Kolumbien brennt

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Wir haben vier Texte übersetzt die sich mit der Insurrektion/Aufstand in Kolumbien auseinandersetzten.

Kolumbien brennt!

 

Die Übersetzung ist von uns, die Textsammlung stammt von der Gruppe TŘÍDNÍ VÁLKA, die einzelnen Texte sind von unterschiedlichen Gruppen, von den meisten haben wir auch schon Texte übersetzt.

 

 

- Warum das Proletariat in Kolumbien kämpft (Grupo Barbaria)

 

- Solidarität mit dem Aufstand in Kolumbien: Nieder mit dem staatlichen Genozid (Vamos hacia la vida)

 

- Korrespondenz aus Kolumbien (Biblioteca Alberto Ghiraldo)

 

- Kolumbien brennt gegen die faschistische Regierung von Ivan Duque (Valladolor Internacionalista)

 

 

Warum das Proletariat in Kolumbien kämpft

 

In den letzten Wochen hat sich die kolumbianische Arbeiterklasse entschlossen den neuen Angriffen der Bourgeoisie entgegengestellt, die sich zuletzt in einer Steuerreform der Regierung konkretisierten, die darauf abzielt, die Extraktion des Mehrwerts auf neuen Wegen zu erhöhen. Das kolumbianische Proletariat leidet unter ständigen Aggressionen der Bourgeoisie, die sich in einer fortschreitenden Verschlechterung der Lebensbedingungen, starken sozialen Ungleichheiten und der Anwendung von Gewalt (Militär und Paramilitärs) gegen die Arbeiter- und Bauernmobilisierung äußern. Die Friedensabkommen mit der Guerilla haben lediglich einen Mechanismus zur Integration ihrer konterrevolutionären politischen Apparate in die demokratischen Institutionen des Kapitals dargestellt, bei dem die Abrechnung mit den Anführern der sich im ganzen Land ausbreitenden populären Proteste erfolgt, während die Großgrundbesitzer-Bourgeoisie ihre Offensive gegen das ländliche Proletariat wieder aufnimmt. Die Umstände, die durch die neue Pandemie des Kapitals, Covid-19, entstanden sind, haben die Situation noch weiter verschärft, was Arbeitslosigkeit, Elend und höhere Steuern angeht. In Wirklichkeit war diese Steuerreform der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und eine soziale Explosion enormen Ausmaßes auslöste.

 

Aber es wäre falsch, diesen sozialen Ausbruch rein national verstehen zu wollen. Ganz im Gegenteil. Die Antwort der kolumbianischen Arbeiterklasse auf die Hunger- und Elendspläne ihrer Bourgeoisie ist Teil der Neuzusammensetzung des Weltproletariats (und des lateinamerikanischen) in seinem Überlebenskampf gegen einen Kapitalismus, der seine Möglichkeiten der organischen Entwicklung erschöpft hat. Die radikalen Formen des Kampfes in den Straßen der wichtigsten kolumbianischen Städte sind eine Antwort von unten auf ein Weltkapital, das unfähig ist, Wert als soziales Verhältnis zu artikulieren, das sich unter immer fiktiveren Begriffen nach vorne flüchtet und den Mehrwert durch alle Arten von vorstellbaren Mechanismen und durch die zunehmende Anwendung von Zwang und Gewalt extrahiert.

 

Weltweit beobachten wir, wie sich das Proletariat seit Beginn der Krise 2008 dem Kapital entgegenstellt. Am Anfang, wie bei den arabischen Revolutionen von 2011 oder dem 15-M in Spanien, mit vielen demokratischen und staatsbürgerlichen Illusionen der Regeneration des Systems. Bei diesen sozialen Mobilisierungen spielten die Mittelschicht und ihre postmodernen Kulturkriege eine hegemoniale Rolle. Aber im Laufe der Zeit hat die Arbeiterklasse ihre Kämpfe radikalisiert und sich direkter mit den materiellen Bedingungen auseinandergesetzt, die durch die Ausbeutungspläne des Kapitals auferlegt werden. Die sozialen Ausbrüche in Chile, die durch den Anstieg der Preise im städtischen Nahverkehr ausgelöst wurden, und in Ecuador, ebenfalls ausgelöst durch eine aggressive Steueranpassung, stellten 2019 einen Szenarienwechsel im Klassenkampf auf dem lateinamerikanischen Subkontinent dar. Sie eröffneten eine Phase größerer Radikalisierung in den Arbeiterkämpfen, die zu einer direkteren Konfrontation mit dem Kapital und seinen Regierungen führte. Was in den letzten Wochen in Kolumbien geschehen ist, kann nicht verstanden werden, ohne auf diesen globaleren Rahmen einer größeren sozialen Radikalisierung anzuspielen.

 

Wie zuvor in Chile und Ecuador hat das kolumbianische Proletariat enormen Mut und Radikalität auf der Straße gezeigt und sich sogar paramilitärischen Gruppen entgegengestellt, die kurzerhand mit scharfer Munition auf die Demonstranten geschossen haben. In Cali, dem Epizentrum der Proteste, haben sich die comunas (Kieze) am Rande der Stadt kollektiv organisiert, um nicht nur der Gewalt der Repressionskräfte entgegenzutreten. Sie mussten auch Nahrungsmittellieferungen, Schutz vor eindringenden Agenten, kollektive Transporte, Versorgung der Verwundeten usw. organisieren, da die Regierung versuchte, sie auszuhungern und grundlegende Dienstleistungen zu streichen. Die Antwort dieser Kommunen, wie Puerto Resistencia, ist ein Beispiel für die Fähigkeit unserer Klasse, soziale Beziehungen außerhalb der vom Kapital und seinen Staaten aufgezwungenen aufzubauen, wo zur gleichen Zeit, in der die materiellen Lebensbedingungen reorganisiert werden, eine Revolution der Werte und der menschlichen Beziehungen stattfindet. Die Welt ist nicht mehr verkehrt, wie es im Kapitalismus der Fall ist, und die sozialen Bedürfnisse werden zum Vorrang vor jedem anderen Kriterium (wie z.B. der unbegrenzten Kapitalakkumulation) bei den Entscheidungen, die die Kommunen bei der Verwendung der verfügbaren Ressourcen und bei den Anstrengungen, die zu ihrer Erreichung unternommen werden, treffen. Alles wird auf den Kopf gestellt und hört auf verdreht zu sein. So geht zum Beispiel eine Umweltaktivistin, die bis dahin angesichts mehrfacher Bedrohungen und Ermordungen durch Paramilitärs eine Eskorte brauchte, nun frei und ohne Angst unter ihren Nachbarn umher. Die proletarische Mobilisierung hat ihr ihre Sicherheit zurückgegeben, sie hat die Gewalt des Kapitals in jenen Räumen gestoppt, in denen unsere Klasse ihre Logik des Lebens (gegen die Logik des Todes des Kapitals) durchgesetzt hat.

 

Es sind Einblicke in eine neue Gesellschaft, es sind Einblicke in den Kommunismus, es sind die Ansätze, die Anfänge der revolutionären Verfassung einer Klasse, die sich weigert, neben einem sterbenden Kapitalismus zu erliegen. Der Kommunismus wird nicht aus dem Kopf irgendeines Genies entstehen, auch nicht aus den exogenen Direktiven irgendeiner aufgeklärten Avantgarde. Es ist eine historische Bewegung, die aus den Eingeweiden der Gesellschaft kommt, die in der Hitze der Kämpfe des Proletariats entsteht, um seine Existenzbedingungen zu garantieren, wenn das Kapital in seinem verzweifelten Versuch, seine Profite weiter zu steigern, unserer Klasse keine andere Möglichkeit lässt, als sich gesellschaftlich auf eine alternative Weise zu organisieren um ihre Lebensbedingungen zu garantieren. Sicherlich ist es noch unzureichend, was wir in den Kommunen von Cali oder Medellin oder in den Kiezen von Santiago in Chile sehen, diese neuen sozialen Beziehungen können sich gegen die Logik des Kapitals nur auf der globalen Ebene durchsetzen. Aber zweifellos zeigen sie den Weg nach vorne, sie sind Erfahrungen, bei denen unsere Klasse lernt, den Kapitalismus auf einer realen, materiellen Ebene zu bekämpfen und sich nicht mit den kulturellen, demokratischen Illusionen zufrieden zu geben, die ihr die postmoderne Linke einflüstert.

 

Aber, wie gesagt, wir stehen am Anfang eines Prozesses, der enorm komplex und mit Gefahren behaftet ist. Die kolumbianische Linke selbst, sowohl auf politischer als auch auf gewerkschaftlicher Ebene, versucht, die Kämpfe auf das Terrain der Wahlen und der Verhandlungen mit der Regierung zu lenken und verstrickt das Proletariat in das technokratische Labyrinth der kosmetischen Reformen eines Kapitals, das nur Katastrophen und größere Ausbeutung bieten kann. Die falschen Hoffnungen der Sozialdemokratie, die in Kolumbien in der Präsidentschaftskandidatur von Gustavo Petro oder in der Bürgermeisterin von Bogotá Claudia López zum Ausdruck kommen, stellen die größte Gefahr für unsere Klasse in ihrem Kampf für ein besseres Leben dar. Die Sozialdemokratie wird in ihrem Versuch, die Krise des Kapitals zu bewältigen, in ihrem kruden Versuch, einen freundlichen oder inklusiven Kapitalismus zu gestalten, am Ende unwiderruflich zu einer weiteren Marionette der Wertlogik. Wenn das Kapital durch die proletarische Mobilisierung gefährdet ist, werden diese Figuren der kolumbianischen Sozialdemokratie zweifellos ohne Reue mit Gewalt und der gleichen Eindringlichkeit handeln, mit der Präsident Iván Duque heute agiert. In Kolumbien, wie im Rest der Welt, wird das revolutionäre Proletariat seinen unabhängigen Weg suchen, wie Karl Marx im Kommunistischen Manifest von 1848 warnte. Das Proletariat ist die einzige gesellschaftliche Klasse, die die materiellen Voraussetzungen hat, eine Gesellschaft außerhalb der Wertlogik aufzubauen. Es ist notwendig, mit all unseren Kräften gegen die Sozialdemokratie zu kämpfen, gegen die demokratischen Illusionen, die eine wohlwollende Verwaltung des Kapitals versprechen, gegen die opportunistischen Strömungen, die vorgeben, unsere Klasse in das Dilemma zu bringen, zwischen den fortschrittlichsten und den reaktionärsten Formen des Kapitals zu wählen (mit besonderer Betonung auf dem Wahlterrain). Es ist eine falsche Wahl. Vom Kapital in seinen verschiedenen Formen können wir nur Elend und Verwüstung erwarten. Die Arbeiter und Arbeiterinnen der kolumbianischen Kommunen zeigen uns einen alternativen, echten Weg: den der proletarischen Selbstbestimmung durch Klassenkampf.

 

Quelle: http://barbaria.net/2021/05/30/por-que-lucha-el-proletariado-en-colombia/

 

 

Solidarität mit dem Aufstand in Kolumbien: Nieder mit dem staatlichen Genozid!

 

Proletarier der Welt, vereinigt euch!

 

Kolumbien ist seit vier Tagen Schauplatz einer proletarischen Revolte, die ähnliche Merkmale aufweist wie diejenige, die in den Tagen von Oktober bis November 2019 die chilenische Region erschütterte. Die Fortsetzung des durch die Revolten in Ecuador und Chile eröffneten Kampfzyklus ist ein Symptom dafür, dass sich das Kapital in seiner postpandemischen Restrukturierung in einer Krise historischen Ausmaßes befindet.

 

Der Impuls, der die Massen auf die Straße trieb, ist eine Steuerreform (Einkommenssteuer und Mehrwertsteuer), die das kolumbianische Proletariat in einer klaren praktischen Kritik als eine Möglichkeit verstand, die Kosten der Katastrophe auf die Bevölkerung abzuwälzen.

 

Die Krise des Kapitals, die durch die Pandemie nur noch beschleunigt wurde, ist ein Prozess, der sich in verschiedenen Formen manifestiert, die Steuerreformen sind eine davon, hinzu kommen die beschleunigte und weit verbreitete Zerstörung der Natur und die Vertreibung großer Massen von Lohnabhängigen aus dem Produktionsprozess - mit der Schaffung einer Wegwerfbevölkerung für das Kapital - und ihre Folgen, die sich in Migrationswellen und einer wachsenden organisierten Kriminalität, die sich aus dem Elend speist, verkörpern, neben anderen Erscheinungen, die immer alltäglicher werden. In diesem Sinne ist es vorrangig zu verstehen, dass jeder Reformversuch nur ein Mechanismus ist, um diesen wahren Zombie, der das Kapital ist, zu verewigen, indem er das fetischistische Gesellschaftsverhältnis verewigt, die Produktion von Wert über die menschlichen Bedürfnisse stellt, kurz gesagt, alles, was ihm im Weg steht, auf dem Altar des Kapitals zerstört.

 

Die Antwort des kolumbianischen Staates - wie auch die des chilenischen Staates und die aller Staaten der Welt - kann nicht anders sein als blutige Repression gegen unsere Brüder und Schwestern: zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Worte der Solidarität gibt es bereits mehr als 20 Tote, viele inhaftierte und verletzte Gefährt*innen sowie Immigranten, die wegen ihrer aktiven Teilnahme an den Protesten ausgewiesen wurden.

 

Cali, eine der größten Städte Kolumbiens, ist am 30. April militärisch besetzt worden. 3.000 Polizisten sind im Einsatz: ein echtes Déjà-vu des 19. Oktober in Santiago de Chile. Das Problem ist nicht nur Iván Duque, es ist das warenproduzierende System, das sich so gezeigt hat, wie es ist, und das beweist, dass das wahre Gesicht der Demokratie nichts anderes ist als die Form, die das Kapital annimmt, um seine Herrschaft durchzusetzen, indem es diejenigen, die für die Befreiung von dieser ruchlosen Form der sozialen Beziehung kämpfen, kriminalisiert und ihre ganze Brutalität spüren lässt.

 

Die Notwendigkeit, den Kampf auf internationaler Ebene zu artikulieren, ihn gegen all die Trennungen zu richten, die uns als Menschheit mit genozidaler Irrationalität aufgezwungen wurden, ist eine Realität, die in unseren Händen explodiert: Es ist dringend notwendig, Verbindungen der Unterstützung zu schaffen und den Kampf in den Territorien fortzusetzen, um diese Welt zu überwinden. Die Bewegung des Kapitals wird nur weiterhin Elend produzieren, und angesichts dessen bricht der Klassenkampf aus, und wird weiterhin ausbrechen, in verschiedenen Zeiten und Räumen als ein Produkt dieser Bewegung: nur das Proletariat ist fähig, diesen Unsinn, zu dem diese Welt geworden ist, zu stoppen.

 

Nur die internationale kommunistische Revolution wird uns befreien!

 

Quelle: https://hacialavida.noblogs.org/solidaridad-con-la-revuelta-en-colombia-abajo-el-genocidio-estatal/

 

 

Korrespondenz aus Kolumbien

 

Anonym. Empfangen und veröffentlicht von der Biblioteca Alberto Ghiraldo, Rosario, Argentinien. Erste Woche im Mai 2021

 

Die aktuelle Protestwelle begann am 28. April, als der Streik anlässlich einer Steuerreform initiiert wurde, mit der Absicht, die Steuerlücke des Staates zu stopfen und zu verhindern, dass die Auslandsschulden des Landes mehr Punkte in den Risiko-Rating-Agenturen bekommen, was die Inflation erhöhen würde. Was nicht erwähnt wird, ist, dass die Schulden des Landes den Wirtschaftskonzernen, den Bankern, den Infrastrukturunternehmen gehören, also letztlich den Reichen des Landes, die keine Steuern zahlen.

 

Mit dieser Reform wurde versucht, eine Mehrwertsteuer von 19 % auf ein Basisprodukt und Basisdienstleistungen in einem Land zu erheben, in dem 43 % der Bevölkerung von weniger als dem Mindestlohn leben und zwischen ein bis zwei Mahlzeiten pro Tag zu sich nehmen; in dem die Regierung Geld für 23 Kleintransporter für ihr Sicherheitssystem für 9,6 Mrd. Pesos, 18 Panzer für die repressiven Kräfte für 12 Mrd. Pesos, 24 F16-Kampfflugzeuge für 14 Mrd. Pesos ausgegeben hat; in dem die tägliche Nachrichtensendung, die der Präsident jeden Tag ausstrahlt, um sein Image zu waschen, 3,2 Mrd. Pesos kostet. All dies, ohne die Diebstähle aufgrund von Kostenüberschreitungen beim Kauf von Märkten durch die Bürgermeister- und Gouverneursämter in vielen Teilen des Landes zu zählen, um Familien in der Krise zu helfen; ohne die Zahlung von Pandemiehilfen an nicht existierende und tote Menschen zu zählen; mit dem Geld, das für das Gesundheitswesen bestimmt ist, das in den Kassen privater Unternehmen bleibt, in einem Land, in dem 50 Milliarden Pesos pro Jahr durch Korruption verloren gehen. Damit ist es nach Haiti das Land mit der zweitgrößten Ungleichheit in der Region.

 

Deshalb beginnen heute die Proteste und die Menschen gehen massenhaft auf die Straße. Es ist nicht nur die Steuerreform; es ist die Reform des Gesundheitssystems, die das private Gesundheitssystem stärkt, die Auslagerung des Gesundheitspersonals, die Krise des Rentensystems, die Ermordung von Verteidigern und Aktivisten für die Rechte der Bauern, der Indigenen, der Afroamerikaner, der Umweltschützer, der Vertriebenen, der Frauen (630) und der Ex-Kombattanten, die das Friedensabkommen unterzeichnet haben (272), die Ermordung von 14 Minderjährigen am 4. März, die Opfer einer Zwangsrekrutierung durch den (nicht demobilisierten) Block 1 der aufgelösten FARC wurden, durch einen Bombenangriff der Armee unter dem Deckmantel der Regierung, die Ermordung von 7 Minderjährigen ebenfalls bei einem Bombenangriff der Armee in Caquetá am 2. September vergangenen Jahres, das sogenannte „Massaker von Bogota“, die Protestnacht am 9. September in Bogota mit der Ermordung von 12 Jugendlichen nach der Ermordung von José Ordoñez durch die Polizei, das Massaker im Gefängnis La Modelo, wo zwischen dem 21. und 22. März 2020 24 Gefangene von den Gefängniswärtern und der Armee getötet und 80 verwundet wurden (Proteste ausgelöst durch die fehlenden Garantien der medizinischen Versorgung anlässlich der Pandemie, die eine Krise in allen Gefängnissen des Landes erzeugte), die Zwangsumsiedlung von 27.431 Menschen bisher im Jahr 2021 aufgrund von legalen und illegalen bewaffneten Akteuren, die mit dem Drogenhandel in Verbindung stehen, die Wiederaufnahme der Begasung mit Glyphosat in ländlichen Gebieten des Landes, die Nichteinhaltung der Friedensabkommen mit der FARC-Guerilla, und so weiter und so fort. All das ist es, was die Proteste verschärft, eine Folge der Untätigkeit der Regierung bei der Wahrung der Interessen einer politischen Klasse, die sich seit dem Amtsantritt von Uribe Velez 2001 und seinen Präsidentschaftskandidaten des Paramilitarismus und des Drogenhandels bedient hat, um sich an der Macht zu halten. Das ist es, was die ultra-rechte Regierungspartei repräsentiert: eine narco-paramilitärische Mafia, funktional für die Interessen des Kapitalismus, der Grundbesitzer und Bankiers, die von den letzten 70 Jahren des internen Krieges profitiert haben.

 

Die kriegerische Behandlung des Protests gehorcht der Angst, die die Bevölkerung vor denjenigen hat, die die Privilegien kontrollieren, dem Wachstum der Armut und der Verstädterung der Bevölkerung, die das Ergebnis der durch die Interessen der Reichen erzeugten Verarmung ist, und beweist das Hauptpostulat der Schrift von der „Armee in den Straßen“. Wir sehen dies in der koordinierten Vernichtungsarbeit der Spezialeinsatzkommandos der Polizei (GOES), der Mobilen Anti-Krawall-Staffel (Esmad) und der urbanen Einsatzgruppen der Armee. Das Ziel ist es, die Armen systematisch zu kontrollieren, weil die Reichen Angst haben, und die Kontrolle wird auf die einzige Weise ausgeübt, die sie kennen: durch den Aufbau von Terror durch das Massakrieren der Menschen. Wir wissen bereits, wer den Befehl zur Massakrierung des Protests über Twitter gab: Es war Uribe, als er sagte, dass das Recht der Polizei und der Soldaten, Waffen gegen Terrorismus und Vandalismus einzusetzen, unterstützt werden sollte.

 

Die Militarisierung während des Protestes ist heute, am 5. Mai, in den größeren Städten südwestlich von Bogotá am deutlichsten. Die Armee setzte Hubschrauber ein, um Truppen in Bosa, Kennedy, zu mobilisieren. Im Portal de las Americas (TransMilenio-Transportterminal) wurde ein Inhaftierungs- und Folterzentrum eingerichtet. Wie in Cali kappten sie den Strom und begannen, auf die Bevölkerung zu schießen. Die Medien der Menschenrechts- und Opferorganisationen werden blockiert, um das Geschehen zu verschleiern, und die systematische Verfolgung aller beginnt.

 

In Medellín ruft der rechtsextreme Sektor zu Märschen gegen den Protest und für die Verteidigung von Armee und Polizei auf. Es gibt Aufrufe von rechtsextremen Aktivisten, bewaffnet auf die Straße zu gehen, um „die Demokratie zu verteidigen“.

 

Die Sache ist die, dass niemand mehr die Geschichte kauft. In jeder Ecke des Landes wird mobilisiert. Von Leticia im südlichsten Punkt des Amazonas bis nach Guajira in der Karibik. Wir sind alle rausgegangen, um zu protestieren. Nach und nach werden Unterstützungs- und Protestkomitees organisiert. Wir haben in diesen Tagen gesehen, dass die Hoffnung auf den Straßen liegt und wir sie gemeinsam schaffen.

 

Es ist notwendig, dass aus der Mobilisierung nach und nach eine Diskussion darüber entsteht, was mit dem Streik gewollt ist, denn das Problem ist strukturell und wird weder mit einem Politikwechsel noch mit Marionetten der Bourgeoisie gelöst werden. Die große Mehrheit, die auf der Straße ist, versteht, dass das Problem der Kapitalismus ist, aber in welchem Ausmaß nehmen wir diesen Kampf an?

 

Mit einer Jugend ohne Zukunft und diesem „Heimatland“, das ein Massengrab ist, das seit mehr als 200 Jahren unter der Maske der Demokratie verborgen ist, ist es notwendig, die Macht völlig zu demaskieren, über den Protest hinauszugehen in einer Gesellschaft, die von der Ultrarechten beherrscht und vom Krieg aufgebaut wird.

 

Mehr denn je sind in diesem Moment Solidarität, Mobilisierung und die Anprangerung dessen, was derzeit geschieht, dringend erforderlich. Deshalb laden wir dazu ein, sich in Solidarität mit dem Protest in Kolumbien zu mobilisieren und das von Álvaro Uribe angeordnete Massaker aufzudecken.

 

In Kolumbien ist jede Nacht die Nacht der Bleistifte.

 

Quelle: http://panfletossubversivos.blogspot.com/2021/05/correspondencia-desde-colombia.html

 

 

Kolumbien brennt gegen die faschistische Regierung von Ivan Duque

 

Am vergangenen Mittwoch, dem 28. April, sind die Mobilisierungen gegen die Steuerreform erneut auf die Straße gegangen, und zwar in Form eines landesweiten Streiks. Nach dem Tod eines Menschen in Cali durch die Polizei wurde auf der Straße - neben Cali auch in mehreren anderen Städten wie Medellin und Bogota - das Gewaltmonopol des kolumbianischen Staates in Frage gestellt, unter anderem in Form von Brandstiftung an Transportmitteln und Plünderungen von Banken. Die Reaktion der Regierungsbehörden erfolgte in Form des Einsatzes von Polizei- und Militärkräften unter Ausgangssperre. Und in einer wachsenden Unterdrückung, die seitdem nicht mehr aufgehört hat.

 

Der Konflikt hat sich in diesen Tagen weiter verschärft, bis gestern, als Präsident Iván Duque (gleiche Partei, Regierungslinie und Unterstützung wie der ehemalige Präsident Álvaro Uribe, gleiche blutbefleckte Hände) die „militärische Unterstützung“ genehmigte, ein Euphemismus für die Militarisierung der Städte des Landes. Dies hat zu einer noch barbarischeren Repression geführt, in dem Versuch, den sozialen Protest mit der Sprache der Waffe, in Blut und Feuer, zum Schweigen zu bringen.

 

Die Repressionskräfte haben 10 Tote bestätigt, obwohl verschiedene Berichte von 35 bestätigten Todesfällen sprechen. Allesamt Morde durch die Hände der Polizei und des Militärs. Ursachen: scharfes Feuer und Schläge zu Tode. Es gibt willkürliche Verhaftungen, gewaltsames Verschwindenlassen, Menschenrechtsverteidiger wurden entführt und gefoltert. Es wurden Fälle von Vergewaltigungen von Frauen durch die kolumbianischen Streitkräfte gemeldet.

 

Der derzeitige Präsident fordert die Streitkräfte über soziale Netzwerke auf, ECHTES FEUER auf die Zivilbevölkerung abzufeuern. Sie beschuldigen die Demonstranten, Vandalen und Terroristen zu sein und ignorieren das Verbrechen, das die Regierung mit ihrem Staatsterrorismus gegen eine Bewegung begeht, die Brot, ein Dach und Würde für ein lebenswertes Leben fordert.

 

Von Seiten der Gefährten und Gefährtinnen dort wurde von einem unbefristeten Streik für das gesamte Staatsgebiet gesprochen. Die indigenen Völker werden die indigene Minga durchführen - ein Zusammenschluss indigener ethnischer Gruppen, um dort zu marschieren, wo die Regierung ist. Die Mobilisierungen machen sich weiterhin auf den Autobahnen im In- und Ausland bemerkbar mit Blockaden, Verbrennung von Mautstellen, Autobahnübernahmen, direkten Konfrontationen ..... Und sie wird bald die Hauptstadt Bogotá erreichen.

 

Quelle: http://valladolorinternacionalista.blogspot.com/2021/05/colombia-arde.html

 

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