[HH] - Antirassismus überall, Bericht von der Demo gegen rassistische Polizeigewalt in Billstedt

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Nachdem es in Billstedt, einem prekarisierten und migrantisch geprägtem Viertel, dass den zweifelhaften Ruf eines Ghettos „genießt“, zu einem Fall von brutaler rassistischer Polizeigewalt kam, führten verschiedene links-radikale und antifaschistische Gruppen eine Demonstration gegen den alltäglichen Rassismus im Hamburger Randbezirk durch.

Billstedt:

 

Billstedt ist eines der Viertel in Hamburg die den Ruf haben ein "Ghetto" zu sein, die migrantisch geprägt sind und in denen viele prekarisierte Menschen leben. Gerade deshalb ist rassistische Polizeigewalt hier leider Alltag und wird gerne von der Bevölkerung der "besseren" Viertel, inklusive der gentrifizierten Szenekieze, ignoriert oder nicht wargenommen weil es ja nicht vor der eigenen Haustür passiert.

Gleichzeitig gehört Billstedt zu den Hamburger Stadtteilen in denen die radikale Linke, vor allem Autonome Gruppierungen am wenigsten präsent sind,weshalb auch rechte Umtriebe hier bereits des öfteren statt gefunden haben und es einige AfD-Funktionäre und andere Nazis gibt, die in den "besseren" Teilen des Randbezirks ungestört wohnen.

 

 

Der rassistische Angriff:

 

Am 16.April wurde ein Mann migrantischen Aussehens von mehreren Cops willkürlich angegriffen und brutal zu Boden gebracht, jedoch ließen die uniformierten Angreifer auch dann, als augenscheinlich keine Gefahr mehr von dem Mann ausging, nicht los sondern schlugen, traten und würgten ihn weiter. Abschließend wurde ihm sogar ein Sack über den Kopf gezogen (!) um ihn zu erniedrigen und vor der anwesenden Menge als Schwerverbrecher zu brandmarken.

Nachfolgend hat den Angegriffene mehrere Anzeigen wegen "Angriff" und "Beleidigung" gegen Polizeikräfte am Hals, während die Prügelcops ungeschoren davon kommen! Auch leidet der Angegriffene noch immer an den von den Cops zugefügten Verletzungen, so kann er Wochen nach dem Angriff seinen Daumen nicht spüren und muss mit Schmerzen leben!

Dieser Angriff reiht sich ein in eine Kontinuität rassistischer Polizeigewalt in Hamburg und anderswo, die an den Balduintreppen, im Schanzenpark oder eben auch in prekarisierten Vierteln wie Billstedt oder Wilhelmsburg tagtäglich von statten geht und im schlimmsten Fall in rassistischen Morden wie denen an Oury Jalloh in Dessau oder an Qosay K. in Delmenhorst mündet.

 

 

Die Demo:

 

Die Demo ging von Anfang an stark los, legte kurz nach Beginn eine Zwischenkundgebung am Ort des Übergiffs (Gundermannstraße) ein und zog dann wütend und laut über den Schiffbeker Weg und die Billstedter Hauptstraße.

Obwohl "nur" ungefähr 200 Menschen an der Demo teilnahmen, konnte trotzdem durch die Lautstärke und Kraft dieser, eine klare Botschaft auf die Straßen getragen werden und die Demo passierte auch die großen Hauptstraßen stark und selbstbewusst.

Eine weitere Kundgebung fand dann wütend vor dem Polizeirevier 42, der für Billstedt verantwortlichen Bullenwache, statt, löste sich jedoch schnell auf, um als spontane und selbstbestimmte Demo weiter durchs Billstedter Zentrum zu laufen, vor dem zentralen Einkaufszentrum eine Abschlusskundgebung zu machen und dann immer noch laut und geschlossen zurück zum Bahnhof zu ziehen!

Besonders dieses letzte Stück des selbstbestimmten Protests war stark, auch weil die Cops trotz BFE Präsenz teilweise überfordert schienen.

Die Reaktionen auf die Demo waren größtenteils von Neugier geprägt, und auch wenn sich wenig bis keine Menschen spontan anschlossen, erntete sie doch viel Zustimmung von den Seiten und die Botschaft gegen Rassismus und Polizeigewalt schien viele Billstedter*innen, die dies leider nicht selten selber erleben oder im schlimmsten Fall sogar erfahren, anzusprechen.

 

 

Fazit:

 

Obwohl die Demo nicht riesig war, konnte trotzdem ein starkes Zeichen gesetzt werden, und gezeigt werden, dass rassistische Polizeigewalt nicht einfach so hingenommen wird, gleichzeitig bleibt zu kritisieren, dass die radikale Linke, in Hamburg und anderswo, viel zu selten aktiv in prekarisierten, migrantischen und proletarischen Vierteln wird, gerade wenn diese am Stadtrand liegen und mensch 30 Minuten mit der Bahn hinfahren muss.

Politik, gerade soziale, antirassistische und antifaschistische Kämpfe finden eben nicht ausschließlich im ordentlich gentrifizierten Szenekiezen statt, und bei aller Liebe für diese und dem berechtigten und wichtigen Kampf gegen Verdrängung und für den Erhalt selbstbestimmter Freiräume, sollten gerade Viertel wie Billstedt nicht außenvor gelassen und vergessen werden!

Vielen Dank also an die organisierenden Gruppen und Einzelpersonen sowie an alle Personen die zur Demo gekommen sind und gezeigt haben, dass Billstedt kein "ruhiges Hinterland" ist, in dem Cops ungestört Migrant*innen und migrantisierte Menschen schikanieren und verprügeln können! Solidarität und gute Besserung an den Geschädigten! Für mehr revolutionären Kampf überall und insbesondere auch im Randbezirk!

 

 

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