Wer steckt hinter clientearth?

Dies ist ein Auszug aus einem Vortrag in unserer Fridays for Future Ortsgruppe. Uns war aufgefallen, dass ein uns unbekannter Anwaltsverein von Berlin aus massiv mit seinen angeblichen Verbindungen zu Fridays for Future wirbt.

clientearth ist eine amerikanisch-britische Anwaltskanzlei.Sie hat keine organisatorische Verbindung zu den Umwelt- und Klimaschutzbewegungen, versuchen aber, sich dort positiv zu platzieren und den Anschein zu erwecken, sie seien „Die Anwälte der Umweltbewegung“. Auch wenn sie manchmal erfolgreich die richtigen verklagen (Z.B. Ölfirmen) bleiben sie doch am Ende vor allem ein cleveres Geschäftsmodell.

Dies ist ein Auszug aus einem Vortrag in unserer Fridays for Future Ortsgruppe. Uns war aufgefallen, dass ein uns unbekannter Anwaltsverein von Berlin aus massiv mit seinen angeblichen Verbindungen zu Fridays for Future wirbt.

Es gibt viele Trittbrettfahrer, die über uns Aufmerksamkeit generieren wollen, ohne wirklich unsere Ziele zu teilen. Deshalb haben wir in einem kleinen Team von drei Leuten mal recherchiert (unterstützt von einem befreundeten Rechtsanwalt) und interessante Ergebnisse gefunden. Vorab das Ergebnis in Kurzform:

Eine Kanzlei mit cleverem Geschäftsmodell

clientearth ist eine amerikanisch-britische Anwaltskanzlei, die Unmengen von hochbezahlten Anwälten beschäftigt, indem sie Firmen verklagt, aber auch berät. Anders als andere Kanzleien braucht sie dafür keine „Klienten“, sondern behauptet einfach, dass im Namen der „Erde“ zu tun. Nachdem das Geschäftsmodell insbesondere in den USA und Großbritannien gut funktioniert, erweitern sie es gerade mit Filialen z.B. in Singapur, Polen, Spanien und jetzt auch in Deutschland.

Sie haben keine organisatorische Verbindung zu den Umwelt- und Klimaschutzbewegungen, versuchen aber, sich dort positiv zu platzieren und den Anschein zu erwecken, sie seien „Die Anwälte der Umweltbewegung“. Auch wenn sie manchmal erfolgreich die richtigen verklagen (Z.B. Ölfirmen) bleiben sie doch am Ende vor allem ein cleveres Geschäftsmodell.

Jetzt aber zu den Details

Die Geschichte klingt super, fast so wie bei Robin Hood. Nur eben mit Gesetzen und Klagen statt mit Pfeil und Bogen: Selbstlose Anwälte tun Gutes und retten die Erde, indem sie in ihrem Namen große, böse Konzerne verklagen und die Umweltsünder zu saftigen Strafen verurteilen lassen. „clientearth – Anwälte der Erde“ nennt sich die Initiative, die seit kurzem auch in Deutschland in den Medien auftaucht. Die Initiative schreibt auf ihrer Webseite:

“Im Vereinigten Königreich haben wir bereits wegweisende Arbeit im Kampf gegen Luftverschmutzung geleistet. Diese Arbeit möchten wir bei clientearth auf ganz Europa ausdehnen, um die Gesundheit der Menschen europaweit zu schützen.“ (https://www.de.clientearth.org)

Klingt erst einmal toll. Wird dann aber schnell suspekt. Zunächst wird auch auf der deutschen Website überhaupt nicht deutlich, wie die rechtliche Struktur ist. Wer sind die Akutere dahinter? Ist es ein Verein? Wer ist da Mitglied? Wer finanziert das? Deutlich wird nur auf eines hingewiesen: Dass „clientearth“ eine geschützte „Marke“ darstellt. Ansonsten scheint es vor allem eine internationale Sache zu sein. Stolz verweist man darauf:

 „Unser Büro in Berlin ergänzt unsere Büros in Brüssel, London, Warschau, Madrid und Peking.“

Die Büros liegen übrigens meist in bester und teuerster Lage. In Berlin arbeiten laut Webseite 9 Hauptamtliche, weltweit sind es mehrere Hundert. Das alles muss viel Geld kosten.

Wir haben uns also mal näher angeschaut, wer dahinter steckt. Insgesamt haben wir über 40 Stunden mit Recherche verbracht, auch weil die Informationen zur Finanzierung und zu den rechtlichen Strukturen nicht transparent sind und es ein ganzen Geflecht von Firmen- und Vereinskonstruktionen gibt, die oft nur über bestimmte Schlüsselfiguren verknüpft sind.

Auch in Deutschland gibt es mindestens drei verschiedene Auftritte unter demselben Namen mit verschiedenen Rechtsformen aber immer den gleichen köpfen.

Ein geheimnisvoller Deutschland-Chef

Zentrale Figur ist ein Professor aus Eberswalde: Prof. Dr. Hermann Ott ist laut Website „Leiter des Deutschland-Büros in Berlin“. Gleichzeitig ist er aber auch Vorsitzender eines Vereins mit dem Namen „clientearth e.V.“ sowie Geschäftsführer einer „clientearth GmbH“. Über den Verein scheinen diverse Imageaufgaben abgewickelt zu werden. Darüber ist die deutsche Filiale der internationalen Anwaltskanzlei mit Sitz in London dann auch in diversen deutschen Bündnissen vertreten, zum Beispiel in der Klimaallianz und im „Deutschen Naturschutzring“. Dort ist Ott sogar im Präsidium. Und das sogar schon bevor clientearth offiziell in Deutschland an den Start ging. Auf der Website des Deutschen Naturschutzrings wird das nicht erklärt, dort wird gar nicht auf clientearth hingewiesen (https://www.dnr.de/der-dnr/organisation/praesidium/beisitzer-prof-dr-hermann-e-ott/?L=392), umgekehrt legt clientearth in der eigenen Pressearbeit immer sehr viel Wert darauf, dass Ott sie in diesem Gremium „vertreten“ würde. Das ist aber nicht der einzige merkwürdeige Widerspruch.

Ott scheint ein Multifunktionär zu sein. Bevor er hauptamtlich bei clientearth anfing, war er mal beim Wuppertal Institut, im Außenministerium und auch eine Legislaturperiode für die GRÜNEN im Bundestag. Ein richtiger Professor ist er übrigens nicht. Sondern „Honorarpürofessor“. Anders als der Titel suggeriert heißt das: Es gibt dafür kein Honorar, sondern meist ist es umgekehrt: Dahinter steckt oft eine fette Spende eines Mäzens. Deshalb führen regelmäßig Vorstandsmitglieder großer Konzerne auch „Prof.“ vor ihrem Namen.

Der umtriebige Ottt hat eine eigene Personality-Webseite, in seiner Biografie dort werden zahlreiche Funktionen aufgeführt (https://hermann-e-ott.de/cms/wp-content/uploads/2020/06/Ott_CV_d_2016-1.pdf). Merkwürdig:  clientearth ist nicht dabei, aber diverse andere, die sich aber zumeist nicht verifizieren lassen. Teilweise sind die angeführten Gremien im Web überhaupt nicht zu finden. Teilweise schon, dort wird er aber nicht aufgeführt. Insgesamt bleibt bei dieser Person doch vieles im Dunkeln, viele angegeben Funktionen sind auf den zweiten Blick entweder übertrieben, unbelegt oder schlicht falsch.

Es ist auch nicht klar, woher Ott sein aktuelles Gehalt bezieht. Ob als Vereinsvorsitzender, als GmbH-Geschäftsführer oder als „Leiter des Deutschland-Büros“. Zu vermuten ist aber, dass es aus London kommt. Damit sind wir bei den Hintergründen des „Martkeinstieges“ von clientearth in Deutschland:

2018: Markteinstieg ins Deutschland-Geschäft

Die deutsche GmbH wurde bereits 2018 in London gegründet, Ott ist auch nicht alleiniger Geschäftsführer, sondern teilt sich den Job mit einem James Thornton. Das ist der globale „CEO“ von clientearth. Ihm bzw. seiner Firma gehören auch 100% der Anteile der deutschen GmbH.

Was macht ein englischer Anwaltsverein in Deutschland?

Der deutsche Verein „clientearth - ANWÄLTE DER ERDE e.V.“ wurde einige Monate danach gegründet und ist noch dubioser: Gegründet haben ihn weniger als ein Dutzend Personen zwar nach deutschem recht Recht, aber tatsächlich in London. Einziger Deutscher Mitgründer wieder: Hermann Ott, der dann auch gleich Vorsitzender wurde. Die Mehrheit im Vorstand des offiziell deutschen Vereins stellen aber Briten. Schatzmeister ist der „Director of Finance“ der internationalen Client Erath Kanzlei, Ed Walker. Stellvertretender Vorsitzender ist ein Douglas Ruley, „Americas Driector“ bei Client Earth, ein Harvard Absolvent – so wie fast alle Führungskräfte von clientearth aus einer der amerikanischen Eliteuniversitäten stammen.

Gründer und Großverdiener: James Thornton

So ist der bereits erwähnte James Thornton Yale-Absolvent. Nachdem er 2007 clientearth gegründet hat, schärfte er rasch das Geschäftsmodell. Und es florierte. Heute beschäftigen sie mehrere Hundert zum Teil hochbezahlte Juristen. 2019 haben sie über 30 Millionen Euro Einnahmen generiert und am Ende fats 3 Millionen Euro Reingewinn erzielt. (https://www.clientearth.org/media/tibh5cls/clientearth-annual-reports-fo...). Wie hoch die Einkommen von Thornton und den anderen Spitzenkräften sind, ist nicht transparent. In britischen Medien poppen aber immer wieder kritische Berichte auf (https://www.politicshome.com/news/article/anger-as-boss-of-governmentbacked-green-charity-sees-pay-soar-to-232000), nach denen er einer der höchstbezahlten Manager im Gemeinnützigkeitssektor ist. Sein aktuelles Privatvermögen wird auf mehrere Millionen Pfund geschätzt.

Das Verklagen scheint also ein lukratives Geschäft zu sein - für Thornton und seine Führungskräfte. Immer wieder klagen Mitarbeiter über mieses Betriebsklima, hohen Druck, brutale Arbeitszeiten (https://www.glassdoor.co.uk/Overview/Working-at-clientearth).

Die Klagemaschine clientearth

Der Druck ist auch deshalb so hoch, weil clientearth im Prinzip nichts anderes ist, als eine typische Anwaltskanzlei, wie wir sie aus diversen amerikanischen Filmen kennen: Es geht um aufwändige Klagen, hohe Anwaltsgebühren, fetten Schadensersatz. Das geniale aber an Thorntons Geschäftsmodell: Während Schadensersatzanwälte sonst vor Krankenhäusern herumlungern, um Mandaten an Land zu ziehen, braucht Thornton keinen Mandanten. Er hat ja „Die Erde“. Die kann sich nicht dagegen wehren, von ihm vertreten zu werden, und sie bekommt auch keinen Anteil an der erklagten Beute. Meist besteht die ohnehin darin, dass der Beklagte die horrenden Anwaltskosten zahlen muss, die bei clientearth anfallen.

In Deutschland kennen wir dieses Modell nur von den sogenannten Abmahnvereinen. Ansonsten braucht man einen existierenden Mandanten. Dass Anwälte nicht einfach aus Eigennutz jeden verklagen können ist in Deutschland nicht vorgesehen. Im Umweltrecht gibt es aber eine Ausnahme: Das Verbandsklagerecht: Unter bestimmten Umständen können gemeinnützige Vereine gegen Umweltverschmutzung klagen. Nun wird auch klar, warum clientearth zusätzlich in Deutschland noch einen Verein braucht – auch wenn der fast ausschließlich aus britischen Anwälten besteht, kann er doch nach deutschem Recht ein Klagerecht erhalten – und dann clientearth-Anwälte mit der Klage beauftragen. Ein cleveres Geschäftsmodell.

Das erklärt auch, warum es Filialen von nur nur ein einigen ausgewählten europäischen Ländern gibt: clientearth taucht überall dort auf, wo ein ähnliches Klagerecht existiert. Deshalb sind sie nicht in Ländern wie Rumänien oder der Ungarn unterwegs, wo momentan besondere schlimme Umweltsünden passieren, sondern in Belgien, Frankreich oder Luxemburg, wo es eine lukrative Justiz gibt.

Ein weiteres Einnahmefeld ist übrigens das „Consulting“. clientearth verklagt Firmen, berät aber auch Konkurrenten in der Vermeidung von Klagen, in letzter Zeit vorzugsweise in Asien.

Ein lukratives Geschäft

Insgesamt ein lukratives Geschäft, dass Millionen Euro im Jahr umsetzt und den Gründer (und nicht nur ihn) reich gemacht hat. Seine Firma wurde deshalb 2018 auch von der Financial Times als eine der fünfzig besten Anwaltskanzleien Europas ausgezeichnet.

Seine Firma hat James Thornton übrigens nicht mit eigenem Geld gegründet. Sein vermögen war damals deutlich geringer. Sein erster „Investor“ und Finnzier von clientearth war die amerikanische „McIntosh Foundation“, die auch heute noch großen Einfluss bei clientearth hat. (https://www.influencewatch.org/non-profit/mcintosh-foundation/)

Suspekte Geldgeber

Gegründet wurde diese Stiftung vom amerikanischen Investment Banker William McIntosh mit Geldern, die aus der Beteiligung seiner Familie an der Great Atlantic & Pacific Tea Company stammten. Die ist heute in Deutschland kaum bekannt, war aber einmal die größte Handelskette der USA. Sie scheffelte Milliaden, weil sie als erste ein Sytsem perfektionoeirte, das wir heuet von Aldi, Lidl und Co kennen: Das maximale Auspressen kleiner Lieferanten um über Billigpreise Umsätze zu generiereen und dabei gewaltieg profite einzuheimsen. Das Modelel funktioneirt ncoh ehuet, sit aber 15 jahre alt und von eben jener Great Atlantic & Pacific Tea Company erstmals im großen Stil praktiziert worden.

Unser Fazit lautet also: Hände weg von clientearth

Auch wenn die sich an uns heranwanzen: Es sind keine seriösen Partner sondern Multimillionäre, die mit Umweltklagen Kohle machen wollen.

Es kann durchaus sinnvoll sein, mit Mitteln der Klage Klimaschutz durchzusetzen. Aber:  Es gibt seröse deutsche Organisationen wie den BUND, die auch klagen dürfen – und das auch tun. Es braucht da keine Filiale einer suspekten britischen Kanzlei, sie wie viele andere – versucht, mit einer suggerierten Nähe zu unserer Bewegung ihr Image aufzupolieren.

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