[HB] Hausbesetzung JETZT

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Pressemitteilung der Hausbesetzung am 28.10.2014 in Bremen:

 

[...]

 

„Was siehst du, Grauschimmel?“ fragte der Hahn.

 

„Was ich sehe?“ antwortete der Esel, „einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und lassen's sich wohl sein.“

 

„Das wäre was für uns“, sprach der Hahn.

 

„Ja, ja, ach, wären wir da!“ sagte der Esel.

 

Da ratschlagten die Tiere, wie sie es anfangen müssten, um die Räuber hinauszujagen,

 

und fanden endlich ein Mittel...

 

Die Tiere haben das Haus besetzt!

 

Da wären wir also schon wieder, wir: Stadtmusikant_innen und Bande, zurück mit einer Geschichte, so alt wie der Kapitalismus selbst. Wir haben unseren starren, langweiligen Alltag hinter uns gelassen und gemeinsam beschlossen, die Eigentumsverhältnisse aufzumischen, immer auf der Suche nach dem schönen Leben! Katze, Hahn, Hund, Esel und unsere ganzen anderen tierischen Freund_innen, wir mögen auf den ersten Blick ja recht verschieden daher kommen, aber uns alle eint unsere Leidenschaft zur Freiheit – Unsere Sehnsucht gilt einem Leben in Selbstbestimmung; wir träumen von einer freien, herrschaftslosen und solidarischen Gesellschaft! Eine, in der eben nicht manche Tiere gleicher sind als andere...

 

Wir verachten den Leistungsdruck, die Konkurrenz und die (Selbst-)Ausbeutung! Wir wollen mehr vom Leben als Eigentumsverhältnisse, Vereinzelung und Ausgrenzung!

 

Genau deshalb haben wir dieses Haus besetzt.

 

Wir reihen uns damit in die Praxis ein, die an anderen Orten, aber zuletzt auch in dieser Stadt erprobt wird: nämlich sich leerstehende Häuser anzueignen. Wir brauchen dieses Haus, weil unsere Träume, Wünsche und Ideen Platz brauchen. Platz, der frei ist von den uns auf Schritt und Tritt umgebenden Gesetzen der Herrschaft und uns Raum bietet, in dem wir nach unseren eigenen, kollektiv geschaffenen Regeln spielen und leben... fragend schreiten wir voran!

 

Den Raum für unsere Fragen, für unsere Experimente in Selbstbestimmung und Emanzipation möchten wir aber nicht nur für uns Tiere in Anspruch nehmen. Denn in den von uns besetzten Ort passen viele Räume, die wir Stadtmusikant_innen nur zu gerne auch mit vielen Menschen teilen wollen! Deshalb laden wir dazu ein, ihn zusammen mit uns zu entdecken. Wir wünschen uns, dass dieser zerfallene und verwahrloste, ganz wundervolle Ort von uns wieder mit Leben gefüllt werden kann. Wir stellen uns Vorträge, Konzerte, Workshops, Theater, Vokü, Filme... eben alle möglichen Dinge und Ideen vor, die jenseits von Bullenstaat, Verwertungslogik und Profitinteressen dieses Haus zu einem Ort der Begegnung und des Austausches, des voneinander und miteinander Lernens machen können. Wir wollen diesen Ort nutzen, um greifbare, erlebbare Alternativen zu dem heutigen Gesellschaftsentwurf ausprobieren. Wir wollen hier neue Verbündete kennenlernen und miteinander zusammen sein, ohne dass wir uns permanent der Bewertung unterzogen fühlen. Wir drohen zu ersticken. Wir haben genug. Wir bleiben hier.

 

Wir werden bleiben, weil wir diesen Raum für uns brauchen – und damit einfach nicht länger warten wollen. Letztlich müssen wir uns leider auch deshalb neue Räume erschließen, weil immer mehr unserer bestehenden Räume und die Räume unserer Freund_innen geschlossen, von Schließung bedroht oder durch strenge Auflagen ruiniert werden; so wie hier z.B. das Mafalda, der Grüne Zweig, das Kurzschluss... die Stadtmusikant_innen wollen und werden das nicht einfach so hinnehmen!

 

Wir haben das zum Kotzen satt!

 

Wir solidarisieren uns mit den Kämpfen unserer Verbündeten und Gleichgesinnten, die Platz schaffen für neue Räume und Ideen! Haltet euch an eurer Liebe fest!

 

Bildet Banden, besetzt Häuser!

 

[...]

 

„Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute und der Hahn krähte; dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, dass die Scheiben klirrten. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Schrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein, und flohen in größter Furcht in den Wald hinaus.“ Und wenn sie nicht geräumt haben... dann besetzen wir noch heute!

 

Denn etwas besseres als den Tod finden wir überall...

 

 

 

 

 

P.S. Das Haus befindet sich übrigens in der Duisburger Strasse (Neustadt=

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Ergänzungen

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Weser Kurier sagt: Bremer Neustadt - 28.10.2014 Autonome besetzen Haus in Bremen Die Hausbesetzung in der Duisburger Straße in der Neustadt ist beendet. Die Besetzer haben das leerstehende Gebäude am Mittag freiwillig wieder verlassen. Das teilten Autonome und Polizei mit. "Die Polizei hat zwischen Besetzern und Hauseigentümern vermittelt", sagte Polizeisprecher Dirk Siemering. "Es wurde eine einvernehmliche Lösung zwischen beiden Parteien gefunden. Daraufhin hätten die sieben Hausbesetzer, die der autonomen Szene angehören, das Gebäude friedlich verlassen. Auch 30 Unterstützer, die sich vor dem Haus in der Duisburger Straße versammelt hatten, verließen das Gelände friedlich. Ziel der Autonomen sei es gewesen, sich Leerstand anzueignen und auf mittlere Sicht ein autonomes Stadtteilzentrum aufzubauen. „Wir möchten das Gebäude am liebsten übernehmen“, sagte der Sprecher der Gruppe gegenüber dem WESER-KURIER.