Hellas Wahnsinn

Wolf Wetzel 05.05.2010 23:03 Themen: Blogwire Globalisierung Kultur Medien Soziale Kämpfe Weltweit
200.000 Menschen haben in Griechenland gegen das "Sparprogramm" des IWF und der EU protestieret. Der 48 stündige Generalstreik wird weitgehend befolgt. Was hat es mit einer "Hilfe" auf sich, die über 70 Prozent der greichischen Bevölkerung ablehnen? Wer hilft hier wem?
»Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.« US-Multimilliardär und Finanz-Warlord Warren E. Buffet, 2005Nur zwei Jahre später fielen Banken wie Kartenhäuser zusammen – ein Nine/Eleven der Business Class.

Als Banken und Versicherungen damit drohten, das ganze System mit in den Abgrund zu reißen, wurde die größte Krise des Kapitalismus nach 1945 verstaatlicht. Nun stehen die ersten Staaten vor dem Bankrott.Insgesamt verschuldeten sich die westlichen Staaten mit über 9 Billionen Euro, die deutsche Bundesregierung stellte alleine über 500 Milliarden Euro bereit. Mit wie vielen Milliarden sich die griechische Regierung (zusätzlich) verschuldet hat, ist ein Geheimnis. Dafür erfahren wir in deutschen Zeitung alles, was die griechischen Luxusmilliardäre so treiben, von welchen Luxus-Renten ›die‹ Griechen leben, wie wenig ›die‹ Griechen arbeiten, wie faul ›die‹ Griechen sind. Anstatt auf Knien dankbar zu sein, dass ihnen überhaupt ›geholfen‹ wird, streiken sie auch noch, was ›die‹ Griechen bekanntlich am besten können.

Dass in Griechenland alle Millionäre und Milliardäre sind, sich alle Griechen auf Luxusjachten rumtreiben, keine Steuern zahlen und sich bei Wein und Trauben von Investoren (auch aus Deutschland ) mit Millionenbeträgen für Aufträge bestechen lassen, reflektiert den Desinformationsgrad deutscher Berichterstatter, am aller wenigsten die wirkliche Lage in Griechenland.

Griechenland – ein Baum, hinter dem sich ein Wald versteckt

Mit der Übernahme der Verluste aus dem Finanzkrieg wurde die schwerste Krise des Kapitalismus nach 1945 nicht überwunden, sie wurde lediglich verstaatlicht. Während die großen Unternehmen – ohne jedes unternehmerische Risiko - wieder Profite einfahren und zu den nächsten Übernahmeschlachten schreiten, sind die Staaten durch die Übernahme von Milliarden-Verluste bis zum Hals verschuldet. Die meisten europäischen Staaten haben eine historische Staatsverschuldung erreicht, die normalerweise nur in Kriegszeiten eingegangen wird. Jetzt stehen einige Staaten am Rande des Ruins. Manche Staaten haben sich für diesen Notstand lange vorher gerüstet, nicht nur ideologisch und polizeilich. Viele Lohnabhängige sind bereits lange vor der Krise mit Lohnkürzungen und Rentensenkungen in Vorkasse getreten, insbesondere in Deutschland.

Andere Staaten, wie Griechenland, haben zwar auch dasselbe versucht, jedoch lange nicht so erfolgreich. Der gewollte und institutionalisierte Wettlauf um niedrigere Löhne, niedrige Sozialstandards, Abbau von Schutzrechten fing lange vor der Finanzkrise 2008 an, doch sie verschärft die sozialen und politischen Gegensätze dramatisch. Während einige Staaten vorläufig auf Schockprogramme verzichten können und die Sozialisierung der Krise auf leisen Sohlen vorantreiben, stehen andere Staaten mit dem Rücken zur Wand.

Von der Verstaatlichung zur gewaltsamen Sozialisierung der Krise

Der Krisenzug macht also auf sehr unterschiedliche Weise in europäischen Ländern Halt. Während die Kernstaaten Europas noch Luft haben, beginnt die Treibjagd auf die schwachen Staaten. Während die DAX-Unternehmen seit 2009 ihren Börsenwert um sagenhafte 50 Prozent steigern konnten, Finanzfonds mit der Spekulation auf zahlungsunfähige Staaten traumhafte Renditen machen, werden die ersten Schafe am Ende der Euro-Herde gerissen. Griechenland erklärte Anfang 2010 den drohenden Staatsbankrott und die europäische Gemeinschaft ließ das griechische Familienmitglied gnadenlos zappeln. Ein kontrolliertes Absaufen. Das ›Waterboarding‹ der Kernländern hatte ein klares und offen formuliertes Ziel: Erst wenn sich die griechische Regierung bereit ist, die Unterklassen für den Fall-out der Oberklasse bluten zu lassen, sei man bereit dies zu honorieren. Ein poströmisches Spektakel zwischen öffentlicher (Schein-)Hinrichtung und dem Angebot, die Todesstrafe in eine lebenslängliche Haftstrafe umzuwandeln.

Was in diesen Tagen und Wochen am Rand der Eurozone passiert hat exemplarischen Charakter: Es wird ein Exempel statuiert. Auf den Ehrenbühnen schaut man mit schaurig-geilen Blicken auf den noch ungewissen Ausgang. Die Stimmung unter den Exekutoren ist durchaus gemischt: Während einige Business-Party-Gäste jede Scham ablegen und in Schlachtfestlaune die griechische Regierung dazu auffordern, Inseln abzutreten, wie nach einem verlorenen Krieg, mahnen andere zur öffentlichen Zurückhaltung. Es sei weder klug noch der rechte Zeitpunkt, durch solch postkoloniale Forderungen den Kern dieser Krisenbewältigung offen zu legen.

Das Schlachtfest hat begonnen

Exakt einen Tag nach dem 1. Mai wurden die Diktate des IWF und der Europäischen Union im Detail öffentlich gemacht. Sei reichen von massiven Lohn- und Rentenkürzungen, über massive Angriffe auf Schutzrechte, bis zu Mehrwertsteuererhöhung und Verlängerung der Lebensarbeitszeit.

Von wenigen Placebo-Effekten abgesehen, wie Steuern auf Luxusgüter, folgt dieses Schockprogramm einer einzigen Programmatik: Wir bezahlen nicht für unsere Krise – weder in Deutschland, noch in Griechenland.Gelänge es dem IWF, der Europäischen Union und der griechischen Regierung, die Krise des Kapitalismus nach unten abzuwälzen, würde dies u.a. die Kürzung eines miserablen Durchschnittslohnes von 700 – 800 Euro um über 20 Prozent zur Folge haben.

Makeda und das Olympische Feuer

Die europäischen Eliten wissen, was vom Ausgang dieser öffentlichen Massen-Hinrichtung abhängt. Auch andere Staaten der Eurozone stehen am Rande des Staatsbankrotts und vor ähnlichen Schockprogrammen. Gelingt es der griechischen Regierung, die verstaatlichte Krise zu vergesellschaften, wird das ein verheerendes Signal für alle Staaten sein, die als nächstes in den Schlachthof eingeliefert werden: Portugal, Spanien, England, Italien….

Oder durchkreuzen die Proteste in Griechenland diesen Fahrplan, ändern die Richtung, drehen den Wind, damit das Feuer die Villen und Paläste heimsucht und nicht die Hütten niederbrennt…

Der Generalstreik

Über 200.000 Menschen sind am 5.5.2010 dem Aufruf zur Demonstration gegen das ›Sparprogramm‹ gefolgt, die größte Demonstration seit Jahrzehnten. Millionen sind bereit, für 48 Stunden in den Streik zu treten. Der Aufruf zum Generalstreik wird weitgehend befolgt. Über 70 Prozent der griechischen Bevölkerung lehnen es ab, zu sparen, wo nichts mehr zu sparen ist: bei einem Durchschnittslohn von 700 Euro (oft ohne Vertrag und ohne Versicherung), bei einer Durchschnittsrente von 500 Euro, angesichts eines Mindestlohnes, der bei 51 Prozent des Durchschnitts der Eurozone liegt, bei einer Arbeitslosigkeit von 30 Prozent unter Jugendlichen …während die Regierung zur selben Zeit U-Boote in Berlin und EADS-Flugzeuge in Paris bestellt, die vor allem schützen, nur nicht vor diesem hellen Wahnsinn.

Während die sozialistische Regierung in Thatcher-Manier das TINA-Mantra (›There Is No Alternative‹) vor sich herbetet, steht die Opposition vor der entscheidenden Frage: Wie kann man das Tor zu TATA (›There Are Thousands of Alternatives‹) aufstoßen?
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Ergänzungen

3 Tote im Namen des Staates

Akropolis 05.05.2010 - 23:25
Die 3 Toten in der Athener Bank sind im Auftrag des Staates gestorben. Auch das ORF berichtet, das es einem Zusammenhang zwischen dem Brand im Finanzministerium und der Bank gibt: An beiden Orten waren Akten zum gleichen Verfahren wegen Steuerhinterziehung. Ja es waren deutsche Firmen!

 http://tvthek.orf.at/programs/1218-ZiB-20/episodes/1381960-ZIB-20/1385355-Proteste-fordern-Todesopfer

Zudem berichten Augenzeugen und verschiedene Medien, das die Bankangestellten (20-30) von der Filialleitung eingeschlossen worden sind, damit sie nicht an der Demo teilnehmen können. Die OTOE (Gewerkschaft der Bankangestellten) äußerte sich ähnlich. Sie spricht von Toten im Namen des Staates und ruft ab morgen zum Streik auf.

In Berlin findet am 10.05. um 18 Uhr am Alex eine Solidemo statt. Haltet die Augen nach weiteren Ankündigungen auf.

Quellen

Dominik 06.05.2010 - 10:15
Kannst du vielleicht deine Quellen für die Zahlen im letzten Abschnitt (über den Generalstreik), was Einkommen etc. betrifft nennen, die sind auf eigene Faust nur schwer zu finden.

Statement Bankangestellter

lumpeninteligencja 06.05.2010 - 10:55
Hier ein Statement eines Angestellten der Bank, in der die drei Leute starben.
Leider habe ich keine Zeit für eine Übersetzung:

 http://www.occupiedlondon.org/blog/2010/05/05/an-employee-of-marfin-bank-speaks-on-tonights-tragic-deaths-in-athens/

Allgemein liefert www.occupiedlondon.org aktuelle Infos zur Krise und Kämpfen in Griechenland aus anarchistischer Sicht auf Englisch. Lohnt sich also, mal reinzuschauen.

#279 | An employee of the burnt bank speaks out on tonight’s tragic deaths in Athens – please spread

Tonight’s tragic deaths in Athens leave little space for comments – we are all very shocked and deeply saddened by the events. To those (on the “Occupied London” blog even) who speculate that the deaths might have been caused purposefully by anarchists, we can only reply the following: we do not take to the streets, we do not risk our freedom and our lives confronting the greek police in order to kill other people. Anarchists are not murderers, and no brainwashing attempted by Greek PM Papandreou, the national or the international media should convince anyone otherwise.

That being said, and with developments still running frantically, we want to publish a rough translation of a statement by an employee of Marfin Bank – the bank whose branch was set alight in Athens today, where the three employees found a tragic death.

Read the letter, translate it, spread it around to your networks; grassroots counter-information has a crucial role to play at a moment when the greek state and corporate media are leashing out on the anarchist movement over here in Greece.

I feel an obligation toward my co-workers who have so unjustly died today to speak out and to say some objective truths. I am sending this message to all media outlets. Anyone who still bares some consciousness should publish it. The rest can continue to play the government’s game.

The fire brigade had never issued an operating license to the building in question. The agreement for it to operate was under the table, as it practically happens with all businesses and companies in Greece.

The building in question has no fire safety mechanisms in place, neither planned nor installed ones – that is, it has no ceiling sprinklers, fire exits or fire hoses. There are only some portable fire extinguishers which, of course, cannot help in dealing with extensive fire in a building that is built with long-outdated security standards.

No branch of Marfin bank has had any member of staff trained in dealing with fire, not even in the use of the few fire extinguishers. The management also uses the high costs of such training as a pretext and will not take even the most basic measures to protect its staff.

There has never been a single evacuation exercise in any building by staff members, nor have there been any training sessions by the fire-brigade, to give instructions for situations like this. The only training sessions that have taken place at Marfin Bank concern terrorist action scenarios and specifically planning the escape of the banks’ “big heads” from their offices in such a situation.

The building in question had no special accommodation for the case of fire, even though its construction is very sensitive under such circumstances and even though it was filled with materials from floor to ceiling. Materials which are very inflammable, such as paper, plastics, wires, furniture. The building is objectively unsuitable for use as a bank due to its construction.


No member of security has any knowledge of first aid or fire extinguishing, even though they are every time practically charged with securing the building. The bank employees have to turn into firemen or security staff according to the appetite of Mr Vgenopoulos [owner of Marfin Bank].

The management of the bank strictly bared the employees from leaving today, even though they had persistently asked so themselves from very early this morning – while they also forced the employees to lock up the doors and repeatedly confirmed that the building remained locked up throughout the day, over the phone. They even blocked off their internet access so as to prevent the employees from communicating with the outside world.

For many days now there has been some complete terrorisation of the bank’s employees in regard to the mobilisations of these days, with the verbal “offer”: you either work, or you get fired.

The two undercover police who are dispatched at the branch in question for robbery prevention did not show up today, even though the bank’s management had verbally promised to the employees that they would be there.

At last, gentlemen, make your self-criticism and stop wandering around pretending to be shocked. You are responsible for what happened today and in any rightful state (like the ones you like to use from time to time as leading examples on your TV shows) you would have already been arrested for the above actions. My co-workers lost their lives today by malice: the malice of Marfin Bank and Mr. Vgenopoulos personally who explicitly stated that whoever didin’t come to work today [May 5th, a day of a general strike!] should not bother showing up for work tomorrow [as they would get fired].

- An employee of Marfin Bank

Die Alternativen...

holy_chao 06.05.2010 - 11:12
Die Alternativen zur Ausbeutung der griechischen, sowie der Europäischen Bevölkerung insgesamt sind aus volkswirtschaftlicher und staatstheoretischer Sicht leider nicht besonders Vielfältig. Damit ist vor allem die Sicht der politischen Eliten gemeint. Andere Alternativen werden weiter unten besprochen.

Im Grunde beschränken sich diese auf 3 Varianten:

1. Rückzahlung bzw. Abtragen der "Schulden"

Dies geschieht im Regelfall auf zwei Arten. Entweder durch eine Erhöhung der Staatseinnahmen oder durch eine Senkung der Staatsausgaben...in der Vergangenheit und ähnlichen (allerdings nie so drastischen) Situationen, haben die nördlichen europäischen Staaten mehr zur ersten Variante tendiert. Die südlichen Europäischen Staaten eher zur zweiten Variante.

In dieser "Kriese" (ich würde den Begriff "kontrollierte Umverteilung von Unten nach Oben nennen) allerdings besteht durchaus die Möglichkeit, das je nach Höhe des Defizits und des Verschuldungsgrades an beiden Schrauben gedreht wird.

Grundsätzlich aber beeinträchtigen beide Maßnahmen das Wirtschaftswachstum. Stichwort "antizyklisches Verhalten".

In Zeiten sinkender Wirtschaftsleistung ist nach gängiger Makro-Ökonomischer Theorie nur durch eine Stimulation der Wirtschaft durch gezielte Investitionen staatlicherseits, neues Wachstum und damit steigende Staatseinnahmen (vor allem durch Steuern die auf wirtschaftliche Transaktionen erhoben werden) zu erreichen.

Auf der anderen Seite führen Senkungen der Staatsausgaben (die bevorzugt dort durchgeführt werden, wo die Lobby und Interessenvertretung der Betroffenen fehlt oder über wenig Einfluss verfügt – also Bildungswesen, Sozial- und Transferleistungen usw. usw.) zu einem Nachlassen der Nachfrage, was sich wiederum negativ auf das Wachstum der entsprechenden Volkswirtschaft auswirkt.

2.Inflation

Indem der Staat bzw. die Noten- und Zentralbanken die Geldpressen anwerfen können zwei Effekte erreicht werden.

Die reale Schuldenlast sinkt (das Geld zur Tilgung und Zinstilgung wird kurzerhand gedruckt)

Da eine Inflation immer mit Preissteigerungen einher geht, erhöhen sich die Staatseinnahmen auf dem Papier ebenfalls (gestiegene Preise = höhere Steuereinnahmen durch Transaktionssteuern), allerdings bleibt der positive Effekt für die Staatshaushalte aus, weil die gestiegenen Einnahmen im Zusammenhang mit steigenden Preisen keinen unmittelbaren Vorteil bringen. Die höheren Einnahmen werden durch die höheren Preise neutralisiert.

Die Folgen für die Bevölkerung sind allerdings verheerend. Jeder der seine Spareinlagen in schnöder monetärer Form angelegt hat (Sparbücher, Lebensversicherungen, Bundesschatzbriefe oder unter der Matratze) verliert im schlimmsten Fall sein gesamtes Erspartes. Im Falle eine Hyperinflation ist das Geld am Ende nicht mehr das Papier Wert auf dem es gedruckt wurde. Dies trifft also vor allem die unteren 70 bis 80% der Wohlstandsskala. Gewinnen bzw. schadlos bleiben, würden alle diejenigen, die ihr Vermögen in Sachwerten angelegt haben (also Immobilien, Firmenbeteiligungen, Aktien – die Kurse folgen in der Steigerung dem Grad der Geldentwertung – also abgesehen von einer Panik oder dem Bankrott des entsprechenden Unternehmens bleiben der Vermögenswert erhalten, Chancen stehen 50-50 – sowie Gold und andere Edelmetalle – die Preissteigerungen am Goldmarkt der letzten zwei Jahre sind übrigens ein deutliches Zeichen dafür was sich da zusammenbraut und gelten seit je her als Frühindikator für wirtschaftliche Turbulenzen)

Nochmal zusammengefasst, Gewinner einer Inflation sind im Regelfall die besonders Vermögenden, da nur diese über genügend finanzielle Kapazitäten verfügen ihr Vermögen in Sachwerte zu wandeln. Kleiner Tipp an dieser Stelle, Bank suchen die noch Eigenheime finanziert und die Schulden in den nächsten Jahren weg inflationieren zu lassen. Am Ende wird das Zweifamilienhaus mit einem Sack Kartoffeln bezahlt…Zusammenfassend lässt sich zu Variante zwei also sagen, der Staat gewinnt die oberen 20% gewinnen und der Großteil der Bevölkerung verliert. Begleitet wird eine starke Inflation im Regelfall von verschärften bis bürgerkriegsähnlichen sozialen Kämpfen…

3.Verweigerung

Ja richtig gehört, die Staaten könnten sich einfach weigern ihre Schulden zu bedienen.

Für den Bankrott eines Staates gibt es kein internationales Regelwerk wie dieser Abgewickelt werden muss. Für Insolvenzen von Staaten existiert kein internationales einheitliches Recht. In der Folge allerdings dürfte es den Staaten schwerfallen erneut Kredite zu bekommen. Wer verleiht schon an jemanden Geld von dem bekannt ist, dass er es nicht zurück zahlt? Der Ausweg daraus wäre dann nur Variante Zwei, gekoppelt mit einer Währungsreform.


Insgesamt bleibt zur zweiten und dritten Variante zu sagen, dass sie ebenfalls zu unmittelbaren internationalen Spannungen führen würden. Einer der größten Gläubiger der westlichen Staaten ist China. Bei Variante zwei und drei würden die chinesischen Investoren und Banken auf den Schulden sitzen bleiben und effektiv nichts oder nur einen Teil des geliehenen Geldes zurück erhalten. Allerdings würde ich konkret in Frage stellen, dass eine derartige Schädigung der frisch gebackenen wirtschaftlichen Großmacht China, nicht durchaus von westlicher Seite politisch gewollt ist.

Es zeigt sich also, dass die Alternativen der Herrschenden aus deren Sicht erstens streng limitiert sind und zweitens in ihrer Ausführung mit großem politischem Zündstoff verbunden sind. Der Krieg der „Superreichen“ gegen die „besitzlose“ Klasse ist eigentlich schon entschieden. (1 zu 0 für Superreich) Zumindest aus deren Sicht.

Die tatsächlichen Alternativen, aus einem revolutionären Ansatz heraus betrachtet sind tatsächlich vielfältig.

Um nur ein paar Beispiele zu nennen:

1.Zerschlagung des Geld- und Zinsmonopols...

...der Staats- und Notenbanken (die leihen das Geld auch nur bei Privat) – stattdessen weltweite Einführung der Geldfreiheit (jede Person oder Körperschaft ist berechtigt eigenes Geld in Umlauf zu bringen….) Dabei wird „gutes Geld“ (zinslose oder negativzins Währungen) „schlechtes Geld“ (Zinsgeld) verdrängen. Es wird eher auf Zinslos hinaus laufen. Nach der Makroökonomischen Theorie ist das Lebenselixier einer Volkswirtschaft (auch im globalen Maßstab) die Zirkulation des Geldes (Kapitalfluss genannt), also der rege Wechsel von Investition – Ertrag/Erlös – Re-Investition. Geld als reiner Platzhalter für tatsächliche reale Waren- oder Dienstleitungen ist zu 100 % austauschbar. Auch der direkte Waren oder Leistungstausch würde damit attraktiver werden.

2.Absolute Nichteinmischung des Staates in wirtschaftliche Prozesse

Die aktive Zerschlagung von Monopolen ausgeklammert: Die sonst so freie Wirtschaft, hat mit der Sozialisation der Verluste ihr Meisterstück abgelegt. Nach dem Motto Gewinne privatisieren – Verluste verstaatlichen (und dabei die unbedarften Damen und Herren aus der Politik – die im seltensten Fall Bezug zu Makroökonomischen Zusammenhängen haben //der Großteil der Bundespolitiker besteht aus Juristen und Pädagogen// und in die wirtschaftlichen Verflechtungen aus Aufsichtsräten und Beraterkonsortien involviert sind – entweder über den Tisch zu ziehen oder ins Boot zu holen) Eine Nichteinmischung des Staates und damit der mögliche Bankrott mehrerer deutscher Banken, wäre für einen Großteil der Bevölkerung vermutlich ohne spürbare Veränderung gewesen. Die in die Casino-Brokering-Aktivitäten verwickelten Investitionsbanken (KfW, HypoReal usw.) verwalten schließlich nicht die Sparguthaben der Bevölkerung, sondern sind für die Versorgung der Wirtschaft mit Krediten zuständig. Diese Aufgaben hätten die Sparkassen und Landesbanken (so sie nicht involviert waren) locker übernehmen können und hätten sich wohl sehr über den Zuwachs an Kunden gefreut. (Gleichzeitig wäre die Kapitalbeschaffung über die Zentralbanken problemlos gelaufen, da diesen durch die Bankenpleiten die Nachfrage nach Krediten weggebrochen wäre). Der Markt, sofern er als solcher Handeln darf und wirklich frei ist, reguliert Wirtschaftliche Verwerfungen mit mathematischer Verlässlichkeit selbst. Jede Einmischung des Staates führt dazu den Markt zu verzerren. Die eigentliche Aufgabe eines Staates sollte also sein, den Markt wirklich „Frei“ zu halten.


Fazit:

Von einem Versagen des Marktes sollt nur unter dem Gesichtspunkt gesprochen werden, das diese Versagen aktiv von Politik und Wirtschaft herbeigeführt wurde, um einigen wenigen die Möglichkeiten zu geben sich unermesslich am Verlust eines Großteils der Bevölkerung der Industriestaaten zu bereichern.

Oder um es mit den Worten des legendären Barons Rothschild zu sagen – obwohl diese Worte eher Legende sind – geäußert an einen wütenden Anleger der sich seiner Investitionen über das Bankhaus verlustig gehen sah: „Sie sehen das falsch, ihr Geld ist nicht weg, das ist jetzt nur woanders.“

Abschließend möchte ich dazu aufrufen sich in der Linken intensiv mit wirtschaftlichen Zusammenhängen im Sinne der makroökonomischen und mikroökonomischen Theorie auseinander zu setzen. Der Weg in die wahre Freiheit, führt über den Anarcho-Kapitalismus. Ob das Ende des Weges Sozialismus, Kommunismus oder Anarchismus heißt ist dabei uninteressant. Solange alle das Selbstbestimmungsrecht, die persönliche Freiheit und Würde jedes einzelnen Menschen akzeptieren sind auch mehrere Utopien nebeneinander möglich.

Ergänzungen

Wolf Wetzel 06.05.2010 - 15:20
Ergänzungen

Die gesuchten Quellennachweise findet ihr unter: wolfwetzel.wordpress.com.
Außerdem ist der Text um eine nicht ganz unwichtige Passage erweitert worden. Vielen Dank für die vielen Ergänzungen - insbesondere wegen der drei Toten. Gerade wer Militanz befürwortet, hat die besondere Verantwortung, sich der Vermeidbarkeit oder Unabsehbarkeit zu stellen. Der Brief einer Angestellten ist ein wichtiges Dokument, macht jedoch eine Erklärungen der (möglicherweise) Beteiligten nicht überflüssig. Das gehört auch zur Militanz!
Wolf Wetzel

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Guter Artikel

Danke 05.05.2010 - 23:25
!

schon ein dubioses Kunststück ...

flopserver 06.05.2010 - 00:09
an diesem Abend um ca. 23 Uhr einen so ausführlichen Artikel über die Verhältnisse in Griechenland zu schreiben und die heutigen Todesopfer dabei zu verschweigen.

!

! 06.05.2010 - 00:09
sehr guter bericht,

sollten sich die spekulationen wirklich als wahr herausstellen, und solche sachen traue ich der griechiechen regierung und polizei durchaus zu, wird in griechenland engültig der baum brennen.

p.s.: auch ich trauere um die 3 toten menschen, aber bleibt standhaft!!

es gibt nur eine alternative

libertärer kommunismus 06.05.2010 - 01:39
'Wie kann man das Tor zu TATA (›There Are Thousands of Alternatives‹) aufstoßen?'

z.b. indem man bücher liest:

Alternativen aus dem Rechner. Für sozialistische Planung und direkte Demokratie
Parecon: Leben nach dem Kapitalismus
Die Neugestaltung der Gesellschaft
Der libertäre Kommunalismus. Die politische Praxis der Sozialökologie

Was ist Indymedia?

Genau: Ne Nachrichtenseite 06.05.2010 - 01:43
Behaltet eure Spekulationen doch einfach mal für euch - sie interessieren niemanden!
Genausowenig Distanzierungen von einer Tat, von der nicht mal klar ist ob und wie sie passiert ist!
Als in London ein Mann auf der Demonstration gegen den G20 gestorben war hat "die Presse" (Tagesschau, SpOn u.a.) mehrere Tage lang fälschlicherweise berichtet, dass der Mann an einem Herzinfakt gestorben sei, weil die Rettungskräfte, die ihm zu Hilfe eilten, von Demonstranten attackiert wurde.
Damals wie heute war das Geschrei hier groß - alle Zweifler wurden versucht, mundtot zu machen mit Schuldgefühlen. Heraus kam dank intensiver Recherche seitens der lokalen Indymedia Crew eine ganz andere Version, einen Tag später. Ein noch später aufgetauchtes Video bestätigte die Indymedia-Version: der Gestorbene war von der Polizei niedergeprügelt worden, Demonstranten versuchten ihm zu helfen, die Polizei ließ ihn einfach zurück und besorgte keine medizinische Hilfe. Daraufhin starb dieser Mann.

Diese Geschichte sollte allen Schnell- und Emotionalpostern mal zu Denken geben. Wir sitzen hier weit weg und wissen nur Bruchstücke. Wenn ihr nichts wirkliches beizutragen habt zur Realitätsfindung (Augenzeugenberichte, Zeitungsberichte o.ä.) dann haltet euch doch einfach mal zurück und lasst andere Indymedia-Arbeit machen. Die Militanzdiskussion, wilde Spekulationen und Verschwörungstheorien verschiebt bitte auf den nächsten Stammtisch.

ergänzung zu 1:39

tagmata 06.05.2010 - 02:01
 http://gigapedia.com/

login müßt ihr schauen woher ihr kriegt

wie das auf die startseite kommt ist ein

rätsel ohne aktuellen bezug 06.05.2010 - 02:22
die heutigen ereignisse grö0tenteils auszublenden inklusive stupiden bezug auf athen, als ob nicht 50000 in saloniki unterwegs waren oder 10000 in iraklion usw. und klar schon erwähnt, die von wem auch immer ermordeten auszublenden, kann nur bedeuten, daß da jemand auf gelegnheit gewartet hat, um seinen senf abzustoßenen. aber bei der stupiden flut von nicht wirklich bezugnehmenden "artikeln" läßt sich natürlich auch ein verwirrspiel vermuten, denn wer soll jetzt da durchsteigen, wo sich die redaktion auch strikt weigert mittelspalte einzurichten z.b, hiermit als einleitung, gefolgt von dem artikel aus köln:
"Der Dezember der Arbeiteri_nnen", leider versteckt und auch schon etwas älter - aber geht doch:  http://de.indymedia.org/2010/05/280396.shtml
und theoretiker: erstens ist hier noch keine vorrevolutionäre situation - auch wenn armee einheiten in attica rund um athen in bereitschaft stehen sollen, lt. chinesischen medien, die allerdings bisher immer ziemlich nah dran waren - schliesslich hat der chinesische konzern COSCO eine werft in pirea gekauft und china hat papandreou vor ein paar wochen 25-35 milliarden zugesagt - und zweitens ist theorie völliger schwachsinn, denn die menschen werden keine zeit für revolutionäre bibelstunden haben und auch nicht brauchen, weil die (fast) alle erwachsen sind.
fotos:  http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1164144
filme exarchia: http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1164008
demoaufruf berlin:  http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1164218
und hier in den beiden videos - unterer mit englischen einblendungen - kann wieder sehr schön die randalierenden Jugendlichen erkennen, man riecht noch verkohltes fleisch, die toten sind noch nicht geborgen... http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1164033

Danke

Sympi 06.05.2010 - 07:55
Danke für den Artikel!
Du hast es wirklich geschafft diesen Wahnsinn in klarer, für jeden verständlicher Weise darzulegen.
Die Dimension dieser Krise ist so groß dass sich wahrscheinlich fast jeder Europäer in den nächsten jahren auf ähnliche "Programme zur Krisenbewältigung" in seiner Nation gefasst machen kann.
Das Ausmaß des zivilen Ungehorsams und der Bereitschaft einen Generalstreik zu unterstützen ist dermaßen groß dass ich hiermit allen Beteiligten meinen Respekt zollen möchte.

Haltet durch und zeigt der Welt dass die Grenze des Hinnehmbaren lange erreicht ist und für weitere Zugeständnisse kein Raum mehr vorhanden ist!

Nichts erfordert mehr Charakter als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen
NEIN!

Tucholski

"wie das auf die Startseite kommt...."

lumpeninteligencja 06.05.2010 - 10:27
....ist doch klar. Nähmlich weil es eine knackige, verstädnliche und gute Analyse und Kontextualisierung der Krise in Griechenland mit der globalen Krise ist.
Und eben nicht ein Haufen aus dem Zusammenahng gerissener Riotbilder und Handyaufnahmen.
Die haben zwar als Rohinformation auch ihre Berechtigung, aber wenn Indymedia nur aus Parolen bestünde bzw. Informationsschnipseln, die nur dem/der Kenner_in eine Einordnung ermöglichen, wär das ein ziemliches Armutzeugniss.

In diesem Sinne auch von mir Danke an den Autor.

Mittelspalte

lumpeninteligencja 06.05.2010 - 10:33
..ach so, die Forderung nach Griechenland in die Mittelspalte teile ich aber, wird wirklich Zeit!!! Macht mal bitte, liebe Mods! Hat ja wohl mehr Relevanz als Anti-Nato-Proteste vom letzen Jahr!!!!!

Startseite

naja 06.05.2010 - 12:34
es wird ja wohl kein Problem sein aus diesem oder einem andren Artikel zusammen mit ein paar Links ein Beitrag für die Mittelspalte zu machen?? Oder haben die Indymods irgendein ideologisches Problem mit dem Griechenlandthema???

Der ORF-Reporter...

Wiili 2 06.05.2010 - 12:36
... spricht ganz deutlich von Spekulation. Wie kann man dann behautpen, das ORF würde melden, es sei so gewesen? Ich muss mich doch sehr wundern, dass Euch nicht klar ist, dass so Verschwörungstheorien, Unsicherheit und Chaos erzeugt werden... Ist das unabhängige Infromationssammlung?

Gewerkschaft der Bankbeschäftigten -> Streik!

(A) 06.05.2010 - 13:34
Im Rahmen des gestrigen Generalstreiks waren in Athen nach Angaben von Gewerkschaften mehr als 200.000 ArbeiterInnen auf der Straße. Während des ganzen Tages lieferten sich Polizei und große Gruppen von wütenden Einwohnern immer wieder heftige Auseinandersetzungen. In Thessaloniki zogen 50.000 Streikende durch die Stadt und zerstörten in der zweitgrößten griechischen Stadt mehrere dutzend Banken und Niederlassungen von Konzernen. In Patras schlossen sich Traktoren und die Fahrer der Müllabfuhr einer Demonstration von mehr als 20.000 Leuten, in der Verlauf im Stadtzentrum Barrikaden errichtet wurden. Es kam zu mehrstündigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Auch in Ioannina griffen DemonstrantInnen Banken und Konzern-Niederlassungen an. In Heraklion waren mehr als 10.000 Leute auf der Straße. In Corfu wurde das Verwaltungszentrum besetzt, ebenso in Naxos und in Naoussa das Rathaus.

Zu einem tragischen Zwischenfall kam es am Morgen in Athen, als ein Feuer in einer Filiale der Marfin Bank ausbrach. Drei Beschäftigte kamen durch giftige Dämpfe ums Leben, den anderen gelang es, aus einem oberen Stockwerk des Gebäudes über einen Laternenmast auf die Straße zu klettern.

Angaben der Nachrichtenagenturen (welche ihre Meldungen aus Behördenangaben speisen) zufolge waren es wahlweise „Autonome“, „AnarchistInnen“ oder gewaltbereite Jugendliche, welche die Bank anzündeten. Nicht nur in der Boulevardpresse gesellt sich nun zu dem Feindbild der „faulen Griechen“ das Feindbild der „mordenden anarchistischen Chaoten“, welche „ohne Rücksicht auf Verluste das Land ins Chaos stürzen wollen“.

Darüber, wie das Feuer im Eingangsbereich tatsächlich entstanden ist, gibt es unterschiedliche Angaben. Zwar behauptete jemand gesehen zu haben, wie während der Auseinandersetzungen eine Blendschockgranate der Polizei in das Gebäude eingeschlagen sei. Wahrscheinlicher ist aber, dass es eine Brandflasche war, die den Eingangsbereich der Bank in Brand setzte. In einem Blog beschreibt ein Demonstrationsteilnehmer, die Schalterräume der Bank seien leer gewesen, als die Demonstration vorüberzog. Niemand habe gewusst, dass die Bank auch über Büroräume im ersten Stock verfügt habe, in denen sich Angestellte befanden. Als diese von den oberen Fenster aus den DemonstrantInnen zugerufen hätten, dass sich Menschen im Gebäude befinden, hätten Leute versucht, das Feuer zu ersticken und ins Gebäude zu gelangen. Alle Eingänge seien jedoch verschlossen gewesen. Ein anderer Augenzeuge berichtete auf Indymedia Athen, dass DemonstrantInnen versucht hätten, die Sicherheitsglas-Scheiben einzuschlagen, um die eingeschlossenen Bankangestellten zu befreien, dabei aber von der Polizei angegriffen worden seien und davon, dass der einzige mögliche Fluchtweg durch ein Fallgitter verschlossen gewesen sei, das sich nicht öffnen ließ. Weiters gibt es unzählige Verschwörungstheorien (wovon nichstdestotrotz manche nicht unplausibel erscheinen).

Was genau wie passiert ist, wird noch zu klären sein. Bezeichnend ist wohl, dass die bürgerlichen Medien eigenartigerweise gleich nach dem tragischen Tod der Bankangestellten, wussten wer daran Schuld sein soll! Wundern darf man sich darüber nicht, ist es doch auch bezeichnend, dass es der Wiener Kosmopolit ist, der im Rahmen einer „Expertenrunde“ des ORF noch die klügsten Aussagen tätigt.
Die griechische Gewerkschaft der Bankbeschäftigten (OTOE) gibt allerdings dem Management und der Polizei die Schuld am Tod der drei Bankangestellten und wirft der Politik vor, politisches Kapital aus dem traurigen Ereignis schlagen zu wollen. Deshalb hat die OTOE für den 6. Mai 2010 zu einem landesweiten Streik wegen des Todes von drei Bankangestellten in Athen während des Generalstreiks am 5. Mai aufgerufen.

Auf dem alternativen Nachrichtenportal Indymedia Athen hat mittlerweile ein Angestellter der Bank schwere Vorwürfe gegen die Firma erhoben, weil es in der betroffenen Filiale nur unzureichende Sicherheitsmaßnahmen für einen Brandfall gegeben haben soll (siehe weiter unten!).
Bei den griechischen Basisgewerkschaften befürchtet man, dass die Regierung u.a. versuchen wird, die sich ausbreitende Protestwelle durch Angriffe auf die Infrastruktur der Protestbewegung einzudämmen. Eine Befürchtung, die nicht unbegründet zu sein scheint. So gab es heute auf youtube.com einen Clip (  http://www.youtube.com/watch?v=hkQ4YsRlFxI&feature=player_embedded#%23! ) zu sehen, der Polizisten dabei zeigt, wie sie die Scheiben eines linken Cafes einzuschlagen versuchen. In den späten Abendstunden des 5. Mai häuften sich außerdem Berichte über gezielte Angriffe der Polizei auf besetzte Häuser im Stadtteil Exarchia.

(Zusammengestellt aus Informationen von fau.org, syndikalismus.tk und indymedia.org)

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Erklärung eines Angestellten der Marfin-Bank

Die folgende Erklärung eines Kollegen der drei durch einen Band gestorbenen Beschäftigten der Marfin-Bank in Athen, erschien gestern im griechischen Original auf IndyMedia Athen. Sie wirft ein bezeichnendes Licht auf die Umstände, die zum Tod der ArbeiterInnen beigetragen haben bzw. darauf, warum diese überhaupt anwesend sein mussten, obwohl bekannt war, dass ihr Arbeitsplatz an einer Demonstrationsroute lag.


Meinen KollegInnen gegenüber, die heute so ungerechterweise ums Leben gekommen sind, fühle ich mich verpflichtet, den Mund aufzumachen und ein paar objektive Wahrheiten auszusprechen. Ich schicke diese Erklärung an alle Medien. Jeder, der noch einen Rest von Gewissen hat, sollte sie veröffentlichen. Alle anderen können weiter das Spiel der Regierung spielen.

Die Feuerwehr hatte das besagte Gebäude nie feuerpolizeilich abgenommen, sondern es wurde ohne Genehmigung benutzt, wie bei praktisch allen Firmen in Griechenland.

Das besagte Gebäude hat keine Brandschutzvorrichtungen, weder tatsächlich installierte noch geplante, d.h. keine Sprinkleranlagen an den Decken, keine Fluchtwege oder Löschschläuche. Es gibt nur ein paar tragbare Feuerlöscher, die natürlich nicht ausreichen, um ein größeres Feuer in einem Gebäude mit längst überholten Sicherheitsstandards zu löschen.

Bei keiner einzigen Filiale der Marfin-Bank gab es jemals Brandschutzschulungen für die Beschäftigten, nicht mal zur Bedienung der wenigen Feuerlöscher. Die Geschäftsführung benutzt u.a. die damit verbundenen hohen Kosten als Ausrede und tut nicht das Mindeste, um ihre Angestellten zu schützen.

In keinem einzigen Gebäude gab es jemals eine Evakuierungsübung mit den Beschäftigten, ebensowenig wie Schulungen durch die Feuerwehr, wie man sich in solchen Situationen verhalten soll. Schulungen gab es bei der Marfin-Bank nur zu Szenarien von terroristischen Aktionen, und dabei ging es speziell darum, wie die "Großkopfeten" der Bank in so einer Situation aus ihren Büros fliehen können.

In dem besagten Gebäude gab es keinen speziellen Feuerschutzraum, und das obwohl es aufgrund seiner Bauweise in solchen Fällen sehr anfällig ist und obwohl es vom Fußboden bis zur Decke mit leicht brennbaren Materialien wie Papier, Plastik, Kabeln und Möbeln gefüllt ist. Wegen seiner Bauweise ist das Gebäude objektiv ungeeignet, um als Bank benutzt zu werden.

Niemand vom Sicherheitspersonal kennt sich mit Erster Hilfe oder Brandbekämpfung aus, obwohl die Sicherung des Gebäudes in der Praxis immer ihnen aufgetragen wird. Die Bankangestellten müssen sich je Laune von Herrn Vgenopoulos [dem Besitzer der Bank] in Feuerwehrleute oder Sicherheitspersonal verwandeln.

Die Geschäftsführung der Bank hat den Angestellten strikt verboten, heute zu gehen, obwohl sie selbst seit dem frühen Morgen immer wieder darum gebeten hatte - sondern zwangen die Angestellten auch dazu, die Türen abzuschließen und bestätigten telefonisch immer wieder, dass das Gebäude den ganzen Tag über abgeschlossen zu bleiben habe. Sie kappten sogar die Internetverbindung der Angstellten, um sie an der Kommunikation mit der Außenwelt zu hindern.

In Bezug auf die Mobilisierungen der letzten Tage werden die Angestellten der Bank inzwischen seit vielen Tagen vollkommen terrorisiert mit dem mündlichen "Angebot": Entweder ihr arbeitet, oder ihr werdet rausgeworfen.

Die beiden Zivilbullen, die der besagten Filiale zur Verhinderung von Banküberfällen zur Verfügung gestellt wurden, sind heute nicht gekommen, obwohl die Geschäftsführung der Bank den Angestellten mündlich versprochen hatte, dass sie da sein würden.

So, meine Herren, nehmt eine Selbstkritik vor und hört auf herumzulaufen und so zu tun, als seid ihr schockiert. Ihr seid verantwortlich für das, was heute passiert ist, und in jedem anständigen Staat (so wie die Staaten, die ihr ab und zu als leuchtende Beispiele in euren Fernsehsendungen benutzt) wäret ihr für die oben genannten Aktionen schon längst verhaftet worden. Meine KollegInnen haben heute ihr Leben aus Böswilligkeit verloren: der Böswilligkeit der Marfin-Bank und von Herrn Vgenopoulos persönlich, der ausdrücklich sagte, dass jeder, der heute [am 5. Mai, dem Tag eines Generalstreiks] nicht zur Arbeit kommt, morgen erst gar nicht kommen braucht [weil er rausgeworfen werden würde].

Ein Angestellter der Marfin-Bank

Griechischer Originaltext ->  http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1163959
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Quelle:  http://at.indymedia.org/node/18183

Krise schon seit Jahrzehnten

Mittelgambit 06.05.2010 - 16:19
Eine interessante Analyse zur Griechenland-Krise findet sich bei heise.de. Der Autor analysiert die Krise auf Grundlage des weltweiten Kapitalismus und postuliert eine schleichende weltweite Krise seit Jahrzehnten.

 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32551/1.html

Kritik an indymedia-Statements, Artikel+Mods

flopserver 06.05.2010 - 20:30

@ holy_chao - Zu den Alternativen

Roland Ionas Bialke 07.05.2010 - 05:45
Ich glaub´s ja: "Schulden zurückzahlen"? Aus Sicht eines Staatssystems wäre eine wirklich gute Alternative das Verbot von Staatsschulden. Das geht ganz einfach, die Regierung muss das nur beschliessen und dann muss das in der Verfassung festgeschrieben werden.