Stellungnahme des de.indymedia.org Kollektivs zum KTS-Kritik-Papier

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Am 6. August wurde ein Artikel auf beiden deutschen Indymedias eingestellt, der eine interne Kritik an Strukturen in der KTS öffentlich problematisierte. Das de.indymedia.org Kollektiv wurde von linksunten und dem KTS-Plenum aufgefordert, diesen Text herunter zu nehmen und kam diesem auch zunächst nach. Nach reiflicher Überlegung halten wir unser Verhalten für falsch und möchten hiermit Transparenz in den Fall bringen, sowie eine Erklärung abgeben, warum wir so handeln, wie wir nun handeln.

Am 6. August wurde ein Artikel auf beiden deutschen Indymedias veröffentlicht, der von der Anarchistischen Gruppe Freiburg, der
Antifaschistischen Initiative Freiburg, der Gruppe Gegenmaßnahme, La Banda Vaga sowie von diversen Einzelpersonen unterzeichnet war. Der
Titel des Artikel lautet "Zur erodierenden Selbstverwaltung der KTS" und setzt sich kritisch mit den Strukturen und Machtverhältnissen
innerhalb der KTS, des "Autonomen Zentrums" in Freiburg auseinander. Die UnterzeichnerInnen sind langjährig im KTS tätig und
deshalb auch regelmäßig am sogenannten Montagsplenum, der Vollversammlung teil. Auf linksunten.indymedia.org wurde der Artikel
relativ zeitnah versteckt. Auch das de.indymedia.org-Kollektiv wurde von den Kollegen von linksunten.indymedia.org darauf aufmerksam
gemacht und gebeten den Text herunter zu nehmen. Ein begründeter Löschantrag wurde im Namen des gesamten KTS-Plenums zeitnah
nachgereicht. Begründet wurde diese dadurch, dass interne Strukturen offengelegt und dadurch auch Personen gefährdet seien. Der Bitte wurde
nachgekommen und der Artikel ebenso versteckt, da zu diesem Zeitpunkt vom Moderatoren-Kollektiv nicht beurteilt werden konnte, inwieweit es
sich um haltlose Vorwürfe oder Szenestreit handelte, die GenossInnen gefährden oder der Artikel berechtigte Kritik liefert, die Grundlage
für einen fruchtbaren und konstruktiven Dialog sein könnte.

Die Moderation von de.indymedia.org hält nach reiflicher Überlegung die Entscheidung im Nachhinein für falsch. In dem Artikel wird
überwiegend das Bild eines idealen autonomen Zentrums und die Schwierigkeiten eines solchen in der aktuellen gesellschaftlichen
Situation gezeichnet. Dies ist schlicht eine inhaltlische politische Darstellung und gefährdet niemanden. Ferner werden Forderungen zur
Verbesserung der Selbstverwaltung aufgestellt. Die sind durch vage Äußerungen begründet, es werden keine Namen genannt und dadurch
niemand gefährdet. Deshalb wird der Artikel nach einiger Verzögerung wieder frei geschaltet bzw. neu eingestellt.

Dieses Beispiel zeigt, dass auch ein überregionales Indymedia bei szeneinternen Konflikten immer nur verlieren kann, da meist jemand mit
der Veröffentlichungen des Positionspapieres unzufrieden ist und die Löschung fordert. Die Rechtmäßigkeit kann aber das überregionale
Kollektiv nicht beurteilen und wird so meist dem Löschantrag zunächst stattgeben. Ein regionales Indymedia scheitert hier erst recht, da es ggf. in die
Strukturen und den Streit selbst verwickelt ist, sodass Kontrollinstanzen versagen.

Vielleicht sollte man sich einmal einen der Gründe für Open-Posting von Indymedia ins Gedächtnis bringen: Es gibt keine absolute
Wahrheit, jeder Autor / jede Autorin hat die subjektive Sicht auf die Dinge. Deshalb kann jedeR seine/ihre schildern und
gegenüberstellen. Deshalb gibt es Ergänzungen und die Möglichkeit, beliebig viele Artikel zu veröffentlichen.

Prinzipiell sollte aber der Konflikt in der Struktur selbst gelöst werden. Wenn die regionalen Strukuren versagen, kann ein Weckruf auf
Indymedia dazu beitragen, sich wieder ins Montagsplenum einzubringen und eventuelle Machtstrukturen aufzubrechen.
Eine Lösung des Konfliktes wird es aber über Indymedia sehr warscheinlich nicht geben. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass interne
Auseinandersetzungen über Veröffentlichung auf de.indymedia.org nicht gemildert oder gelöst wurden, sondern es meist eher zu einer Verhärtung der Fronten und somit
zum Gegenteil einer Lösung gekommen ist. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Gefährdung von Einzelpersonen oder der gesamten Struktur durch "Verplappern" und anschließender Reaktion seitens der Repressionsorgane.
Wir appellieren daher auch weiterhin, interne Konflikte vor Ort zu lösen und nicht über Indymedia auszutragen.

In diesem Sinne wünschen wir dem KTS-Montagsplenum die nötige Kraft, dies zu erreichen.

Das de.indymedia.org Kollektiv

de.indymedia.org
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