Beutet die nordhessische BDKS Menschen aus?

Der christliche Beschäftigungsträger Baunataler Diakonie Kassel (BDKS) e. V. wehrt sich gegen den Vorwurf Menschen mit Beeinträchtigungen im öffentlich geförderten Beschäftigungssektor über ein undurchsichtiges Entlohnungssystem auszubeuten.

Zu den Kunden der BDKS zählen u.a. Volkswagen, B. Braun und die Hütt-Brauerrei. Im Juli '21 haben die Mitglieder der BDKS den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der B.Braun Melsungen AG, Prof. Dr. Heinz-Walter Große, zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt.

Dem bei der BDKS beschäftigten Ralf G. war in seinen Lohnabrechnungen aufgefallen, dass er bei gleichbleibender Arbeit immer weniger Lohn von der BDKS erhielt; zusammen mit seinem Vater schaltete G. sogar einen Anwalt ein und versuchte sich dagegen zu wehren. In der Nordhessischen Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) erschien am 2.2.22 der nachfolgende Zeitungsartikel: “Weniger Geld bei gleicher Arbeit: Betroffener beklagt Lohnkürzung in Behindertenwerkstätten“

https://www.hna.de/lokales/kreis-kassel/lohfelden-ort53240/weniger-geld-...

Nun wehrt sich die BDKS gegen den Vorwurf sie würde z. B. behinderte Menschen zusammen mit der nordhessischen Wirtschaft ausbeuten und verweist in der HNA vom 6.2.22 auf ihr komplexes, kompliziertes und undurchsichtiges Entlohnungssystem. Das BDKS-Entlohnungssystem ist für die betroffenen Beschäftigten und ihre Angehörigen kaum nachzuvollziehen – ist das so gewollt?

https://www.hna.de/lokales/kreis-kassel/baunatal-ort312516/diakonie-weis...

Die Beschreibung des Entlohnungssystems, für die BDKS-Basisbeschäftigten - aus Sicht der BDKS-Geschäftsführung -, ist bezeichnend: Zu komplex, zu kompliziert und somit vermutlich nur für BWL'er (und andere Fachleute) nachvollziehbar bzw. verständlich, jedoch nicht für die Entlohnten selbst; zudem ermöglicht dieses Entlohnungssystem betriebsinterne Interpretationen und (willkürlich ausgelegte) Spielräume für den Arbeitgeber, die BDKS.

Im Bereich des Bundesteilhabegesetzes verhält es sich ganz ähnlich: Zu schwerverständlich für die Betroffenen, wie die HNA-Lokalredaktion Wolfhagen am 10.10.20, im Artikel von Anje Thon, feststellte:

"Weniger Geld für Pflege/ Regelungen im Bundesteilhabegesetz verärgert Bewohner des Hauses am Dörnberg"

https://www.hna.de/lokales/wolfhagen/wolfhagen-ort54301/weniger-geld-fue...

Wenn diese o. a. geschilderten Dinge für die Betroffenen (und ihre Angehörigen) nicht einfach nachzuvollziehen sind und zudem (bewusst?) intransparent gehalten werden, erweckt das großes Misstrauen bei den Beschäftigten gegenüber dem Beschäftigungsbetrieb BDKS. Und genau das ist hier geschehen und wird nun öffentlich diskutiert.

Hat die BDKS sich diesbezüglich einfach keine Mühe gegeben, liegt hier ein Kommunikationsproblem (bspw. zwischen der BDKS-Geschäftsführung und den Basisbeschäftigten) vor? Oder spielen hier noch andere (gewinnträchtige) Gründe für die BDKS eine wichtige Rolle?

Die BDKS ist hierbei in einer Art Bringschuld gegenüber den Betroffenen und der Öffentlichkeit. Auch die o. a. nordhessischen Unternehmen sollten ein starkes Eigeninteresse daran habe diesbezüglich bei der Aufklärung der Vorwürfe mitzuwirken.

Ausbeutung von Menschen im öffentlich geförderten Beschäftigungssektor – zu Gunsten der (nordhessischen) Wirtschaft – darf es nicht geben!

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