Anquatschversuche in Sachsen-Anhalt

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Im Abstand von etwas mehr als einem Jahr kam es zu zwei Anquatschversuchen durch eine staatliche Behörde bei einer Genossin im südlichen Sachsen-Anhalt.

Ende Januar '22 kam es zu einem Anquatschversuch im Raum Naumburg (Saale). Zwei Personen, die sich als "Mitarbeiter:innen des Innenministeriums" vorstellten, suchten Kontakt zu einer Genossin an deren Meldeadresse. Die Genossin konnte nicht angetroffen werden. Auf Nachfrage einer anderen an der Adresse angetroffenen Person, stellte sich eine der "Mitarbeiter" als "Michelle" vor. Die Bitte, einenDienstausweis zu sehen, wurde verweigert, allerdings wurde eine Telefonnummer hinterlassen. Der Grund des Besuchs sei, dass man die Gesuchte bloß vor rechten Fotograf:innen bei Coronaprotesten warnen wolle. Derartige Vorschübe wurden in der Vergangenheit bei Anquatschversuchen häufig genutzt - vermutlich um Vertrauen aufzubauen.

Bereits über ein Jahr zuvor, im Dezember 2020, versuchten zwei Personen, die sich ebenfalls als "Mitarbeiter:innen des Innenministeriums" ausgaben, an der damaligen Arbeitsstelle der Genossin Kontakt aufzunehmen, konnten sie aber auch dort nicht antreffen. Mit einer anderen erfundenen Geschichte wurde versucht, beim Arbeitgeber Informationen über die gesuchte Person zu bekommen.

Unabhängig davon, ob es sich bei den beiden Anquatschversuchen nun um Mitarbeiter:innen des polizeilichen Staatsschutzes oder des Verfassungsschutzes handelte: mit den Repressionsbehörden gibt es nichts zu besprechen, nicht über euch und auch nicht über vermeintliche Bekannte. Lasst euch von ihnen weder einschüchtern, noch bedrohen, noch einschmeicheln.

Wenn ihr angequatscht werdet, verweigert das Gespräch, schließt die Türe, verteilt klare Absagen. Sprecht mit eurem politischen Umfeld, einem/r Anwalt/in und eurer lokalen Antirepressionsgruppe oder Rote Hilfe Ortsgruppe. Macht Anquatschversuche öffentlich.

Immer wieder kommt es zu Anquatschversuchen durch staatliche Behörden gegenüber politisch aktiven Menschen. Ziel der Anwerbeversuche ist, Informationen über politische Initiativen und linke Strukturen zu gewinnen. Betroffen sein können davon prinzipiell alle, die in irgendeiner Weise politisch aktiv sind oder Kontakt zur linken Szene haben. Anquatschversuche kommen in der Regel unerwartet, da die Behörden es darauf anlegen, die Betroffenen zu überrumpeln und zu verunsichern. Umso wichtiger, sich gezielt auf einen möglichen Kontaktversuch vorzubereiten! Deshalb hier einige Informationen und Tipps:

https://www.rote-hilfe.de/downloads1/category/3-was-tun-wenn-s-brennt-und-rechtshilfe-infoflyer-zu-spezifischen-themen?download=22:anquatschversuch-was-tun-information-der-roten-hilfe-zu-kontaktaufnahme-von-vs-und-staatsschutz

 Rote Hilfe Halle

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