Buchkritik: Mainstream-Verlag veröffentlicht Buch über Militante Gruppe
Bei Bastei Lübbe erscheint in diesen Tagen ein Buch über Militante Gruppe.
Ein Buch über die Militante Gruppe, veröffentlicht im Arzt-Roman-Verlag Bastei Lübbe.Was sich Autor Frank Brunner und der Linksradikale Oliver Rast dabei gedacht haben, bleibt wohl auf ewig deren Geheimnis. Zumindest Rast, der an dem Buch scheinbar aktiv mitgewirkt hat, wie sich aus der Danksagung am Schluss schließen lässt, hätte drauf bestehen sollen, dass die Geschichte der mg in einem linken Verlag veröffentlicht wird. Rast wurde ja immerhin 2009 als Mitglied der Militanten Gruppe verurteilt. Brunner hat früher als Journalist für die junge welt geschrieben, war wohl mal ein Linker, ist aber mittlerweile bei den bürgerlichen Mainstream-Medien gelandet. Schon das Cover lässt nichs gutes vermuten, typisch Lübbe eben.
Immerhin ist auf dem Titel nicht von Linksextremisten, sondern von Linksradikalen die Rede. Das Buch ist dann überraschend gut geschrieben. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern über dieses Thema werden die Genossen der mg nicht dämonisiert. Brunner beschreibt deren Anschläge und Motivation. Interessant wird es auch, wenn auf die Fahndungsmethoden der Bullen eingegangen wird. Vieles ist bekannt, aber anderes nicht. Neu ist zum Beispiel, dass der bekannte Berliner Stadtsoziologe Andrej Holm die Bullen auf die Spur der mg gebracht hat. Holm sei Redakteur der „radikal” gewesen, heißt es im Buch. Die mg soll Kontakt zu Holm gesucht haben und Holm hat sich dabei scheinbar ziemlich dämlich angestellt. Er gab sich dem Tarnnamen Opelproll. Dass Holm durch seine Unbedachtsamkeit Linke ans Messer geliefert hat, wenn auch versehntlich, müsste gesondert diskutiert werden. Ob man das hätte veröffentlichen sollen ist eien andere Frage, denn ob es dem Autor bewusst war oder nicht: Damit liefert er Holms Gegnern eine Steilvorlage und das ist zu kritisieren! Wahrscheinlich wird nun wieder die lVergangenheit eines der profiliertesten Soziologen in diesem Land thematisiert. Nervig ist auch, dass der Autor ständig auf Holms alten Stasigeschichten rumreitet. Als Wessi kann Brunner sicher nicht anders. Teilweise schreibt der Autor zu sensationsheischend, aber das ist wohl dem Zielpublikum geschuldet.
Ein Teil des Buches nimmt die Biografie von Oliver Rast ein, die sehr interessant ist. Trotzdem dürfte er sich keinen Gefallen getan haben. Die Staatsschutzbullen werden jede Zeile genau analysieren. Warum gibt jemand Einblick in seine Gedankenwelt und in klandestine Militanz? Leider fehlt im Buch ein Abschnitt, in dem Rast erklärt, warum er überhaupt bei diesem Buchprojekt mitgemacht hat. Vielleicht weil er auch schon im Mainstream angekommen ist? Zumindest das kann man verneinen, das wird aber erst am Ende klar. Das Abschlussinterview ist ein Highlight des Buches. Auch der Abschnitt über die Gerichtsverhandlung gegen drei angebliche Mitglieder der Militanten Gruppe ist lesenswert.
Warum ein völlig abgedrehter Salafist wie der Ex-AIZ‘ler Bernhard Falk als Beispiel für linke Militanz präsentiert wird, ist dagegen rätselhaft. Alles in allem ein überraschend gutes Buch für alle die sich für die Geschichte der Militanten Gruppe interessieren und ein Beweis, dass es sogar bürgerliche Mainstream-Verlage schaffen können, linke Militanz halbwegs objektiv darzustellen.