Kuriositätenkabinett marschiert durch Bad Nenndorf

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Gestern marschierten wieder Neonazis durch Bad Nenndorf. Ungefähr 250 Personen nahmen daran teil. Weniger als in den Vorjahren, aber immer noch mehr als die niedersächsische Kurstadt verkraften will. An vielen Häusern hängen Plakate, Fahnen und Transparente mit der Aufschrift „Bad Nenndorf bleibt bunt“. Und zumindest bei einem Gang durch Straßen und Wege bleibt tatsächlich Eindruck einer bunten und weltoffenen Stadt. Wenn da nicht immer jenes Wochenende im August wäre, wenn dutzende Neonazis aus der ganzen Bundesrepublik anreisen um ihre braune Gesinnung zu rechtfertigen.

Fotos: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/sets/72157646133182...

Gestern marschierten wieder Neonazis durch Bad Nenndorf. Ungefähr 250 Personen nahmen daran teil. Weniger als in den Vorjahren, aber immer noch mehr als die niedersächsische Kurstadt verkraften will. An vielen Häusern hängen Plakate, Fahnen und Transparente mit der Aufschrift „Bad Nenndorf bleibt bunt“. Und zumindest bei einem Gang durch Straßen und Wege bleibt tatsächlich Eindruck einer bunten und weltoffenen Stadt. Wenn da nicht immer jenes Wochenende im August wäre, wenn dutzende Neonazis aus der ganzen Bundesrepublik anreisen um ihre braune Gesinnung zu rechtfertigen.

Gestern reisten die neonazistischen Versammlungsteilnehmer_innen ab 11 Uhr in kleineren Gruppen mit Zügen an. Da war bereits eine bürgerliche Kundgebung in der Stadt mit ungefähr 300 Mitwirkenden und eine Demonstration mit 350 Antifas durch den Ort voll im Gange. Am Bahnhof hingegen war nur Polizei zu sehen. Sie hatte den Ankunftsort der Neonazis nahezu abgeriegelt. Außer Journalisten und wenige Anwohner_innen kam dort niemand hin.
Bis ungefähr 13.00 Uhr dauerte die Anreise der Neonazis, die dann langsam Aufstellung nahm. Es war ein wahres Kuriositätenkabinett. Eine junge blonde Frau will im Nipster-Trend liegen und trägt einen Jutebeutel mit der Aufschrift „Heimat“, ein glattpolierter Neonazitrommler aus Eichsfeld trinkt Coca Cola und der „Nationale Wiederstand Nienburg/Weser“, ja Widerstand mit „ie“, zeigt auf seinem Banner das schwierige Verhältnis deutscher Neonazis zur deutschen Sprache.

Doch auch sehr ungemütliche Personen reihen sich in den Neonaziaufmarsch ein. Bekanntestes Beispiel: Mario Messerschmidt. Der Funktionär von „Die Rechte“ war erst vor kurzem aus der Haft entlassen worden. Er saß fünf Jahre in einer JVA ein, weil er nach einer Auseinandersetzung im Rotlichmilieu der Straftatsbestände „Beleidigung“, „Bedrohung“ und „Verstoß gegen das Waffen und Kriegswaffenkontrollgesetz“ überführt wurde. Kurz nach seiner Haftentlassung erklärte er: „Und versprochen, die Knastjahre haben mich nur stärker gemacht, wer mir auf den Sack gehen sollte, der wird sein blaues Wunder erleben. Ready to rumble. Und immer schön artig sein, wer weiß was Messer sich eingesteckt hat. Fragen stelle ich nicht mehr.“

Ansonsten zog es die üblichen Verdächtigen zum Aufmarsch. Neu dabei waren nur die „Freien Kräfte Neuruppin / Osthavelland“, die im nächsten Jahr den so genannten „Tag der deutschen Zukunft“ ausrichten, und die „Identitäre Bewegung Havelland“.

Als sich der Aufmarsch dann kurz vor 14.00 Uhr in Bewegung setzte, gab es noch immer keine Anzeichen von Protesten und Blockaden an der direkten Route. Allerdings muss erwähnt werden, dass die übliche Strecke durch die Bahnhofsstraße von Gegendemonstrant_innen besetzt war. Jedoch hatte dies die Polizeiführung offenbar früh einkalkuliert und die Neonazis über eine gut gesicherte Ersatzroute via Bornstraße, Kreuzstraße, Horster Straße, Hauptstraße und Poststraße bis zu ihrem Hauptziel, dem Wincklerbad, geführt. Nur an zwei Stellen gelang es deshalb Antifaschist_innen direkt an der Strecke zu protestieren: in der Horster Straße Ecke Hauptstraße und am Wincklerbad selber. An letzt genanntem Punkt gelang es dann sogar, die neonazistischen Redner: Sven Skoda von „Die Rechte“, „Matthias“, Richard Edmonds von der „British National Party“ und Peter Rushton lautstark mit Pfiffen und Schlumpfenmusik zu übertönen. Vereinzelt flogen auch „Wasserbomben“ in Richtung der Neonazis. Mehr gelang allerdings nicht.

Die Neonazis marschierten dann wieder zum Bahnhof zurück und drohten im nächsten Jahr wiederzukommen.

Fotos hier: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/sets/72157646133182...

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Ergänzungen

... das es immer weniger Nazis werden. Allerdings sind es immernoch zuviele. Und das Verhältnis der Nazis zur Deutschen Sprache... na kja wer von deiutscher Kukltur soviel Ahnung hat wie ein Elefant vom Tanzen, der haut auch solche Schreibfehler in die Transparente wie beschrieben. Deutsche Sprache, schwere Sprache! 

Immerhin, mit so einer Folklore (passt zum völkischem Denken) wird es mit dem Nachwuchs für die Nazis schwer.
Natürlich ist es Fehler, nun weniger wachsam zu sein, aber wenn man dass über die Jahrzehnte beobachtet,
dann bemerkt man doch so manchen Wandel.