Hausbesetzung und Eröffnung eines antirassistischen Zentrums in Essen

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Wir, eine Gruppe von Aktivist*innen, haben in der Nacht vom 06. auf den 07.09. ein Haus am Weberplatz in Essen besetzt. Wir wollen damit kurz vor der Kommunalwahl ein Zeichen gegen die herrschenden Zustände in Deutschland und insbesondere in Essen setzen. Während Politik und Medien Hand in Hand Recht und Ordnung zu ihrem Programm machen, fehlt es in Essen nicht erst seit gestern an selbstverwalteten Räumen, in denen abseits von Konsumzwang und Verwertungslogik Menschen zusammenkommen und sich entfalten können. Betroffen von dem Recht- und Ordungsprogramm sind jedoch in Essen vor allem migrantisierte Personen. Unter dem Deckmantel der Bekämpfung von Clan-Kriminalität werden migrantische Treffpunkte, ja ganze Viertel, wie bspw. die Essener Nordstadt von der Polizei dauerbelagert und rassifizierende Razzien durchgeführt. Racial Profiling ist in diesen Vierteln die normale Vorgehensweise, was auch immer Innenminister Seehofer behauptet. Weite Teile der Essener Stadtgesellschaft scheinen von diesem Recht-und-Ordnungsrassismus beseelt.

Unter diesen Verhältnissen kann ein Ort, der sich die freie Entfaltung und Selbstorganisierung aller Menschen auf die Fahnen schreibt, nur mit einem antirassistischen Anspruch funktionieren. Deshalb soll aus der Besetzung ein Zentrum für antirassistische Politik entstehen – eine antirassistische Politik im Übrigen, die intersektional aufgestellt ist. Das heißt weitere Ausschlusskategorien in ihren Zusammenhängen zubedenken, zu reflektieren und die daraus folgenden Konsequenzen in den eigenen Anspruch aufzunehmen.
Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir als primär weiße Gruppe von Aktivist*innen nicht für die von Rassismus Betroffenen sprechen können und wollen. Vielmehr wollen wir mit dieser Aktion unsere priviliegierten Positionen nutzen, um einen Ort zu erschaffen, der langfristig Raum bietet, sowohl zur Selbstorganisierung von Betroffenen als auch zur Verbündetenarbeit, die wir betreiben möchten und damit Betroffenen eine Plattform zu geben. Dabei sehen wir uns noch längst nicht am Ende eines Weges, der die ständige Reflektion der eigenen Sozialisation und gesellschaftlichen Position als weiße Personen voraussetzt.
Wir erhoffen uns von dieser Aktion, diesen Weg der Reflektion weitergehen zu können, in der gemeinsamen Gestaltung dieses Raumes und im Kampf für diesen. Wir wählen bewusst das Mittel der direkten Aktion, weil wir weniger Repression zu erwarten haben als von Rassismus betroffene Personen. Außerdem halten wir es nicht für die Aufgabe von Betroffenen, die rassistischen Verhältnisse alleine aufzulösen bzw. sich mit diesen auseinanderzusetzen. Wir sind selbstverständlich offen für jeden Dialog mit von Rassismus Betroffenen.
Wir hoffen, mit unserer Aktion den herrschenden Verhältnissen in dieser Welt und in Essen, die – dass sei am Ende noch gesagt – auch durch Kapitalismus, Patriarchat und damit einhergehender cis- und Heteronormativität schlicht eine Zumutung sind, eine wirksame Form des Widerstandes entgegensetzen zu können.
Wir freuen uns, wenn ihr vorbeikommt und die Aktion am Weberplatz unterstützt, aber vor allem laden wir alle von Rassismus betroffene Personen unter euch ein, sich einzubringen und Kritik zu äußern.

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Ergänzungen

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