Die Burschenschaft Normannia zu Heidelberg - Knotenpunkt der rechten Szene

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Villa Stückgarten, das Haus der Burschenschaft Normannia zu Hedelberg

Aufgrund eines antisemitischen Angriffs auf einen Verbindungsstudenten mit jüdischen Vorfahren geriet die Burschenschaft Normannia zu Heidelberg im September 2020 bundesweit in die Medien. Ihre tiefe Verwurzelung im völkisch-nationalistischen Sumpf zwischen CDU, AfD und "Identitärer Bewegung" sowie NPD und neofaschistischen "Kameradschaften" wird hier ausführlich dokumentiert.

Nach dem antisemitischen Angriff im Haus der Burschenschaft Normannia zu Heidelberg tun sich Innenministerium und Polizei schwer, das Kind beim Namen zu nennen. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass die Normannia fest verankert ist im rechten Sumpf. Sie ist verwoben mit Neonazi-Kameradschaften und  völkisch-nationalistischen Zirkeln wie der "Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland", mit NPD und "Identitärer Bewegung", mit der AfD und dem rechten Rand der CDU. Sie bildet damit eine Schnittstelle zwischen Konservatismus und Neofaschismus. Das Kind wird unter anderem deshalb nicht beim Namen genannt, weil die Seilschaften der Burschenschaften bis in Politik, Wirtschaft und Polizeiführung reichen. Und weil der Inlandsgeheimdienst, der so genannte Verfassungsschutz, extrem rechte Studentenverbindungen aus Baden-Württemberg in den letzten Jahrzehnten noch nie im Fokus hatte. Ohne Veröffentlichungen antifaschistischer Gruppen und Fachzeitschriften, der Studierendenschaft oder engagierter Journalist*innen würden die Machenschaften und Netzwerke der rechten Männerbünde oftmals unter den Tisch fallen.

Im Fall der völkisch-nationalistisch ausgerichteten Burschenschaft Normannia liegt die Verankerung in der extremen Rechten auf der Hand. Zahlreiche Veröffentlichungen der letzten 25 Jahre unterstreichen das, die im Folgenden mit zahlreichen neuen Informationen ergänzt wurden.

 

Der Rapper, die "Identitären" und die Normannia

Die Normannen Patrick Bass, auch bekannt als identitärer Rapper "Komplott", und der 20-jährige Luis Stadlthanner sind die regionalen Köpfe der "Identitären Bewegung". Stadtlthanner hat Patrick Bass (geb. 29.08.1992) abgelöst, da sich dieser aktuell in der Öffentlichkeit zurückhalten muss. Bass hat nämlich das Jura-Studium sehr gut abgeschlossen und will ganz offensichtlich seine weitere Karriere nicht gefährden (Referendariat, Staatsexamen). Er hat das wohl von Seiten der Justiz nahegelegt bekommen, d.h. es war dort bekannt, was er so treibt.

Die IB führte unter der Leitung von Bass und später Stadlthanner regelmäßige Stammtische mit bis zu 25 Gästen im Haus der Normannia durch. Beide nahmen zusammen an Aktionen der IB u.a. 2018 in Stuttgart und Solingen teil. Als "Komplott" soll Bass mindestens einmal im Normannen-Haus aufgetreten sein. Der Rapper ist in der extremen Rechten bekannt und gut vernetzt; offenbar zählt er auch den "Hammerskin"-Anführer und rechten Musikproduzenten Malte Redeker aus Ludwigshafen zu seinen persönlichen Bekanntschaften. Weitere Infos: https://aihd.noblogs.org/post/2017/03/04/identitaerer-rap-aus-heidelberg/

 

Laut Informationen der Autonomen Antifa Freiburg soll Bass auf dem Stiftungsfest im Normannen-Haus am 28. August 2020 in seinen 28. Geburtstag hineingefeiert haben. Luis Stadlthanner soll zusammen mit dem 26-jährigen André Rothermel beim antisemtischen Angriff auf den Verbindungstudenten Philipp Smeljanez von der "Alten Leipziger Landsmannschaft Afrania" maßgeblich beteiligt gewesen sein. Smeljanez, so die Autonome Antifa Freiburg, solle Mitglied der AfD-Jugendorganisation "Junge Alternative" (JA) sein. (Quelle: https://autonome-antifa.org/?breve7641)

 

Aufklärung, Beobachtung ... oder eher nicht?

Interessant in diesem Kontext ist eine Äußerung des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl zur Normannia in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 15. September 2020: "Die Burschenschaft ist kein Beobachtungsobjekt des Landesamtes für Verfassungsschutz." Die Frage ist, warum eigentlich nicht? Unsere Antwort: Die Seilschaften der reaktionären und faschistischen Studentenverbindungen reichen in Polizei, Justiz, Wirtschaft und Politik. Ein gutes Beispiel hierfür ist Strobl selbst, der "Alter Herr" der "Alten Leipziger Landsmannschaft Afrania zu Heidelberg" ist. Werden Aktivitäten der "Identitären Bewegung", die im Haus der Normannia stattfinden, oder ihre personellen Überschneidungen zur Burschenschaft vom "Verfassungsschutz" einfach ausgeklammert? Die IB wird eigentlich ganz offiziell von den Schlapphüten überwacht ...

 

Normannen und die AfD

Es gibt bundesweit zahlreiche Verbindungen aus dem verbindungsstudentischen Milieu zur AfD bzw. zur JA. In die Seilschaften verwoben ist auch die Heidelberger Normannia. Der 28-jährige Burschenschafter Maximilian Wolf soll nach Angaben der Autonomen Antifa Freiburg während der Durchsuchung des Normannenhauses durch die Polizei vor Ort gewesen sein. Wolf hatte bei den baden-württembergischen Kommunalwahlen 2019 auf der Liste der AfD (Listenplatz 23) für den Heidelberger Gemeinderat kandidiert.

Mit Christian Wirth zieht 2017 ein "Alter Herr" der Normannia für die AfD in den Bundestag ein. Der 1963 geborene Saarländer ist auch Mitglied in der Burschenschaft "Ghibellinia zu Prag in Saarbrücken". Vertreter dieser Verbindung waren am Abend des antisemitischen Angriffs ebenfalls im Haus der Normannia anwesend.

Der Normanne Kilian Steinmann organisiert am 23. März 2018 als Vorsitzender der "Jungen Alternative Kurpfalz" eine Veranstaltung unter dem Titel "Kurpfälzer Gespräche" in der Heidelberger Stadtbücherei. Eingeladen sind unter anderem Andreas Kalbitz, AfDler mit Neonazi-Vergangenheit (HDJ, JLO) aus Brandenburg.

Am 6. Juni 2018 referiert der AfD-Politiker und evangelikale Aktivist Malte Kaufmann im Haus der Normannia zum Thema "Wirtschafts- und Europapolitik aus christlichem Blickwinkel". Kaufmann war zunächst CDU-Mitglied, bevor er 2017 zur AfD wechselte. Seit 2019 sitzt er für die rechte Partei im Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises. Aktuell bemüht sich der profilierungssüchtige AfD-Mann als Kandidat für den Posten des Oberbürgermeisters von Stuttgart.

 

Nicht nur Kontakte in die rechte Szene, Knotenpunkt der rechten Szene!

In einem Taschenkalender des Neonazis Andreas Gängel aus Bruchsal aus dem Jahr 1999 finden sich zahlreiche Bezugspunkte zur Normannia. In dem Kalender, der Ende der 2000er Jahre im Internet geleakt wurde, findet sich neben der Telefonnummer des Normannen Christian Schaar auch die Festnetznummer des Normannen-Hauses. Vermerkt sind unter anderem das "Maiansingen" von Normannia und "Junger Landsmannschaft Ostpreußen" (JLO) am 30.04./01.05.1999 in Heidelberg, eine JLO-Wanderung im Elsass sowie ein Stammtisch der JLO am 17. Februar 1999 in Heidelberg. Andreas Gängel war Betreiber des "Endsieg-Versands", gehörte der "Nationalistischen Front" (NF) an und war beteiligt an der Erstellung der "Anti-Antifa"-Zeitschrift "Der Einblick" (1992). Am 30.04./01.05.1996 nimmt der Bruchsaler Neonazi am "Mainansingen" der Normannia in Heidelberg teil. Dabei kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Antifaschist*innen auf der einen und Burschenschaftern und Neonazis auf der anderen Seite.

 

Auf einer ebenfalls im Internet geleakten Telefonliste des Neonazis Martin Schild ("Kameradschaft Karlsruhe", "Nationales Infotelefon Karlsruhe") gibt es auch Bezüge zur Heidelberger Burschenschaft. In der Liste von Mitte der 2000er Jahre findet sich unter dem Eintrag "Christina" die Bemerkung "bei Normannia Heidelberg kennengelernt". Ein Markus Schäfer wird in dem Verzeichnis von Schild der Normannia Heidelberg zugeordnet. Auch der Normanne Matthias Müller (s.u.) ist aufgeführt mit dem Vermerk "Duathlonmann" - eine Anspielung auf dessen Aktivitäten in dieser Ausdauersportart. Die Liste liest sich ansonsten wie ein "Who is Who" der regionalen Neonazi-Szene. Neben Vertretern der "Kameradschaft Karlsruhe" finden sich darauf auch Funktionäre von NPD und vom "Aktionsbüro Rhein-Neckar". Auch der NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben und dessen spätere Anwältin Nicole Schneiders (s.u.) sind in der Tabelle zu finden, Schneiders noch unter ihrem Geburtsnamen Nicole Schäfer und mit ihrem damaligen Wohnort Jena.

 

"Alte Herren" am rechten Rand

Markus Prien, "Alter Herr" der Normannia und Geschäftsführer MVV Regioplan GmbH, soll laut Angaben eines ehemaligen "Alten Herrn" unter anderem den Mannheimer Neonazi Christian Hehl (u.a. "Blood & Honour" und NPD) persönlich kennen. Prien lässt diesem schon mal durch Bundesbrüder herzliche Grüße ausrichten. Kein Wunder, bestehen doch jahrzehntelange Verbindungen der Normannia zur Neonazi-Szene der Rhein-Neckar-Region. So sollen die Normannen Wolfgang Unold und Markus Prien beispielsweise am 25. Januar 2004 in Heppenheim auf einer Veranstaltung des neonazistischen "Aktionsbüros Rhein-Neckar" gewesen sein. Dort hätten sie zusammen mit Angehörigen der Kameradschaftsszene einen Vortrag des Rechtsterroristen Peter Naumann gehört.

Im selben Jahr, am 12. Mai 2004, führt die Normannia in ihrem Haus einen Vortrag mit dem Rechtsterroristen Erhart Hartung zum "Südtiroler Freiheitskampf in den 1960er Jahren" durch. An der Veranstaltung nimmt u.a. der Neonazi René Rodriguez-Teufer teil (damals "Aktionsbüro Rhein-Neckar", heute "Der III. Weg").

Am 10. Juli 2004 versucht die Normannia, ein Seminar zum Thema "Deutschland in der Globalisierungsfalle" in Heidelberg durchzuführen. Eingeladen sind u.a. das ehemalige NPD-Mitglied Michael Nier, der österreichische Revisionist Gerhoch Reisegger und NPD-Mitglied Karl Richter (Redakteur der neurechten Zeitung "Junge Freiheit", von 2004 bis 2020 NPD-Mitglied). Die Organisation erfolgt über die "Nationalen Infotelefone" der extrem rechten Szene.

 

Schnittstelle zu Polizei und CDU

Egon Manz, "Alter Herr" der Normannia und Polizeihauptkommissar a.D., soll 2017 in einem Facebook-Kommentar einen Geflüchteten aus Gambia als "fleißgen Neger" bezeichnet haben. Bereits 2016 soll Manz in einer E-Mail Menschen mit Migrationshintergrund als "Gesocks" tituliert und bei Landfriedensbruch den Einsatz von Schusswaffen durch die Polizei gefordert haben. Die Beamten müssten "mit aller Härte zuschlagen", so der Normanne in der E-Mail, die an verschiedene CDU-Mitglieder, hochrangige Führungskräfte der Polizei und Gewerkschaftsvertreter gegangen sein soll. Ein regionaler Blog aus Mannheim hatte diese Interna veröffentlicht und für einigen Wirbel in Polizei und CDU gesorgt. Egon Manz war als Polizist Mitglied des Hauptpersonalrats beim Innenministerium Baden-Württemberg, Vorsitzender des Bezirksverbandes Nordbaden der reaktionären "Deutschen Polizeigewerkschaft" (DPolG) und ist Ehrenvorsitzender der DPolG Mannheim. Darüber hinaus war er ab 2010 Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Mannheim-Rheinau; aktuell ist er dort noch stellvertretender Vorsitzender. Unter dem Pseudonym "Max Frisch" wurden im Januar 2013 im Internet die Verbindungen der Normannen zur Führungsebene der Polizei thematisiert: "Es dürfte nicht zuletzt an Egon Manz liegen, dass die Normannia ausgesprochen gute Beziehungen zur Polizei hat. So wurde im Jahr 2010 zu einem Vortrag eingeladen, bei dem der stellvertretende Polizeipräsident von Mannheim, Thomas Köber, vor den braunen Burschen der Normannia zur 'Migrantenproblematik unter Sicherheitsaspekten" referierte. Beim 120. Stiftungsfest der Normannia spielte gar ein Polizeiorchester in Uniform im Schlosssaal auf, während die Korporierten das Deutschlandlied mit allen drei Strophen sangen."

Weitere Infos: https://linksunten.indymedia.org/de/node/77016

 

Normannen und die JLO

Es sind Mitglieder der Normannia Heidelberg beteiligt, als 1991 die "Junge Landsmannschaft Ostpreußen" (JLO) gegründet wird. Diese hat zahlreiche Überschneidungen mit der "Burschenschaft Normannia zu Jena" und zum "Thüringer Heimatschutz", bei dem auch das NSU-Kerntrio (Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe) aktiv war. Christian Unkel, Mitglied der von Neonazis 1999 mitgegründeten "Burschenschaft Normannia zu Jena", unterhält zeitweise die Kontaktadresse des Landesverbands Baden-Württemberg der "Jungen Landsmannschaft Ostpreußen" in Heidelberg. Der Normanne Christian Schaar ist 1999 Vorsitzender der JLO, in einer Zeit, als diese Gruppierung deutlich nach rechts driftete. Die "Landsmannschaft Ostpreußen" will daraufhin nichts mehr mit der JLO zu tun haben. Zu dieser Zeit ist auch der AfD-Funktionär Andreas Kalbitz bei der JLO aktiv. 2006 folgt, auf Druck der Landsmannschaft, die Umbenennung in "Junge Landsmannschaft Ostdeuschland".

Der Normanne Christian Schaar ist 2013 stellvertretender Vorsitzender der Altherrenschaft. Als mittlerweile ehemaliger Bundesvorsitzender der JLO ist er maßgeblich beteiligt an der Organisation der Naziaufmärsche in Dresden.

Weitere Infos: https://linksunten.indymedia.org/de/node/77533/

 

Schaars Frau gehörte zur Unterstützer*innenszene des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU). Als Mitglied des rechten Musik-Duos "Eichenlaub" sang sie Solidaritätslieder für das untergetauchte NSU-Kerntrio und warb im "Blood & Honour"-Umfeld um Unterstützung für sie.

Weitere Infos: https://linksunten.indymedia.org/de/node/82932/

 

Das Normannia-Mitglied Markus Ksienzyk ist ebenfalls Mitglied der JLO, und laut der antifaschistischen Zeitschrift "Lotta" soll auch Normanne Michael Paulwitz im Vorstand der JLO aktiv gewesen sein (Lotta, Nr. 33, Winter 2008/2009). Paulwitz war früher Mitglied der neofaschistischen Partei "Die Republikaner" und publiziert in verschiedenen Organen der "Neuen Rechte". Kontakte unterhält Paulwitz unter anderem zum Verleger und Förderer der "Identiären Bewegung" Götz Kubitschek (Antaios-Verlag, "Ein Prozent für unser Land"). Gemeinsam mit diesem bringt Paulwitz 2011 das rassistische Buch "Deutsche Opfer, fremde Täter. Ausländergewalt in Deutschland" heraus. Übrigens: Der umtriebige Publizist Kubitschek studierte bis 1999 ebenfalls in Heidelberg.

 

"Abhitlern" gegen Gebühr

Wie die "Rhein-Neckar-Zeitung" (RNZ) am 18. September 2020 berichtet, gab es am 1. Mai 2019 eine Auseinandersetzung zwischen Normannen und Mitgliedern der Studentenverbindung Rupertia. Demnach seien Ruperten zunächst antisemitisch beschimpft worden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte den Fall erst auf Anfrage der Zeitung. Ein Mitglied der Normannia sei deshalb am 22. Juni 2020 wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Das Urteil sei allerdings noch nicht rechtskräftig, so die Staatsanwaltschaft.

Der tätlichen Auseinandersetzung waren gegenseitige Beleidigungen vorausgegangen, nachdem sich Mitglieder beider Verbindungen zufällig in der Altstadt getroffen hatten. Diese Beleidigungen seien der Anlass dafür gewesen, dass sich später mehrere Mitglieder der Normannia zusammenrotteten und in das Haus der Verbindung Rupertia eindrangen. Hierbei kam es zu den Körperverletzungen. Unter anderem sei ein Ruperte so geschlagen worden, dass er einen Zahn verlor.

"Im Zusammenhang mit den Vorfällen am 1. Mai gibt es noch ein weiteres laufendes Ermittlungsverfahren gegen eine andere Person, die zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Tat ebenfalls Mitglied der Normannia war. Der Tatvorwurf lautet hier auf gefährliche Körperverletzung sowie Volksverhetzung." (RNZ, 18.09.2020)

Von mindestens einem Mitglied der Normannia sei bei dem Vorfall der Hitlergruß gezeigt worden. Die Verbindungsstudenten der Rupertia seien zudem mit dem Ausruf "Ihr Juden!" bedacht worden.

Nach Informationen der Autonomen Antifa Freiburg habe sich der ehemalige Aktivensprecher der Normannia, Kilian Demant, am Telefon mit "Heil Hitler" gemeldet. Zudem habe dieser bei Besuchen bei anderen Studentenverbindungen "rumgehitlert". Das sorgte 2019 offenbar für internen Ärger. "Die 'Normannia Heidelberg' hat die Idee eines Ausschlusses aber recht schnell wieder verworfen und eine pragmatische Lösung für das Problem und die klamme Burschenkasse gefunden: Ein Hitlergruß kostet jetzt 50 Euro." (Quelle: https://autonome-antifa.org/?breve7250) Die Staatsanwaltschaft Heidelberg habe, so die RNZ, vergangenes Jahr gegen einen Normannen ebenfalls wegen des Verdachts des Zeigens des Hitlergrußes ermittelt (RNZ, 18.09.2020). Ob es sich bei diesem um Demant handelt, ist nicht bekannt.

Dass das "Abhitlern" bei der Normannia nicht ausschließlich von der Aktivitas praktiziert wird, ist ebenfalls überliefert. So soll sich ein "Alter Herr" der Burschenschaft (Name bekannt) bei seinen Anrufen auf dem Haus der Normannia immer mit "Heil Hitler" melden.

Im Jahr 2012 beschließt der Generalconvent der Normannia, dass den Mitgliedern empfohlen wird, in der Öffentlichkeit auf die sonst übliche Begrüßung mit "Heil!" zu verzichten. Es handelt sich dabei keineswegs um ein Verbot, sondern lediglich um eine Empfehlung zum Verhalten vor Außenstehenden. Dass sich daran keiner der Burschen hält, machen die oben genannten Vorfälle mehr als deutlich. Lieber werden die 50 Euro "Hitlergruß-Gebühr" bezahlt.

 

Rechtsbeistand für Normannen

Der ebenfalls in der JLO organisierte Rechtsanwalt Björn Clemens vertritt am 9. Januar 2006 den Normannen Matthias Müller bei einem Prozess in Heidelberg. Müller ist Nebenkläger in einem Verfahren gegen einen Antifaschisten. Der Burschenschafter war mit Flugblättern und Plakaten an der Universität Heidelberg als Neonazi geoutet worden, nachdem er am 1. Mai 2005 in Frankenthal und Worms an einem Aufmarsch des faschistischen "Aktionsbüros Rhein-Neckar" teilgenommen hatte. Darüber hinaus schreibt der Normanne Müller während seiner Studentenzeit für die neurechte Zeitung "Junge Freiheit". In seiner aktiven Studentenzeit ist er zeitweise Sprecher der Normannia. 2005 nimmt Müller an einem Seminar der NPD-Landtagsfraktion in Sachsen teil. Vom ZDF-Magazin "Frontal 21" wird der Burschenschafter als Teilnehmer dieser "Dresdner Schule" interviewt (ZDF, Frontal 21, 19.07.2005). Der Szene-Anwalt Björn Clemens verteidigt regelmäßig Neonazis, auch aus der Rhein-Neckar-Region. Aktuell ist er "im Dienste des nationalen Widerstands" Rechtsbeistand des mutmaßlichen Rechtsterroristen Markus Hartmann im Strafprozess wegen der Ermordung des Kasseler Regierungspäsidenten Walter Lübcke (Lotta, Nr. 79, 24.08.2020).

 

NSU-Anwältin verteidigt Normannen

Der ehemalige Schüler-Fuchs der Normannia, Leon Stockmann (früher im Landesvorstand der "Jungen Alternative"), wird in einem Prozess ebenfalls von einer Szene-Anwältin verteidigt. Nicole Schneiders war Anwältin im Münchner NSU-Prozess und hat bereits etliche Neonazis (darunter den o.g. Christian Hehl) verteidigt. Sie gehörte zum Umfeld der "Kameradschaft Karlsruhe" (s.o.) sowie des "Aktionsbüros Rhein-Neckar" und unterhält nach wie vor gute Kontakte in die Nazi-Szene. Leon Stockmann hatte zusammen mit anderen versucht, im Januar 2019 das linke Zentrum "Ewwe longt's" in Mannheim anzugreifen. An dem Vorfall waren elf Personen aus dem rechten Spektrum beteiligt, darunter ein weiteres JA-Mitglied sowie Personen, "die Bezüge zur 'Identitären Bewegung' (IB) aufweisen". Das schreibt das baden-württembergische Innenministerium am 28.02.2019 in einer Antwort auf Fragen des SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Boris Weirauch.

Weitere Infos: https://kommunalinfo-mannheim.de/2019/01/19/angriff-der-identitaeren-bewegung-auf-eroeffnungsfeier-des-ewwe-longts-funktionaer-der-afd-jugend-mit-dabei-mit-video/?fbclid=IwAR2UtIIwrGfwAuje4rITbrBlf5UMzN15VJ2L2SME8kt9Dcp5Y5b2zi_BVEo

 

Rassist zu heiß für die Verbindung?

Die Burschenschaft Normannia ist seit vielen Jahren ganz offensichtlich sehr lukrativ für Männer vom äußersten rechten Rand. Auch der Rassist Jonathan Stumpf will während seines Studiums in Heidelberg Mitte der 2010er Jahre gerne in die Normannia eintreten. Den Normannen, wohl vornehmlich den "Alten Herren", ist das Ganze offenbar zu heiß. Stumpf hatte unter dem Pseudonym Johannes Scharf bereits mehrere rassistische Schriften, darunter eine indizierte, publiziert. Hinzu kam, dass seine Aktivitäten im Juni 2016 von Antifaschist*innen veröffentlicht wurden. Stumpf war dennoch öfter Gast im Haus der Normannia. Auch an Stammtischen der "Jungen Alternative" und der "Identitären Bewegung" soll der inzwischen in Mannheim wohnhafte Neofaschist teilgenommen haben. Statt bei der Normannia engagierte sich der Rassist zuletzt unter anderem bei der von ihm mitgegründeten "Nova Europa Society", bei der NPD sowie der "Burschenschaft Arminia Zürich zu Karlsruhe" (früher "Europaburschenschaft Arminia Zürich zu Heidelberg"), einer neonazistischen Vorfeldorganisation.

Weitere Infos: https://linksunten.archive.indymedia.org/node/182982/index.html und https://linksunten.archive.indymedia.org/node/186791/index.html

 

Bildbeschreibungen

  1. Die Normannen Patrick Bass (mit Megaphon) und Luis Stadtlthanner (links daneben) bei einer Kundgebung der "Identitären Bewegung" am 2. Juni 2018 in Solingen
  2. Parick Bass als Anheizer bei einer Transparent-Aktion der "Identitären Bewegung" am 17. Juni 2018 auf der Alten Brücke in Heidelberg
  3. Die damalige AfD-Stadträtin Anja Markmann verbreitet die IB-Aktion auf Facebook
  4. Patrick Bass und Luis Stadtthanner (v.l.) bei einer Aktion der "Identitären Bewegung" am 18. August 2018 in Stuttgart
  5. Drei Mitglieder der aufgelösten Normannia-Aktivitas: Maximilan Wolf, André Rothermel und Luis Stadtlthanner
  6. Die Normannia gratuliert ihrem "Bundesbruder" Christian Wirth zur Wahl in den Bundestag
  7. Der AfD-Hansdampf Malte Kaufmann bei seinem Vortrag im Haus der Normannia
  8. AfD- bzw. JA-Veranstaltung mit dem Nazi Andreas Kalbitz am 23. März 2018, organisiert vom Normannen Kilian Steinmann
  9. Der ehemalige Funktionär der verbotenen Neonazi-Partei FAP, Norbert Weidner, wirbt für eine Veranstaltung mit dem AfD-Abgeordneten Christian Wirth
  10. Facebook-Kontakte des Normannen Egon Manz: Polizeiführer Christian Zacherle, AfD-Politiker Malte Kaufmann, Corona-Leugner und Impfgegner Armin Marx sowie der Burschenschafter und "Identitäre" Michael Wenglorz

 

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Ergänzungen

Der im Text erwähnte ehemalige JAler und ehemalige Schüler-Fuchs der Normannia, Leon Stockmann, hat vor einiger Zeit glaubhaft versichert, dass er sowohl mit der Burschenschaft Normannia, als auch mit der "Identitären Bewegung", der JA oder der AfD nichts mehr zu tun hat. Er hat mit diesen rechten Kreisen gebrochen und will mit ihnen nichts mehr zu tun haben.

(Es ist wichtig, dass diese Ergänzung stehen bleibt. Das nächste Mal, wenn ihr das löschen wollt, fragt uns bitte vorher: info.aihd(aett)inventati.org)