ZINE: Zusammenhalt – Kritik und Solidarität in der Coronapandemie

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Titelbild des Zine: Zusammenhalt - Solidarität und Kritik in der Coronapandemie

Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass das Jahr 2020 in die Geschichte eingehen wird. Im Versuch mit dem, was gerade passiert, umzugehen, haben wir uns entschieden, ein Zine zu machen. Wir wollen eigene Perspektiven, Erlebnisse und unsere Diskussionen gerne teilen und anarchistische Blickwinkel zur Debatte beitragen. Und natürlich Humor, der soll nicht fehlen, obwohl es insgesamt doch ganz schön ernst geworden ist. 

Wir wollen ein Zine machen, das Corona ernst nimmt, die sozialen Konflikte thematisiert, notwendige Kritik klar formuliert, Aspekte, die wenig sichtbar sind, aufgreift, Fragen stellt und Diskussionen anregt. Viele Menschen sollen es lesen können, doch es ist uns nicht immer leicht gefallen, komplexe Sachverhalte einfach zu beschreiben. Wir haben es jedoch versucht, indem wir persönliche Erfahrungen als Anknüpfungspunkte einfließen ließen.

Wir sind unterschiedliche Menschen, die sich im Rahmen des anarchistischen Netzwerks organisieren. Wir haben unterschiedliche Meinungen, Perspektiven, Hintergründe und Lebenserfahrungen und entsprechend vielfältig und manchmal auch widersprüchlich ist das Zine geworden. Auf die Pandemie bezogen, diskutieren wir im deutschen Kontext, da alle Mitschreibenden momentan hier leben.

Uns fiel auf, dass die Kritik an den Corona-Maßnahmen zum großen Teil einer konservativ bis neonazistischen und von Verschwörungstheoretiker*innen geprägten Bewegung überlassen wird, obwohl wichtige und berechtigte Kritikpunkte vorgebracht werden müssen.

Im Zine besprechen wir die Rolle des Staates in der Pandemie und wir betrachten das Gesundheitssystem, das bereits vor Corona durch ein neoliberales Wirtschaften geprägt war. Es gibt mehr Fragen als Antworten, wie elterliche Fürsorge in Zeiten von Corona funktionieren soll. Fürsorge sollte ein systemrelevanter Aspekt sein. Die Debatte um systemrelevante Berufe ist alles andere als wertschätzend, wie wir in einem Interview mit einer Altenpflegerin erfahren. 

Persönlich wird es, wenn wir die Corona-Kritiker*innen in der eigenen Familie treffen, die Kritik an Punkten teilen, aber trotzdem auf unterschiedlichen Seiten stehen. Und ganz grundsätzlich stellt sich die Frage, wann es legitim ist, auf die Strasse zu gehen und warum es doch problematisch ist, wenn das Demonstrationsrecht eingeschränkt wird und dieses von tausenden Cops durchgesetzt wird.

Die Debatte ist aufgeheizt und durchdrungen von mehr oder weniger umkämpften Begriffen. Wir wollten dann aber doch noch mal einige Begriffe richtig stellen oder euch unsere Perspektive darauf mitteilen – das mit der Wahrheit ist ja immer so eine Sache!

Die Pandemie kam überraschend. Gleich zu Beginn gab es Verweise auf die spanische Grippe, die vor 100 Jahren die Welt in Atem hielt. Wir müssen allerdings nicht so weit zurück schauen, denn eine der letzten Pandemien globalen Ausmaßes ist die des HI-Virus. Als sie in den frühen 80er Jahren ausbrach, starben insbesondere Menschen aus queeren Communities an
AIDS. Es war nicht ungewöhnlich, dass ganze Freund*innenkreise zu Grabe
gebracht worden und selbstverwaltete oder szeneinterne Orte „leerstarben“ – zurück blieb eine traumatisierte Generation und eine Mehrheitsgesellschaft, die sich dessen in diesem Ausmaß nicht bewusst war. HIV, die Krankheit AIDS und die davon betroffenen Gruppen wurden und werden stigmatisiert. Dabei ist AIDS eine weltweit verbreitete Krankheit, die heutzutage bei medikamentöser Behandlung unansteckend ist und fast komplett heruntergeregelt werden kann. Dass nachwievor Menschen an ihr sterben, liegt an ungleich verteilten Zugängen zum Gesundheitswesen und betrifft vor allem prekäre Lebensumstände.

Rassismus und Antisemitismus haben sowohl historisch als auch in der Gegenwart Anteil an den Auswirkungen einer Pandemie. Nicht nur in der Frage der Verteilung von Medikamenten und Impfstoffen spielen postkoloniale Strukturen eine Rolle, sonder immer auch in der Frage der Schuld.     konstruierten Schuldfrage.

Doch genauso wie HIV, ist auch Corona eine Zoonose. Und damit sind wir bei der Frage des Ursprungs dieser ganzen Pandemie. Wo kommt Corona eigentlich her? Um solche Pandemien zukünftig zu verhindern, hat das Bündnis für gesellschaftliche Tierbefreiung einen Forderungskatalog aufgestellt.

Während wir die Möglichkeit haben, uns auszutauschen, zu informieren und uns zu schützen, ist das nicht allen in dieser Gesellschaft vorbehalten. Wir werfen einen Blick hinter die Mauern! Wie ist die Situation in Knast und Abschiebehaft in Zeiten von Corona.

Es gibt noch viele weitere Aspekte, Gedanken, Perspektiven auf dieses Thema, aber wir schließen an dieser Stelle mit einem eher philosophischen Ausblick. 

Wir freuen uns über Feedback und weitere Diskussionen.
Schreibt uns gerne an and[at]notraces.net

Druckt das Zine gerne aus und verteilt es weiter.

Wir wünschen euch viel Mut, Zuversicht und Kraft.
Bleibt aktiv!
Mit anarchistischen Grüßen – euer Anarchistisches Netzwerk Dresden
Januar 2021

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