Black Mosquito verkauft Produkte des Rüstungsunternehmens 3M

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Ist das ein unglücklicher Zufall oder hat das Ganze System? Nachdem Black Mosquito einen Haufen Merch für Operation Solidarity produzierte und mit Solidarity Collectives noch immer Werbung für anarchistische Kriegsbeteiligung macht, tauchen nun auch (nicht zum ersten Mal) Produkte von Rüstungsunternehmen in ihrer Prepper-Kategorie "Crisis Preparedness" auf. Ins Auge stechend ist dabei der Konzern 3M, der unter anderem dafür bekannt ist, im Bereich der nuklearen Rüstungsindustrie wichtige Zulieferungen zu tätigen, der aber in Deutschland (in Kempten) mit 3M Technical Ceramics auch Komponenten für ballistische Schutzbekleidung herstellt. Selbst die von Black Mosquito vertriebenen Atemschutzmasken und Wasserfilter von 3M müssen eigentlich als Rüstungsprodukt an sich eingestuft werden, sind ihre primären Verwendungsmöglichkeiten doch vorrangig militärischer Natur.

Dabei sollte bereits der vollständige Name von 3M (Minnesota Mining and Manufacturing Company) genügen, um unmittelbar festzustellen, dass es sich hier nicht um ein Unternehmen handeln kann, dessen Produkte irgendwie in Einklang zu bringen sind mit beispielsweise Comics von Gord Hill (z.B. "Fünf Jahrhunderte Indigener Widerstand"), mit denen sich Black Mosquito als radikal zu schmücken scheint, während sie Kolonialwaren im klassischsten Sinne (Textilien, Kleidung, Kosmetik, usw. usw.) aus scheinbar reiner Profitgier vertreiben. Die Ausrede, dass es sich hier um ein Versehen handele kann also kaum gelten gelassen werden.

Ach ja. Und um einem anderen beliebten Argument von BM zuvorzukommen: Ja, diese Welt ist widersprüchlich und als Konsument*innen (und wir sagen nicht, dass wir nicht wenigstens versuchen sollten, diese Rolle zu überwinden) ist es unmöglich, ethisch einwandfrei zu handeln. Das rechtfertigt aber im Umkehrschluss keineswegs, sich am Vertrieb von Produkten zu beteiligen und sich dabei auch noch das Image geben zu wollen, radikal, anarchistisch, antikolonial und was weiß der Geier noch alles zu sein. Wer Rüstungs-Produkte vertreibt, vertreibt eben Rüstungsprodukte, gleichwohl er*sie dabei auch irgendein rechtfertigendes Blabla abgeben mag, das das eigene Handeln ins rechte Licht rücken soll.

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Ergänzungen

Für die Unterstützung von Gruppen wie Operation Solidarity usw. wird BM ja schon länger zu recht stark kritisiert.

Das sie jetzt auch noch Produkte von Rüstungsunternehmen vertreiben, gegen die sich antimilitaristischer Widerstand wendet passt da ins Bild.

Diese beiden Punkte sollten für anarchistische Menschen dazu führen ihr Verhältnis zu BM neu zu bewerten.

Allerdings ist die Ausweitung z.B. auf Kleidung die nicht fair produziert wird nicht sinnvoll. Da gibt es ein Spannungfeld, zwischen solche Produkte wollen wir verkaufen und solche kann sich die Zielgruppe leisten.

Was Wasserfilter (!?) mit Militär zu tun haben sollen könnt ihr vermutlich euch nichtmal selbst erklären. Für Gasmasken fragt mal Genoss*Innen z.B. aus Frankreich oder Griechenland, Stichwort Tränengas...

Dass das Zeug teilweise bei zweifelhaften Unternehmen bezogen werden muss ist bedauerlich, aber was hindert denn z.B. euch daran eine eigene selbstverwaltete Produktion aufzubauen?

Keine Ahnung haben aber Hauptsache mit identitären Buzzwords um sich werfen, Kolonialwaren sind übrigens Güter die per imperialistischen Mechanismen aus armen Ländern "gestohlen" werden, wo gibts sowas BM? Jede Woche werden die Beiträge aus der identitären Szene peinlicher...

Was Wasserfilter mit Militär zu tun hat? Es ist vor allem der militärische Anwendungszweck, der eine mobile Lösung zur Filterung von kontaminiertem (meist durch Kampfmittel und deren Byprodukte) Wasser erforderlich macht. Wie alle Produkte einer "Survival"-Sparte liegt dessen Ursprung beim Militär, das damit bestimmte oder alle Soldaten ausrüstet, die hinter Feindeslinien und in infrastrukturell schlecht erschlossenen Gebieten operieren. Dass es insbesondere dank Vergiftungen der Umwelt auch sog. zivile Anwendungen für Wasserfilter gibt kann dabei schwerlich darüber hinwegtäuschen, dass diese Prdoukte noch immer primär militärisches Produkt sind und auch nur deshalb produziert werden. (Tatsächlich ist es je nach Wasserfilter langfristig gesundheitsschädigend entsprechend gefiltertes Wasser zu trinken, weil dieses dabei auch entmineralisiert wird und so viele körpereigene Mineralien ausgeschwemmt werden … Wasserfilter dieser Art sind also auch im zivilen bloß kurzfristige "Lösungen" in Katastrophenlagen, was alleine schon auf den militärischen Zweck des Ganzen verweisen dürfte …)
Davon völlig unabgesehen geht es nicht um ein moralisches Urteil gegenüber irgendwem der ein Produkt beschafft und sei es auch bei einem fragwürdigen Unternehmen, wenn man keine andere Möglichkeit dazu sieht. Das ist etwas fundamental anderes, als ein solches Produkt zu vertreiben.

Und mit eurem Kolonialwarenbegriff macht ihr euch vom Clown direkt zum Affen. Wenn überhaupt müsste man den Kolonialwarenbegriff nicht mit "gestohlen" fassen, sondern mit "geraubt", präziser ist aber "abgepresst". Und dafür sind wie im Text genannt, Kaffee und Textilien wunderbare Beispiele. Beides gibt es bei BM zu kaufen. Dass man beim Kaffee schon seitens der entsprechend importierenden Rösterei zu verschleiern versucht, dass der entsprechende Kaffeeanbau ein subsitenzvernichtendes und damit abhängig machendes und auf "revolutionärer" Besteuerung basierendes Unterfangen ist, also ein sog. neokoloniales, kann das seitens der Textilien und Kosmetika oft nichteinmal verschleiert behauptet werden. Man nennt das ganze also einfach fair entsprechend dem Label, das der Kapitalismus erfunden hat … Wer das nicht zu sehen vermag ist entweder blind, verblödet oder hat ein Interesse daran, Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse zu verschleiern. Indem ihr das also tut, outet ihr euch als die eigentlichen identitären Clowns, die zugunsten eines green- und socialwashing Unternehmens wie BM jegliche Kritik unterlassen und die linksidentitäre Fassung von sich selbst als reflektierten Bessermenschen, die erhaben über jede Involviertheit in Kapitalismus, Kolonialismus und Patriarchat seien zu verbreiten. Leider ändert das nichts an den bestehenden Verhältnissen, sondern verschleiert sie vielmehr, wie das Beispiel BM zeigt …

Der eigentlich spannende Punkt ist doch, dass Black Mosquitos einerseits aktiv eine Kriegspartei unterstützt und dabei versucht dem ganzen Kriegsspektakel eine Legitimation zu verschaffen und das ganze auch noch als anarchistisch zu labeln. Andererseits vertreiben sie Rüstungsgüter, die evtl. auch oder sogar hauptsächlich an die vermeintlichen Gefährt*innen, die in der Ukraine Landesverteidigung praktizieren, gehen und dadurch ein ökonomischer Gewinn aus dem Krieg resultieren würde.

Wer Imperialismus nicht als internationales Herrschaftssystem begreift, sondern nur auf einen imperialistischen Player bezieht, sollte die eigene Imperialismusanalyse mal auffrischen.

Wer Russland als faschistisch bezeichnet und damit faschistische Regime verharmlost, sollte sich mal ein paar Faschismusanalysen zu Gemüte führen.

Wer den eigenen Klassenstandpunkt gegen nationalistischen Taumel ersetzt, hat nichts mit Anarchie zutun!