Der Kampf gegen den Richter

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Text von Hülya aus dem Knast Willich II

Der Kampf gegen den Richter

 

(hier ein Brief/Text von Hüliya, der uns am 1.September 2018 erreichte, mit der Bitte ihn zu veröffentlichen.)

 

Der Kampf gegen den Richter

 

Seit einigen Jahren bin ich eine Gefangene vom Staat werde unterdrückt und schikaniert. Ich kämpfe gegen den Staat und lasse mich vom Staat nicht einschüchtern und auch nicht unterdrücken. Im Gefängnissystem gibt es viele Regeln an die man sich anpassen muss, 95 Prozent tun es, wenige davon nicht. Ich hatte vor kurzem beim Landgericht Krefeld meinen ersten Anhörungstermin gehabt wegen meiner Reststrafe, ich bin inhaftiert, sitze wegen schwerer Körperverletzung und schweren Raubüberfall. Ich habe mich rächen müssen an einer Person die daran Schuld hat, dass meine Beste Freundin mit 18 Jahren gestorben ist bzw. ermordet wurde. Meine Gesamtstrafe ist 6 Jahre und 6 Monate. Bin das erste mal in Haft und habe meinen ersten Prozess mit dem Richter und den Staat gehabt. Ich wurde zum Gerichtssaal geführt und belehrt. Mein Anwalt, der Richter, die Staatsanwältin und die Protokollführerin waren da. Der Richter hat mich nach vorne gerufen, ich bin nach vorn, habe mich hinsetzen müssen und dachte mir nur: „Ich habe die Kontrolle satt, immer Bullen, Gesetze, Staatsanwälte, ich hatte es satt von den Schweinen schikaniert zu werden, mich hilflos zu fühlen. Ich habe es satt zu hören, ich soll mich einfach ruhig verhalten, dann würde ich schließlich auch keinen Stress bekommen.“ So eine Scheiße, die einzige rationale Handlung wäre, verdachtsunabhängig jede Kontrolle in eine Straßenschlacht zu verwandeln. Ich habe es so satt. Der Richter ist mein Feind. Ich habe mir den Richter angeschaut und dachte: „jetzt geht dein Prozess los Hülya“, da war mir klar, dass Krieg und Frieden kein voneinander getrennter Prozess ist, sondern das die Situation in erster Linie Krieg ist. Er fing an zu reden. Frau A., ich habe Ihre Stellungnahme gelesen, da gibt es definitiv nix positives, dass ich Sie frei laufen lassen könnte. Es gibt gewisse Regeln an die man sich halten müsse, in Ihrer Stellungnahme steht drinnen, dass Sie mehrfach Disziplinarisch in Erscheinung getreten sind. Er würde mich unter der Voraussetzung gehen lassen, dass ich an einem Sozialtraining teilnehmen würde, meine Straftat reflektieren soll, zwangsläufig 5 Jahre Führungsaufsicht, und 5 Jahre dürfte ich in kein Ausland ein- und ausreisen. Er fragte mich, Frau A., bereuen Sie Ihre Straftat? Ich schaute Ihm tief in die Augen und sagte, welche Straftat die ich begangen habe, welche fragte ich, dass jemand gestorben ist. Ist dem Staat scheiß egal, dass jemand unter der Erde liegt, nix vom Leben hatte, dass ist egal. Aber das ich mich an der Person gerächt habe, ist eine Straftat. Nein, ich bereue nix, meine Beste Freundin ist nicht mehr da. Ich fragte den Richter. Herr Richter, macht Ihnen Ihr Beruf Spaß, Menschen zu verurteilen und einzusperren? Haben Sie Kinder? Ihre Kinder werden bestimmt auch eines Tages kriminell, werden hier auf der Anklagebank sitzen. Ich bereue nix. Ich habe mich erhoben und habe ganz laut gerufen, eines Tages wird die Revolte kommen. Sie werden dann aber nicht mehr existieren. Alle Knastmauern werden fallen und ich werde darüber springen und zum Schluss habe ich gerufen, es Lebe die Anarchie. Ich habe das Feuer, die Wut in mir rausgelassen, ich habe mich nicht unterdrücken lassen, profitabel für den Staat bin ich auch nicht. Der Richter schrie laut, raus aus dem Saal. Ich ziehe alles zurück, Sie werden Ihre Endstrafe machen. Ich habe noch eine Ordnungswidrigkeit von 200 Euro bekommen. Er rief noch, dass ich beim LKA eingetragen werden, ich habe mich umgedreht und gerufen Ciao. Nach dem ich alles hinter mir hatte, wurde ich wieder in die Zelle gebracht. Mein Anwalt fragte mich, ob ich mein Verstand verloren habe. Ich antwortete, nein, ich bin mir und meinen Ideen treu geblieben. Viel mehr war mir klar, dass ich mich durchgesetzt habe, meine eigenen Interessen. Mir war es egal zu welchem Preis, gegen die Herrschaft habe ich mich durchsetzen können. Das ist es wert, denn mir war klar, dass ich mich auf die Schikanen vom Staat nicht einlassen würde. Ich war eine soziale Rebellin, jetzt bin ich eine leidenschaftliche Anarchistin. Ich habe viel von Alfredo Maria Bonnano gelesen. Er sagte „In Richtung Aufstand, wenn das eine Bedeutung hat für mich, dann ist es dies, von einem spezifischen Kampf ausgehen nach welchen man nicht weiß was passieren mag. Normalerweise gehen wir ins Gefängnis, normalerweise aber man kann nicht sagen nein, eine solche Entwicklung das ist nicht möglich, wieso nicht?“ Ja, denn ich musste selber in den Knast und habe mich politisiert und ich bin sehr stolz auf mich. Die Gerechtigkeit, ein Leben ohne Herrschaft, daran glaube ich ganz fest, deswegen der es selber am eigenen Leib gespürt hat, die Schikanen vom Staat , Ausbeutung, die Unterdrückung. Ich rufe alle dazu auf, Erhebt euch, ihr habt nichts zu verlieren. Denn ich habe es satt, die allgegenwärtige staatliche Überwachung, deswegen habe ich mich erhoben. Liebe Genossen und Genossinnen lasst euch vom Staat, von der Herrschaft, von den Unterdrückungen nicht beängstigen, auf die Demos, die Revolten, auf den Kampf.

 

Bleibt stark, lassen wir das Feuer neu aufflammen.

 

Es gibt nichts abzuwarten.

 

Solidarität selbst organisieren und direkte Aktionen.

 

Für die soziale Revolten

 

Solidarische Grüße

 

Hülya A.

 

JVA Willich II

 

Buchnummer: 84/17/4

 

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