[K] Kommentar zur Sponti

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Wir wollen zu der Spontandemonstration zum Tag X - gemeinschaftlicher Widerstand in Köln noch was sagen.

Es gibt ein Video, hier ist der Link.

Erreicht so eine Sponti überhaupt irgendwen?

Eine Frage die oft gestellt wird. Die Frage ist gut, sie muss bei jeder Aktion und bei jeder Aktionsform gestellt werden. Ergibt das überhaupt Sinn was wir hier tun? Was wollen wir vermitteln? An wen wollen wir das vermitteln? Ist es das Risiko wert? Es ist ein Problem, dass diese Fragen fast ausschließlich im Bezug auf militante Aktionen gestellt werden. Was im Aufruf zur Demonstration steht wird oft einfach abgenickt. Wie bei einer Kundgebung die Reden so gehalten werden, dass sie Passant*innen gut finden wird selten diskutiert. Der Ausdruck von Demonstrationen ist oft: Hauptsache viele Leute und wer Lust hat kann ja eine Fahne mitbringen. Wie wird mobilisiert? In den "sozialen Medien" für die eigene Bubble? Im linken Zentrum für die gleiche Bubble? Überhaupt Plakate und Flyer machen? Liest ja eh keiner und ist auch irgendwie egal wie die aussehen, hauptsache wir finden sie schön.

Legale bzw. öffentliche Praxis heißt noch lange nicht, dass die Zielgruppe erreicht wird. Oder das überhaupt ernsthaft versucht wird mit ihr in Kontakt zu kommen. Und schon stehen wir in dem linksradikalen, friedlichen, bunten, ein bisschen nichtssagendem Block mit sehr allgemeinen Forderungen auf der Großdemo rum. Aus den Boxen kommen tiefe Bässe, da sind lange Reihen von Transparenten und irgendwo weht eine Fahne. Und wer ist dabei? Dieselben Leute wie immer.

Was wir sagen wollen ist: Wir müssen viel genauer überlegen was wir tun. Der Aufbau linksradikaler Strukturen hängt eben nicht nur von der Beteiligung an Großdemonstrationen, kritischen Einführungswochen an der Uni und Likes auf Facebook ab. Aber auch nicht von der Anzahl Spontis im Jahr oder der konsequenten Kombination von Windbreaker und Bluejeans. Praxis muss vielschichtig sein, kollektiv organisiert werden und sich in ihrer Vielfalt ergänzen. Wann war das letzte Mal, dass es eine Kampagne gab mit einem gelungenen Konzept aus Vorträgen, offenen Treffen, Social-Media Auftritt, Kundgebung, Demonstration und militanten Aktionen? Bei der es eine sinnvolle Überlegung gab zu Ausdruck, Bündnispartnern etc.?

Wenn wir hier mit dem Finger auf die radikale Linke zeigen, gucken wir dabei in den Spiegel. Wir hoffen, dass wir und Andere bei zukünftigen Aktionen diese Fragen stellen und auch in der Praxis beantworten können. Jetzt müssen wir aber noch ein paar Dinge zu Spontis loswerden.

Was wollen wir damit?

Wir denken, dass die radikale Linke nicht erfolgreich sein kann, wenn sie die Gesetze des Staates akzeptiert. Es hilft aber nicht, wenn das immer wieder gesagt und sich ein diffuser Bullenhass durch die Szene zieht. Über die kapitalistische Natur des Staates philosophieren und Bullen an der Ampel böse angucken ist ja keine widerständige Praxis. Widerständige Praxis muss erlebbar gemacht werden. Sie muss partizipativ sein, Leute müssen sich beteiligen können. Sie muss ein Signal senden, etwas vermitteln. Was vermittelt  eine Spontandemonstration gegen Repression? Die Demo allein sagt schon: Auch wenns verboten ist, auch wenns Geldstrafen, Haftsstrafen und Schläge gibt, wir machen das trotzdem. Heute diese Demo, morgen Nazis blockieren und übermorgen den Kohlebagger. Warum? Weils richtig ist, weil wir können und weil wir wollen. Und wenn wir uns schlau ansstellen, dann packen die Bullen niemanden.

Das ist der Inhalt so einer spontanen Demonstration. Natürlich ist sie nur ein Weg diesen Inhalt in der Praxis zu vermitteln. Es gibt auch andere Stellen an denen das möglich ist. Aber warum eine Gelegenheit auslassen? Und wir dachten eben, die Sponti ist eine gute Ergänzung zu den restlichen Aktionen rund um den Tag-X herum und deshalb haben wir die mitgemacht.

Danke an die Organisierenden der Sponti!

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