Russland testet mehr als 600 Waffensysteme in Syrien

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Russland nutzt den Krieg in Syrien als Testgelände für neue Waffensysteme. Bisher mehr als 600. Das Phänomen ist nicht neu, auch andere Staaten nutzten in der Vergangenheit Konflikte um Waffen zu testen.

Konflikte sind aus Sicht militärischer Akteure immer auch Gelegenheiten. Die Gelegenheit Stärke zu demonstrieren, Abläufe zu verbessern oder Schwachstellen zu identifizieren - eben Dinge "auszuprobieren". Genau das tut offenbar Russland in Syrien. Der russische Verteidigungsminister sagte gestern der Agentur Interfax, dass man mehr als 600 Waffensysteme im Syrien-Krieg getestet habe.

"Praktisch alle neuen Entwicklungen wurden zum Kriegsschauplatz in Syrien geliefert, um uns die Gelegenheit zu geben sie unter realen Bedingungen zu analysieren und zu sehen, wie sich die Waffen verhalten." Einige Waffensysteme bzw. deren Entwicklung habe man aufgegeben, da sie nicht den gestellten Anforderungen entsprochen hätten, sagte er weiter.

Die Aussage ist nicht völlig überraschend, ist es eben wie oben geschrieben ein offenes Geheimnis, dass Militärs Konflikte zum "Testen" nutzen. Vor allem wenn z.B. der Luftraum oder andere Bereiche vollständig unter Kontrolle sind, so dass gefahrlos noch nicht final entwickelte Systeme zum Einsatz kommen können. Russland hat die Waffentests für Syrien auch bereits bestätigt, die Zahl der Systeme war jedoch bisher als weitaus geringer angegeben worden. 

Russland ist damit naturgemäß nicht alleine. Großbritannien testete Bomben im Irak in den 1920er-Jahren, Italien Anfang des vergangenen Jahrhunderts in Libyen Granaten und die USA feuerten im zweiten Golfkrieg insgesamt 320 Tonnen neu entwickelter panzerbrechender Uranmunition (mit einer Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren, was bedeutet, dass die Radioaktivität zwar gering aber langanhaltend wirksam ist. Neben dem militärisch erwünschten zerstörenden Effekt entfaltet das Uran aber eben wegen seiner Radioaktivität als auch wegen seiner chemischen Giftigkeit eine schädliche Wirkung auf den menschlichen Organismus). Ob der Einsatz militärisch notwendig darf bezweifelt werden, schließlich errangen die USA einen schnellen und umfassenden Sieg.

Aktuellstes Beispiel ist der Einsatz der "Mutter aller Bomben". Die GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast (MOAB, zu deutsch etwa: Mächtige Luft-Explosions-Waffe) ist die sprengkraftstärkste konventionelle Fliegerbombe im Arsenal der US-Streitkräfte. Der erste Gefechtseinsatz erfolgte am 13. April 2017 in Afghanistan. 92 IS-Kämpfer wurden offiziellen Angaben zufolge getötet. Vor Ort wurde die Wirkung bzw. die Sinnhaftigkeit von Gruppengröße/militärischer Bedrohung und die Auswahl der Waffe bezweifelt.

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