Hellas Wahnsinn

Wolf Wetzel 05.05.2010 23:03 Themen: Blogwire Globalisierung Kultur Medien Soziale Kämpfe Weltweit
200.000 Menschen haben in Griechenland gegen das "Sparprogramm" des IWF und der EU protestieret. Der 48 stündige Generalstreik wird weitgehend befolgt. Was hat es mit einer "Hilfe" auf sich, die über 70 Prozent der greichischen Bevölkerung ablehnen? Wer hilft hier wem?
»Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.« US-Multimilliardär und Finanz-Warlord Warren E. Buffet, 2005Nur zwei Jahre später fielen Banken wie Kartenhäuser zusammen – ein Nine/Eleven der Business Class.

Als Banken und Versicherungen damit drohten, das ganze System mit in den Abgrund zu reißen, wurde die größte Krise des Kapitalismus nach 1945 verstaatlicht. Nun stehen die ersten Staaten vor dem Bankrott.Insgesamt verschuldeten sich die westlichen Staaten mit über 9 Billionen Euro, die deutsche Bundesregierung stellte alleine über 500 Milliarden Euro bereit. Mit wie vielen Milliarden sich die griechische Regierung (zusätzlich) verschuldet hat, ist ein Geheimnis. Dafür erfahren wir in deutschen Zeitung alles, was die griechischen Luxusmilliardäre so treiben, von welchen Luxus-Renten ›die‹ Griechen leben, wie wenig ›die‹ Griechen arbeiten, wie faul ›die‹ Griechen sind. Anstatt auf Knien dankbar zu sein, dass ihnen überhaupt ›geholfen‹ wird, streiken sie auch noch, was ›die‹ Griechen bekanntlich am besten können.

Dass in Griechenland alle Millionäre und Milliardäre sind, sich alle Griechen auf Luxusjachten rumtreiben, keine Steuern zahlen und sich bei Wein und Trauben von Investoren (auch aus Deutschland ) mit Millionenbeträgen für Aufträge bestechen lassen, reflektiert den Desinformationsgrad deutscher Berichterstatter, am aller wenigsten die wirkliche Lage in Griechenland.

Griechenland – ein Baum, hinter dem sich ein Wald versteckt

Mit der Übernahme der Verluste aus dem Finanzkrieg wurde die schwerste Krise des Kapitalismus nach 1945 nicht überwunden, sie wurde lediglich verstaatlicht. Während die großen Unternehmen – ohne jedes unternehmerische Risiko - wieder Profite einfahren und zu den nächsten Übernahmeschlachten schreiten, sind die Staaten durch die Übernahme von Milliarden-Verluste bis zum Hals verschuldet. Die meisten europäischen Staaten haben eine historische Staatsverschuldung erreicht, die normalerweise nur in Kriegszeiten eingegangen wird. Jetzt stehen einige Staaten am Rande des Ruins. Manche Staaten haben sich für diesen Notstand lange vorher gerüstet, nicht nur ideologisch und polizeilich. Viele Lohnabhängige sind bereits lange vor der Krise mit Lohnkürzungen und Rentensenkungen in Vorkasse getreten, insbesondere in Deutschland.

Andere Staaten, wie Griechenland, haben zwar auch dasselbe versucht, jedoch lange nicht so erfolgreich. Der gewollte und institutionalisierte Wettlauf um niedrigere Löhne, niedrige Sozialstandards, Abbau von Schutzrechten fing lange vor der Finanzkrise 2008 an, doch sie verschärft die sozialen und politischen Gegensätze dramatisch. Während einige Staaten vorläufig auf Schockprogramme verzichten können und die Sozialisierung der Krise auf leisen Sohlen vorantreiben, stehen andere Staaten mit dem Rücken zur Wand.

Von der Verstaatlichung zur gewaltsamen Sozialisierung der Krise

Der Krisenzug macht also auf sehr unterschiedliche Weise in europäischen Ländern Halt. Während die Kernstaaten Europas noch Luft haben, beginnt die Treibjagd auf die schwachen Staaten. Während die DAX-Unternehmen seit 2009 ihren Börsenwert um sagenhafte 50 Prozent steigern konnten, Finanzfonds mit der Spekulation auf zahlungsunfähige Staaten traumhafte Renditen machen, werden die ersten Schafe am Ende der Euro-Herde gerissen. Griechenland erklärte Anfang 2010 den drohenden Staatsbankrott und die europäische Gemeinschaft ließ das griechische Familienmitglied gnadenlos zappeln. Ein kontrolliertes Absaufen. Das ›Waterboarding‹ der Kernländern hatte ein klares und offen formuliertes Ziel: Erst wenn sich die griechische Regierung bereit ist, die Unterklassen für den Fall-out der Oberklasse bluten zu lassen, sei man bereit dies zu honorieren. Ein poströmisches Spektakel zwischen öffentlicher (Schein-)Hinrichtung und dem Angebot, die Todesstrafe in eine lebenslängliche Haftstrafe umzuwandeln.

Was in diesen Tagen und Wochen am Rand der Eurozone passiert hat exemplarischen Charakter: Es wird ein Exempel statuiert. Auf den Ehrenbühnen schaut man mit schaurig-geilen Blicken auf den noch ungewissen Ausgang. Die Stimmung unter den Exekutoren ist durchaus gemischt: Während einige Business-Party-Gäste jede Scham ablegen und in Schlachtfestlaune die griechische Regierung dazu auffordern, Inseln abzutreten, wie nach einem verlorenen Krieg, mahnen andere zur öffentlichen Zurückhaltung. Es sei weder klug noch der rechte Zeitpunkt, durch solch postkoloniale Forderungen den Kern dieser Krisenbewältigung offen zu legen.

Das Schlachtfest hat begonnen

Exakt einen Tag nach dem 1. Mai wurden die Diktate des IWF und der Europäischen Union im Detail öffentlich gemacht. Sei reichen von massiven Lohn- und Rentenkürzungen, über massive Angriffe auf Schutzrechte, bis zu Mehrwertsteuererhöhung und Verlängerung der Lebensarbeitszeit.

Von wenigen Placebo-Effekten abgesehen, wie Steuern auf Luxusgüter, folgt dieses Schockprogramm einer einzigen Programmatik: Wir bezahlen nicht für unsere Krise – weder in Deutschland, noch in Griechenland.Gelänge es dem IWF, der Europäischen Union und der griechischen Regierung, die Krise des Kapitalismus nach unten abzuwälzen, würde dies u.a. die Kürzung eines miserablen Durchschnittslohnes von 700 – 800 Euro um über 20 Prozent zur Folge haben.

Makeda und das Olympische Feuer

Die europäischen Eliten wissen, was vom Ausgang dieser öffentlichen Massen-Hinrichtung abhängt. Auch andere Staaten der Eurozone stehen am Rande des Staatsbankrotts und vor ähnlichen Schockprogrammen. Gelingt es der griechischen Regierung, die verstaatlichte Krise zu vergesellschaften, wird das ein verheerendes Signal für alle Staaten sein, die als nächstes in den Schlachthof eingeliefert werden: Portugal, Spanien, England, Italien….

Oder durchkreuzen die Proteste in Griechenland diesen Fahrplan, ändern die Richtung, drehen den Wind, damit das Feuer die Villen und Paläste heimsucht und nicht die Hütten niederbrennt…

Der Generalstreik

Über 200.000 Menschen sind am 5.5.2010 dem Aufruf zur Demonstration gegen das ›Sparprogramm‹ gefolgt, die größte Demonstration seit Jahrzehnten. Millionen sind bereit, für 48 Stunden in den Streik zu treten. Der Aufruf zum Generalstreik wird weitgehend befolgt. Über 70 Prozent der griechischen Bevölkerung lehnen es ab, zu sparen, wo nichts mehr zu sparen ist: bei einem Durchschnittslohn von 700 Euro (oft ohne Vertrag und ohne Versicherung), bei einer Durchschnittsrente von 500 Euro, angesichts eines Mindestlohnes, der bei 51 Prozent des Durchschnitts der Eurozone liegt, bei einer Arbeitslosigkeit von 30 Prozent unter Jugendlichen …während die Regierung zur selben Zeit U-Boote in Berlin und EADS-Flugzeuge in Paris bestellt, die vor allem schützen, nur nicht vor diesem hellen Wahnsinn.

Während die sozialistische Regierung in Thatcher-Manier das TINA-Mantra (›There Is No Alternative‹) vor sich herbetet, steht die Opposition vor der entscheidenden Frage: Wie kann man das Tor zu TATA (›There Are Thousands of Alternatives‹) aufstoßen?
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Ergänzungen

3 Tote im Namen des Staates

Akropolis 05.05.2010 - 23:25
Die 3 Toten in der Athener Bank sind im Auftrag des Staates gestorben. Auch das ORF berichtet, das es einem Zusammenhang zwischen dem Brand im Finanzministerium und der Bank gibt: An beiden Orten waren Akten zum gleichen Verfahren wegen Steuerhinterziehung. Ja es waren deutsche Firmen!

 http://tvthek.orf.at/programs/1218-ZiB-20/episodes/1381960-ZIB-20/1385355-Proteste-fordern-Todesopfer

Zudem berichten Augenzeugen und verschiedene Medien, das die Bankangestellten (20-30) von der Filialleitung eingeschlossen worden sind, damit sie nicht an der Demo teilnehmen können. Die OTOE (Gewerkschaft der Bankangestellten) äußerte sich ähnlich. Sie spricht von Toten im Namen des Staates und ruft ab morgen zum Streik auf.

In Berlin findet am 10.05. um 18 Uhr am Alex eine Solidemo statt. Haltet die Augen nach weiteren Ankündigungen auf.

Quellen

Dominik 06.05.2010 - 10:15
Kannst du vielleicht deine Quellen für die Zahlen im letzten Abschnitt (über den Generalstreik), was Einkommen etc. betrifft nennen, die sind auf eigene Faust nur schwer zu finden.

Statement Bankangestellter

lumpeninteligencja 06.05.2010 - 10:55
Hier ein Statement eines Angestellten der Bank, in der die drei Leute starben.
Leider habe ich keine Zeit für eine Übersetzung:

 http://www.occupiedlondon.org/blog/2010/05/05/an-employee-of-marfin-bank-speaks-on-tonights-tragic-deaths-in-athens/

Allgemein liefert www.occupiedlondon.org aktuelle Infos zur Krise und Kämpfen in Griechenland aus anarchistischer Sicht auf Englisch. Lohnt sich also, mal reinzuschauen.

#279 | An employee of the burnt bank speaks out on tonight’s tragic deaths in Athens – please spread

Tonight’s tragic deaths in Athens leave little space for comments – we are all very shocked and deeply saddened by the events. To those (on the “Occupied London” blog even) who speculate that the deaths might have been caused purposefully by anarchists, we can only reply the following: we do not take to the streets, we do not risk our freedom and our lives confronting the greek police in order to kill other people. Anarchists are not murderers, and no brainwashing attempted by Greek PM Papandreou, the national or the international media should convince anyone otherwise.

That being said, and with developments still running frantically, we want to publish a rough translation of a statement by an employee of Marfin Bank – the bank whose branch was set alight in Athens today, where the three employees found a tragic death.

Read the letter, translate it, spread it around to your networks; grassroots counter-information has a crucial role to play at a moment when the greek state and corporate media are leashing out on the anarchist movement over here in Greece.

I feel an obligation toward my co-workers who have so unjustly died today to speak out and to say some objective truths. I am sending this message to all media outlets. Anyone who still bares some consciousness should publish it. The rest can continue to play the government’s game.

The fire brigade had never issued an operating license to the building in question. The agreement for it to operate was under the table, as it practically happens with all businesses and companies in Greece.

The building in question has no fire safety mechanisms in place, neither planned nor installed ones – that is, it has no ceiling sprinklers, fire exits or fire hoses. There are only some portable fire extinguishers which, of course, cannot help in dealing with extensive fire in a building that is built with long-outdated security standards.

No branch of Marfin bank has had any member of staff trained in dealing with fire, not even in the use of the few fire extinguishers. The management also uses the high costs of such training as a pretext and will not take even the most basic measures to protect its staff.

There has never been a single evacuation exercise in any building by staff members, nor have there been any training sessions by the fire-brigade, to give instructions for situations like this. The only training sessions that have taken place at Marfin Bank concern terrorist action scenarios and specifically planning the escape of the banks’ “big heads” from their offices in such a situation.

The building in question had no special accommodation for the case of fire, even though its construction is very sensitive under such circumstances and even though it was filled with materials from floor to ceiling. Materials which are very inflammable, such as paper, plastics, wires, furniture. The building is objectively unsuitable for use as a bank due to its construction.


No member of security has any knowledge of first aid or fire extinguishing, even though they are every time practically charged with securing the building. The bank employees have to turn into firemen or security staff according to the appetite of Mr Vgenopoulos [owner of Marfin Bank].

The management of the bank strictly bared the employees from leaving today, even though they had persistently asked so themselves from very early this morning – while they also forced the employees to lock up the doors and repeatedly confirmed that the building remained locked up throughout the day, over the phone. They even blocked off their internet access so as to prevent the employees from communicating with the outside world.

For many days now there has been some complete terrorisation of the bank’s employees in regard to the mobilisations of these days, with the verbal “offer”: you either work, or you get fired.

The two undercover police who are dispatched at the branch in question for robbery prevention did not show up today, even though the bank’s management had verbally promised to the employees that they would be there.

At last, gentlemen, make your self-criticism and stop wandering around pretending to be shocked. You are responsible for what happened today and in any rightful state (like the ones you like to use from time to time as leading examples on your TV shows) you would have already been arrested for the above actions. My co-workers lost their lives today by malice: the malice of Marfin Bank and Mr. Vgenopoulos personally who explicitly stated that whoever didin’t come to work today [May 5th, a day of a general strike!] should not bother showing up for work tomorrow [as they would get fired].

- An employee of Marfin Bank

Die Alternativen...

holy_chao 06.05.2010 - 11:12
Die Alternativen zur Ausbeutung der griechischen, sowie der Europäischen Bevölkerung insgesamt sind aus volkswirtschaftlicher und staatstheoretischer Sicht leider nicht besonders Vielfältig. Damit ist vor allem die Sicht der politischen Eliten gemeint. Andere Alternativen werden weiter unten besprochen.

Im Grunde beschränken sich diese auf 3 Varianten:

1. Rückzahlung bzw. Abtragen der "Schulden"

Dies geschieht im Regelfall auf zwei Arten. Entweder durch eine Erhöhung der Staatseinnahmen oder durch eine Senkung der Staatsausgaben...in der Vergangenheit und ähnlichen (allerdings nie so drastischen) Situationen, haben die nördlichen europäischen Staaten mehr zur ersten Variante tendiert. Die südlichen Europäischen Staaten eher zur zweiten Variante.

In dieser "Kriese" (ich würde den Begriff "kontrollierte Umverteilung von Unten nach Oben nennen) allerdings besteht durchaus die Möglichkeit, das je nach Höhe des Defizits und des Verschuldungsgrades an beiden Schrauben gedreht wird.

Grundsätzlich aber beeinträchtigen beide Maßnahmen das Wirtschaftswachstum. Stichwort "antizyklisches Verhalten".

In Zeiten sinkender Wirtschaftsleistung ist nach gängiger Makro-Ökonomischer Theorie nur durch eine Stimulation der Wirtschaft durch gezielte Investitionen staatlicherseits, neues Wachstum und damit steigende Staatseinnahmen (vor allem durch Steuern die auf wirtschaftliche Transaktionen erhoben werden) zu erreichen.

Auf der anderen Seite führen Senkungen der Staatsausgaben (die bevorzugt dort durchgeführt werden, wo die Lobby und Interessenvertretung der Betroffenen fehlt oder über wenig Einfluss verfügt – also Bildungswesen, Sozial- und Transferleistungen usw. usw.) zu einem Nachlassen der Nachfrage, was sich wiederum negativ auf das Wachstum der entsprechenden Volkswirtschaft auswirkt.

2.Inflation

Indem der Staat bzw. die Noten- und Zentralbanken die Geldpressen anwerfen können zwei Effekte erreicht werden.

Die reale Schuldenlast sinkt (das Geld zur Tilgung und Zinstilgung wird kurzerhand gedruckt)

Da eine Inflation immer mit Preissteigerungen einher geht, erhöhen sich die Staatseinnahmen auf dem Papier ebenfalls (gestiegene Preise = höhere Steuereinnahmen durch Transaktionssteuern), allerdings bleibt der positive Effekt für die Staatshaushalte aus, weil die gestiegenen Einnahmen im Zusammenhang mit steigenden Preisen keinen unmittelbaren Vorteil bringen. Die höheren Einnahmen werden durch die höheren Preise neutralisiert.

Die Folgen für die Bevölkerung sind allerdings verheerend. Jeder der seine Spareinlagen in schnöder monetärer Form angelegt hat (Sparbücher, Lebensversicherungen, Bundesschatzbriefe oder unter der Matratze) verliert im schlimmsten Fall sein gesamtes Erspartes. Im Falle eine Hyperinflation ist das Geld am Ende nicht mehr das Papier Wert auf dem es gedruckt wurde. Dies trifft also vor allem die unteren 70 bis 80% der Wohlstandsskala. Gewinnen bzw. schadlos bleiben, würden alle diejenigen, die ihr Vermögen in Sachwerten angelegt haben (also Immobilien, Firmenbeteiligungen, Aktien – die Kurse folgen in der Steigerung dem Grad der Geldentwertung – also abgesehen von einer Panik oder dem Bankrott des entsprechenden Unternehmens bleiben der Vermögenswert erhalten, Chancen stehen 50-50 – sowie Gold und andere Edelmetalle – die Preissteigerungen am Goldmarkt der letzten zwei Jahre sind übrigens ein deutliches Zeichen dafür was sich da zusammenbraut und gelten seit je her als Frühindikator für wirtschaftliche Turbulenzen)

Nochmal zusammengefasst, Gewinner einer Inflation sind im Regelfall die besonders Vermögenden, da nur diese über genügend finanzielle Kapazitäten verfügen ihr Vermögen in Sachwerte zu wandeln. Kleiner Tipp an dieser Stelle, Bank suchen die noch Eigenheime finanziert und die Schulden in den nächsten Jahren weg inflationieren zu lassen. Am Ende wird das Zweifamilienhaus mit einem Sack Kartoffeln bezahlt…Zusammenfassend lässt sich zu Variante zwei also sagen, der Staat gewinnt die oberen 20% gewinnen und der Großteil der Bevölkerung verliert. Begleitet wird eine starke Inflation im Regelfall von verschärften bis bürgerkriegsähnlichen sozialen Kämpfen…

3.Verweigerung

Ja richtig gehört, die Staaten könnten sich einfach weigern ihre Schulden zu bedienen.

Für den Bankrott eines Staates gibt es kein internationales Regelwerk wie dieser Abgewickelt werden muss. Für Insolvenzen von Staaten existiert kein internationales einheitliches Recht. In der Folge allerdings dürfte es den Staaten schwerfallen erneut Kredite zu bekommen. Wer verleiht schon an jemanden Geld von dem bekannt ist, dass er es nicht zurück zahlt? Der Ausweg daraus wäre dann nur Variante Zwei, gekoppelt mit einer Währungsreform.


Insgesamt bleibt zur zweiten und dritten Variante zu sagen, dass sie ebenfalls zu unmittelbaren internationalen Spannungen führen würden. Einer der größten Gläubiger der westlichen Staaten ist China. Bei Variante zwei und drei würden die chinesischen Investoren und Banken auf den Schulden sitzen bleiben und effektiv nichts oder nur einen Teil des geliehenen Geldes zurück erhalten. Allerdings würde ich konkret in Frage stellen, dass eine derartige Schädigung der frisch gebackenen wirtschaftlichen Großmacht China, nicht durchaus von westlicher Seite politisch gewollt ist.

Es zeigt sich also, dass die Alternativen der Herrschenden aus deren Sicht erstens streng limitiert sind und zweitens in ihrer Ausführung mit großem politischem Zündstoff verbunden sind. Der Krieg der „Superreichen“ gegen die „besitzlose“ Klasse ist eigentlich schon entschieden. (1 zu 0 für Superreich) Zumindest aus deren Sicht.

Die tatsächlichen Alternativen, aus einem revolutionären Ansatz heraus betrachtet sind tatsächlich vielfältig.

Um nur ein paar Beispiele zu nennen:

1.Zerschlagung des Geld- und Zinsmonopols...

...der Staats- und Notenbanken (die leihen das Geld auch nur bei Privat) – stattdessen weltweite Einführung der Geldfreiheit (jede Person oder Körperschaft ist berechtigt eigenes Geld in Umlauf zu bringen….) Dabei wird „gutes Geld“ (zinslose oder negativzins Währungen) „schlechtes Geld“ (Zinsgeld) verdrängen. Es wird eher auf Zinslos hinaus laufen. Nach der Makroökonomischen Theorie ist das Lebenselixier einer Volkswirtschaft (auch im globalen Maßstab) die Zirkulation des Geldes (Kapitalfluss genannt), also der rege Wechsel von Investition – Ertrag/Erlös – Re-Investition. Geld als reiner Platzhalter für tatsächliche reale Waren- oder Dienstleitungen ist zu 100 % austauschbar. Auch der direkte Waren oder Leistungstausch würde damit attraktiver werden.

2.Absolute Nichteinmischung des Staates in wirtschaftliche Prozesse

Die aktive Zerschlagung von Monopolen ausgeklammert: Die sonst so freie Wirtschaft, hat mit der Sozialisation der Verluste ihr Meisterstück abgelegt. Nach dem Motto Gewinne privatisieren – Verluste verstaatlichen (und dabei die unbedarften Damen und Herren aus der Politik – die im seltensten Fall Bezug zu Makroökonomischen Zusammenhängen haben //der Großteil der Bundespolitiker besteht aus Juristen und Pädagogen// und in die wirtschaftlichen Verflechtungen aus Aufsichtsräten und Beraterkonsortien involviert sind – entweder über den Tisch zu ziehen oder ins Boot zu holen) Eine Nichteinmischung des Staates und damit der mögliche Bankrott mehrerer deutscher Banken, wäre für einen Großteil der Bevölkerung vermutlich ohne spürbare Veränderung gewesen. Die in die Casino-Brokering-Aktivitäten verwickelten Investitionsbanken (KfW, HypoReal usw.) verwalten schließlich nicht die Sparguthaben der Bevölkerung, sondern sind für die Versorgung der Wirtschaft mit Krediten zuständig. Diese Aufgaben hätten die Sparkassen und Landesbanken (so sie nicht involviert waren) locker übernehmen können und hätten sich wohl sehr über den Zuwachs an Kunden gefreut. (Gleichzeitig wäre die Kapitalbeschaffung über die Zentralbanken problemlos gelaufen, da diesen durch die Bankenpleiten die Nachfrage nach Krediten weggebrochen wäre). Der Markt, sofern er als solcher Handeln darf und wirklich frei ist, reguliert Wirtschaftliche Verwerfungen mit mathematischer Verlässlichkeit selbst. Jede Einmischung des Staates führt dazu den Markt zu verzerren. Die eigentliche Aufgabe eines Staates sollte also sein, den Markt wirklich „Frei“ zu halten.


Fazit:

Von einem Versagen des Marktes sollt nur unter dem Gesichtspunkt gesprochen werden, das diese Versagen aktiv von Politik und Wirtschaft herbeigeführt wurde, um einigen wenigen die Möglichkeiten zu geben sich unermesslich am Verlust eines Großteils der Bevölkerung der Industriestaaten zu bereichern.

Oder um es mit den Worten des legendären Barons Rothschild zu sagen – obwohl diese Worte eher Legende sind – geäußert an einen wütenden Anleger der sich seiner Investitionen über das Bankhaus verlustig gehen sah: „Sie sehen das falsch, ihr Geld ist nicht weg, das ist jetzt nur woanders.“

Abschließend möchte ich dazu aufrufen sich in der Linken intensiv mit wirtschaftlichen Zusammenhängen im Sinne der makroökonomischen und mikroökonomischen Theorie auseinander zu setzen. Der Weg in die wahre Freiheit, führt über den Anarcho-Kapitalismus. Ob das Ende des Weges Sozialismus, Kommunismus oder Anarchismus heißt ist dabei uninteressant. Solange alle das Selbstbestimmungsrecht, die persönliche Freiheit und Würde jedes einzelnen Menschen akzeptieren sind auch mehrere Utopien nebeneinander möglich.

Ergänzungen

Wolf Wetzel 06.05.2010 - 15:20
Ergänzungen

Die gesuchten Quellennachweise findet ihr unter: wolfwetzel.wordpress.com.
Außerdem ist der Text um eine nicht ganz unwichtige Passage erweitert worden. Vielen Dank für die vielen Ergänzungen - insbesondere wegen der drei Toten. Gerade wer Militanz befürwortet, hat die besondere Verantwortung, sich der Vermeidbarkeit oder Unabsehbarkeit zu stellen. Der Brief einer Angestellten ist ein wichtiges Dokument, macht jedoch eine Erklärungen der (möglicherweise) Beteiligten nicht überflüssig. Das gehört auch zur Militanz!
Wolf Wetzel

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Guter Artikel — Danke

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Was ist Indymedia? — Genau: Ne Nachrichtenseite

ergänzung zu 1:39 — tagmata

wie das auf die startseite kommt ist ein — rätsel ohne aktuellen bezug

Danke — Sympi

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