"Antifaschistische Kaffeefahrt", 29.10.2022, Niederbobrizsch

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Der zweite Redebeitrag im Rahmen der Antifaschistischen Kaffeefahrt vom 29.10.2022 in Freiberg, Niederbobrizsch zu den Aufmärschen der Schwurbler*innen in Freiberg und den Gegenprotest dazu.

Wie viele Städte, vor allem in Sachsen, erlangte Freiberg in den letzten Jahren unfreiwillige und fragwürdige Prominenz, Bundesweit und über die Grenzen Deutschlands hinaus. Grund hierfür war die gemeinhin als „Schwurbler:innen“ bekannte Bewegung. Mit dem ersten Lockdown, Ende 2020 begannen auch die Proteste Monatgs in Freiberg. Es begann mit unangemeldeten Proteste durch Freibergs Innenstadt. Begleitet von schwarz-rot-weißen Flaggen, Mützen, Regenschirmen und Musik des rechten Rappers bloody-32, liefen ca. 100 Menschen ohne nennenswerte oder teils überhaupt vorhandene Polizeipräsenz.Mobilisiert wurde vor allem aus Qanon- und verschwörungserzählenden Kreisen. Seitdem gab es in Freiberg jeden Montag Proteste, welche in den meisten Fällen unangemeldet und von der Polizei oft wenig bis gar nicht begleitet wurden. Haupinitiatoren sind die Freien Sachsen, teilweise in Kooperation mit der lokalen AfD.Kritik an beschlossenen Maßnahmen verstecken sich hinter Verschwörungserzählungen, Reichsbürgertum und Antisemitismus. Mit zurückgehenden Pandemie-Regelungen ließen auch die Zahlen der Teilnehmenden vor allem in den Sommermonaten der Jahre 2021 und 2022 nach. Jedoch gab es zu jeder Zeit einen harten Kern von ca. 100-300 Personen, die jeden Montag auf die Straßen gingen und weiterhin vor allem über Telegramgruppen ihre Ideologien verbreiteten.  Mit Ende des Sommers diesen Jahren, erfuhr die Bewegung neuen Aufwind. Abseits der Pandemie wurden Themen wie der Angriffskrieg Rußlands gegen die Ukraine, die Inflation und steigende Energiekosten aufgegriffen. Dies geschah weiterhin vor allem in Kombination mit Verschwörungserzählungen und fehlendem Blick für solidarische Lösungen,  über die eigenen Interessen hinaus. So gibt es innerhalb der Montagsproteste bspw. eine starke pro-Russische Einstellung.  Ein Problem, welches sich vor allem über das letzte Jahr gezeigt hat ist, dass sich über diese Proteste ein Teil der Jugend in Freiberg politisiert und radikalisiert hat. Dies geschah vor allem durch rechte und ins verschwörungserzählende Milieu einzuordnende Berichterstatter und Streamer. Vorrangig genannt sei an dieser Stelle Simon S., besser bekannt als „Herr Aber“. Dieser propagiert in seinen Videos regelmäßig das „Feindbild Antifa“.Durch diese klare Ablehnung des demokratischen Grundwertes des Antifaschismus, wanden sich darauf hin viele junge Personen in die rechte Richtung.Mittlerweile steht man in Freiberg wieder in einer Situation, welche seit den 90ern nicht mehr so präsent war. Die Gefahr, dass sich organisierte rechte Strukturen entwickeln und offensiver auftreten.  Damit kommen wir zum Gegenprotest. In den Hochzeiten der Pandemie war es für die Strukturen vor Ort sehr schwer Gehör zu finden. Gegenproteste waren nicht möglich, Berichterstattung wurde von der Stadt und Polizei weitestgehend ignoriert. Dennoch wurde diese weitergeführt und durch Internet und Kunstaktionen in der Stadt unterstützt.Vor allem in 2021 starteten dann Versuche aus dem Zivilgesellschaftlichen Spektrum mit kleineren Versammlungen. Mit der „Schicht im Schacht“-Demo am 14.08.2021 wurde das stärkst antifaschistische Zeichen seit Jahren gesetzt. Von Jungen Netzwerk Freiberg organisiert setzten ca. 150 Antifaschist:innen unter dem Motto „Schicht im Schacht – rechte Hegemonien durchbrechen! Kritik an Coronamaßnahmen bleibt antifaschistisch und antikapitalistisch“ ein klares Statement. Doch auch hier ist leider wieder festzustellen: das reicht nicht! Uns allen steht ein harter Herbst und Winter bevor. Neben eigenen Sorgen darum, wie wir unsere Rechnungen bezahlen sollen, müssen wir uns mit wieder wachsenden Montagsprotesten beschäftigen. Es ist wichtig die momentan akuten Thematiken mit eigenen Inhalten zu besetzen. Wir müssen uns solidarisieren und unterstützen um den wachsenden Protesten und der vorwiegend reaktionären Stadtgesellschaft und Stadtpolitik etwas entgegenzusetzen.  Wir danken allen Genoss:innen und Freund:innen für ihr Engagement. Wir freuen uns dass ihr heute hier seit, bleibt weiter aktiv, unterstützt euch, bietet im Winter den rechten die Stirn und supportet euch gegenseitig! Alerta!

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