AfD Kreis Kassel stellt militanten Neonazi zur Wahl auf

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Die lokale Kasseler Antifa Gruppe informiert, dass die „Alternative für Deutschland“ Kreis Kassel zur Kommunalwahl im März 2021 den langjährigen Kameradschafts-Neonazi Christian Wenzel, Weggefährte von Stephan Ernst, aufstellt.

Christian Willi Wenzel, geboren 1977 in Hann Münden, bewegt sich seit Jahrzehnten in der Kasseler Neonaziszene. Er ist wegen Sachbeschädigung, Körperverletzung und Diebstahl vorbestraft. Seit Ende der 1990er-Jahre war er im militanten Rechtsrock-Netzwerk „Blood & Honour“ aktiv und besuchte regelmäßig Neonazi-Konzerte, Demonstrationen sowie Veranstaltungen. Anfang der 2000er Jahre trat er als Anführer der „Kameradschaft Kassel“ auf. Mit Neonazis der „Kameradschaft Kassel“ suchte Wenzel bei einer NPD-Kundgebung im Jahr 2002 vor dem Ladengeschäft des Neonazi-Unternehmers Werner Kahl die Auseinandersetzung mit Gegendemonstrant*innen. Teil der gewalttätigen Gruppe war auch Stephan Ernst. Mit Ernst hat Wenzel bis heute nicht gebrochen: Nach dessen Inhaftierung 2019 schrieb er einen Brief an Ernst, in dem er ihm seine Unterstützung zusicherte.

Wenzel taucht auch im mutmaßlichen Umfeld des NSU in Kassel auf. Sein Stiefbruder, Benjamin Gärtner, lieferte als V-Mann „Gemüse“ Informationen über die Kasseler Neonaziszene an das hessische Landesamt für Verfassungsschutz. Noch 2017 wurde Wenzel in den NSU-Untersuchungsausschuss geladen.

Bis mindestens 2009 administrierte Wenzel auch das interne Forum des „Freien Widerstands Kassel“, er lebt zu diesem Zeitpunkt mit dem langjährigen Neonazi-Kader und Freund von Stephan Ernst, Mike Sawallich, zusammen. Von der Kasseler Neonaziszene entfernt Wenzel sich nie:

2011 ist er Teil des Skandals um die Freiwillige Feuerwehr Bettenhausen-Forstfeld, die sich als Auffangbecken für Kasseler Neonazis entpuppte, ab 2014 lief er gemeinsam mit der AfD und Neonazis bei den rassistischen KAGIDA-Aufmärschen in Kassel mit. Seine aktuelle Meldeadresse in Helsa, Waldhof 30A, befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hauptsitz der Familie Werner Kahl, der mit „Commando Industries“ als Neonazivertrieb für Militär- und Outdoorausrüstung auftritt. Wenzel pflegt Kontakt zu allen relevanten Spektren der Kasseler Neonaziszene und tritt dementsprechend in der Öffentlichkeit und Social Media auf. Aktuell ist Wenzel als Triebfahrzeugführer bei der Deutschen Bahn tätig.

Die Aufstellung des AfD Mitglieds Christian Wenzel als Kandidat der Alternative für Deutschland Landkreis Kassel in der Kommunalwahl 2021 wurde am 22.01.2021 öffentlich bekanntgegeben. Er nimmt Listenplatz 15 auf der Wahlvorschlagsliste ein.

Die Antifa Kassel (task) dazu: „Die AfD Kassel Stadt und Land zeigen zur Kommunalwahl wie es um ihr politisches Profil bestellt ist. Mit der Nominierung von Christian Wenzel, einem langjährigen Weggefährten von Stephan Ernst, zur Kommunalwahl geben sie überzeugten und gewalttätigen Neonazis eine politische Heimat. Sie sind die Partei, in der der Terrorist Stephan Ernst Wahlkampf machte und beim wöchentlichen Stammtisch mitdiskutierte, bevor er Lübcke erschoss. Sie sind die Partei, die der mörderischen Ideologie der Neonazis ein Gesicht im Parlament gibt. Jede Abgrenzung der AfD gegen Neonazis ist eine Farce. Diesen faschistischen Umtrieben muss ein Ende gesetzt werden, auf allen Ebenen!“

Januar 2021, antifaschistische Gruppe task

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Ergänzungen

Sowohl im NSU-Mord an Halit Yozgat (April 2006) als auch im Mordfall Walter Lübcke (Juni 2019) liegt nahe, dass weitere (Einzel)Personen und/ oder lokale Unterstützer-Netzwerke dieser Nazi-Mörder, bspw. durch Logistik, Ausspähungen der Opfer und Informationsbeschaffung, an den Morden beteiligt waren; rechtsextreme Personen, welche – bis heute – polizeilich unbehelligt blieben oder sogar staatlich geschützt werden. Bis 2006 führte der Verfassungsschutz (LfV) Hessen bis zu 7 V-Leute in der nordhessischen Nazi-Szene (u a. von Andreas "Klein Adolf" Temme, LfV-Büro Kassel)
Beate Zschäpe wurde im Jahr 2006 mit Sturm 18-Führer (und Gründer) Bernd Tödter in der Kasseler Gaststätte Stadt Stockholm (“Stocki“, bis 2006 Szenekneipe der Kasseler Nazis) gesehen; in dieser Kneipe verkehrten auch Stephan Ernst und Markus Hartmann.

SPD und Linke (Nancy Faeser & Hermann Schaus) hatten dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier im parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) zum NSU Mord an Halit Yozgat vorgeworfen, die Ausschussarbeit höchstpersönlich (nicht erteilte Aussagegenehmigungen d. nordhessischen V-Leute) behindert zu haben.

https://www.hna.de/kassel/mordfall-luebcke-stephan-e-und-neonazis-trafen...

http://arbeitskreis-n.su/blog/2016/05/10/als-beate-zschaepe-2006-mit-ber...

https://www.belltower.news/mordfall-luebcke-der-moerder-stephan-ernst-wa...

https://exif-recherche.org/?p=6622