Der Kampf ist vorbei, oder alles geht weiter?

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Einladung zum nächsten Anti-Google Café: face2face am Samstag den 27.10.2018, nach der offiziellen Einstellung des Projektes Google-Campus Berlin

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Google zieht vorerst nicht selber ins Umspannwerk in Kreuzberg, sondern vermietet die 3 000 Quadratmeter weiter an zwei soziale Initiativen, Betterplace und Karuna. Wie diese Strategieänderung von Google zu erklären ist, lässt sich wahrscheinlich erst in nächster Zeit sehen. Dass jedoch die kontinuierlichen Aktionen gegen den Google Campus dazu beigetragen haben, dass Google nicht einfach so nach Kreuzberg kommen kann und sich hier einnistet, kann nicht geleugnet werden. Den (Image) Schaden den Google in letzter Zeit, ausgehend von kleinen und größeren, zumeist informellen Aktionen, davon getragen hat, ließ den Riesen-Konzern in eine neue Charmeoffensive gehen, um noch mehr Schaden abzuwehren. Die Bilder von den Google Bossen in Berlin, wie Rowan Barnett der nun als „sozialer Engel“ den Schlüssel des Umspannwerks irgendeiner sozialen Initiative übergibt, sollen das negative Output was in den Straßen Kreuzbergs in den letzten zwei Jahren artikuliert wurde, verwischen. Google der verantwortungsvolle „Big Brother“, der nicht nur weiß was gut für die Menschheit ist, sondern auch für die Bewohner*innen Kreuzbergs und Berlin.

 

Die Kritik am Google-Campus war nie nur die der Verdrängung und Mietsteigerung, sondern immer mehr, welche Rolle Google zur Verfeinerung der Herrschaft und Kontrolle spielt. Dieser technologische Fortschritt, bzw. Angriff, hängt nicht alleine an dem Google-Campus, sondern ist allumfassend im herrschenden Diskurs, von neuen Tech-Firmen in Berlin, über Industrie 4.0. zu der politischen Agenda von allen Parteien zur Technologisierung. Der Kampf gegen Google und Co., ist ein Kampf gegen die bestehende Herrschaft und wie sie sich manifestiert. Eine Entlarvung der Lügen der Politiker*innen und selbsternannten „Kiezsprechern“ ist hier unwichtig, denn dies ist ihr Job, den Status Quo zu erhalten und Proteste zu befrieden. Denn eine Stärke des Kampfes gegen den Google-Campus ist sicherlich die breite Weigerung auf Verhandlungen einzugehen, und den politischen Schwätzer*innen nicht die Kontrolle über den Kampf zu geben. Die Änderung der Pläne von Google wurden nicht in den Büros erkämpft, sondern auf der Straße.

 

Im Laufe der letzten zwei Jahre hat sich ein Kampf ausgehend von der Verhinderung des Google-Campus entwickelt, der sich gegen den technologischen Angriff und die Umstrukturierung der Macht richtete. Nicht nur Google war das Ziel von Angriffen, sondern die gesamte Tech-Szene, die Herrschaft und diejenigen die diese fördern und verteidigen. In diesen zwei Jahren wurde versucht ein eigenes antagonistisches Projekt gegen diese Welt von der Google und Co. Träumen, zu entwickeln. Einen Kampf, der aus der Eigeninitiative der Beteiligten speist, aus der Kreativität und der Selbstorganisation. Einen Kampf mit der Perspektive der Umwälzung der Verhältnisse, und nicht mit der „lediglichen“ Verhinderung des Campus.

 

Und was bedeutet dies jetzt, nachdem Google offiziell das Projekt Campus Berlin auf Eis legt? Alles hinzuschmeißen und sich einen neuen „Gegner“ zu suchen? Die Kritik und Angriffe auf Google und andere Tech-Unternehmen unterlassen, da Google nun nicht mehr nach Kreuzberg kommt? Und wenn es eigentlich nie wirklich um das Ziel ging, sondern immer der Weg das Ziel selbst war, dann geht es darauf aufzubauen. Wir blicken zurück auf die letzten zwei Jahre, auf die entstandenen Beziehungen, tiefe Diskussionen, Konflikte, mehr oder weniger kollektive Angriffe, die Erfahrungen die gesammelt wurden, usw. Also stellt sich dann die Frage, wie all dies weiter spinnen?

 

Lassen wir die Flamme der Revolte brennen!

Berlin, 25.10.2018

 

Einladung zum Anti-Google Café:face2face

am Samstag 27.10.2018, um 15 Uhr

in der anarchistischen Bibliothek Kalabal!ik

(Reichenbergerstraße 63a, Berlin-Kreuzberg)

 

Das Café face2face ist ein Bezugspunkt für einen informellen und selbstorganisierten Kampf gegen den Google-Campus in der Ohlauer Straße in Kreuzberg. Es bietet Raum für Begegnung, Austausch, Information, Diskussion und Koordination. Um gemeinsam gegen die Eröffnung des Google-Campus zu kämpfen, ohne Appell an Politik, ohne mit der Herrschaft zu verhandeln, sondern kreativ und direkt.

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Ergänzungen

Die Absage des Google-Konzerns schlägt hohe Wellen, ein - unvollständiger - Presseüberblick findet sich hier: http://googlecampusverhindern.blogsport.de/presse/

Aus der "Morgenpost" (https://www.morgenpost.de/berlin/article215652919/Nach-dem-Google-Rueckz...):

"...Sehr viel drastischer formulierte es Ulrike Schneider, Aktivistin beim Initiativkreis „Google-Campus & Co verhindern“, die den Konzern beschimpfte: „Google ist und bleibt ein Scheiß-Konzern, der seine Gewinne mit Überwachung, Ausschnüffelei, Zusammenarbeit mit Militär und Geheimdiensten sowie Steuertricks macht.“ Sie kündigte an, mit der Initiative weitere Start-up-Projekte verhindern zu wollen, etwa das neue Start-up-Zen­trum am Oranienplatz und das „the shelf“ an der Prinzenstraße. Gebäude wie das Luxushotel „Orania“ ebenfalls am Oranienplatz oder die „Factory Berlin“ am Görlitzer Park wolle die Initiative zudem „sobald wie möglich einer sinnvollen, gemeinnützigen Nutzung zuführen“, so Schneider."

 

Aus dem Tagesspiegel (https://www.tagesspiegel.de/berlin/google-campus-in-kreuzberg-kritik-an-...):

"... Zwar will Google die Planänderung nicht als Rückzug verstanden wissen, doch die Gegner des Internet-Konzerns werten das Aus des Campus als ihren Sieg. Allen voran bei der Initiative „Google Campus & Co verhindern“, die Anfang September sogar kurzzeitig das Gebäude besetzt hatte. Dort sieht man sich nun bestärkt. „Kreuzberg wird von irgendwelchen Investoren überrannt“, sagt David Schneider, Mitglied der Initiative. Dagegen müsse man sich wehren, auch mit Farbbeutelwürfen oder Besetzungen.

„Die Mittel des zivilen Ungehorsams sind legitim“, sagt Schneider. Der Protest gegen Google sei dabei erst der Anfang. Auch das Luxus-Hotel „Orania“, die „Factory Berlin“ und das geplante Start-up-Zentrum, das am Oranienplatz in den Räumen der derzeitigen „Denkerei“ entstehen soll, wollen die Aktivisten weiter bekämpfen. Schneiders Vision: Entschädigungslose Enteignung der Unternehmer."

 

 

Interessant auch die Analyse in der "Welt":

"...Der Technologie-Konzern Google hat sein Vorhaben aufgegeben, im Berliner Ortsteil Kreuzberg einen so genannten Startup-Campus zu errichten. Man muss sich nur die fein justierten Kommentare der Google-Sprecher anhören, um zu begreifen, was sich hinter den Kulissen abgespielt hat.

 

„Wir haben eingesehen, dass dieser Weg der beste für Kreuzberg ist”, sagte Rowan Barnett, der sich für den Konzern um die Startup-Förderung kümmert. Google habe gelernt, dass Kreuzberg “nicht der richtige Ort für einen Startup-Campus” sei, zitiert die „taz“ Google-Sprecher Ralf Bremer. Selbstverständlich, so Barnett, habe man sich aber nicht vom Protest leiten lassen, sondern vom Dialog, den Google mit unzähligen Organisationen geführt habe.

Doch in Wahrheit dürfte für Google ausschließlich der Gegenwind aus dem Kreuzberger Kiez ausschlaggebend gewesen sein..."

 

https://www.welt.de/politik/deutschland/article182739580/Google-Rueckzug...

Eigentümer und Betreiber des Luxushotels Orania am Oranienplatz, das oben erwähnt wird, stehen voll hinter Repressionsmaßnahmen gegen Aktivist*innen der sozialen Bewegung in Berlin.

Für eine größere Polizeiaktion am vergangenen 1. Mai, die nun zu einer völlig überzogenen, unverschämten Öffentlichkeitsfahndung nach angeblichen Straftäter*innen geführt hat, haben sie bereitwillig Räume für die polizeiliche Überwachung der Aktivist*innen zur Verfügung gestellt.

Aus dem Tagesspiegel:

In diesem Jahr hatte sich die Polizei in der obersten Etage des Hotels Orania am Oranienplatz mit Videokameras und Teleobjektiven einquartiert, schließlich hatte die linksextremistische Szene im Internet für 18 Uhr zum Oranienplatz mobilisiert. Aus diesen Hotelfenstern konnte die Polizei dokumentieren, wie sich die Autonomen sammeln – und sich kurz vor 18 Uhr vermummen.

http://googlecampusverhindern.blogsport.de/2018/10/26/luxushotel-am-oran...

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7. Kiezversammlung gegen Verdrängung
Dienstag, 30.10.2018, Einlass 19.00 Uhr, Beginn 19.30 Uhr
SO36, Oranienstr. 190, Berlin-Kreuzberg
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Wir wollen mehr Druck von unten! Gegen den Mietenwahnsinn, gegen vermieterfreundliche Gerichte, gegen Investoren. Gegen die Politik, die schützend ihre Hand über das Eigentum hält. Gegen Großprojekte und Start Ups, die weiterhin unsere Kiezstrukturen bedrohen.

Es bewegt sich schon einiges. Mieter*innen und Gewerbetreibende organisieren sich in ihren Häusern, Besetzer*innen wehren sich gegen Leerstand. Andere suchen Formen, wie z.B. Community Land Trust, um Häuser und Gewerbe dem Markt zu entziehen.

In der Kiezversammlung wollen wir den Widerstand bestärken und verstärken. Lasst uns bei der nächsten Besetzung mit 1000 Leuten vor dem Haus stehen. Sorgen wir mit solidarischen Menschen dafür, dass Gerichte bei Mietprozessen aus allen Nähten platzen!

Auch der Google Campus in Kreuzberg erwartet weiterhin sehnsüchtig unseren Widerstand, um endlich leise Tschüß sagen zu können. Die kollektive Besetzung der Baustelle durch die Nachbar*innen im September war dafür ein starkes Zeichen! Lasst uns da weitermachen. Kommt zur Kiezversammlung. Bringt Genossinnen, Freunde und Nachbarinnen mit!