Palladium: Das Internet kann nur einem gehören - Microsoft

Svennie d. R. / incl. Übersetzung von Indy-Portland 11.07.2002 02:44 Themen: Globalisierung Medien Netactivism Weltweit
Am Montag, den 1. Juli 2001 eröffnete Microsoft der Welt die firmeneigene Zukuntsvision. Das Internet kann nur einem gehören - Microsoft. Nie wieder freie Software! Nie wieder kompatible Hardware! Palladium heißt das Zauberwort. Palladium ist ein neues prozessorbasierendes digitales Authentifizierungssystem. Mit dessen Einführung erhofft sich Microsoft die spielend leichte Kontrolle über alle PC's hinsichtlich Security und Schutz des Copyrights. Natürlich sind dies wichtige Themen, die einmal angegangen werden sollten, doch die Vorstellungen von Microsoft reichen hinsichtlich dessen viel weiter. Bei Palladium geht es um wesentlich mehr als reinen Schutz von Softwareherstellern und Urheberrechtsprobleme.
Erster Text zu Palladium bei Indy.de: Palladium
Noch ist Palladium nicht klar umrissen, doch könnte es Open Source wie es bisher bekannt ist und Linux in eiserne Vorhänge zu hüllen. Auch die Macintosh-Platform könnte davon betroffen sein, wenn Apple es ablehnt, die Rechner seiner Kunden durch Microsoft zukünftig kontrollieren zu lassen.

Was kann und was soll Palladium?
Palladium ermöglicht Microsoft unbegrenzten Zugang auf die persönliche Internet history eines PC's.
Welche e-mail wurde wann von wem an wen geschickt?
Welche Verschlüsselungsprogramme und Codes werden wann von wem wozu benutzt?
Welche Art von Daten werden auf der Festplatte gespeichert?
Auch wäre Microsoft dazu in der Lage, eine Hardware-Blockierfunktion zu aktivieren, die es unmöglich macht, sogenannte unsichere Inhalte, d.h. nicht Palladium-zertifizierte Inhalte im Netz sichtbar zu machen. Der Erfolg für Microsoft ist in erster Linie vom Kaufverhalten und Konsumbewusstsein der breiten Masse abhängig.Palladium stellt einen großen Einschnitt in die Privatsphäre aller Computer-Nutzer dar. Microsoft verhält sich wie ein Privatdetektiv, der den Beschnüffelten zwingt, ihm auch noch Fernglas und Videokamera zu kaufen.

Eines der Hauptanliegen von Palladium ist das Erstellen von Kunden- und Nutzerprofilen. Ein gutes erfolgreiches Beispiel in Deutschland ist zum Beispiel die Payback-Karte zum Punktesammeln, die mittlerweile sicher fast die Hälfte aller Konsumenten mit sich rumschleppen. Bereits im Jahr 2000 waren es 5 Millionen Kunden.


Links

- ZDNET News - Who trusts Microsoft's Palladium? Not me
- The Register - MS to eradicate GPL, hence Linux
- internetnews.com - Is Microsoft's Palladium a Trojan Horse?
- PBS.org - The end is near
- Die informationstechnologische Durchdringung des Sozialen und andere Themen
- Auf leisen Sohlen vom Betriebs- zum DRM-System


Texte zu Microsoft bei Indy.de:
- Drohanrufe von Microsoft
- Microsoft zieht den Kürzeren
- Hotmail und MSN geben offenbar die Daten ihrer Kunden weiter
- Zur Wirtschaftsform der Freien Software
- Microsoft kriegt kalte Füße
- Microsoft will die Infodiktatur
- Microsoft = Größenwahn + Lizenzierungswut
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Ergänzungen

Zensur

Empörter 11.07.2002 - 03:17
"Auch wäre Microsoft dazu in der Lage, eine Hardware-Blockierfunktion zu aktivieren, die es unmöglich macht, sogenannte unsichere Inhalte, d.h. nicht Palladium-zertifizierte Inhalte im Netz sichtbar zu machen."
Diesen Satz sollten wir uns mal auf der Zunge zergehen lassen. Was das bedeutet, wird wohl den meisten klar sein...

Es wird Zeit

_rotfront_ 11.07.2002 - 11:26
Vielleicht sollten einige Linke mal checken, dass nicht nur der Kaffe politisch korrekt sein kann, sondern auch das Computersystem.
Organisiert mal ein paar Linux-Workshops!

schlimm genug ...

pinguin 11.07.2002 - 11:58
... aber es läßt sich ja was gegen tun. Benutzt Open Source und Linux. Da hat M$ kein Zugriff drauf. Es hilft hier kein Jammern wie schlimm, macht- und geldgeil M$ ist, mensch muss wie im richtigen Leben manchmal auch seine Gewohnheiten ändern und nun nicht mehr das gebrannte und gecrackte M$ Windoof XP installieren sondern sich zur Abwechslung mal ganz legal eine Kopie Linux z.b. bei rootstore.de für ca. 5 Euro kaufen. (Ich möchte jetzt hier keine werbung für nen speziellen versand machen aber ich denke wenn die internetseite schon dran steht ist es einfachen mal in Linux reinzuschnuppern). Beim Umstieg gibt es heute kaum mehr Probleme, andernfalls gibt es so gute Mailinglisten zu Linux, dass jedes Problem schnell beseitigt ist.

Also keine Angst oder falsche Faulheit vortauschen sondern einfach auf Linux, Open Source Software umsteigen und somit auch virtuell linke, alternative Kultur praktizieren.

NOCH haben wir die Wahl zwischen verschiedenen Systemen und müssen nicht zwangsläufig M$ unterstützen.

re: es wird zeit

dortmunder 11.07.2002 - 12:04
linux ist nicht nur politisch korrekt, sondern auch zuverlässiger und besser.
die ganzen m$-produkte taugen doch nichts.

Linux fpr begginers

Tux 11.07.2002 - 12:29
Die perfekte, gänzlichst freie Linux Distribution für Anfänger, die es auch noch für umsonst gibt: Mandrake Linux 8.2. - Perfekte hardware Erkennung, einfache Installation, grafische Konfig- Tools, etc... wie gesagt gibts die für umsonst und windoof kann man auch noch nebenbei laufen lassen

mmhhh, linux?

auch nen linux-user 11.07.2002 - 12:29
hebt linux bitte nicht so in den himmel, es ist OS, es ist eine super idee und ein super betriebssystem, aber linux ist nicht die politisch korekkte und linksradikale variante zu Windows oder Mac-Kram. die linux distributoren streben genauso nach dem geld und machen das nicht weil sie der menschheit das glück auf erden bereiten wollen. und was ist zb besser daran "das linux" (ok, DAS linux gibt es nicht) mit ibm zusammenarbeitet, sind die besser. ich behaupte das die auch die selbe scheisse machen würden, wenn sie in der position wie MS wären.

also, steigt auf linux um, oder erstmal nen OS-office um ( http://www.openoffice.org/  http://www.staroffice.com/  http://wwws.sun.com/software/star/staroffice/6.0/index.html), aber verherrlicht linux nicht so.

11.07.2002 - 12:30
laut der sz vom dienstag sollen diverse authentifizierungsprogramm dem verbraucher durhc up-dates z.b. für den media-player untergejubelt werden, die dann den rechner kontrollieren und das benutzen von programmen, die auch auf nicht-eigene formate zugreifen können, wie open.office auf .doc gesperrt werden. also, seit wachsam und wie schon alle anderen es sagen: ms ist tot, es lebe linux

@auch nen linux-user

_rotfront_ 11.07.2002 - 12:33
Es gibt nicht nur kommerz-distris. Ich verwende Gentoo, das ist 100% unkommerz. Debian ebenso.
Natürlich kein Suse, das ist ja nichtmal frei, da kannste gleich bei MS bleiben.
Ein Kompromiß sind Distris, die zwar Geld verdienen wollen, aber wenigstens komplett frei sind und damit ihren Teil zur Community beitragen, etwa RedHat oder Mandrake.

Kommerzielle Distributoren

Benni Bärmann 11.07.2002 - 13:36
Die kommerziellen Linuxdistributoren sind nicht genauso zu bewerten wie Microsoft auch unabhängig von ihrer konkreten Macht. Die Lizenz unter der Linux vertrieben wird (GPL) gewärleistet nämlich, dass eine reproprietarisierung nicht möglich ist. So kann man jedes Linux von jeder kommerziellen Distribution nehmen und selber verändern. Somit ist das geistige Eigentum faktisch ausgehebelt. In einer Zeit in der geistiges Eigentum immer mehr zur Grundlage des Kapitalismus wird, kann man die Tragweite dieser Tatsache kaum überschätzen.

Mehr zum Thema gibt es beim Oekonux-Projekt oder auf dem zweiten Oekonux-Kongress vom 1. bis 3. November in Berlin.

@benni bärmann

_rotfront_ 11.07.2002 - 13:55
Das ist leider falsch. Es ist zwar nicht möglich, GPL-Programme zu verkommerzialisieren, aber es ist sehr wohl möglich, einer Linux-Distribution kommerzielle Programme beizulegen und sie dadurch unfrei zu machen.
So macht es ja Suse und deshalb darf man z.B. keine Suse-CD-ISOs zum Download anbieten.
Wie schon oben gesagt, gibt es aber auch KOmmerz-Distris, die sich okay verhalten und ihre sämtlichen Programme frei geben, z.B. Redhat und Mandrake.

dazwischen

ich 11.07.2002 - 15:43
das gilt aber nur für spezielle anwendungen. für standard-anwendungen nicht. und wenn z.b. der neue superbrowser auf einmal geld kosten soll, dann basteln eben irgendwo auf der welt linux-freaks einen neuen browser. das ist linux. wie indymedia: opensource, openposting...

@_rotfront_

dortmunder 11.07.2002 - 18:06
was erzählst du da? ich darf jede suse-distribution legal vervielfältigen (inkl. der suse-eigenen tools).

@linux-user v. 11:29
freie software ist eine chance für entwicklungsländer, sich vom lizenz-diktat zu befreien. brasiliens bundesstaat rio grande do sul ist komplett auf linux umgestiegen und spart eine menge geld, das anders ausgegeben werden kann.
distributoren stellen lediglich freie software zusammen, die KEINE spionagetools enthält.

@ dortmunder

TUX 11.07.2002 - 19:57
naja, dafür ist YAST halt closed-source. du darfst das config-tool von Suse weder selber weiterverwenden noch abändern. bei mdk, debain und slack ist das halt nicht so, dort ist JEDE software opensource - im gegensatz zu SUSE, wo du auch staroffice und opera findest, di ja kommerziell sind. debia und slackware sind darüber hinaus explizit nichtkommerziell.

linux diskussion am kern vorbei

hans 11.07.2002 - 22:47
der satz mit den "sicheren" websites ist auch umgekehrt zu verstehen !

dein computer könnte als unsicher eingestuft werden, wenn er linux drin hat, und den polizei-chip NICHT (eingeschaltet) hat..

nicht nur zensur, sondern verlust der marktwirtschaftlichen wahlfreiheit meines systems !

die provider (die ab der offiziellen einführung beim einloggen den chip abfragen können) mussten bisher jede restriktive massnahme hinnehmen...

PC-User begrüßen Palladium

cac 11.07.2002 - 23:14
Ja lass Boris Becker und Gottschalk mit ein bißchen Fußball dafür werben und Schumi nutzt es auch, Schröder und Fischer finden es auch gut und auch Du INdymedia-Leser wirst es nutzen. Viel Spaß mit Euren "kritischen" Kommentaren.

Da Gibt es aber ein Problem ...

[KtF]Jack Ryan 12.07.2002 - 00:20
Und zwar das kaum vernünftige und neuere Spiele auf linux laufen! Solange die Spielehersteller nicht auch die spiele auf Linux zum laufen bringen werden viele Leute warscheinlich auch weiterhin bei windows bleiben. Das ist nähmlich der einzigste grund warum ich immernoch windows nutze.

Auch da gibts ne Lösung

Ratgeber 12.07.2002 - 00:57
Also erst mal gibts schon viele Spiele unter Linux und ausserdem gibts da 2 Möglichkeiten:

1.) vmware nutzen - damit wird eine Windows-Umgebung simuliert (einziger Unterschied, den man bemerkt, wenn man unter vmware windows hat: ist stabiler als wenn man normal Windows nutzt). Neben vwware gibts noch wine, aber mit wine gibts ab und zu Probleme. Daher ist vmware vorzuziehen.

2.) Einfach beide Betriebssysteme auf dem Rechner haben. Window für Spiele und Linux für Internet, Multimedia, Bürokram und so weiter.

Natuerlich sind gnu-lizenzen und opensource

windoof und mackost-nutzer 17.07.2002 - 10:11
Als graphiker bin ich aber bisher leider auf windows oder das macos angewiesen, da mir gimp und die anderen linux-programme photoshop, freehand, aftereffects, 3ds-max.....nicht ersetzen koennen. Microsoft und Apple werden versuchen, dass dies so bleibt. Aber momentan gibt es im graphik-bereich noch keine alternativen.Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

Ansonsten probiere ich gerade mit knoppix rum, einer kostenlosen und freien distribution, die ein debian-basiertes linux-packet direkt von einer cd-rom aus ausfuehrt. Linux-mobil sozugen. So kann ich auf den pc in der schule mein eigenes os laufen lassen. die zusammensetzung der cd-rom ist uebringens modifizierbar. Einziger haken: unterwegs lassen sich keine neuen inhalt ins system speichern.

zu gimp

tuxie 17.07.2002 - 12:57
also gimp ist mindestens so leistungsfähig wie photoshop und kann ein paar sachen mehr (vektorgrafik), allerdings ist gimp anders strukturiert, so daß vielleicht erst mal umgelernt werden muss. das mit dem dtp ist mit scribus wirklich erst am anfang. wird vielleich noch ein jahr dauern, bis man das so gut wie freehand/quark oder so nutzen kann.
ansonsten gibts ja folgendes: beide betriebssysteme nutzen - linux für büro, multimedia, internet und windows für dtp/grafik
oder: nur linux und freehand mit vmware laufen lassen.

Bin großer Linux-Fan

elfboi 25.07.2002 - 08:14
Als großer Linux-Fan und Informatiker weiß ich, daß Linux allein vom Systemdesign her Windows haushoch überlegen ist - aber leider mache ich auch gerne viel mit Grafik, und auch wenn Gimp extrem vielseitig ist, gibt es leider eine ganze Reihe von Funktionen, die ich gerne verwende, (noch) nicht für Gimp - und es gibt für Photoshop eine ganze Reihe von Plugins, die schön und interessant sind, und die auch mit anderen Grafik- und Malprogrammen für Windoof laufen, aber nicht mit Gimp :(
Apropos Malprogramme: Ich male lieber mit dem PC, als daß ich Photos oder Grafiken bearbeite - aber ich habe noch kein wirklich gutes MALproggie für Linux gefunden, mit guter Simulation verschiedenster Oberflächen, Malwerkzeuge usw. Einige laufen mit wine, aber leider nicht sehr viele, und die Grafiktablett-Unterstützung habe ich bei wine auch nicht.
Dann gibt es noch Raytracing, ein weiteres Steckenpferd von mir - ich rendere gerne mit Povray, das gibt es seit ewigen Zeiten für Linux (ist ja Open Source), aber ich modelliere gerne mit Bryce, einem kommerziellen Programm, das unter Windows läuft und sich wine verweigert, und speziell für Menschen und Tiere nehme ich Poser, ebenfalls nur für Windoze. Solange es keine ähnlich guten Produkte mit ähnlichem Funktionsumfang für Linux gibt, kann ich auf M$ leider nicht völlig verzichten.
Bei Musiksoftware sieht es ähnlich aus, auch wenn sich hier langsam etwas tut. Ich mache Musik inzwischen nur noch mit meinem zweiten Rechner, einem alten 233er PII, mit Win98 und teilweise sogar noch alten DOS-Programmen - hier steckt die Power in den MIDI-Geräten, und in der Soundkarte, da brauche ich auch gar nicht sooo eine Rechenpower, und die entsprechenden Linux-Programme sind auch schon unterwegs...