Anarchist Hackers, ein Aufruf an alle Anarchist*innen

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Der nächste Schritt anarchistischer Praktik: anarchistische Hacker*innen!

Es gab eine Zeit des friedlichen Anarchismus und Menschen beteiligten sich in der ersten Internationalen. Kluge Köpfe und Freigeister aus Frankreich, Spanien, Deutschland und der ganzen Welt haben die Geschichte der Revolution und ihrer Kinder geprägt. Der Anarchismus hat Grenzen überwunden, Horizonte erweitert und seinen Platz in der Gesellschaft manifestert. Er wird umso wichtiger, je mehr Staat und Kapitalismus ihre Herrschaft festigen und die Menschen in Roboter und Produkte des Konsums verwandeln. Um den Status den wir uns über die Jahre erkämpft haben zu halten und auszubauen kann der Anarchismus nicht mehr nur auf der Straße agieren oder friedlich prokrastinieren - wir müssen den Anarchismus auch die digitale Welt erobern lassen und diese nicht der Wirtschaft oder rechten, patriachalen oder anderen machtorientierten Ideologien überlassen! Die englischen "Diggers", die Aufständigen des 1.Mai, die Durrutis und alle anarchistischen Revolutionen resultierten aus den sie umgebenden Zuständen (Es gäbe noch viel mehr zu erwähnen. Dazu an der Stelle der Hinweis auf die Arte Dokumentation "Kein Gott, Kein Herr - eine kleine Geschichte der Anarchie": https://www.youtube.com/watch?v=pod6XSemXnw - Alternative: https://vimeo.com/220947409 ). So müssen wir uns heutzutage ebenfalls an unsere Zustände anpassen und dürfen den Einfluss von Technologie nicht ausklammern. Seit 2010 gibt es einige anarchistische Hacker*innen, die diese Umstände erkannt haben und erste revolutionäre Akte im Cyberspace vollführt haben. Doch dieser Widerstand ist noch zu gering und muss stetig ausgebaut werden.

Kommen wir nun zum Ursprung des Hackens. Tatsache ist, dass Hacken und Anarchismus schon immer Hand in Hand gingen. Bevor das Hacken demonisiert (80/90er), später kommerzialisiert (ab 1995) und durch Medien und seinen großen Ausverkauf gespalten (ab 2004) wurde, war die Kultur des Hackens sehr libertär geprägt. Überlegen wir einmal kurz was Anarchist*innen ausmacht: Anarchisti*innen denken, Anarchist*innen lernen, Anarchist*innen schreiben und sind Autodidakt*innen. Anarchist*innen wurden schon vieles genannt: Träumer, Rebellen und auch Terroristen, aber der Fakt ist Anarchist*innen wissen wie man aufbegehrt. Sie haben vom größten König bis zum bekanntesten Präsidenten alle verrückt gemacht. Anarchist*innen wissen wie man kämpft. Anarchist*innen kriegen Scheiß gebacken - sie mögen nicht den Weg eines vollendeten Kommunismus gefunden haben, was einige Anarchist*innen vielleicht anstreben - aber sie beeinflussen die Gesellschaft, bewegen oder zerstören Formen der Herrschaft und der Unterdrückungskultur. Anarchist*innen die ihren Aktivismus leben können sind zu weißen Blutkörperchen der Welt ("Welt", denn auch die Umwelt muss gegen jegliche Form des Faschismus beschützt werden!) geworden. Sie haben sich zusammengeschlossen gegen die Herrschenden, das Patriarchat, den Rassismus, Nationalismus, Patriotismus, kultureller Egozentrismus, uvm. Anarchist*nnen waren und sind treibene Kräfte in sozialen Bewegungen. Anarchist*innen haben sich gebildet, haben sich Wissen angeeignet und sich über die Werkzeuge, Methoden und das kritische Denken der menschlichen Geschichte ausgetauscht. Und das hat sich bis heute nicht geändert. In den 80er Jahren fingen diese Anarchist*innen an sich auch die digitale Welt anzueignen, viele nennen sie Hacker*innen. Nicht alle Hacker*innen sind Anarchist*innen, aber Anarchist*innen haben die Hacker- & Phreaker-Welt seit Tag 0 bestimmt.

Diesen Zusammenhang möchten wir hervorheben, denn die Hacker-Ethik wurde von Anfang an vom Anarchismus und seinem Grundkonzept der individuellen Freiheit und der Ablehnung von Herrschaft beeinflusst. Hacker*innen verhalten sich wie Anarchistinnen. Sie sind neugierig, sie wollen entdecken, verändern und reparieren. Und viele dieser Hacker*innen, die sich selbst noch nicht als Anarchist*innen begreifen bzw. ihren Einfluss und Möglichkeiten auf die digitale Welt noch nicht überschauen können, sind auf der Suche.

Wärend das Internet (damals Arpanet) ursprünglich rein militärisch genutzt, ausgebaut und später für akademische Zwecke erweitert wurde, war zu einem großen Teil die Hackerszene daran beteiligt die Infrastruktur und den Datenfluss für alle Menschen zugänglich zu machen. Dadurch entstand in kürzester Zeit eine fast unendliche Plattform an Möglichkeiten. Wie in der analogen Welt haben sich allerdings auch im Cyberspace schnell Machtstrukturen und Hierachien gebildet bzw. direkt daraus übertragen. Die ersten Hacker*innen zeigten ihre Ablehung dieser Strukturen durch erste Hacks. Das Internet ist grundlegend eine Plattform zum Austausch von Informationen mit der Möglichkeit sich international zu verbinden, zu verstehen, zu informieren, zu bilden und Neues zu erschaffen oder Bestehendes zu verbessern. Das Internet war nie dazu bestimmt ausschließlich dem Konsum, der Herrschaft, Überwachung oder dem Kapitalismus zu dienen. Genau das haben Hacker*innen verstanden, wenn sie auf der Suche waren nach der Ursache ihrer Antipathie gegenüber Staat und Unternehmertum. Wenn sie die Strukturen verstehen und die antihumanistischen Methoden durchschauen führt ihr Gerechtigkeitssinn sie vielleicht dazu eine Lösung zu suchen, zu hinterfragen und zu verändern - sie entdeckten den Anarchismus für sich. Andersherum begannen manche Anarchist*innen damit zu hacken, weil es ein libertärer Weg ist die Welt und die Realität zu formen. Sie haben verstanden, dass die Zukunft vernetzt sein wird und es auch eine Möglichkeit darstellt darüber Einfluss zu nehmen, ja Widerstand leisten zu können. Man kann es drehen und wenden wie man mag: Hacken ist eine anarchistische Handlung. Eine kleine Anmerkung: Wir sprechen hier nicht von der, durch das System und der Propaganda geprägten Bedeutung des Hackens. Ferner davon sind Hacker*innen keine Cyber-Kriminellen, so wie auch kein politischer Aktivist ein Krimineller ist, denn alle Handlungen stehen für eine größere Sache, selbst illegale. Hacker*innen sind
weder unternehmerische Ware noch Menschen die man kaufen und verdrehen kann um wirtschaftlich oder militärisch von ihnen zu profitieren. Hacker*innen sind Hacker*innen, sie finden und beheben Probleme.

2010 wurde in einem i2p AnonAnarchistAction IRC Chatroom folgendes gesagt:
"Wir Anarchisten kennen Taktiken, wir kennen die Vielfalt der Taktiken und sie funktionieren! Aber seid keine Idioten, denn Hacken ist heutzutage eine der bedeutendsten Taktiken. Es war mal die Zukunft doch jetzt ist es Gegenwart, die Dystopie ist real!" (NetAnarchist)

BITTE lernt zu hacken! Werdet nicht zu verkaufbaren professionellen Cybersecuritytools, die mit Kali Linux und 3 Kommandohacks, ausschließlich zu Gunsten eines Landes, des Faschismus oder eines Unternehmens arbeiten. Lernt ein*e Hacker*in zu sein! Nicht nur die Fähigkeiten ansich, sondern auch die "Persona", die Ethik und die libertäre Herangehensweise, die dahinter steht! Lernt zu verstehen warum Hacker*innen freie Software erschaffen, warum sie Verschlüsselung nutzen, was Dezentralisierung ist und am wichtigsten: wie Systeme funktionieren - wirklich, lernt hacken!

Hacken ist eine Einstellung, eine Herangehensweise die die meißten Anarchisten bereits besitzen. Wir Anarchist*innen gehen zwar bereits unseren Weg auf der Strasse - aber wir dürfen nicht vergessen, dasselbe mit der Technik sowie mit allen anderen Aspekten des Lebens zu tun. Hört auf euer Wissen ausschließlich aus Büchern zu beziehen, denn ein*e Hacker*in ist etwas was sich durch sich selbst definiert. Hacker*innen zu sein bedeutet Leidenschaft und das Wissen und die Gewissheit zu haben eine Person zu sein die hinterfragt und neugierig ist und verbessern möchte ... jemand der Dinge kaputt machen wird! Und ja, es bedeutet auch eine Person zu sein die Gesetze brechen wird, wenn das bedeutet ein Problem zu finden, reparieren oder gar zu lösen - sei das im realen Leben oder im Cyberspace.

HACK THE SYSTEM!
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An die Anarchist*innen und Hacker*innen die bereits aktiv sind: Zerschlagt den Cybersecuritykomplex! Wenn sie angepisst sind, gut - sie wissen, dass wir immer einen Schritt vorraus sein werden und sie hinterher ziehen. Wenn sie es noch nicht sind, dann sorgt dafür! Es geht hier nicht um die, die mit Cybersecurity Geld verdienen und für Staaten und Unternehmen arbeiten, dann aber nachts zu Hause "echte" Hacker*innen sein wollen um die Welt zu verändern - legal oder illegal. Es geht hier um revolutionäre Individuen, die nicht nur für das Geld mitmachen - vergeude dein Potenzial nicht, indem du dich für den Erhalt von Herrschaft und Kapitalismus instrumentalisieren lässt. Nutze dein Know-How um Andere zu bilden, Netzwerkbanden zu gründen und eine libertäre Einstellung im Cyberspace vorranzutreiben und zu prägen!

Basis dieses Textes war ein Post auf hispagatos.org, welcher von uns übertragen, übersetzt & ergänzt wurde.

Die Revolution ist jetzt!

Follow the white rabbit ... irc.cyberguerrilla.org #anarchism

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Ergänzungen

Du solltest nicht fordern das andere Hacken lernen. Bietet selber dafür Kurse an. Mit entsprechenden Programmen wie Linux. Somit werden Menschen befähigt zu hacken. Solche Leute sollen im Anschluss als Multiplikatoren andere das Hacken beibringen. Diese Hacks sollten gezielt gegen Faschisten, AfD eingesetzt werden. Das ist wirkungsvoller als Outing Aktionen von Blättern. Das ist Arbeit für den Mülleimer.

Erstmal eine Antwort zum vorherigen Post: Kurse im "Hacken" anzubieten so wie du sie beschreibst, halte ich für sinnlos und gefährlich. Sinnlos, weil das Lehrmaterial eh schon zigfach im Internet ist, und die Hauptarbeit am Bildschirm gemacht wird. Gefährlich, weil das nach deutschem Recht eine Anstiftung zu kriminellen Handlungen ist, und dafür wandert der/die Vortragende dann direkt in U-Haft. Also eher eine Sache für Bezugsgruppen und Einzelpersonen.

Einen Aspekt habt ihr im Artikel nicht behandelt, und das ist der digitale Selbstschutz und die Nutzung von anonymer Infrastruktur. Das ist etwas, was heutzutage jede und jeden angeht, und etwas niedrigschwelliger als die offensiven Sachen.

Dazu könnten auch Kurse gegeben werden.

"Es geht hier nicht um die, die mit Cybersecurity Geld verdienen und für Staaten und Unternehmen arbeiten, dann aber nachts zu Hause "echte" Hacker*innen sein wollen um die Welt zu verändern - legal oder illegal."

Warum nicht? Ist doch eine gute Tarnung. Gute Hacker*innen sind die, die niemand identifizieren kann. Wenn sie sich eine legale Fassade geben und zum Schein "brav Arbeiten gehen", sind diese Hacker*innen gut geschützt. Naürlich nicht übertreiben, indem Mensch für die Bullen, Verfassungsschmutz oder ZiTis arbeitet, aber für kleine Firmen Cybersec machen halte ich noch nicht für problematisch.