Demo am Tag der Befreiung von NS-Regime an der Macht

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Am vergangenen Samstag haben wir bei bestem Wetter gemeinsam mit rund 60 Menschen aus der Region die Befreiung vom NS-Regime und das Ende des 2 Weltkrieg in Europa vor 76 Jahren gefeiert und den Opfern des NS-Regimes gedacht

Zur Auftaktkundgebung trafen wir uns am Hasenplatz. Nach der Begrüßung der rund 60 anwesenden Antifaschist"*innen legten wir dar, warum es wichtig ist, sich immer wieder an den 8. Mai 1945 als ein Tag der Befreiung zu erinnern. Wir begründeten warum dieser Tag als ein Tag der Freude gilt und mahnten mit Blick auf die Gegenwart vor rechten Ideologien und die Gefahr die auch im Jahr 2021 von ihnen ausgeht. Auch das Herrenberg während der Diktatur eine Hochburg der Nationalsozialisten war und wir uns auch 76 Jahre nach Kriegsende mit neofaschistischen Strukturen, Netzwerken und Personen herumschlagen wurde dabei erwähnt.

 

In diesem Zusammenhang wiesen wir darauf hin, dass wir uns gerade auf dem ehemaligen Adolf Hitler Platz befinden welcher 1945 in aller Eile, nur wenige Stunden vor der Kapitulation, in Hasenplatz umbenannt wurde.Auf diesen Platz führt bis heute die Hindenburgstraße zu. Unsere Demonstration nahm also am Tag der Befreiung vom NS-Regime an der Macht ganz bewusst genau hier ihren Anfang.

Das in Herrenberg im Jahr 2021 immer noch eine Straße existiert die nach Hindenburg benannt ist, können wir als antifaschst*innen nicht akzeptieren. Gleiches gilt für die wichtigste Straßenkreuzung in Herrenberg, den Reinhold-Schick-Platz. Dieser wird im Buch "Herrenberg im Nationalsozialismus" des Historikers Marcel vom Lehn als opportunistischer Bürgermeister in den Anfangsjahren des Nationalsozialismus beschrieben. Selbstverständlich verlangten wir in unserer Rede von der Stadt Herrenberg aktiv zu werden und der Straße und Kreuzung zügig einen neuen Namen zu geben.

 Weiter ging es mit einem Beitrag, in der wir uns mit vergangenen und gegenwärtigen Ableismus, also der Diskriminierung von Menschen mit Behinderung auseinandersetzen.In Herrenberg waren diese Menschen während des Faschismus mit am meisten von Gewalt betroffen.

 Im Anschluss daran sammelten sich alle auf der feierlich mit hunderten roten Luftballons geschmückten Hindenburgstraße. Auf dem Weg Richtung Bronntor hielt der Demozug bei jedem Hindenburg Straßenschild kurz an. Eine Person überdeckte dieses dann mit einem "Straße des 8. Mai" Schild. Wir ließen Sektkorken knallen und viele Menschen im Demozug stießen auf diese symbolische Geste hin auf die Befreiung vom historischen Faschismus und die Umbenennung der Hindenburgstraße an.

 Am Bronntor angekommen hielt Isaac Gonzales vom Verein „Wir sind da“ eine Rede u. a. über die gegenwärtige Notwendigkeit des Antifaschismus und libertärer Ideen, was viel Zuspruch fand.In einer Rede von Johannes Kuhn der in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Hailfingen/Tailfingen aktiv ist und die wir stellvertretend für ihn vortrugen, wurden die Situation im Lager und die letzten Kriegstage in denen die Landebahn des KZ immer wieder von alliierten Flugzeugen bombardiert wurde, einmal aus der Sicht der dort Eingesetzen jugendlichen nationalsozialistischen Flak schützen und einmal aus der Sicht von dort im KZ inhaftierten Menschen jüdischen Glaubens beschrieben. In der Rede heißt es:"Wer sich auch an die Luftangriffe erinnert ist einer der KZ-Häftlinge….Mordechai Ciechanower erzählt im Film „Der Dachdecker von Birkenau“ : Wir haben gehört, wie die Flugzeuge angeflogen kamen und Bomben abgeworfen haben WIR hatten keine Angst vor den Bomben...aber die Wachleute die uns beaufsichtigt haben...da war schon ein kleiner Hoffnungsfunke das wir befreit werden könnten.“Deutlich herausgearbeitet wurde in diesem Redebeitrag eines: Die Deutschen fürchteten sich vor der Niederlage Deutschlands, die bis auf die Knochen abgemagerten KZ-Häftlinge sehnten sie als Befreiung herbei.Den Menschen auf der Demonstration legten wir einen Besuch der für unsere Region bedeutenden KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen nahe und möchten an dieser Stelle auch allen hier mitlesenden dringend einen Besuch der KZ-Gedenkstätte und eine Führung über das Gelände empfehlen.

 

Bevor wir im Anschluss daran über den Reinhold-Schick-Platz zum Bahnhof zogen, richteten wir den Blick der Demo auf die Kneipe 'Hüttengaudi-Erlebnisbar', die sich direkt an dieser Straßenkreuzung befindet. Betrieben wird die Kneipe von Janus Nowak, bis Oktober 2020 NPD Landesvorsitzenden Baden-Württembergs.Wir machten lautstark deutlich, dass wir diese rechte Struktur nicht stillschweigend akzeptieren werden.

Auf dem Weg zum Bahnhof skandierten wir antifaschistische und antikapitalistische Parolen und informierten mithilfe eines Megafons Passant*innen über die Gründe der Demonstration.

 Am Bahnhof angekommen stellten wie zur Feier des Tages drei Kästen Freibier zur Verfügung. Dieses Angebot wurde gerne angenommen. Auf dem Boden sitzend verfolgten die Teilnehmer*innen der Demonstration drei weitere Reden.

 Das Libertäre Treffen Rems-Murr informierte über die rechtsterroristischen Gruppe S. deren Fall derzeit am Oberlandesgericht in Stuttgart Stammheim verhandelt wird.

Die Gruppe S. enstand im September 2019 im Internet und wurde im Februar 2020 durch die Verhaftung von 12 Mitgliedern zerschlagen wurde. Nach bisherigen Ermittlungsergebnissen hatten sie sich in wenigen Monaten bewaffnet, Schießübungen abgehalten und Mordanschläge auf Muslime in Moscheen, auf prominente Politiker und Abgeordnete des Bundestages sowie der Antifa nahestehende Personen geplant. Wir riefen dazu auf den Prozess in Stuttgart-Stammheim weiterhin kritisch zu begleiten.

 Im Redebeitrag der Informationsstelle Militarisierung Tübingen ging es um Aufrüstung, Militarismus und Faschismus in der Bundeswehr.Der Redner berichtete u. a. über steigende Rüstungsausgaben, dem Wiederaufkeimen deutscher Großmachtphantasien und Nazi beim KSK und der Bundeswehr.Er rief dazu auf sich mit diesen unschönen Dingen zu beschäftigten und genau hinzuschauen. Seine Empfehlung lautete, dass Kommando Spezial Kräfte (KSK) aufzulösen.

Seine Rede endete mit Worten, denen wir uns nur anschließen können: "Trotz alledem – oder vielleicht gerade deswegen – freue ich mich, heute mit euch allen auf der Straße zu sein und den Tag der Befreiung vom Faschismus an der Macht zu feiern.Doch dieser Tag ist nicht nur ein Grund zu feiern, sondern auch eine Mahnung an uns alle:Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“

 

Im letzten Redebeitrag von Women Defend Rojava wurde die Kontinuität beschrieben, mit der Deutschland die, im Laufe der Geschichte wechselnden, faschistische Regime in der Türkei unterstützte. Es wurde ein Bogen gespannt vom Massaker 1937/1938 in Dersim bei dem 70.000 Menschen durch Giftgas starben das vomd eutschen Nazi-Regime zur Verfügung gestellt wurde hin zu heutigen Waffenlieferungen an das türkische Militär und die Unterstützung des faschistischen Regime Erdogans.

 Und so wurde dann auch in dieser Rede völlig richtig das Fazit gezogen, dass wirn nicht nur in der Verantwortung stehen dafür zu sorgen, dass es sowas wie das Nazi-Regime in Deutschland nie wieder gibt. Wir stehen auch in der Verantwortung dafür zu sorgen, dass dieses Land aufhört Faschismus zu dulden und zu unterstützen.

 Bei allen die an der Demonstration mitgewirkt und diese zu einem Erfolg gemacht haben können wir uns nur recht herzlich bedanken. Neben einer wachsenden Zahl von Herrenberger*innen die sich antifaschistisch engagieren, waren wir, auch dieses Mal wieder Antifaschist*innen aus vielen anderen Städten. 

Die gegenseitige solidarische Unterstützung verschiedener antifaschistischer Personen und Gruppen auf den Straßen der Metropolregion Stuttgart ist wirklich bemerkenswert positiv.

 In diesem Sinne: Lasst Faschisten nicht in Ruhe! Bis bald!

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