Polizei in Magdeburg nervös

DA MD 22.10.2003 21:56 Themen: Freiräume Repression
Neben der bundesweit mobilisierten Anti-§129a-Demo wurden in den letzten Tagen diverse weitere Aktionen und Demos angekündigt und zum Teil angemeldet (siehe  http://de.indymedia.org/2003/10/63665.shtml). Die Polizei reagierte bereits frühzeit verunsichert. Erster Anlass dafür war die Ankündigung eines "Molli-Workshop" vor dem Magdeburger LKA. Obwohl noch nicht offiziell dazu mobilisiert wurde, wussten die FreundInnen und HelferInnen von den Veranstaltungen.
Die Polizei versuchte zunächst, die "Direct Action Days" als Druckmittel gegen die Anmelderin der Anti-§129a-Demo zu verwenden. Dieses Druckmittel scheint jedoch nicht sonderlich erfolgreich zu sein. Inzwischen gibt es verschiedene Ankündigungen weiterer Aktionen. Am Montag wollte sich eine "AG Bombenbau" zu einem Vorbereitungstreffen in der Ulrike, einem zugenagelten und im Zuge der §129a-Ermittlungen geräumten Haus, eingeladen. Zwei Menschen saßen zufällig davor und wunderten sich über die massive Polizeipräsenz... Angeblich gibt es in der Polizeidirektion eine extra eingerichtete Abteilung, die sich nur mit den Demos am 25.10. auseinandersetzen soll. Denn mittlerweile wurden Polizeiangaben zufolge 10 derartige Veranstaltungen angekündigt.
Was aber dieser Molli-Workshop sein soll, hat ihnen wohl noch niemand verraten. Es gibt verschiedene Spekulationen, dass das ganze nur der Irritation der Polizei dienen soll. Aber vielleicht auch nicht? Wenn alles klappt, werden wohl mit der üblichen Polizeitaktik zu rechnen haben: ein martialischer Polizeieinsatz soll den Workshop schon im Keim verhindern. Wenn sie das tun, haben wir die beste Gelegenheit, mittels kreativer Antirepression diese Institution und die dahinterstehenden Herrschaftsverhältnisse zu demaskieren bzw. zu thematisieren. Das schlauste für die Polizei wäre wohl, einfach nicht zu kommen (dann gibts weniger öffentliche Wirkung), aber so clever sind die wohl nicht. Außerdem: wer weiß, was da alles passieren könnte...
In Zusammenarbeit mit der Lokalpresse ("Volksstimme") macht die Polizei seit Tagen Stimmung gegen "Linke". In Zeitungsberichten ist die Rede von einem Polizeieinsatz, der größer sein soll, als der zu den "Feierlichkeiten" am 3. Oktober (bundesweiter Festort war dieses Jahr Magdeburg). Volksstimme-Redakteur Matthias Fricke folgert logisch aus der Ankündigung einer Kundgebung "gegen die Verhaftungen (...) die im Laufe der Paragraf-129a-Demo vorgenommen sein werden", dass es zu Gewalttätigkeiten kommen wird. Denn ansonsten würde die Polizei doch niemanden verhaften! Die demoerfahrenen LeserInnen werden das gewiss bestätigen können...
Eines der Ziele der "Direct Action Days" soll es sein, neue Aktionsfähigkeit und Handlungsspielräume für politisch Aktive zu schaffen. Daher gibt es ab heute Workshops und Infoveranstaltungen zu verschiedenen Aktionsformen. Außerdem gibt uns die Polizeitaktik viele Möglichkeiten, diese Methoden auszuprobieren. Mehr dazu findet ihr im oben genannten Indymedia-Artikel.
Die Polizei versucht im Augenblick repressiv - mit mehr oder weniger offensichtlicher Überwachung, Präsenz und unterschwelliger Gewaltandrohung - gegen die AKtionsvielfalt dieser Tage vorzugehen. Es ist nur fraglich, ob sie damit erfolgreich sein wird - denn mit kreativen Widerstandsformen kann die Polizei selten umgehen...
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Ergänzungen

Zum Thema Molliworkshop:

Fette Motte 23.10.2003 - 01:14
Berlin: Brandanschläge gegen zwei Arbeitsämte:
 http://www.welt.de/data/2003/10/15/182973.html
 http://morgenpost.berlin1.de/archiv2003/031015/berlin/story635040.html
 http://www.taz.de/pt/2003/10/15/a0238.nf/text
 http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/15.10.2003/789599.asp

Berlin: Brandanschläge gegen zwei Arbeitsämte
Berlin 15.10.2003
Brandanschläge gegen zwei Arbeitsämter
Im Wedding und in Steglitz wurden Brandanschläge auf die Arbeitsämter verübt. Es gab nur Sachschaden.
Ein Bekennerschreiben bestätigt, dass es sich um eine politisch motivierte Tat handelt. Der Staatschutz ermittelt
Mit Brandsätzen gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik: Gewalttätige linke Gruppen haben in der Nacht zu Dienstag versucht, die Arbeitsämter an der Weddinger Müllerstraße und am Händelplatz in Steglitz abzufackeln. Um neun Minuten nach Mitternacht explodierten an beiden Orten zeitgleich Brandsätze. Verletzt wurde niemand; die Feuerwehr konnte die Flammen schnell löschen. Der entstandene Sachschaden sei noch nicht auf den letzten Cent errechnet, aber er sei gering, sagte der Sprecher der Arbeitsämter, Olaf Möller. In beiden Ämtern ging die Arbeit gestern Vormittag ganz normal weiter. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur.

In einem Bekennerschreiben, das dem Tagesspiegel per Post zuging, begründen die Brandstifter ihre Taten: „Kaum ein Mißton stört die neue deutsche Einigkeit in Wirtschaft, Medien, Parteien, Gewerkschaften und Eckkneipen, dass mehr und länger gearbeitet werden muss für weniger Geld (…) und dass die Konjunktur wieder ordentlich brummen wird, wenn erst Arbeitslose und SozialhilfeempfängerInnen zum Laubharken gezwungen werden. (…) Deshalb haben wir (…) die Dächer der Arbeitsämter in Wedding, in der Müllerstr. 16 und in Steglitz, am Händelplatz 1 in Brand gesetzt." Unterschrieben ist der Brief nicht.

Nach Auskunft der Feuerwehr beschädigten die Flammen am Haus an der Müllerstraße etwa acht Quadratmeter und am Händelplatz rund zehn Quadratmeter der Dachhaut. In beiden Fällen wurden die Brände mit wenig Aufwand gelöscht. Der Staatsschutz der Polizei stellte die Reste der beiden Brandsätze sicher und untersucht sie.

Vermutlich gelangten die Täter über die Toiletten der oberen Stockwerke auf die Dächer und legten die mit einem Zeitzünder ausgestatteten Brandsätze ab. Die Polizei sucht deshalb Zeugen, die am Montag dort Verdächtige gesehen haben. Hinweise nimmt der Staatsschutz im Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 4664-37518 entgegen.weso

ABZUFACKELN??

mastermindchaos 23.10.2003 - 01:52
die arbeitsämer ABZUFACKELN - !? das steht im tagesspiegel! krass!

Berliner kommen

arthur + anna 23.10.2003 - 05:48
Die Magdeburger Polizei ist nur nervös, weil sich BerlinerInnen zur bundesweiten Demo in Magdeburg angekündigt haben:

Treffpunkt in Berlin für gemeinsame Zugfahrt zur bundesweiten Demo in Magdeburg, 10:30h Bahnhof Alexanderplatz, 11:07h Zugabfahrt.

Nur BerlinerInnen ?

che 23.10.2003 - 10:47
Außer den BerlInnerinnen kommen ja noch zahlreiche GenossInnen aus Göttingen, Frankfurt, Hannover, Hamburg, Saarbrücken usw.

Das wird schon eine sehr sehr große Demo werden.

Mobilisierung überall

yo 23.10.2003 - 19:15
Zusammenfassender Artikel bei Indy:
 http://de.indymedia.org//2003/10/63492.shtml

Anmeldung Molliworkshop

LKA 23.10.2003 - 20:05
Das Landeskriminalamt bittet alle Interessierten sich für den Molliworkshop anzumelden. Dies kann während der Dienstzeiten unter der Telefonnummer
(03 91) 2 50 - 0 geschehen.

wie war das doch gleich..?

buenaventura 23.10.2003 - 20:26
wer ironie findet darf sie behalten!

Ansonsten, wird es ne starke Demo geben in Magdeburg. Der Kampf findet nicht zwischen Städten sondern zwischen Oben und Unten statt ;-)

Kein Staat, kein Volk kein Lokalpatriotismus...

Zum Them Magdeburg...

Go 23.10.2003 - 23:37
Direct Action Days in Magdeburg:
 http://de.indymedia.org/2003/10/63665.shtml

Eine ganz normale Zeitung:
 http://de.indymedia.org/2003/10/63889.shtml

Eröffnung §129a Verfahren:
 http://de.indymedia.org/2003/10/63835.shtml

§129a Prozeß hat heute begonnen:
 http://de.indymedia.org/2003/10/63832.shtml


Kurzbericht: KNASTDEMO 18.10. BERLIN
 http://de.indymedia.org/2003/10/63637.shtml

Solidemo mit den 3 Magdeburger Antifas
 http://de.indymedia.org//2003/10/63571.shtml

Freiheit für Daniel, Carsten und Marco!!!!
 http://de.indymedia.org//2003/10/63492.shtml

Demo+Konzert am 18.10.(Stammheim) in Berlin
 http://de.indymedia.org//2003/10/63386.shtml

Demo: Freiheit für Daniel, Marco und Carsten!
 http://de.indymedia.org//2003/10/62989.shtml

Freiheit für Daniel, Marco und Carsten!
 http://de.indymedia.org//2003/08/60321.shtml

Bilder - Demo für Daniel, Marco und Carsten:
 http://de.indymedia.org/2003/10/63835.shtml

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also bitte..... — kommt nicht aus berlin

ooooo — oooo

;-) — ;-)

Also bitte!!! — bis dann

68er — Rhein-Neckar Antifas

berliner — klaudi

25.10. — harri