Mikrokredite als Instrument der Entwicklungspolitik – Ein kurzer Rapport zum PRO und CONTRA

Eine kurze Gegenüberstellung der positiven Auswirkungen sowie der negativen Folgen der Mikrokreditvergabe in Entwicklungsländern. Sind Mikrokredite als Mittel zur Armutsbekämpfung zielführend? Dieser Text stellt beide Positionen - Kritik und Befürwortung - kurz dar.

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Definition Mikrokredit und Anwendungsgebiete

 

Unter einem Mikrokredit versteht man einen Kleinkredit, der hauptsächlich an Menschen in Entwicklungsländern vergeben wird, die ein Kleingewerbe betreiben bzw. mithilfe des Kredits zu betreiben bezwecken. Als Kreditgeber fungieren hauptsächlich NGOs (Nichtregierungsorganisationen, im Deutschen auch oft mit NRO abgekürzt) und besonders spezialisierte Finanzdienstleister. Die Höhe der Kreditsumme kann bereits ab 50 US-Dollar betragen. (Quelle: https://www.bundestag.de/blob/491972/734a71641aab321850de596b4b15e25e/mikrofinanzierung-in-entwicklungslaendern-data.pdf)

 

Die tatsächliche Bandbreite der Verwendungszwecke ist groß. Mikrokredite können nicht nur als Individualkredite für eine Einzelperson vergeben werden, sondern auch als Gruppenkredit. Bei dieser Variante schließen sich mehrere Kreditnehmer zu einer Gruppe zusammen. Trotzdem erhält jede Person einen Einzelkredit. Durch die Joint Liability unterstützen sich die Kreditnehmer der Gruppe umso mehr, um den Zahlungsausfall eines Einzelnen zu vermeiden. (Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-01/mikrokredit-kritik-studien) Weitere Verwendungszwecke für den Mikrokredit sind der Bereich Bildung, Wohnen und Bauen sowie Konsum. Bildungskredite werden für das Schulgeld verwendet, das für die Kinder der Kreditnehmer jeweils anfällt. Der Schulbildungsmangel ist eines der zentralsten Probleme bei der Armutsbekämpfung. Wohn- und Baukredite dienen der Sicherung der Wohnstätte. Viele Unterkünfte sind instabil und können den Witterungsverhältnissen zum Opfer fallen, sodass Obdachlosigkeit droht. Nicht zuletzt dient der Konsumkredit dazu, private Anschaffungen möglich zu machen, zum Beispiel bei Krankheit oder im Todesfall. (Quelle: http://www.mikrofinanzwiki.de/ueber-mikrofinanz/mikrofinanz/mikrokredit/)

 

Mikrokredite in der Kritik – Negative Auswirkungen

 

Obgleich die positive Wirkung der Mikrokredite eindeutig nachweisbar ist, werden diese Finanzdienstleistungen kontrovers diskutiert. In der Vergangenheit geriet die Vergabe von Mikrokrediten immer häufiger in Kreuzfeuer der Kritik. Zuletzt sorgten Vorfälle für Aufruhr, bei denen sich Kreditnehmer in Indien das Leben nahmen, da sie keinen Ausweg aus der Überschuldung sahen. Der Vorwurf lautete, dass es nicht um entwicklungspolitische Maßnahmen gehe, sondern eine Kommerzialisierung der Mikrokreditbranche stattfände. (Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/mikrokredite-arme-bauern-in-der-schuldenfalle-1582856.html)

 

Diese Entwicklung ist allgegenwärtig, auch in Deutschland wird besonders im Bereich von Onlinekrediten vor unseriösen Angeboten gewarnt. Hinter zahlreichen Angeboten auf Kleinanzeigenportalen und Webseiten verbergen sich Betrugsversuche, die Anzahl der vertrauenswürdigen Anbieter ist stark begrenzt. (https://www.kredit-abzocke.com/kreditanbieter/test/smava/

) Der unregulierte Markt der Mikrokredite bringt unseriöse Geldgeber hervor, die Missbrauch betreiben und Vorfälle wie die Selbstmorde im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh verursachen. Solche Ereignisse rühren von der Tatsache her, dass besonders Menschen in Armut dazu tendieren, mehr Geld zu leihen, als sie bewältigen können und das Überschuldungsrisiko unterschätzen. Gepaart mit intransparenten Vergabekriterien und Wucherzinsen unseriöser Anbieter kommt es zu verheerenden Folgen. (Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-01/mikrokredit-kritik-studien). Die Kreditnehmer müssen den gesamten Prozess über begleitet werden, nicht nur vom Kreditgeber. Selbsthilfegruppen sind hier ein weiterer sinnvoller Ansatz. Außerdem verursachen die Verwaltung und die Transaktionen oftmals hohe Kosten. Diese Kosten müssen reguliert werden durch die Rationalisierung von Verwaltungsstrukturen. Der Bericht des Generalsekretärs der UNO weist auf diese Empfehlungen bei der Mikrokreditvergabe vor. (Quelle: https://www.unric.org/de/pressemitteilungen/4914)

 

Mikrokredite als Instrument zur Armutsbekämpfung : Positive Effekte

 

Die positiven Auswirkungen der Mikrokredite bei der Armutsbekämpfung bekommen vor allem die Frauen zu spüren. Laut einer Statistik der Grameen-Bank, die mit ihrem Gründer Muhammed Yunus als Erfinder der Mikrokredite gilt, sind rund 97 % der Kreditnehmer weiblich. Die Bank wurde 1976 gegründet und verzeichnet seit Mitte der achtziger Jahre ein Wachstum von 40 % auf 90 % bei der Frauenquote. Frauen haben in den Entwicklungsländern traditionell untergeordnete Rolle. Diese Benachteiligung machen sich die weiblichen Kreditnehmer zum Vorteil, da sie mittels Kreditaufnahme beweisen können, dass sie selbstständig und unabhängig sind sowie verantwortungsvoll mit Geld umgehen können. Des Weiteren haben Frauen eine starke Tendenz, zukunftsorientiert zu investieren, da so ihren Kindern eine Schulbildung ermöglicht wird und sie in der Lage sind, medizinische Leistungen zu finanzieren. (Quelle: https://www.berlin-institut.org/online-handbuchdemografie/entwicklungspolitik/mikrokredite)

 

Die Rückzahlungsquote der Mikrokredite liegt aktuell bei etwa 95 %. Dieser hohe Prozentsatz dient als Indikator dafür, dass sich die finanzielle Situation der Kreditnehmer positiv verändert hat und ein Weg in Richtung Selbstständigkeit eingeschlagen werden konnte. Ein weiterer wichtiger Aspekt neben der wirtschaftlichen Verbesserung ist der Gesundheitszustand. Kreditnehmer und Haushalte, die einen Mikrokredit aufnehmen, gehen nachweislich verantwortungsvoller mit ihrer Gesundheit um. Das heißt, zum einen sind sie in der Lage, Medikamente zu beschaffen und nehmen diese Option durchaus an. Auch gesundheitliche Vorsorgeleistungen finden einen größeren Anklang bei den Kreditnehmern. Zum anderen legen die Kreditnehmer erhöhten Wert auf eine bessere Ernährung und bessere Wohnbedingungen. (Quelle: https://www.bundestag.de/blob/491972/734a71641aab321850de596b4b15e25e/mikrofinanzierung-in-entwicklungslaendern-data.pdf)

                                                                                      

Fazit

 

Ein pauschales Urteil über Mikrokredite lässt sich nicht fällen. Einige der angeführten Kreditpunkte sind berechtigt und sollten als Ansatzpunkt für weitere Entwicklungen der Fördermaßnahmen dienen, so zum Beispiel bei der Transparenz der Vergabekriterien sowie der Betreuung der Kreditnehmer. Die Entwicklungspolitik sollte einen Ansatz schaffen, wie unseriösen Anbietern ein Riegel vorgeschoben werden kann und wie die Kreditnehmer besser betreut werden könne, um Vorkommnisse wie die dramatischen Selbstmordfälle zu vermeiden. Bei besonders kritischer Betrachtung stellt sich die Frage, ob überhaupt arme Menschen in Entwicklungsländern diese Form der Entwicklungsarbeit selbst bezahlen sollten; dies ist eigentlich Staatsaufgabe.

Dennoch sollte trotz der oft harschen Kritik nicht außer Acht gelassen werden, welche positiven Auswirkungen die Mikrokreditvergabe bereits hatte, besonders im Hinblick auf die weiblichen Kreditnehmer, und welches Zukunftspotential dahinter steckt.

 

Quellennachweis:

https://www.bundestag.de/blob/491972/734a71641aab321850de596b4b15e25e/mikrofinanzierung-in-entwicklungslaendern-data.pdf

http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-01/mikrokredit-kritik-studien

http://www.mikrofinanzwiki.de/ueber-mikrofinanz/mikrofinanz/mikrokredit/

https://www.unric.org/de/pressemitteilungen/4914

https://www.kredit-abzocke.com/kreditanbieter/test/smava/

https://www.berlin-institut.org/online-handbuchdemografie/entwicklungspolitik/mikrokredite

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/mikrokredite-arme-bauern-in-der-schuldenfalle-1582856.html

- letzte Aufrufe am 24.4.2018 -

 

 

 

 

 

 

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Ergänzungen

Kathrin Hartmann untersucht in Ihrem Buch Wir müssen leider draußen bleiben. Die neue Armut in der Konsumgesellschaft. Blessing, München 2012, ISBN 978-3-89667-457-9 das System der Mikrokredite in Bangla Desh und kommt zu einem ernüchternden Schluss: Sie hat niemanden gefunden, der sich dadurch eine Lebensgrundlage hat aufbauen können. Das ist ja auch klar: Mit dem geliehenen Geld wirtschaften, dann das geliehene Geld zurück zahlen, dann noch die Zinsen erwirtschaften sowie dann noch einen Überschuss für das eigene Leben erwirtschaften ... die Leute, die sie in Bangla Desh getroffen hat, haben neue Mikrokredite aufgenommen, um den alten bezahlen zu können. Zudem werden dadurch lokale wirtschaftliche Strukturen zerstört. Also alles Schwindel.