Der Antifaschismus und der kapitalistische Nepotismus in der radikalen Linken, einige Anmerkungen zu der Kritik von Lower Class Magazine, „Raven für Deutschland“ – am 31. Mai 2018 veröffentlicht.
Die Kritik der Kritik kann die Waffe der Waffe nicht ersetzen.
„Man muss den Menschen vor allem nach seinen Lastern beurteilen. Tugenden können vorgetäuscht sein. Laster sind echt.“ Klaus Kinski
Am 27. Mai 2018 fand eine Demonstration der AfD in Berlin statt. Mehrere Initiativen, Organisationen und Gruppen riefen dazu auf, diese zu blockieren. Wer eine gläserne Kugel gehabt hätte und dadurch einen Blick in die Zukunft gewährt wurden wäre, hätte mit einer ruhigen Leichtfertigkeit sagen können dass tausende von Personen auf die Straße gehen würden. Aber dies ist in der jetzigen Zeit nicht mehr von belangen, es kann mit großen Erfolg der Verlauf der Dinge erraten werden.
Ein großer Erfolg bahnte sich für uns alle an. Dies fand in der Tat statt, deshalb hat das Onlineprojekt Lower Class Magazine einen Artikel dazu verfasst, wo dieses Ereignis kritisiert wurde. Dieser Artikel aber, kratzte nur auf der Oberfläche gravierender Probleme, deshalb dieser Text dazu und unter anderem, werden hier ein paar Ideen auf das Terrain der Debatte geworfen.
Kurzum, Tausende gingen auf die Straße um gegen die AfD zu protestieren. Im typischen linken Jargon unserer Zeit, wird mit Gewissheit und Vernunft behauptet, dies sei ein voller Erfolg gewesen. Der Erfolg, wie immer, gemessen an der Anzahl der Teilnehmer*innen bei einem Event. Einige sind da einer anderen Meinung, wie eben die Herausgeber*innen des Lower Class Magazine. Sind sie das aber wirklich?
Wochen vor der Demonstration der AfD, konnte in den Szene- typischen Kiezen in Berlin, unterschiedliche Plakate und Aufrufe für verschiedene Demonstration und Aktionen gegen diese, gesehen werden. Es war also mal wieder in aller Munde und keine Randerscheinung oder eine reine Szene-interne Angelegenheit. Neben den typisch spezialisierten Gruppen die sich fast ausschließlich mit diesem Thema beschäftigen, kam noch die linke und alternative Club Szene zu Wort, dies war aber was neues und sie brachten ihr Klientel mit. Parteien wie die SPD, Linke und Grüne, die die nächsten, übernächsten und alle darauf folgenden Wahlen gewinnen wollen, mussten ihre antifaschistischen Pflicht genauso nachgehen. Zumindest an diesen Tag.
Die Medien und die Cops variieren mit den Zahlen der Teilnehmer*innen, ob nun 30.000, ob mehr oder weniger, waren es doch letztendlich nicht wenige die ihre Abneigung gegen die AfD kund gaben. Es war nicht mehr die typische linke Demonstration auf der die üblichen Verdächtigen zu sehen waren, sondern, ganz im Wortschatz jener Expert*innen des Maydays vor zehn Jahren, es war die Multitude1, oder zumindest etwas in der Art.
Im Artikel werden unterschiedliche Gruppen, wie die Interventionistische Linke unter anderem, Medien und Parteien erwähnt die, anscheinend von sich aus, was zu feiern haben. Sogar die sozialistische Zeitung, Neues Deutschland, veröffentlichte einen Artikel in der Sie die radikale Linke als unfähig zurecht wies, weil diese nicht in der Lage wäre so viele Menschen zu mobilisieren. Das LCM störte nicht die große Anzahl der Menschen die dort waren, sondern wie sie dort waren und wie sie, so für sie zumindest, den quasi Jahrelangen antifaschistischen Kampf ins lächerliche zogen. Da Form und Inhalte nicht wirklich dasselbe sind, findest du hier mal einige Gedanken dazu.
Gefeiert wird mal wieder das Spektakel politischer Ereignisse der großen Zahlen und Bilder, denn da im Kapitalismus alles Ware ist, sollten diese auch als solche verstanden werden. Denn, „in der wirklich verkehrten Welt ist das Wahre ein Moment des Falschen.2“ Das subjektive und kollektive Handeln ist unter diesen Voraussetzungen zur Verdinglichung gemeinsamer Erfahrungen und Aktionen, der wie jeder Ware durch den Fetischismus, ein übernatürlicher Charakter zugefügt wird. „Der verdinglichte Mensch trägt den Beweis seiner Intimität mit der Ware zur Schau. Wie bei dem krampfhaften Taumeln oder den Wunderheilungen der Schwärmer des alten religiösen Fetischismus, gelangt auch der Warenfetischismus zu Momenten schwärmerischer Erregung. Der einzige Gebrauch, der sich hier noch äußert, ist der grundlegende Brauch der Unterwerfung.“3
Es kristallisierte sich ein falsches Handeln, aus einem falschen Bewusstsein, sprich die Entfremdung als Praxis der Ideologie. Ideologie sollte als ein falsches Bewusstsein verstanden werden, dies kann viele Gründe haben. Sei es eine idealisierte Analyse, aus einem Dogma zu Handeln, dass Ideologie „der abstrakte Wille zum Allgemeinen
und seine Illusion ist“4 ist.
Heutzutage wird der Kampf des Falschen für das Falsche bestimmt und nicht etwa eines Kampfes gegen das Falsche. Das Ergebnis dieses Ereignisses drückt sich als eine fortlaufende Wiederholung von falschen Bewusstsein. Dies ist kein billiges Jonglieren mit Begriffen, wie es den Intellektuellen aller Couleur so sehr gefällt – nur damit nicht verstanden werden kann dass sie nichts zu sagen haben – und es nicht die billige Ausgabe von Antagonismen oder einer Dichotomie, sondern es setzt die Tatsache in die Realität dass es kein richtiges Leben im falschen gibt. Was in der Frage der Praxis und Theorie bedeuten würde, es gibt keine richtige Praxis mit einer falschen Praxis und andersrum genauso.
Dies sei nicht das erste Mal, sehr wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal, wo dies stattfand. Beispiele gibt es in Berlin gleich aller Events die die radikale Linke zu tragen weiß. Die letzte größere Demonstration in Berlin lief unter dem Motto „Widerstand – gemeinsam gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn“, auf der auch tausende mitgelaufen sind. Genauso, wie die G20 Proteste in Hamburg erwähnt werden sollten, auf denen Zigtausende teilnahmen. Alles Beispiele in denen der Zahl der Menschen und die daraus entstandenen Bildern mehr Ausdruck und Gewicht verliehen wird, als das was sie in der Realität ausmachen. Der als revolutionär vorgegebene Kampf, ist nur ein Ritual zu sehen, der Versöhnend ist. Der Reformismus spiegelt sich in der Praxis und in der Theorie, als ein voneinander bestimmendes Verhältnis ab und bestimmt den sozialen Frieden in der herrschenden Gesellschaft des Kapitalismus.
Seit der Entstehung des Reformismus5, hat es einen Kampf für die Hegemonie auf den Straßen gegeben. Diese Hegemonie drückt sich als ein sporadischer Machtausdruck verschiedener politischer Fraktionen, mit unterschiedlichen Interessen, aus. Diese stehen untereinander und zueinander in einem ewigen Wettkampf, ergänzen sich aber parasitär, wie ein Virus einen Wirt braucht. Aufgrund einer fehlenden sozialrevolutionären Strömung in Deutschland, wurde vor langer Zeit das Feld zugunsten reformistischer Kräfte geräumt6. Diese Profis der Politik nach Zahlen und Bildern siegen auf ihrem Terrain ununterbrochen. Sie haben vor langer Zeit verstanden, dass sie den Klassenfeind nicht mehr stürzen müssen, sondern sich seinen Regeln anpassen müssen um wie dieser, nur aber anders, zu werden. Alles ist nur soviel Wert, wie es als Ware zu gebrauchen ist. Eine immaterielle Ware, die aber einen realen Wert hat. Sie lässt sich auf der Waage der Politik wiegen und ermöglicht ein Handeln aus der herrschenden Logik.
Das Lower Class Magazine ärgert sich darüber, wie inhaltslos, wie Party-gesteuert – mit den jeweiligen anekdotischen Ausnahmen – die Demonstration gegen die AfD doch war. Genauso wie über das Pervertieren des historischen Logos der Antifaschistischen Aktion, welches unter dem Motto „Hauptsache es knallt. AFD wegbassen“ eine Ecstasy Pille darstellte. Als Beispiel, die treffende Aussage vom LCM, „Antifaschismus zieht sich auf die Verteidigung der Errungenschaften der gegenwärtigen Gesellschaft zurück, und wird – losgelöst von einer Diagnose der gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft – zu einer Rechtfertigungsideologie des Status Quo.“
Das LCM präsentiert sich hiermit als einer der wenigen Verteidiger*innen des historischen Antifaschismus, fragt sich nur welcher den es anscheinend gibt, da außer von ihnen keine Kritik dazu geäußert worden ist. Entweder haben sie sich als die letzten Verfechter*innen dieser bewiesen, oder der Rest spart nur Druckerschwärze, weil sie es souverän ignorieren. So sehr ihre Kritik stimmt, liegen sie dennoch falsch, sie beschweren sich über vollendete Taten, warum diese aber so sind, versuchen sie erst recht nicht zu erläutern. Es fehlt die Kritik an der ökonomische Politik die unsere Zeit so sehr bestimmt. Die ökonomische Politik heutzutage heißt auch das Ökonomisieren der Praxis7. Warum und weshalb wird in diesem Text formuliert, oder zumindest versucht.
„Wenn die Wahrheit zu schwach ist, sich zu verteidigen, muß sie zum Angriff übergehen.“ Bertolt Brecht
Eine der Fragen die im Laufe dieses Textes gestellt wird, ist warum hätte es denn anders sein sollen? Und was für eine Rolle erfüllt der Antifaschismus in Realität? Warum der Spruch der Aufkleber„Hauptsächlich es knallt“, im Bezug auf eine Ecstasy Pille so viel ausdrückt, dass es schon beschämend richtig ist! Das die eigentliche Empörung sein sollte, warum schon vor einigen Jahren niemand auf die Idee kam diese peinliche Symbiose und Synthese zu verkünden.
Warum und wie hätte es denn anders sein sollen, folgt aus einer simplen Erkenntnis, es hätte nicht anders sein können. Viel zu oft wird heutzutage versucht Ereignisse durch ein idealisiertes Bewusstsein zu begründen. Z.B., wenn die Rede von „die Leute müssen“, oder „die Genoss*innen/Gefährt*innen wissen dass so und so gehandelt werden sollte.“ Keine menschliche Handlung ist jemals einer imperativen Anweisung verbunden, es sei denn, dies passiert durch Zwang, oder ein Dogma. Am besten kann dies in der ideologisierten Ansicht gesehen werden, dass das Proletariat diese oder jene historische Aufgabe zu erfüllen hat, was sehr schnell zu der Diskussion führt, wer oder was am Ende das revolutionäre Subjekt denn wäre. Viel mehr sollte die Frage im Raum stehen, aus welcher realen Notwendigkeit sollten denn Menschen in Deutschland handeln? Und nicht nur gegen die AfD, wie hier der Beispiel wäre, sondern überhaupt für das Ende der Herrschaft und Ausbeutung.
Ob aus der in Deutschland lebenden Arbeiter*innenklasse Impulse gegen ihre Ausbeutung und für die klassenlose Gesellschaft entstehen werden, heißt zwar dass sie jene wären, die am meisten Gründe hätten um dies zu tun, aber herausgehend aus welcher Realität? Diese Analyse, die einer herrschenden Gesellschaft im Kapitalismus, muss gemacht werden, sonst wird aus einem billigen Lippenbekenntnis nur die Erneuerung der Herrschaft vollzogen. Da diese Interessen, diese Notwendigkeiten im unklaren sind, reproduziert sich immer nur ein Kampf des Falschen gegen das Falsche. Gegen die AfD, würde für die SPD oder die Grüne heißen, offene Grenzen für freizügige Ausbeutung, wieder das Falsche gegen das Falsche. Darin ist nichts revolutionäres, sondern nur ein ewiger Sieg des Reformismus, der hierzulande und weltweit, den Namen der radikalen Linken trägt.
Das Bild auf der antifaschistischen Elektromusik – Demo spricht Bände. Sie war zwar nicht die einzige, aber sie mobilisierte tausende und dies sollte nicht außer acht gelassen werden. Was sind das für Menschen die sich an vielen Wochenenden, wenn nicht sogar an allen, kostspielige Eintritte in Klubs leisten können, die teuer sind, verdammt nochmal wo alles teuer ist, die der Grund auch für die steigenden Mieten in den Kiezen sind? Ohne auf die Wirkung von „panem et circenses“ einzugehen, sind dies nicht unbedeutende Fragen. Warum schafft es die radikale Linke die klein,- bourgeoisen Schichten der Stadt zu mobilisieren und nicht jene die am meisten vor einer Regierung einer AfD zu leiden haben werden? Damit sind nicht nur Migrant*innen und Flüchtlinge gemeint, sondern auch jene Habenichtse, fernab ihrer Herkunft oder Status, ob sie in Neukölln, Kreuzberg, Spandau oder in Marzahn wohnen. Die radikale Linke orientiert sich seit Jahrzehnten eben nicht an jene Ausgeschlossenen, Ausgebeuteten, sprich an eine Arbeiter*innenklasse, sondern mittlerweile an jene die die Grüne wählen würden und heutzutage an jene die sich die Eintrittskarten der linken „selbstverwalteten“ Clubs und Events leisten können. Hier wird ein Fetisch gegenüber der Arbeiter*innenklasse geschürt, aber welche sollen die Protagonist*innen der Revolten und Aufstände sein? Denn das letzte mal als in Deutschland und Österreich die Kleinbürger*innen revoltierten, mündete dies in eins der schlimmsten Kapitel der Geschichte der Menschheit.
Wie in der Kritik von LCM, wenn auch nur kurz, zu lesen ist, handelte es sich im großen und ganzen um linke Gruppen/Organisationen/Parteien die das ganze Event organisierten. Die radikale Linke hat sich in den letzten 20 Jahren vor allem als ein Konglomerat hervorragender Eventmanager*innen heraus kristallisiert. Die Publikation Wildcat veröffentlichte 2 Artikel wo die Rede von Organizer*innen war, sie bezogen es auf jene die versuchen ihr politisches Leben mit einer angenehmen Lohnarbeit zu verbinden, auf der sie versuchen Menschen zu organisieren. Wie z.B., bei der Gewerkschaft Verdi, oder als Sozialarbeiter*innen. Der Widerspruch der darin entsteht ist was am Ende des Tages mehr Gewicht hat, die Interessen die von der Lohnarbeit bestimmt werden, oder die eigenen politischen Ideen. Der soziale Frieden gewinnt weiterhin.
Von der Fusion, über etliche „selbstverwaltete“ und alternative Clubs, weiteren Festivals und dem veranstalten von den üblichen Partys und politischen Konsumevents, ist dies nichts anderes als eine weitere logische Konsequenz ihrer Interessen, Fähigkeiten und vor allem Notwendigkeiten. Notwendigkeiten, die eben für einen Menschen, oder einer Gruppe von Menschen, aus ihrer Situation heraus es zwanghaft wird und sich ergibt, handeln zu müssen. Dies kann genauso negativ wie positiv angelegt werden, in einer kapitalistischen Gesellschaft, in der der Staat das Gewaltmonopol hat um diesen Ablauf durchzusetzen, wird jede menschliche Handlung von dieser herrschenden Gewalt beeinflusst und bestimmt. Der Zwang zu Lohnarbeit beruht auf der herrschenden Ordnung, der Bankraub aber genauso. Denn in beiden Fällen, wird der Zwang das eine oder andere zu tun, durch die Notwendigkeit von Geld geleitet. Denn die einzige Freiheit in der Demokratie ist es arbeiten zu gehen oder zu verhungern. Es existiert nur die freie Lohnsklaverei.
Die radikale Linke jedoch, hat eben nicht diese Notwendigkeit um revolutionär zu handeln. Breite Teile ihrer Realität ist nicht daran gebunden, handeln zu müssen um die Herrschaft des Menschen durch den Menschen stürzen zu müssen. Sie hat dadurch eine Möglichkeit wieder für sich entdeckt, die ihr historisch nicht fremd ist, nämlich den Kapitalismus und die Herrschaft mit zu verwalten. Die Wiederholung des Falschen gegen das Falsche.
Daher macht es auch Sinn wieder an das geistige Delirium der Multitude zu erinnern, als die alten Kämpfer*innen nicht mehr von Nutzen waren und diese durch eine neue politische Figur ersetzt wurde, der Figur der Kunstschaffenden. Heutzutage trägt dieselbe Figur einen anderen Namen, nämlich den der Eventschaffenden. Schon damals war es nicht verwunderlich, dass auf Messers Schneide das Denken und das Handeln voneinander getrennt wurden, obwohl versucht wurde dies zu verleugnen und man setzte diese Verantwortung auf die Schulter eben jener Künstler*innen. Es gab zwar Stars auf der Bühne, dennoch teilten wir alle dasselbe Erlebnis und daher waren alle dadurch vereint, was dann Multitude bezeichnet wurde. Dies ist was die Postmoderne durchgeboxt hat, ohne dass dieses Wort, außer von ein paar Negri-Nostalgiker*innen, weiter verwendet wird. Durch das geteilte Erlebnis treffen wir uns eben nicht Vis a Vis zu einander. Sondern sind nur weiter Zuschauer*innen auf einem Event.
Die Perversion, jede Realität zu abstrahieren, führt dazu Menschen unter der Fittich nehmen zu müssen, um sie zu gestalten, führen und formieren. War in den 60ern und 70ern die verdammte politische Figur die der Militanten, zumindest in ganz Europa (außer Deutschland), die durch ihre Unterwerfung, Disziplin und Opferung gebrandmarkt war, bleibt heutzutage nur noch die Figur der Aktivist*innen, die nur durch den Konsum an die Events gebrandmarkt ist. Ob Techno-tanzen gegen Atombomben, oder Krawalltourismus im Westsahara, die Essenz und die Qualität des Moments liegt an dem Konsum der Situation, ohne dass diese Real was mit dem eigenen Leben zu tun hat.
Die radikale Linke hat ihre Nische im Kapitalismus gefunden, sogar sehr erfolgreich, sie hat sich Zwangsläufig dorthin weiter entwickeln müssen, sie hat sich als eine Geldmaschine entpuppt und als ein Garant für den sozialen Frieden. Mihail Bakunin sagte 1871 im Zusammenhang mit der ersten Internationale: „Da die Organisation der Internationale nicht das Ziel hat, neue Staaten oder Despotismen zu schaffen, sondern alle Herrschaftsformen radikal zu beseitigen, muss sie sich von der Organisation der Staaten grundlegend unterscheiden.“ Dieser Aussage kann nichts entgegen gewendet werden, sie kann im Sinne des Kapitalismus erweitert werden, das heißt im Moment der Autonomie, muss sich die Organisation grundlegend vom Kapitalismus unterscheiden. Von alldem ist in der radikalen Linken nichts zu sehen. Kann es aber auch nicht, denn ansonsten würden sie keine Linke mehr sein.
Der Antifaschismus spielt darin auch eine sehr wichtige Rolle und dies nicht seit gestern, sondern seit dem Machtkampf zwischen dem Faschismus und der Demokratie, welche nichts anderes sind als die beiden Seite einer Münze und zwar die des Kapitalismus.
Wenn behauptet wird, dass die radikale Linke in ihrer Gesamtheit – polemisch und auf ihre Totalität bezogen – keine andere Chance hatte, als sich dorthin zu entwickeln, bedarf dies einer Erklärung. Abgesehen davon dass es nichts weniger aussagendes gibt, als den Begriff der „radikalen Linken“ und was dort überhaupt ein gemeinsamer Nenner sein sollte, steht diesbezüglich auf dem dialektischen Widerspruch zwischen Praxis und Theorie, Idealismus und Realität bzw. Materialismus, Dogmatismus und Aufklärung, Revolution und Reform, etc., nichts mehr im Weg.
Nennen wir die radikale Linke mal eine „Bewegung“, auch wenn es total verlogen und fälschlich ist. Keine wirklich heterogene, aber dennoch eine Bewegung, die wenn auch nicht einheitlich, irgendwie, irgendwelche Veränderungen für die weltweite Gesellschaft des Menschen vorantreiben will. Diese falsche Bewegung hat sich hierzulande vor allem als unfähig erwiesen sich gesellschaftlich zu artikulieren. Eine die nicht fähig ist kollektiv den Staat, den Kapitalismus, das Patriarchat, etc., zu definieren, analysieren, kritisieren und daraus folgend unfähig ist diese anzugreifen um sie zu zerstören.
Sie ist daraus folgend, kein Motor revolutionärer Veränderungen und sie kann sich auch nicht in andere Kämpfe, einbinden. Diese haben aber meistens nur mit der eigenen ghettoisierten Realität zu tun, nur, dass sie nicht wie ein trotzkistischer Vampir wirken, wenn sie sich in andere einnisten um diese zu kontrollieren. Zumindest sind die meisten noch dazu zu scheu. Beispiele gibt es genügend, Mieter*innenkämpfe, oder jetzt wie neulich bei Amazon. Die radikale Linke ist wie Jesus, sie macht Wunder, wo sie nicht auftaucht wird auch nicht gekämpft (das wird innerhalb der radikalen Linke vehement behauptet), so denkt sie von sich selbst.
Funktionieren die Kämpfe nicht, was meistens der Fall ist, werden diese auf einmal als „reformistisch“ abgestempelt, oder die realen Protagonist*innen dieser (Angestellte-Ausgebeutete, Mieter*innen, Demonstrant*innen) als sexistisches, rassistisches und unfähiges Pack abgestempelt.
Dennoch muss sie, die radikale Linke, doch ihre Existenz, ihr Dasein und ihre Lüge rechtfertigen. Entlang der Geschichte gab es viele Beispiele linker Bewegungen, die sich als wichtige Notwendigkeiten entpuppt haben, um die Herrschaft des Kapitalismus und jeder herrschenden Logik zu erneuern und daher zu verteidigen. Seien es die verschiedenen kommunistischen Parteien, Gewerkchafte (auch die radikalen), Pseudo-Autonome wie die Disobbedienti in Italien (früher Tute Bianche) und deren späterer Ableger; der Post-operaismus, oder jegliche reformistische Gruppierungen aller Couleur. Zu den jeweiligen Hoch-Zeiten, oder eher Hochzeiten, waren sie reale Machtzentren, außerhalb dieser ging es immer nur darum wieder welche zu werden. Der Staat traf sich mit ihnen auf Augenhöhe, sie spielten eine wichtige Rolle um Teile der Gesellschaft zu lenken und zu befrieden, wie die rebellische Jugend, randalierende Proleten, verrückte Frauen die ihre Rolle als solche nicht wollten, oder Flüchtlinge die lieber die Knäste anzündeten in denen sie eingepfercht wurden. Dafür gab es Prämien: besetzte Häuser wurden legalisiert, faschistische Parteien wurden verboten – auch wenn die Anzahl an Revolutionäre in den Knästen immer viel größer war – Löhne wurden erhöht, Frauen durften abtreiben (aber auch nicht wirklich) etc.. Jeder Mensch braucht sich nur die Entwicklung in Europa seit den 60ern anschauen. Beispiele gibt es wie Sand am Meer.
Die Rolle der Linken, so wie der radikalen Linken, hat ihr Dasein nach den goldenen Jahrzehnten der Sozialpartnerschaft, der Sozialstaates und des Wohlfahrtstaates verloren. So, wie Podemos in Spanien, oder Syriza in Griechenland, muss und wird die radikale Linke hierzulande eine Rolle finden um ein Werkzeug der Macht zu werden. Bis dahin erweisen sie sich als nützliche Trottel als Entertainer in der Gesellschaft des Spektakels. Ein weiterer Beispiel dafür waren die Proteste gegen die AfD in Berlin.
Die herrschende Klasse braucht Verbündete, auch wenn nicht unbedingt ausgesprochene, von der linken Seite, nicht nur aus der parlamentarischen Sitzordnung, sondern auch aus der außerparlamentarischen. Die linken Machtzentren, und jene die welche sein wollen, haben die Aufgabe viele Menschen in die herrschende und kapitalistische Realität einzubinden. Sie verschleiern dies im Namen des Antifaschismus, des Feminismus, der Ökologie, des Antirassismus, etc..
Hier in Deutschland, spielt dann noch der Moment des Events und der Party, des Zusammenkommens unter leicht verdaulichen Parolen eine große Rolle. Darin hat sich gerade die radikale Linke als ein hervorragender Partner*in heraus kristallisiert. Zumindest Menschen das Gefühl zu geben, Teil eines Events zu sein, um nachher ein ruhigeres Gewissen zu haben. Es ist besser als die monatlichen Spenden an Amnesty International oder an die Rote Hilfe, denn es gibt den Menschen die Chance sich selbst als Ware gut zu fühlen. Es ist wie das Glück welches eine Maisdose empfindet wenn sie aus dem Regel genommen wird, bezahlt wird und im Salat ihr Ende findet. Sie hat die ihr aufgesetzten Aufgabe erfüllt. Dies ist nicht das Verzerren dieser, sondern der Wehrwert denn sie durch ihre Herstellung produziert. Die politische entfremdete Figur der radikalen Linken, die Aktivist*innen, sind nicht ungerecht mit Maisdosen zu vergleichen.
Am 27. Mai, hätte es genügend Menschen gegeben um die Demonstration der AfD stoppen zu können, die offizielle Anzahl an Cops war auch sehr überschaubar, nämlich 2000. Verglichen mit Hamburg während den G20 Treffen ein Klacks. Aber es ging nur darum viele Menschen zu mobilisieren, zu unterhalten, ihnen eine Bühne zu bieten, wo sie ihr entfremdetes Ich ausleben konnten und dies verbunden mit falschem Bewusstsein. Und dieses mal nicht unter den unerträglichen Bildern der Werbung, sonder mit der Möglichkeit mal selber eine zu sein, für die Gruppe XY, für die Partei XX, etc.
Die Verlogenheit die das LCM sichtbar macht, kann nicht offensichtlicher sein, „Die Kritiklosigkeit dürfte der Preis gewesen sein, den die Interventionistische Linke, als eine der Architekt*innen des Bündnisses für die intendierte Breite zahlen musste: Will man mit Linkspartei, Grünen und SPD zusammenarbeiten, wird es schwer sein, einen Aufruf durchzubringen, der auch nur in irgendeiner Weise auf die gesellschaftliche Realität in diesem Land Bezug nimmt.“
Doch die LCM kann die Rolle solcher Gruppen, ja sogar der ganzen radikalen Linken, nicht ganz in einen klaren Kontext setzen. Sie kritisiert jene, die nichts anderes machen, als was man von ihnen erwartet, und schaut dabei der Realität nicht ins Auge, denn dies würde mehr als Weh tun. Denn die Kritik müsste allumfassender sein, ergo eine Selbstkritik sein. Die radikale Linke ist so konservativ wie eine CDU, man kann von ihr nichts anderes erwarten, außer das was sie immer machen. Sie ist vorhersehbar, verbindlich, einschätzbar, nichts was aus der ihr bestimmten Aufgabe sie aus der Bahn lenken würde, denn dies würde bedeuten sie hat aufgehört links zu sein um revolutionär zu handeln.
„Die Wahrheit ist keine Tugend, sondern eine Leidenschaft. Deshalb ist sie niemals barmherzig.“ Albert Camus
Die radikale Linke ist ein weiterer Garant des sozialen Friedens, viele der Kritiken hierzulande, seitens von wenigen Anarchist*innen oder Rätekommunist*innen, ackern sich an ihrem autoritären Charakter ab, dies zumindest die Anarchist*innen, die Ratekommunist*innen üben sich auch in der Kritik der politischen Ökonomie der radikale Linke aus.
Dies scheint für jeden zu lächerlich der jemals in die anarchistische Szene einen Einblick hatte, die meistens eher wie religiöse Sekten wirken, immer mit den jeweiligen Gurus und Ritualen. Nein, die Kritik an die Linke und deren radikalen Flügel macht nur in ihrer gesellschaftlichen Aufgabe einen Sinn. Die Realität aber beweist dass diese aufzureiben nicht möglich ist. Sogar ihre erbittersten Feinde profitieren von ihr. Sei es durch den Zugang an Geldern durch „Solidaritätsevents“, Drucken, Zugang für Treffpunkte, etc.. Egal wie dies begründet wird, es bleibt eine Lüge von der alle gut leben können. Einige erweisen sich als sehr raffiniert um ihren Reformismus, ihre Inkonsequenz als einen quasi „kriminellen“ Akt darzustellen. Das bescheissen mit den Geldern der ASTA ist nicht kriminell, sondern sie ausrauben ist es. Das kostenlose kopieren auf der Universität ist nicht kriminell, sich einen Kopierer finanzieren zu lassen ist es auch nicht, welche zu enteignen ist es aber. Eine unangemeldete Demo ist nicht radikal wenn Politiker*innen ein Puffer zwischen den Cops und der Demo sind.
Der Burgfrieden aller Lager erlaubt eine symbiotische Harmonie, die nur durch sporadische hegemoniale Kämpfe erschüttert wird. Dies ist dermaßen zur Norm geworden, dass es schon niemand mehr auffällt. Diese Vetternwirtschaft, sprich Nepotismus, ist eine eingeölte Realität und nennt sich in Deutschland revolutionär, selbstverwaltet und je nach Fall sogar aufständisch. Jene die dies kritisieren, werden als abergläubisch betrachtet, wie Aufsässige behandelt. In einer verrückten Realität sind letztendlich nur die Irren gesund. Im Königreich der Blinden ist der Einäugige immer noch der König. Die radikale Linke und ihre Lieblingsideologie, der Antifaschismus, sind staatstragend. Sie verstehen allzu gut, dass deren die Aufgabe es ist, denn Kapitalismus zu verwalten, der Staat ist „die Form der Organisation, welche sich die Bourgeois sowohl nach Außen als nach Innen hin zur gegenseitigen Garantie ihres Eigentums und ihrer Interessen notwendig geben.“ Karl Marx.8
So sinnlos es auch mag diese Kritik zu formulieren, ist es besser es zu tun, als es nicht zu tun.
Was wir vor uns haben, sind also Fragen die sich bedingen und ergänzen, wie z.B., der Kapitalismus und die Linke, das verkommene Gespenst des Antifaschismus und andere belanglose unwichtige Dinge. Aber bleiben wir vorerst noch bei dem Ereignis der AfD, des Antifaschismus und weitere ähnliche Epiphanie.
Eins der wenigen gemeinsamen Nenner der radikalen Linken ist der Antifaschismus, wenige haben dies bis jetzt kritisiert, eher schlecht als recht, aber es bleibt ein wichtiges Symbol oder Anhaltspunkt.
Kein Mensch muss jemals rätekommunistische Texte gelesen haben, oder sich mit der anarchistischen Kritik am Antifaschismus auseinandersetzen, klar ist es, dass dieses Thema für viele Jahre das Flaggschiff der radikalen Linken hierzulande war. Und solange sie sich als die einzige Option des Widerstandes gab, musste man sich niemals mit anderen Themen auseinandersetzen. Auch in den 90ern war es nicht anders, nur die Ästhetik und das Handeln war „radikaler“. Der Faschismus leitete sich allerhöchstens aus den Kritiken von Dimitrow und antiimperialistischer Ideen die durch die bewaffnete Aktion bestärkt wurden ab. Diese Tarnung zwischen Theorie und Praxis ist nichts neues, wirkt aber wunder.
Mit der Rauchwand die unter anderem auch der bewaffnete Widerstand in Deutschland verursachte, verpuffte alles und meistens blieb nur ein Mythos übrig und die Resignation des Antifaschismus. Nie wurde eine historische Auseinandersetzung ausgeübt und dem Satz von Max Horkenheimer9 konnte keiner gerecht werden. Was daher in den letzten Jahren passiert, sollte in einen viel größeren Zusammenhang analysieren und es nicht als eine kürzliche Anekdote sehen. Der Sisyphussyndrom unserer Zeit heißt daher Ignoranz.
„Es sind nicht die Erfolge, aus denen man lernt, sondern die Fiaskos.“ Coco Chanel
So schlimm die AfD sein mag, nicht mehr nicht weniger als alle anderen Parteien, auch wenn das hyperinflationäre Verwenden oder Vergleichen mit der NSDAP, 1933 oder anderen faschistischen Gräueltaten, ist es gerade hier in Deutschland überraschend wie lasch der Widerstand gegen den Faschismus ist. Die Barbarei des Nationalsozialismus, die Millionen von Menschen, Aufgrund ihres Glaubens, ihrer Kultur, ihre Sexualität, ihrer politischen Gesinnung, Geschlecht, etc., das Leben kostete, wo ihre komplette Vernichtung das Ziel war, auf den Straßen, in KZ´s, in Polizeiwachen und Knästen, wo sie ermordet, gefoltert, misshandelt und vergewaltigt wurden, ist ein Ausdruck kapitalistischer Radikalität, ohne die industrielle Vernichtung wäre dies in dieser Form nie möglich gewesen. Um dies zu verhindern, müsste sofort ein gnadenloser Widerstand stattfinden, der nicht nur die politischen Lager der Reaktion, des Rassismus, des Nationalismus und des Faschismus bekämpfen, sondern auch gegen die Realität die dies hervorhebt, nämlich die Herrschaft und Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Die falschen Kritiker*innen des Faschismus reihen sich aber auf der Seite jener die die Unterdrückung der Menschheit auf eine sanfte Art vorantreiben.
Doch die Notwendigkeiten sind nicht vorhanden, denn die Linke kann und wird diesen Widerstand nicht führen, sie kann und wird diesen Widerspruch nicht aufheben. So ernst ist ihr die Lage, gemeint ist die radikale Linke, so lächerlich ist dieser Zirkus. Wird die gegenwärtige Sprache betrachtet, um auf die Gefahr der AfD aufmerksam zu machen, müssten tausende Faschist*innen auf den Straßen bekämpft werden, denn es geht hier um die Rückkehr der Henker*innen des Holocaust, anstatt dessen Elektro-, und Technomusik gegen den Faschismus. Wie lächerlich und erbärmlich. Denn bei diesem Vergleich, geht es ja gar nicht um einen der schrecklichsten Momente der Menschheit, wenn Mucke reicht um es wieder zu verhindern, fragt man sich ob es 1933 wohl daran gelegen hat. Aber nicht jene die sich dorthin mobilisieren haben lassen, sind die Erbärmlichen oder Lächerlichen, denn sie handelten wie alle auf dieser Welt als Ware, sondern jene die das Spektakel organisierten und gestalteten. Die kapitalistische Doppelmoral lässt einen gar nicht so viel kotzen wie man es gerne wollen würde.
LCM irrt sich leider in der Annahme dass der Antifaschismus was anderes sein kann, als den Status Quo aufrecht zu erhalten. Der Antifaschismus schlägt sich auf die Seite des humanen, fortschrittlichen, feministischen und ökologischen Kapitalismus. Sehr gerne verwendet man weiterhin die alten Parolen, wie „No Pasarán“, oder macht Bezüge auf die Volksfront von den 30ern. Auch wenn die Idee der Volksfront 1935 für Deutschland zu spät von der Komintern verkündet wurde, ging es niemals darum die Klassengesellschaft zu zerschlagen.
Sehr gerne wird der Faschismus oder Nationalsozialismus der Demokratie entgegengesetzt, dabei handeln beide Verwaltungsformen nach dem selben Prinzip. Nämlich die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu verwalten.
„Wer so tut, als bringe er die Menschen zum Nachdenken, den lieben sie. Wer sie wirklich zum Nachdenken bringt, den hassen sie.“ Aldous Huxley
Wir wollen und werden die Leute vom LCM weder belehren, noch sonstiges tun, sondern nur auf ein paar Punkte hinweisen, die sie vielleicht stören oder ihnen gefallen. Spielt aber keine Rolle, denn dieser Text verfolgt nicht den Gefallen anderer zu suchen und finden, weder deren Bespaßung. So gesehen ist es nicht mal eine Kritik an der radikale Linken, sondern nur eine weitere Bestandsaufnahme, die bevor sie geschrieben wurde schon auf den Scheiterhaufen der Geschichte gelandet ist, wir räumen gerne für die Profis der Politik das Feld, wir wollen auch nicht aufs Foto, noch sonst irgendetwas. Die Zitate sind wahllos ausgesucht, ohne auf den Kontext und die zitierte Person zu achten, alles wurde einem willkürlichen Zufall überlassen, der Text sollte nur schlauer wirken wie dieser schon ist. Wir machen uns auch nicht dafür verantwortlich wenn die ironischen und zynischen Stellen nicht verstanden wurden, genauso wie bei einigen Metaphern die gemacht worden sind.
Wir befinden uns alle in einer Zeit wo nicht mal auf die alten stalinistischen Garden vertraut werden kann, denn manchmal sind sie nicht mehr von Autonomen Gruppen zu unterscheiden. In einer Zeit in der sich Menschen wieder für eine utopische Bauernrepublik nach Maos Geschmack interessieren, Reisfelder von Lübeck bis nach Passau, in Zeiten in denen Anarchist*innen ohne Scham das Wählen von Parteien unterstützen um dem Rechtspopulismus Einhalt zu bieten, die Linke (Partei) wird den kommenden Aufstand schon irgendwie organisieren, in Zeiten in denen eine dialektische Spannung zwischen Theorie und Praxis ein methodischer Ansatz der Launen ist und so weiter. Die radikale Linke ist ein Gespann die auf der Suche nach dem Glück im Kapitalismus ist, ohne diesen abzuschaffen, obwohl diese gefühlt sich in einer weiteren Tet-Offensive befindet.
Das heißt, jede Kritik, bitte aber keine solidarische, im hier und im jetzt, von keiner Bedeutung mehr sein kann, wenn sie nicht von einer Provokation (Bonanno), begleitet ist. Eben dieser Provokation die immer eine Tat, eine Praxis, sein muss. Es ist unmöglich der Irrationalität dieser Welt zu entkommen, sprich die Rationalität des Kapitalismus, die einzige Möglichkeit ist es diese aufzuzeigen um sie anzugreifen. Die Provokation heißt es unter anderem den Immobilismus innerhalb revolutionärer Kreise wie Schuppen auf der Schulter weg zu fegen. Nicht der Kritik um der Kritik willens, sondern um der Überprüfung der Theorie willens.
Lang lebe jeder Ostrazismus
Lang leben die Verräter*innen der falschen Revolution
Keine Gnade mit dem historischen Unmaterialismus
Keine Gnade mit dem linken Nepotismus
Für die Anarchie
Für die revolutionäre Aktion ohne Vermittlung und Vermittler*innen
Für das endgültige Ende des linken Wahnsinnes
Für das revoltieren der unkontrollierten Wahnsinnigen
Von den Initiativen,
für einen selbstverwalteten Ostrazismus,
Komitee für die Rebellion der Gehenkten
und der Soligruppe für Gefangene
1Als die radikale Sozialdemokratie des Kapitals der Meinung war, dass die Arbeiter*innenklasse in westlichen Ländern aufghört hatte zu existieren, suchten sie wie davor, ganz in ihrer messianischen Manier, einen neuen revolutionären Subjekt. Anstattdesssen sollte eine neue verschwommene Masse der Agent der Revolution werden. Angestellte, Selbstständige, Kleinunternemher*innen, Eigentümer*innen kleiner Firmen, all jene die unter prekären Bedingungen überleben, aber letztendlich vollkommen andere Probleme und Ziele haben. Die Multitude ist das Konzept für eine klassenübergreifende Bewegung von Chefs und Angstellten.
2Guy Debord, die Gesellschaft des Spektakels, Kapitel 1, These 9, Seite 16
3Ebenda
4Guy Debord, die Gesellschaft des Spektakels, Kapitel 9, These 213, Seite 221
5Seit der Entstehung des Kapitalismus und jeder Herrschaft, gab es im Kampf dagegen Strömungen, die innerhalb der herrschenden Gedanken mit herrschenden Mitteln diese bekämpfen wollten. Wie mit der Gründung von Parteien, Gewerkschaften, für höhere Löhne, für mehr Rechte (goldene Käfige, oder auch Menschenrechte genannt), etc.. Zurück kann man zu der Gründung der Ersten Internationale gehen, darüber hinaus auch, bis heutzutage. Was daraus resultierte, sprich den reformistischen Weg, war ein Anpassung der Ausbeutung und der Herrschaft des Menschen durch den Menschen. Marx selber dazu: „Wenn sich die Arbeiter in ihrem politischen Kampf gegen den bürgerlichen Staat vereinigen, nur um Konzessionen zu erreichen, dann schließen sie Kompromisse, und das steht im Widerspruch zu den ewigen Prinzipien! […] Die Arbeiter sollen nicht ihre Kräfte vergeuden, um eine legale Grenze des Arbeitstages zu erreichen, denn das heißt, Kompromisse mit den Unternehmern schließen, die dann die Arbeiter nur noch 10 oder 12 Stunden statt 14 oder 16 ausbeuten könnten.“ (Der politische Indifferentismus, 1872-1873)
6Die herrschenden Gedanken sind wie bekannt die Gedanken der Herrschenden, unter ihnen gibt es eine lange Liste sozialdemokratischer Ideologien, wie der Leninismus, der Maoismus, Trotzkismus und Teile des Anarchismus. Diese Ideologien der Bourgeoise, getarnt als revolutionär, wurden zu Religionen des Staates. Hervorgehoben zu Staatsdoktrinen in der Sowjetunion, in der Volksrepublik China und in der Teilnahme von Anarchist*innen in der antifaschistischen Regierung in Spanien von 1936.
7Vor einigen Jahren, erwähnte eine Person diesen Begriff in einem Gespräch. Mit dem Ökonomisieren der Praxis wird die Frage gestellt wie sehr das eigene Handeln von und an Resultaten gebunden wird. Das heißt, man handelt nur, wenn daraus politischer Profit oder Mehrwert in Form von Erfolge ersichtlich und greifbar sind. Die Herrschaft wird durch herrschende Mittel bekämpft und der Kapitalismus durch seine eigene Logik bekämpft. Was aber am Ende immer resultiert ist die Erneuerung dessen was abgeschafft werden soll.
8 Deutsche Ideologie, MEW 3, 62.
9 „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen.“
Ergänzungen
Sehr guter Text, der stark
Sehr guter Text, der stark zum denken anregt. Frage ist allerdings immernoch, wie sieht denn dann richtige Kapitalismuskritik & Praxis aus?
Unglaublich, wie scheiße
Unglaublich, wie scheiße klassistisch diese Szene ist. Man hätte diesen Text auch verständlich schreiben können, ohne irgendein Zitate namedropping zu machen, aber nein. und ihr wollt erzählen, dass die arbeiterklasse eure zielgruppe ist?! dann fangt doch mal an unsere sprache zu sprechen.
Am ende ist es doch nur wieder die verschissene berliner Studilinke, die keine andere Realität als die Neukölner Lieblingsszenekneipe kennt, ihren Arsch nicht hoch kriegt, Anträge beim Asta schreibt und den Kopierer am ende des tages auch nicht klauen geht, sonden stattdessen wegen irgendwelcher Identitätsgeschichten Bündnisse sprengt. Entweder ihr ward noch nie mit faschos konfrontiert oder ihr habt vergessen wie es war, seitdem ihr in irgendein schöner wohnen hausprojekt eingezogen seid, aber dieser text geht doch komplett an jeder realität in anderen Städten oder auch bezirken vorbei.
spätestens wenn ne soligruppe der gg/bo anfängt über den vermeintlichen reformismus anderer zu sprechen, wirds einem glatt anders.
läuft bei euch
wenn den vermeintlichen freunden der freiheit die äußeren feinde zu fehlen scheinen, zerlegen sie sich selbst.