Gegen Google und seine Freunde!

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Google zieht nun doch nicht ins alte Umspannwerk, um dort einen Google-Campus zu eröffnen, sondern die beiden „sozialen Unternehmen“ Betterplace und Karuna,die sich so von Google finanzieren lassen. Die Verantwortlichen von Google sind scheinbar davon überzeugt, in diesen die passenden Partner gefunden zu haben, um das Image des Konzerns, welches in den letzten zwei Jahren durch zahlreiche Proteste und Veröffentlichungen gegen den geplanten Google-Campus beschmutzt wurde, wieder reinwaschen zu können. Hinter der Fassade von vermeintlichem „sozialen Engagement“ versucht Google letztlichnichts weiter als das wirtschaftliche Kalkül des Unternehmens zu verstecken und sich als die ewig „Guten“ zu inszenieren.

 

 

 

 

Wo sich die breite Nachbarschaft und unterschiedlichen Gruppen und Individuen konsequent weigerten mit Google und Verantwortlichen zu verhandeln, haben die beiden sozialen Unternehmen klar Position bezogen und distanzieren sich unmissverständlich vom Kampf gegen Google, indem sie bedauern, dass Google nicht mit ihnen in das alte Umspannwerk einziehen wird.

 

 

 

Die Rollen von Betterplace und Karuna sind von Interesse, nicht dahingegend, was diese „sozialen Unternehmen“ konkret machen, sondern auf welche Weise eben solche „sozialen Initiativen“ dazu beitragen können Herrschaftsverhältnisse zu stabilisieren. In diesem Fall des Google-Campus, dass sie z.B. mit Google verhandeln, ihren Name versuchen reinzuwaschen und durch diese Strategie zusammen mit Google versuchen den Protest zu befrieden.

 

 

 

Allgemein spielen soziale Initiativen eine wichtige Rolle zum Erhalt des Status Quo. Sie bekämpfen lediglich symptomatisch die gesellschaftlichen Probleme, wie z.B. Armut und Obdachlosigkeit, und stellen damit die grundlegende Basis von Herrschaft und Machtverhältnissen nicht in Frage, welche verantwortlich sind für das Elend. Vielmehr legitimieren und unterstützen sie dadurch die bestehende Herrschaft und Unterdrückungsverhältnisse, indem sie soziale Konflikte befrieden und für die Herrschaft entschärfen. Eine Gesellschaft, die auf Eigentum, Unterdrückung und Autorität basiert, erzeugt u.a. Armut, Rassismus und Entfremdung. Eine solche Gesellschaft stellt nicht das Individuum in den Mittelpunkt, sondern Geld, wirtschaftliches Interesse, Macht und den Erhalt von Herrschaftsverhältnissen.

 

 

 

Zurück zum Umspannwerk und der neuen Strategie von Google: Dass die beiden „sozialen Unternehmen“ mit Google verhandeln, ist dahingehend nicht völlig überraschend. Es zeigt und verdeutlicht die Konfliktlinie in Kreuzberg innerhalb des Kampfes gegen Google und der (Tech-)Herrschaft. Und gewiss wird Google zusammen mit seinen Freunden versuchen den sozialen Konflikt, der in Kreuzberg deutlich wurde und über Berlin hinaus sichtbar war, beizulegen. Aber wahrscheinlich haben die „klugen und allwissenden Köpfe“ nicht verstanden, dass sie ein großer Teil des Problem sind, da sie ein Teil der bestehenden Herrschaft sind. Alles geht weiter...

 

 

 

 

 

Nadelstiche gegen die Projekte der Herrschaft, ob in Berlin, im Hambacher Forst, oder anderswo auf der Erde.

 

 

 

Für die soziale Umwälzung des Bestehenden!

 

 

[Der Text wurde als Flyer auf einer unangemeldeten Kundgebung vor dem Umspannwerk in Berlin Kreuzberg verteilt]

 

 

 

 

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Ergänzungen

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Diskussions- und Planungstreffen

Eine linksradikale Kiez-Initiative für Kreuzberg 36 !?

Dienstag, 27.11.18 // 20 Uhr // MEUTEREI // Reichenberger Str. 58

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Dass der geplante Google Campus erfolgreich verhindert worden ist, freut uns sehr. Die Gesamtsituation (nicht nur) in Kreuzberg 36 ist und bleibt jedoch reichlich beschissen.

In den letzten Jahren sind auch in Kreuzberg 36 die Mieten explodiert. Überall im Kiez sind die Bewohner*innen dem täglichen Terror der Immobilienkonzerne und Hausbesitzer*innen ausgesetzt. Bezahlbare Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen oder Gewerberäume für Initiativen oder Kollektive sind schon längst nicht mehr zu finden.

Verschiedene Projekte sind akut bedroht, darunter das Projektehaus Lausitzer 10 („Eigentümer“ ist Taekker) und die Kollektivkneipe Meuterei.

Überall im Kiez sind ekelhafte Kommerz-Projekte geplant oder bereits da. Am Oranienplatz gibt’s ein Luxushotel, dessen Betreiber Polizei-Aktionen gegen soziale Aktivist*innen unterstützt. Der gleiche Besitzer plant schräg gegenüber, in der Räumen der derzeitigen „Denkerei“, ein weiteres Start-Up-Zentrum. Startup-Scheisse („the shelf“) soll es auch in der Prinzenstraße auf der Fläche der ehemaligen Autovermieten Robben & Wientjes geben. Der Privatclub im Postgebäude in der Skalitzer Straße ist akut bedroht, das Gebäude wurde durch die Samwer-Brüder („Rocket Internet“) aufgekauft. Am Görlitzer Park hat die „Factory Berlin“ nach Vertreibung der ehemaligen Nutzer*innen geöffnet, beteiligt ist hier das von der Räumung des Hausprojektes Yorck 59 bekannte Immobilien-Arschloch Gregor Marweld. An der Skalitzer Straße Ecke Mariannenstraße soll ein Hotel mit angeschlossener Shopping Mall gebaut werden. Rund um die Oranienstraße kämpft die Initiative OraNostra gegen massive Mietsteigungen und Verdrängung von Kleingewerbe. In der Reichenberger Straße 55 schikaniert die Bayrische Sparkasse die Mieter*innen… Diese Liste ist noch lange nicht vollständig.

Gleichzeitig sind Bullen-Schikanen und Bullen-Gewalt gegen alle, die nicht in dieses schöne schicke neue Kreuzberg passen sollen, an der Tagesordnung, sei es im Görlitzer Park oder am Kotti, wo die Bullen auch gerne ihren neuen großen Kamera-Mast für flächendeckende Videoüberwachung spazieren führen.

Es gibt auch Widerstand gegen diese ganze Scheisse und die beschissene Entwicklung der letzten Jahre, doch bei weitem nicht genug. Vielleicht könnte eine linksradikale Kiezinitiative in Kreuzberg 36 dabei helfen, den Kampf nicht nur gegen steigende Mieten und Verdrängung, sondern insgesamt für ein gutes Leben ohne Angst für alle (nicht nur) in Kreuzberg breiter sichtbar zu machen und zu fördern?

Wir wünschen uns eine Initiative, die nicht nur mehr oder weniger kosmetische Korrekturen am herrschenden profitorientierten Häusermarkt fordert, sondern die Enteignung und Selbstverwaltung der Häuser durch die Nutzer*innen offensiv auf die Agenda setzt (zumindest als Idee und Perspektive, wenn schon nicht unmittelbar als Praxis).

Wir wünschen uns eine Initiative, die davon ausgeht, dass ein breiter Widerstand auf unterschiedlichen Ebenen mit unterschiedlichen Formen notwendig und wünschenswert ist, und die nicht gleich bei ein paar kaputten Fensterscheiben im neuesten Luxus-Restaurant in entsetztes Jaulen und hektische Distanzierungen ausbricht.

Einige Aktivist*innen aus Kreuzberg 36

Kontakt: kreuzberg36-initiative at riseup dot net

Im Netz: http://kreuzberg36.blogsport.de