Pressemitteilung zum Brandanschlag auf die Dar al-Salem Moschee in Marburg

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Pressemitteilung zum Brandanschlag auf die Dar al-Salem Moschee in Marburg

„In der Nacht vom 09. auf den 10. November 2017 wurde ein Brandanschlag auf die Dar al-Salem Moschee am Marburger Richtsberg verübt. Zum jetzigen Zeitpunkt wird vermutet, dass die Tat einen rechten Hintergrund hat. Die zu vermutende rassistische Intention ist zu verurteilen. Trotzdem müssen islamistische Strukturen in Marburg kritisiert werden”, kommentiert die Pressesprecherin der antifaschistischen gruppe 5, Sophia Stern, den Vorfall.

Es ist nichts Neues, dass auch in Marburg, wie überall in Deutschland, Nährboden für rechte Gewalt vorhanden ist. Wie die Marburger Ortsgruppe der Identitären Bewegung, sind auch die DB-Burschenschaften und Die Rechte hinlänglich für ihre Gewaltbereitschaft bekannt. Außerdem haben die letzten Jahre immer wieder deutlich gemacht, dass rassistische Anschläge nicht nur von organisierten Neonazis begangen werden. Nicht selten waren auch sich selbst als „besorgt“ bezeichnende BürgerInnen für solche Attacken verantwortlich.(1) Entgegen ihrer skurrilen Behauptungen verbirgt sich dahinter keine Kritik am Islam oder Islamismus, sondern Rassismus. So war das Motiv des Anschlags vom 09. auf den 10. November 2017 vermutlich ein rassistisches, wofür ebenfalls die Wahl des Datums sowie der Tatzeit sprechen.(2)

Es ist wichtig herauszustellen, dass der Anschlag auf die Dar al-Salem Moschee nichts mit einem Akt der Religionskritik zu tun hat. Nach der ethnopluralistischen Ideologie der sogenannten Neuen Rechten ist der Islam, unter den jetzigen Umständen, in seinen „angestammten Regionen“ akzeptabel. Auch zwischen deutschem Faschismus und Islamismus bestehen hinsichtlich der Ideologien der Ungleichheit diverse Überschneidungen. So hat im Laufe der Geschichte immer wieder Zusammenarbeit zwischen deutschen FaschistInnen und Teilen der „muslimischen Welt“ stattgefunden.(3) Die Islamkritik der völkischen Rechten zielt daher nicht auf die Emanzipation der Menschen ab, die unter dem politischen Islam leiden, sondern plädiert für eine nach rassistischen Kriterien eingerichtete Gesellschaft.

„Ob Umma(4) oder Volksgemeinschaft, beide Vorstellungen wie die Gesellschaft einzurichten sei, steht der unseren eklatant entgegen. Religionskritik ist ein fundamentaler Teil linksradikaler Gesellschaftskritik, welche auch den Islam nicht aussparen darf. Der Versuch des Islamismus, als seine fundamentalistische Form, einen globalen Gottesstaat zu errichten, muss bekämpft werden.”, kommentiert Christa Smaul, Pressesprecherin der Gruppe streit_wagen. Die Dar al-Salem Moschee steht dem Islamismus nahe, wie in den letzten Wochen mehrfach berichtet wurde.(5) Aus diesem Grund halten wir es für fatal, die dringend notwendige Kritik an der Dar al-Salem Moschee sowie der Omar Ibn al-Khattab Moschee und ihrem Träger, dem Orientbrücke e.V., aufgrund dieses Anschlages zu vernachlässigen. Rassistische Angriffe jeder Art verurteilen wir. Die Reaktion darauf sollte jedoch nicht dazu führen, AkteurInnen des islamistischen Spektrums als einen unterstützungswürdigen Teil dieser Stadtgesellschaft darzustellen.

Einer vermeintlichen Vereinnahmung von Islamkritik durch Rechte muss eine emanzipatorische Antwort entgegengestellt werden.

Autoritäre Bewegungen bekämpfen!
Für den Kommunismus!

antifaschistische gruppe 5

streit_wagen מרכבה

(1) siehe http://www.fr.de/rhein-main/junge-alternative-schlagende-verbindungen-a-1279461 oder
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-11/rechtsextremismus-fluechtlingsunterkuenfte-gewalt-gegen-fluechtlinge-justiz-taeter-urteile
(2) Der Anschlag auf die Moschee erfolgte um 5:45 Uhr. Um dieser Uhrzeit begann offiziell der Naziüberfall auf Polen am 01.09.1939.

(3) Bereits im Ersten Weltkrieg bestand eine Waffenbrüderschaft zwischen dem Deutschen und dem Osmanischen Reich. Auch Mohammed Amin al-Husseini, der Großmufti von Jerusalem, arbeitete eng mit dem NS-Regime während des Zweiten Weltkrieges zusammen.

(4) Als Umma ist ein transnationales muslimisches Kollektiv zu verstehen, das in seiner endgültigen Ausprägung eine religiös eingerichtete Gesellschaft anstrebt.

(5) siehe http://www.op-marburg.de/Lokales/Marburg/Moschee-soll-Salafisten-Haus-sein oder https://vunv1863.wordpress.com/2017/02/01/marburg-noch-eine-problemzone/

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