wohl, was!? Richtig. Sport zu platzen oder richtigerweise Platz für Sport zu bieten oder städtischen Vereinen eine Bleibe zu geben, um selbigen zu praktizieren. Es schließt sich folgende Frage an:Treiben, grillende Rechtsextremisten bei einem „Redner- und Kulturprogramm“, wobei ganz nebenbeibereits Kinder an ihre Ideologie herangeführt werden, dabeiSport? Man sollte es hoffen - nicht nur das bereits nachgewiesen ist, dass tierische Proteine schlecht für die Gesundheit sind – nein, ohne Sport hätte die Veranstaltung, laut Widmung gar nicht stattfinden dürfen.

So sind Aktionen wie „kein Platz für Rechtsextremismus“ des Kreises Unna - zu dem die Stadt Lünen gehört - grundsätzlich zu befürworten, jedoch sind diese Ansätze nur soviel Wert wie die politischen Akteure diese auch unterstützen und umsetzen.

Dies führt zur letzten Frage und zum Ende dieses Beitrages. Warum unternahmen die Verantwortlichen hier nichts und was hat Recep Tayyip Erdoğan damit zu tun?
Viele Menschen in diesem Land haben neben ihrem deutschen Pass auch einen türkischen, so wie viele Menschen neben einem polnischen auch einen deutschen haben,
manche Menschenbesitzen keinen, andere vier und andere brauchen einen gefälschten Ausweis um hier zu leben. Dies ist ein anderes Feld und hat mit dem Fußballfeld in Lünen nur mittelbar etwas zu tun. Menschen mit auch deutschem Pass dürfen wählen. Nicht nur türkische Politiker wie medial besonders hervorgehoben wird, nein auch deutsche Politiker dürfen gewählt oder nicht gewählt werden. Und die türkische Community ist stark, auch politisch. So könnte die ganze Melange aus Staatsbesuch und Kommunalwahlen im Jahr 2020 die Verantwortlichen davor abgeschreckt haben, hier tätig zu werden und nur das offensichtlichWahrnehmbare zu sehen. Einen Kulturtag eines „türkisch-deutschen“ Vereins, mit Gegrilltem und XXL Hüpfburg.

Kein Fußbreit den Faschisten, weder hier noch anderswo.

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