Klausurbetrug ist Gesundheitsschutz: Ein paar Ideen zur Sabotage von Onlineprüfungen

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Durch die Pandemie finden viele Prüfungen an der Ruhr-Uni und anderen Hochschulen online statt. Dies ermöglicht neue Formen des Widerstandes gegen Klausuren. Vor Beginn der Klausuren-Phase in NRW haben wir daher ein paar Ideen gesammelt, wie Menschen Onlineklausuren sabotieren können.

INHALTSWARNUNG: In Teil 2 geht es kurz um das Thema Selbsttötungen.

Inhaltsverzeichnis

  1. Onlineprüfungen: Corona macht vieles möglich
  2. Teil 1: Onlineprüfungsbetrug praktisch
  3. Teil 2: Gründe für Prüfungsbetrug: Ethisch und Theoretisch  
  4. Teil 3: Was wir statt Lernen für Prüfungen tun können

Onlineprüfungen: Corona macht vieles möglich

Durch die Pandemie finden viele Prüfungen an der Ruhr-Uni und anderen Hochschulen online statt. Dies ermöglicht neue Formen des Widerstandes gegen Klausuren. Vor Beginn der Klausuren-Phase in NRW haben wir daher ein paar Ideen gesammelt, wie Menschen Onlineklausuren sabotieren können. Der nachfolgende Text ist sehr lang, daher haben wir ihn in 3 Teile aufgeteilt Teil 1. gibt praktische Tipps zum Prüfungsbetrug bei Onlineklausuren, Teil 2 geht auf theoretische und ethische Gründe für Prüfungsbetrug ein und Teil 3 macht ein paar Vorschläge, wie wir unsere Zeit besser als mit dem Lernen für Prüfungen verbringen können.

 

Teil 1: Onlineprüfungsbetrug praktisch Ideen für den Onlineprüfungsbetrug:

(Falls ihr noch nicht überzeugt seid, dass Prüfungsbetrug sinnvoll und berechtigt ist, überspringt am besten den nachfolgenden Teil und lest in Teil 2 weiter).
Hier unsere Ideen zum Täuschen. Wir haben sie in zwei Teile aufgeteilt: Situationen, wo es Kontrolle per Kamera oder wo es Kontrolle per Browserfenster gibt. Die verschiedenen Formen der Prüfungskontrolle schließen sich unserer Meinung nach aus, wir haben aber versucht auch Möglichkeiten aufzuzeigen, was mensch tun kann, falls mehrere Kontrollmethoden gleichzeitig angewandt werden. Sollte keine Kontrollsituation vorhanden seien, könnt ihr alle Ideen nutzen.
In einem dritten Teil gehen wir aber noch mal auf Wege ein selbst die eigenen Möglichkeiten zu erweitern. Uns ist bewusst, dass wenn wir Strategien veröffentlichen, diese auch zur Entwicklung passender Kontrollmechanismen genutzt werden können. Wir denken allerdings, dass technischen Lösungen dafür lange Zeit weit jenseits der Möglichkeiten vieler Unis und Lehrenden liegen.

Vorabhinweis:

Wenn ihr vom gleichen Internetanschluss gemeinsam an Klausuren teilnehmt, kann die Uni theoretisch eure IP-Adresse herausfinden und damit, dass ihr in den gleichen Internetanschluss nutzt. Hier gegen hilft die Benutzung eines VPN (VIRTUAL PRIVATE NETWORKS): Ein kostenloser, selbstorganisierter VPN ist der RISEUP VPN.

1. Kontrollmethode: Ihr werdet bei der Klausur gefilmt/über die Webcam beobachtet

A.) Fall: Ihr werdet durchgängig gefilmt
1. Option: Weigert euch aus Gründen des Datenschutzes und verlangt, dass euch die Rechtsgrundlage genannt wird (Spoiler: Möglicherweise gibt es keine). Sollten eure Dozent*innen davon absehen, sind alle Möglichkeiten des Klausurbetrugs wieder offen. Trefft aber vorher entsprechende Vorbereitungen, falls sie es nicht tun.
2. Option: Teilt euren Bildschirm mit solidarischen Menschen oder anderen Leuten in der Klausur (z.B. mit Hilfe der Programme: Zoom oder Discord) und lasst einen stillen Chat, wo ihr die Lösungen austauscht, mitlaufen.
3. Option: Recherchiert während der Klausur selbst die Lösungen. Dafür solltet ihr am besten vor der Klausur Notizen, Folien oder Lehrbücher als durchsuchbares PDF (Standardform eines PDF) vorbereiten/besorgen, dann könnt ihr schnell die entsprechende Inhalte finden. Bei den eigenen Notizen hilft es auch klickbares Inhaltsverzeichnis zu erstellen (wie das bei Libreoffice geht).
4. Option: 2. Option und 3. Option kombinieren
B.) Fall: Ich werdet nur zeitweilig (z.B. am Anfang und am Ende) gefilmt
1. Option: Siehe 1. Option bei A Fall
2. Option: Siehe 2. Option bei A Fall
3: Option: Siehe 2. Option bei A Fall
4. Option: Während ihr nicht gefilmt werdet helfen euch Menschen: Mitbewohner*innen&Freund*innen, etc. BESSER KEINE LEUTE, DIE SELBST DIE GLEICHE PRÜFUNG SCHREIBEN, die im Raum sind, bei der Prüfung. Sie recherchieren für euch Lösungen. Nach dem ersten Filmen solltet ihr zur Sicherheit die Kamera abschalten (kann mensch z.B. mit Sparen des Akkus oder Einsparen von Daten – schwache Internetverbindung, begründen). Warnt dann die Menschen im Raum rechtzeitig, falls ihr die Kamera wieder einschalten müsst.

C.) Zusätzlich müsst ihr euren Bildschirminhalt mit den Lehrenden teilen
Wir denken nicht, dass zum jetzigen Zeitpunkt Dozierende in der Lage sind, es so einzurichten, dass ihr euren Bildschirm (nur mit den Lehrenden – mit allen macht ja keinen Sinn) teilt. Falls es aber doch passieren sollte ein paar Ideen:
1. Option: Siehe Fall A 1. Option
2. Option: Notizen auf den Bildschirm des Laptops kleben. Die Kamera eines Laptops ist normalerweise nicht in der Lage die Innenseite des Bildschirms zu filmen.
3. Option: Unauffällig eine Kamera im Raum oder an der Kleidung verstecken, die den Bildschirm filmt und Kopfhörer ins Ohr tun. Den Stream der Kamera dann zu einer helfenden Person in einem anderen Raum übertragen und sich über die Kopfhörer Lösungen geben lassen.

2. Kontrollmethode: Prüfungen können so eingerichtet werden, dass wenn ihr im Browser das Fenster der Klausur verlasst, die Klausur abgebrochen wir und als nicht bestanden gilt.

1. Option: Ihr schreibt die Prüfungen mit anderen Geprüften im gleichen Raum und sprecht die Lösungen ab.
2. Option: a.) Ihr habt Notizen oder ein zusätzliches Geräte im Raum stehen mit denen ihr recherchieren könnt. Denkt dabei daran euch durchsuchbare PDFs zu besorgen/zu erstellen.
b.) Andere solidarische Menschen sitzen mit im Raum und recherchieren für euch.
3. Option: 1. Option + 2. Option

3. Kontrollmethode „Worst-Case“: Ihr werdet permanent per Webcam beobachtet und wenn ihr das Browserfenster schließt, besteht ihr die Prüfung nicht:

1. Option: Notizen auf den Bildschirm des Laptops kleben. Die Kamera eines Laptops ist normalerweise nicht in der Lage die Innenseite des Bildschirms zu filmen.
2. Option: (Dies ist etwas riskanter, aber ihr könnt davon ausgehen, dass Lehrende wohl nicht permanent alle Bildschirme im Blick haben können): Notizen in der Kleidung verstecken.
3. Option: (Falls ihr Headsets/Kopfhörer in der Prüfung tragen dürft): Notizen als Audio aufnehmen und während der Prüfungen anhören.

WICHTIG: Für alle Option rechtzeitig Sachen vorbereiten, Programme und Ablauf einmal testen. Organisiert euch in Prüfungsbetrugsgruppen und sprecht VORHER alles ab.

4. Möglichkeiten erweitern:

Um euch mehr Möglichkeiten zu schaffen, habt ihr auch immer die Option Technikprobleme vorzutäuschen oder wirklich zu haben:

Optionen gegen Filmen
1. Option:
Ihr habt keine Kamera in eurem Computer oder diese funktioniert nicht mehr.
2. Option: Ihr habt zwar eine Kamera, aber diese kann nicht über das entsprechende Programm streamen, weil ihr Softwareproblem habt, was z.B. an eurem Betriebssystem liegt (hier am besten sagen, dass ihr Linux benutzt, davon haben Lehrende außerhalb von IT-Studiengängen meist keine Ahnung).
3. Option: Ihr fliegt dauernd aufgrund der schlechten Internetverbindung z.B. aus der Zoomsitzung, deshalb müsst ihr die Kamera/Videofunktion zum Reduzieren der übertragenen Daten ausschalten.

Optionen gegen Browserfenster, die euch beim Verlassen durchfallen lassen
1. Option: Ihr habt Probleme mit der Internetverbindung und deshalb verliert ihr diese regelmäßig: Die Klausurfragen sollen euch darum anders zu Verfügung gestellt werden, ihr antwortet dann per Mail/Moodle etc.
2. Option: Eurer Browser kann die Klausur nicht öffnen. (Am besten hier auch sagen, dass ihr Linux benutzt, weil Linux häufig andere Browserversionennummern z.B. von Firefox benutzt als Windows und Lehrende außerhalb der IT oft keine Ahnung von Linux haben.): Die Klausurfragen sollen euch darum anders zu Verfügung gestellt werden, ihr antwortet dann per Mail/Moodle etc.

5. Bonuschancen: Wenn eine Klausur über einen längeren Zeittraum geschrieben werden kann

Falls ihr eure Klausur über einen längeren Zeitraum z.B. einen oder mehrere Tage schreibt, ist eine sehr gute Strategie, dass eine Person zu erst die Klausur schreibt (selbstverständlich unter zu Hilfenahme der anderen Betrugsmöglichkeiten) und Screenshots/Fotos von der Klausur macht.

Safety First: Schützt euch und andere

Wenn ihr euch gemeinschaftlich zu Klausurbetrug austauscht, z.B. in dem eine Person die Klausur früher schreibt und dann Fragen/Lösungen zur Verfügung stellt, solltet ihr drauf achten, dass keine Lehrenden etwas mitbekommen. Wir empfehlen dafür eine Gruppe in einem verschlüsselten Messenger zu erstellen, in der ihr bestimmt wer Mitglied wird, oder ganz auf digitale Kommunikation zu verzichten. Zwei gute Messenger sind Signal und Element (früher Riot). Bei Element müsst ihr die Verschlüsselung unter Einstellungen noch einmalig aktivieren. Ladet nur Menschen ein, die ihr kennt bzw. dennen ihr vertraut. Uns sind Fälle bekannt bei denen Lehrende heimlich Mitglied in Gruppen geworden sind, die Altklausuren getauscht haben, um diese auszuforschen. Außerdem sollte ihr den Gruppen kein eindeutigen Namen geben, weil bei manchen Diensten Gruppennamen von außen einsehbar sind.

Ein bisschen Rechtliches

Vor jeder Handlung die negative Folgen haben kann, sollte Mensch über mögliche Konsequenzen nachdenken. Bei Klausurbetrug ist dies an der Uni, aber auch an Schulen erstmals das Werten der Klausur als Täuschungsversuch, was bedeutet, dass ihr ein Nicht-Bestanden erhaltet und die Prüfung wiederholen müsst (die Wiederholung wird von euren möglichen Versuchen abgezogen). Theoretisch können (eigentlich nur bei wiederholten Täuschungsversuchen) auch Ordnungsgelder verhängt werden und Menschen exmatrikuliert/verwiesen werden, das ist aber nur ernsthaft relevant wenn ihr bereits erwischt wurdet. Täuschungsversuche sind, solange ihr nicht direkt dadurch Geldwerte erhaltet, keine Straftat. Zumindest in NRW ist es auch so, dass, soweit wir herausfinden konnten, Menschen nur Probleme für den eigenen Täuschungsversuch bekommen können, also könnt ihr Andere ohne Sorgen unterstützen. Die einzige Ausnahme sind Menschen, die (vor allem in der Lehre) für Unis und Schulen arbeiten, diese könnten, wenn sie andere unterstützen, dienstrechtliche Konsequenzen bekommen und schlimmstenfalls ihren Job verlieren.

Gemeinsam gegen die Repression: Ihr seid nicht allein

Wie geschrieben sind die möglichen Konsequenzen, wenn mensch nicht vorher schon mal erwischt wurde, gering und wenn ihr gute vorbereitet seid, halten wir das Risiko für niederig. Sollte euch doch ein Täuschungsversuch vorgeworfen werden und ihr lebt im Ruhrgebiet, dann könnt ihr uns per Mail an: schwarze-ruhr-uni@riseup.net kontaktieren und wir schauen, was wir (eventuell in Absprache mit anderen Gruppen) für euch tun können. Bitte schreibt erst mal nur den Vorwurf und nicht was ihr getan habt. Auf Anfrage können wir auch verschlüsselt kommunizieren.
Ansonsten unterstützt, wenn ihr in einer Anarchistischen Gruppe, Hochschulgruppe oder Fachschaft aktiv seid, bitte Menschen denen Täuschungsversuche vorgeworfen werden, auch die Unschuldigen!

Teil 3: Gründe für Prüfungsbetrug: Ethisch und Theoretisch Klausurbetrug ist Gesundheitsschutz

Es gibt zwei sich widersprechende Konzepte von Gesundheit: Das eine ist das staatlich-kapitalistische, von dieser „Gesundheit“ wird meistens gesprochen, wenn es um Gesundheitsschutz geht, auch gerade während der Pandemie. Das staatlich-kapitalistische Gesundheitskonzept definiert Gesundheit als die Fähigkeit gemäß der staatlich-kapitalistischen Vorgaben, dass heißt für Staat und Unternehmen, zu funktionieren. Gesundheit in diesen Zusammenhang wird als etwas Mechanisches verstanden. Menschen werden als Maschinen betrachtet, die funktionieren soll, um die staatliche Macht zu erhalten und die kapitalistischen Eliten profitieren zu lassen. Das staatlich-kapitalistische Gesundheitskonzept definiert daher alles, was von den Normen diese Funktionierens abweicht als krank und Ziel unseres Gesundheitssystems ist uns wieder „leistungsfähig“ zu machen – wieder ausbeutbar. Während der Pandemie sehen wir dies daran, dass über emotionale&psychische Folgen sehr wenig gesprochen wird. Was Isolation, Einsamkeit und negativer Stress mit uns machen und dass diese auch unserer Gesundheit schaden, wird verdrängt, weil bereits vor der Pandemie unsere Gesellschaft enorm viele Menschen psychisch krank machte. Jede tiefergehende Auseinandersetzung mit den Ursachen psychischer Krankheiten würde die Gesundheitsschädlichkeit unser Gesellschaft offenlegen. Und auch die strikte Trennung in “Psychisch” und “Körperlich” zeigt ein Weltbild auf, in dem Menschen auf materielle Bestandteile reduzierte Maschinen sein sollen. Der Sinn des Lebens wird als reines Funktionieren – Überleben festgesetzt. Somit ist die gesamte staatliche Coronapolitik ausschließlich darauf ausgelegt unsere „Gesundheit“ gemäß der Interessen der Herrschenden zu schützen.
Der Gegensatz dazu ist die von uns gewollte Gesundheit. Unsere Definition von Gesundheit entspricht Gesundheit wie Menschen sie sich gegenseitig wünschen. Es ist eine Gesundheit bei der es darum geht, dass wir uns wohlfühlen und sie wird nicht dadurch definiert, dass wir bestimmte Aufgaben und Vorgaben erfüllen können. Anders als die staatlich-kapitalistische kann diese Gesundheit nur durch Selbstbestimmung, Solidarität und Gleichwertigkeit entstehen. Um Sie zu beschützen, müssen Menschen als ganzheitliche Wesen gedacht werden, die in Beziehungen und ihre Umwelt eingebunden sind und deren Bedürfnisse nicht auf materielle Existenz reduziert werden können. Isolation, Einsamkeit und negativer Stress können hier genauso gesundheitsschädlich sein, wie virale Infektionen. Genauso wie es zwei Arten von Gesundheit gibt, gibt es zwei Arten von Stress: Positiven/neutralen Stress und negativen Stress. Positiver/neutraler Stress entsteht bei Anstrengung, welche wir aufwendenm, wenn wir selbstbestimmt etwas tun.
Negativer Stress entsteht, wenn wir von außen etwas aufgezwungen bekommen und dann dafür arbeiten sollen. Negativer Stress schadet dem Immunsystem und Prüfungen sind daher gesundheitsschädlich.
Den eigenen Arbeitsaufwand und somit den negativen Stress durch Prüfungen zu reduzieren, senkt somit die Wahrscheinlichkeit der Infektion mit dem Coronavirus und die Gefahr eines schweren Verlaufs. Gleichzeitig wird auch das Risiko anderer Erkrankungen reduziert. Einige werden denken wir meinten das nicht ganz ernst. Aber empirische Erkenntnisse haben mehr als genug Beweise geliefert, dass (falls mensch weiter bei der Teilung von Körper und Geist bleiben will) unser „psychisches“ Wohlergehen und wie wir behandelt werden starken Einfluss auf unser „körperliches“ Wohlergehen haben. Ein sehr bekanntes Beispiel hierfür ist der Placebo-Effekt, wo durch das Gefühl, dass mensch sinnvoll behandelt wird – dass jemensch sich um einen kümmert, ein Einfluss auf „körperliche“ Leiden entsteht.
Wer also Menschen während ein Pandemie und allgemein zu Prüfungen zwingt, verursacht Tote, allein schon, weil sich regelmäßig Menschen wegen unaushaltbaren Leistungsdrucks das Leben nehmen, was während der Pandemie wahrscheinlich noch schlimmer geworden ist (In Frankreich gibt es gerade eine erste Welle von Selbsttötungen unter Studierenden) Prüfungsbetrug ist daher Gesundheitsschutz!

Artikel zur Studie von Prüfungstress und Immunsystem:
Wie Stress auf das Immunsystem wirkt – Prüfungsstress ändert die Zahl und Verteilung von Abwehrzellen
Wie die Seele die Körperabwehr steuert und Psychoneuroimmunologie: Stress erhöht Infektanfälligkeit
Artikel zum Placeboeffekt und der Wichtigkeit von “emotionaler” Behandlung von Menschen:
Bundesärztekammer: Placebo in der Medizin
Die grundlegenden Studien/Literatur findet ihr jeweils in den Quellen der Artikel.
Erste Daten/Beispiele der Zunahme von Selbsttötungen durch die Pandemie
Selbstötungen unter Schüler*innen in Las Vegas nehmen zu: Surge of Student Suicides Pushes Las Vegas Schools to Reopen
In Japan gibt es einen starken Anstieg an Selbsttötungen (insbesondere unter Schüler*innen): Mehr Selbstmorde in Japan durch Pandemie

Warum Klausuren und andere Prüfungen abzulehnen sind.

Wir wollen noch einmal weiter darauf eingehen warum wir uns gegen Prüfungen positionieren.
Der nachfolgende Text entstand ursprünglich als Begleitung zu unseren Aufklebern gegen Noten, Prüfungen und für selbstorganisierte Bildung. Die Aufkleber und weitere kurze Texte findet ihr hier. Zur Rolle der Universität bei der Erhaltung der staatlich-kapitalistischen Herrschaft und warum wir sie auch z.B. durch die Sabotage von Prüfungen überwinden sollten findet ihr mehr in unserer Broschüre Herrschaftsinstitution Hochschule wie die Uni uns unterdrückt.

„Einige von uns haben bereits erlebt, was es bedeutet eine Prüfung endgültig nicht zu bestehen. Viele andere treibt die Angst, auch sie könnte dieses Schicksal ereilen. Das Nicht-Bestehen einer Prüfung raubt uns Möglichkeiten und Freiheiten in unserem Leben. Prüfungsangst macht uns krank. Manche leiden psychisch, andere physisch oder auf beide Arten.
Wir bekommen vorgegaukelt, Prüfungen sollten unsere Eignung zu einer bestimmten Tätigkeit testen, doch dies ist häufig eine Lüge. Würdest du lieber von einem*r Mediziner*in behandelt werden, die*der gut in einem Multiple-Choice-Test war und danach alles wieder vergisst oder von einer*m, die*der ihre Tätigkeit wirklich liebt und versteht? Wer kommt im Alltag in eine Situation in der sie*er in einem abgeschotteten Raum sitzt und Fragen beantworten muss, ohne äußere Hilfe in Anspruch nehmen zu können? Aber selbst jene Prüfungen in denen wir praktische Dinge tun müssen, verbessern die Qualität z.B. von medizinischer Behandlung nicht unbedingt. Wenn eine Prüfung gesellschaftlich verbindlich durchgesetzt werden sollen, braucht es dafür Zwang. Wer würde einen Abschluss machen, wenn mensch auch behandeln könnte ohne bestraft zu werden? Wird Macht in der Form einer solchen Autorität zentralisiert, dann haben auch immer Menschen Interesse auf diese Einfluss zu nehmen. Es entsteht Korruption, welche dem Ziel der Prüfung (die Fähigkeiten der Geprüften festzustellen) entgegenwirkt. Es gibt ein Interesse der Geprüften spätere Fehler zu vertuschen, immerhin könnte ihnen sonst z.B. die eigene Zulassung aberkannt werden. Auch bräuchte eine solche Autorität eine Möglichkeit ihre Entscheidungen mit Zwang gegen den Willen der Geprüften durchzusetzen, andernfalls wäre die Prüfung nicht mehr verbindlich. Diese Möglichkeit setzt in Prinzip einen neuen Staat voraus.
Bei unverbindlichen Prüfungen gäbe es diese Probleme nicht und für einige von uns stellen diese eine Möglichkeit dar, Fähigkeiten zu testen und transparent zu machen. Andere von uns haben auch hieran Kritik: Auch eine unverbindliche Prüfung hat Folgen, sie schafft einen Bruch für die*den Geprüften sowie eine innere Legitimität. Nach der Prüfung trauen sich die Geprüften mehr zu, denn sie sind jetzt richtige Ärzte*innen/Mechaniker*innen/Busfahrer*innen/… Dadurch wird ihr Handeln für sie weniger hinterfragbar. Wir sind gegen Prüfungen und streben ein lebenslanges Lernen mit dauerhaften Feedback und Kritik an.

Lassen wir nicht die im Stich, die nicht nach den Bewertungsmaßstäben von Schulen und Universitäten handeln und denken. Wie wir in Prüfungen abschneiden, sagt nichts über unsere Fähigkeiten aus! Es gibt keine gerechten Prüfungen!“

Verinnerlichte Selbstunterdrückung: Warum wir uns trotzdem schlecht fühlen wenn wir täuschen

Auch wenn es so viele Argumente gegen Prüfungen gibt werden Einige immer noch ein unangenehmes Gefühl haben, wenn sie täuschen. Dies liegt daran, dass uns durch Schule und oft Eltern&Verwandte antrainiert wird nur zu lernen, wenn wir von Autoritäten Bestätigung dafür bekommen. Für ungehorsames Verhalten wurden/werden wir bestraft (z.B. wenn wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht haben) und belohnt wenn wir gute Note bekommen (z.B. durch Geschenke). Menschen neigen von Geburt an zu Neugier und intuitiven Lernen, es bedarf keiner Autoritäten, um uns zum Lernen zu bringen. Durch den Zwang der Schule und Eltern entfremden wir uns von unserer Fähigkeit zum intuitiven Lernen und unserer Neugier. Gleichzeitig wurde uns ein falscher „Gerechtigkeitssinn“ eingetrieben, nämlich dass es gerecht sei, wenn in einem System alle der gleichen Unterdrückung in Form von zwangvoller Kontrolle ausgesetzt sind und wir etwas Schlimmes tun, wenn wir uns nicht an dessen Regeln halten. Ergänzend hierzu vermittelt unsere Gesellschaft die Idee: Ehrlichkeit wäre alle unsere Geheimnisse und Wiederstandhandlungen offenzulegen – nicht direkt Bedürfnisse, Motivationen, Gedanken und Gefühle in gleichwertigen Beziehungen zu teilen. Dort wird uns anerzogen ein falsches Bild von uns selbst zu schaffen, um andere zu beeindrucken, für uns zu werben oder sie zu kontrollieren.
Auch die staatliche Bildung ist von Lügen durchzogen, Lügen wie die Extremismustheorie oder der Staatsentstehungsgeschichte: Wissen und Geschichte von tausenden Kulturen und Gemeinschaften wird uns verschwiegen, um den Staat und den Kapitalismus als Fortschritt darzustellen.
Jene, die uns kontrollieren, zu „betrügen“ ist daher nicht unehrlich, es ist notwendig um ehrliche Beziehungen überhaupt möglich werden zu lassen. Wir sollten, dass was in unseren Kindheiten mit uns geschieht/geschehen ist, als Verletzung verstehen und versuchen diese zu heilen. Ein erster Schritt dazu ist uns und Anderen diese nicht immer wieder selbst anzutun.

Solidarität statt Chancengleichheit: Wenn ihr es nicht für euch betrügt, tut es für andere

Klausuren und andere Prüfungen mischen die Ungerechtigkeiten neu (dies fordern Liberale, wenn sie von Chancengleichheit sprechen) beenden sie aber nie, weil die Machtposition nur neu verteilt werden, anstatt die Macht selbst dezentral gleich an Alle zu verteilen.
Stellt euch eine Leiter vor: Ein Leiter hat immer mehrere Sprossen. Wenn eine Leiter steht, müssen Menschen sich für eine Höhe auf ihr entscheiden. Solange die Leiter besteht ist es dabei egal, mit welchen Entscheidungsprinzip die Positionen besetzt werden, wer unten bleibt verliert immer. Den Arbeitsaufwand für Uni, Schule oder Ausbildung zu minimieren, ermöglicht unser mehr Zeit für erste Schritte zur Zerstörung der Leiter zu haben.
Es gibt unzählige Handlungen, die sinnvoller sind als seine Zeit damit zu verbringen in der staatlich-kapitalistischen Ordnung „erfolgreich zu sein“, in ihren Hierarchien aufzusteigen und sie damit am Laufen zu halten. Am Ende des Textes haben wir ein paar Ideen zusammengestellt, wie wir unsere Zeit besser nutzten können. Wichtig ist, dass wir uns von der Idee lösen Andere würden von unserem Verhalten nicht negativ beeinflusst. Es ist unser Gehorsam und unsere Arbeit, der/die dieser Gesellschaft am Laufen hält. Trotzdem bleibt es berechtigt nur für das eigene Wohlergehen zu betrügen, anstrebenswerte ist es ab die freigewordene Zeit zur Schaffung/Pflege solidarischer Beziehungen zu nutzen.

Teil 3: Was wir statt Lernen für Prüfungen tun können Die freigewordene Zeit solidarisch sinnvoll nutzen

HINWEIS: Bei allen Aktivitäten, die im gleichen Raum mit Anderen stattfinden: Denkt vorher über das Risiko eine Corona-Infektion nach und entscheidet euch gemeinsam bewusst dagegen oder dafür ein Risiko einzugehen. Eine Form der der Risikominimierung ist sich einen festen Kreis von Personen zu suchen, die mensch trifft. Trefft außerdem weitere Schutzmaßnahmen, falls möglich und sinnvoll: Draußen Treffen, Abstand halten, Maske tragen, Lüften.

BILDET EUCH: Schaut euch einen Vortrag z.B. unsere Einführung in den Anarchismus, unseren Vortrag zur Polizei oder andere spannende Videos an. Tolle anarchistische Videos findet ihr z.B. bei Kolektivamedia. Hört euch einen Podcast an: Anarchistische Berichte in Deutsch bietet das A-Radio Berlin, Hörbücher gibt es bei Fratzig-Vorgelesen und Black Mojito macht u.a. Aufnahmen von spannenden Veranstaltungen. In Englisch gibt es außerdem das Channel Zero Network mit Podcasts zu vielen spannenden Themen. Lauscht dort doch mal den Stimmen, Erfahrungen und Ideen indigener und schwarzer Radikaler statt denen von weißen Eliten. Noch mehr Hörbücher gibt es auf dem Youtube-Channel Audible Anarchist.– Ansonsten lest einen guten Onlinetext oder ein Buch. Vorschläge dazu findet ihr in unseren Handouts zu den Vorträgen (Anarchismus-Handout/Polizei-Handout)
Ansonsten könnt ihr noch bei der Anarchistischen Bibliothek (Deutsch/English) auf Anarchismus.at oder bei Crimethinc vorbeischauen.

HELFT EINADER: Auch während der Pandemie ist es wichtig Menschen zu helfen. Ihr könnt z.B. anfangen Menschen mit Kleidung, Lebensmitteln oder der Hygieneartikeln zu unterstützen wie es in Bochum die Anarchistische Lebensmittelhilfe tut. Oder ihr nehmt ein leeres oder für schlechte Zwecke genutztes Haus und versucht dort Menschen unterzubringen, die Wohnraum brauchen.
Mensch kann auch Geld für Menschen sammeln, denen Geld für die Miete fehlt. Kauft für Menschen ein, die in Risikogruppen sind, schaut nach den Menschen in den Häusern, in denen ihr wohnt und fragt sie nach ihren emotionalen Zustand. Ruft Menschen an oder trefft euch mit diesen, wenn diese emotionale Unterstützung brauchen. Wenn ihr Musizieren könnt, gut im Vorlesen seid oder Theater machen könnt stellt euch auf die Straße und tut was gegen die Stille der Einsamkeit. Alternativ kann mensch das auch vom Balkons, Fenstern oder Gärten aus machen.

LEISTET WIDERSTAND: Ein anderer wichtige Sache ist es dem Staat gerade nicht die Straße zu überlassen: Geht zu einen der (leider wenigen) Demonstrationen von anti-autoritären Linke oder Anarchist*innen gegen die autoritären Maßnahmen der Regierung (wie Kontaktverbote und Ausgangssperren) oder Demos gegen Polizei(Gewalt) und Rassismus oder startet selbst solche Kundgebungen oder Demos.
Momentan gibt es außerdem weiterhin viele Klimakämpfe u.a. im Dannenröder Wald.
Und auch Blockaden von Räumungen und Abschiebungen sind momentan verdammt nötig. Genauso wie Aktionen gegen Vermieter*innen oder Streiks. Ihr könnt den Moment auch nutzen, um Kontakt mit einer anarchistischen Gruppe in eurer Gegend aufzunehmen. Falls ihr in Bochum lebt könnt ihr gerne uns kontaktieren (schwarze-ruhr-uni(at)riseup.net), wir vermitteln auch an andere Gruppen im Ruhrgebiet weiter. Ansonsten findet ihr deutschlandweite Möglichkeiten auf den Seiten der Anarchistischen Organisationen: FdA, PLATTFORM, sowie der Gewerkschaft FAU. Wenn ihr sie kontaktiert, leiten sie gerne an die entsprechenden lokalen Gruppen weiter.

SCHAFFT SOLIDARISCH GEMEINSCHAFTEN: Vieles, was es für ein anderes Zusammenleben bedarf geschieht unbewusst und ungezielt, spontan, ist dabei aber oft genauso wichtig wie geplante Aktionen. Gemeinschaften leben von gemeinschaftlichen Aktivitäten: Tanzt, lacht, weint, kocht oder spielt ein Brettspiel zusammen. Brechen wir aus der immer totalitäreren Vereinzelung aus!

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