Die indische Herkunft der Sinti und Roma

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Im 18. Jahrhundert fanden Sprachforscher heraus, dass Sinti und Roma aus Indien stammen und von dort aus vertrieben wurden und sich ab dem 13. Jh. in Europa niederließen. In der BRD sind sie 1417 erstmals in einer Urkunde in Hildesheim erwähnt worde.

Die indische Herkunft der Sinti und Roma

 

Sprachforscher_innen fanden heraus, dass Sinti und Roma ursprünglich aus dem Panjab, einem Gebiet im nordwestlichen Indien und östlichen Pakistan, stammen. Das Romanes stammt aus dem altindischen Sanskrit. Von dort sind sie im 9. und 10. Jahrhundert im Zuge der Islamisierung durch arabische Erober_innen verjagt und verschleppt worden. Zwei Hauptwanderwege nach Mitteleuropa wurden anhand von Lehnwörten, die aus den verschiedenen Durchgangsregionen stammen, rekonstruiert. Der erste Weg führte über Griechenland und den Balkan, der zweite über Armenien, Russland und Ostpolen. Eine dritte Verbindung, die der spanischen und portugiesischen Sinti und Roma, könnte über Nordafrika geführt haben. Bis zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren Sinti und Roma in allen europäischen Staaten urkundlich erwähnt worden, wobei dies nicht mit ihrer Ankunft in einem jeweiligen Land gleichzusetzen ist.

Im Jahre 1417 wurden Sinti und Roma in Hildesheim erstmalig urkundlich erwähnt. Der Theologe Albert Krantz schrieb: „Im Jahre 1417 erschienen in diesen unseren Seegebieten am Germanischen Meer Menschen, hässlich durch ihre schwarze Hautfarbe, ausgedörrt von der Sonne, mit schmutziger Kleidung, abstoßend in Gebrauch aller Dinge, besonders eifrig im Stehlen, worin sich vor allem die Frauen dieses Geschlechts hervortaten, denn die Männer leben vom Diebstahl ihrer Frauen.“[1]

In den Kämmereieintragungen der Stadt Hamburg kamen Sinti und Roma erstmalig 1434 vor. Ein erster Stadtverweis für sie ist im Jahre 1448 für Frankfurt/Main belegt. Innerhalb einer gewissen Frist mussten sie die Stadt verlassen, für den Fall der Weigerung wurde ihnen Gewalt angedroht. Ähnliche Verweise sind auch aus anderen Städten oder Regionen wie in Hessen-Kassel, Dillenburg oder Geismar bekannt. Vorwürfe wurden in vielen Fällen nicht erhoben, allein die Anwesenheit der Sinti und Roma war Grund für eine auch zur Not gewaltsame Vertreibung.[2]

In einigen Fällen bekamen Sinti und Roma Schutzbriefe von weltlichen und geistlichen Autoritäten ausgestellt. Papst Martin V., Kaiser Sigismund und andere Fürsten des Reiches sicherten ihnen freies Geleit, Jagdrecht und eine eigene Gerichtbarkeit zu. Eigentums- oder Autonomierechte wurden ihnen allerdings nicht zugestanden. In dem Schutzbrief Kaiser Sigismund vom April 1423 hieß es: „Wir Sigismund von Gottes Gnaden römischer König (…) Unser Getreuer Ladislaus der Zigeuner nebst andere zu ihm gehörige, haben uns gehorsamst ersucht wir möchten sie unserer weitgehenden Gnade würdigen. Daher haben wir ihrem gehorsamen Gesuche willfahrend, ihnen diese Freiheit einräumen wollen. Darum – wen eben dieser Woiwode Ladislaus und sein Volk zu einer der genannten unsrigen Herrschaften, seien es Flecken oder Städte gelangt so vertrauen wir ihn eurer Treue an ihr sollt auf diese Weise schützen den Woiwoden Ladislaus und die Zigeuner welche ihm Untertan sind (…)“[3] In Urkunden der Stadt Colmar aus dem Jahre 1422 und von König Friedrichs III. aus dem Jahre 1442, die Geleitbriefe darstellen, wurde ihnen das Recht zugestanden, durch das jeweilige Herrschaftsgebiet hindurchzuziehen und sich dort ungehindert eine bestimmte Zeit darin aufzuhalten.[4]

Die wohlwollende Behandlung der Sinti und Roma von Feudalherren beim Ausstellen von Schutzbriefen hatte den Hintergrund, dass diese selbst ein Leben als Reisende führten. Könige und Fürsten waren mit ihrem Hofstaat ständig unterwegs, um ihre häufig weit voneinander entfernt liegenden Besitztümer aufzusuchen und zu verwalten. Martin Ruch bemerkte: „Residenzen fehlten noch weitgehend, und so wanderte die gesamte Administration einschließlich der Kanzlerbeamten mit ihrer höchsten Instanz auf dem eigenen Territorium ständig umher. Die Rechtssprechung erfolgte also gewissermaßen vom Pferd herab. Eine Gruppe fremdartiger Menschen, die unter Führung eines Grafen oder Herzogs (…) durch die Lande zog, praktizierte also lediglich nur das, was auch in der Sichtweise der Territorialherren völlig legal und üblich war.“[5]

 

Obwohl sie in der Geschichte stets in geographisch oft weit voneinander entfernten größeren und kleineren Gemeinschaften existierten, besitzen die Nachfahren immer noch eine Vielzahl gemeinsamer Merkmale. Das allgemein Verbindende zwischen ihnen allen findet sich bereits im Begriff „Romanipe“ (Romani-Gemeinschaft) (…) Alle Roma und Sinti verbindet der Umstand, dass sie ohne staatliche Organisationsform leben und über keinerlei Institutionen verfügen. Ihre Gemeinschaften sind nicht nach Klassen strukturiert, sie haben kein traditionelles Schrifttum. Sie Sprechen Romanes, auch Romani chib genannt, das seit Jahrhunderten ausschließlich mündlich weitergegeben und die Nachkommen gelehrt wird.

Quellen finden sich in literarischen, wissenschaftlichen und historischen Schriftstücken mannigfacher Darstellungsformen und mit unterschiedlichen Inhalte. Diese Texte wurden in den Sprachen verschiedenster Länder verfasst. Sie sind bisher weder vollständig systematisiert,noch wurden sie jemals einer konsequenten historischen Analyse unterzogen. Bisher ist nicht ein einziger wissenschaftlicher und historischer Anhaltspunkt dafür bekannt, dass Romani-Gemeinschaften in der indischen Historiographie eindeutige Erwähnung finden.

Es gibt eine Spur, deren weiterführende Interpretation hypothetisch erscheint, das zum „Mahabharata“, wohl dem größten indischen Volksepos, führt. Es ist im vedischen Zeitalter entstanden. Etwa um das Jahr 1600 v. Chr. begann von Norden her die schleichende Eroberung Indiens durch die aryas, die Arier.[6] Das Wort bedeutete ursprünglich „edel“, so dass Arier „Edelleute“ bedeuten könnte. Das Denken der Indo-Arier bildet den Inhalt der altindischen Philosophie. Von der Geisteswelt der Menschen, die vor der Eroberung durch die Arier lebten, gibt es kaum gesicherte Erkenntnisse. Die Hymnen des Rigveda, der den ältesten Teil der Veden und eines der ältesten literarischen Zeugnisse der Menschheit überhaupt bildet, vermitteln ein Bild vom Leben und der religiösen Geisteswelt der Indo-Arier in dieser Zeit, wo ihre Expansion erst den nordwestlichen Teil Indiens erfasst hatte. Die Arier waren eine größere Gruppe von Bauern und Viehzüchtern. Ihre religiösen Vorstellungen waren Kräfte und Elemente der Natur; Himmel, Feuer, Wasser, Licht, Wind und Wasser wurden als Personen gedacht, die nach Art der Menschen leben, handeln und Schicksale erleiden.[7] Die Rigveda enthält Hymnen und Lobpreisungen wie zum Beispiel den Feuergott Indra oder den Sonnengott Wischnu und Gebete an diese Götter, worin die Arier um eine gute Ernte oder ein langes Leben bitten.

Die Epen bilden zusammen mit den Puranas und anderen Werken als Bestandteile der Smritis  den Kern der hinduistischen Überlieferung. Den bedeutendsten philosophischen Text des Mahabharata, die Bhagavadgida, zählt man oft zu den Shrutis, den Offenbarungsschriften. Zusammen mit dem tibetischen Epos des Königs Gesar gehört das Mahabharata zu den umfangreichsten literarischen Werken der Welt. Das Werk ist eines der wichtigsten Dharma -Bücher und darum für Hindus ein wichtiger Leitfaden. Es schneidet alle Aspekte hinduistischer Ethik an, weist einerseits orthodoxe Äußerungen auf, etwa über die Aufgaben der Kasten und Frauenpflichten, dann wiederum erhebt es an vielen Stellen heftigen Protest dagegen.

Das Mahabharata ist sowohl Heldenepos als auch ein bedeutendes religiöses und philosophisches Werk, dessen Ursprung möglicherweise in vedischer Zeit liegt. Traditionell wird der mythische Weise Vyasa als Autor angenommen, der in der Geschichte selbst eine Rolle spielt. Der Legende nach soll er es komponiert und dem elefantenköpfigen Gott Ganesha diktiert haben. Im Laufe der Jahrhunderte kam es immer wieder zu Veränderungen und Weiterentwicklungen des Werks, denn vieles wurde lange Zeit nur mündlich überliefert. Es besteht aus vielen Schichten, die sich im Laufe der Zeit anlagerten.

Das Mahabharata ist in achtzehn Kapitel und eine Appendix unterteilt und enthält neben der Hauptgeschichte hunderte von Nebengeschichten und kleinere Episoden. Grundsätzlich beschäftigt sich das umfangreiche Epos mit allen Themen, die im Hinduismus wichtig sind: mit dem Leben der Geschöpfe, mit Tod und Wiedergeburt, mit Karma und Dharma (Rechtschaffenheit), beschreibt Glück und Leid, die Ergebnisse der guten und der schlechten Taten, das Opfer, sowie die verschiedenen Zeitalter, es beschäftigt sich mit den Göttern und überliefert uralte Hymnen.

Die Handlung beschreibt den Kampf der Kauravaus mit den Pandevas, zweier verwandter Königsfamilien, auf dem Schlachtfeld in Kurukshetra. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich im Kern um ein historisches Geschehen handelt, für viele Inder sind die Begebenheiten Tatsache. Der Kampf wird als schrecklicher Bruderkrieg dargestellt, bei dem viele Menschen starben. Er bildet auch den dramaturgischen Hintergrund des Gesang Gottes.

Ein Fürst aus dem alt-indischen Herrschergeschlecht der Bharatas hatte drei Söhne: Dhritarashtra, Pandu und Vidura. Der älteste, der blinde Dhritarashtra, konnte wegen seiner Blindheit den Thron nicht besteigen. Trotzdem übertrug der regierende Pandu nach einiger Zeit den Thron seinem blinden Bruder und zog sich mit seinen beiden Frauen Kunti und Madri in die Wälder zurück. Dort wurden ihm, bevor er starb, fünf Söhne geboren, die allesamt von Göttern gezeugten Pandavas (Söhne von Pandu): Bhima, Arjuna, sowie die Zwillinge Nakula und Sahadava. Der regierende blinde König Dhitarashtra hatte einhundert Söhne, die Kauravas (benannt nach dem Urahn Kuru), von denen der älteste, Duryodhana, zum Hauptgegenspieler der Pandavas wurde.

Der Haupterzählstrang des Mahabharata beschäftigt sich mit dem Konflikt zwischen diesen beiden verwandten Familien und ihren Verbündeten. Die Söhne Pandus und Dhritarashtras werden zusammen am Hofe in Hastinapur erzogen. Ihre Lehrer sind Kripa und Drona. Schon bald zeigt sich, dass die Söhne Pandus ihren Cousins an Kraft, Geschicklichkeit und Geisteshaltung überlegen sind. Die Kauravas unter Führung von Duryodhana versuchen mehrmals ihre Cousins – die Pandava-Brüder – zu schädigen, um ihren eigenen Ansprüche durchzusetzen. Aber die Pandavas können entkommen und streifen einige Jahre zusammen mit ihrer Mutter Kunti als Asketen verkleidet umher. Am Ende dieser Zeit gewinnt Arjuna die Hand der Prinzessin Draupadi auf ihrer Gattenwahl. Doch aufgrund ihres vorbestimmten Schicksals und durch ein Missverständnis von Kunti wird sie zur Ehefrau aller fünf Pandavas. Denn als die fünf Brüder zu ihrer Mutter Kunti nach Hause kamen, meinte diese, ohne aufzuschauen und ohne die neue Schwiegertochter bemerkt zu haben, sie sollten untereinander alles teilen, was sie mitgebracht hätten. Da einem Befehl der Mutter nicht widersprochen werden durfte, heiratete Draupadi alle fünf Söhne, obwohl dies nicht Sitte war, und trotz der Bedenken des regierenden Königs Dhritarashtra.

 Dort  wird eine Gemeinschaft namens Romakah bzw. Romashi erwähnt. Im weiteren wird berichtet, dass vor langer Zeit die Abgesandten der Romakah gemeinsam mit denen der Saki, Tukarah und Kandaha aus dem nordwestlichen Indien in das Zentrum des Reiches reisten. Sie kamen dorthin, um König Yudhishthira wertvolle Geschenke zu überreichen und sich damit seiner Gunst zu versichern. Er regierte in Indra-Prastha, einer Stadt in der Nähe von Dehli. Diese Begegenheit ist im „Sabhaparva“ beschrieben, dem zweiten Buch des „Mahabharata“. In Bezug auf den Stamm der Saki ist weiter zu erfahren, dass dieser aus dem nordwestlichen Indien stamme.  Ferner wird berichtet, dass auch die Tukarah aus dieser Region kamen. Die Kndaha werden in den Epos als Nachkommen der Gemeinschaft der Yadava aufgeführt. Für die Romakah allerdings findet sich im Epos keinerlei erklärende Beschreibung. Romakah, Romashi und Romasci werden auch in der Geschichtensammlung „Vishnu purana“ erwähnt. (…) Eine weitere Erklärung für die Herkunft des Namens Rom liegt in der Verwandtschaft zum Namen des indischen Stammes Dom.

Der Name Sinti ließe sich möglicherweise auf die Region Sindt zurückführen. Sindt wird in den historischen Quellen zum erstenmal nach der Spaltung des indischen Reiches erwähnt, die nach dem Ende der Gupta-Dynastie im 7. Jahrhundert erfolgte. Es war dies die Zeit des Aufstiegs der Araber, die im 7.und 8. Jahrhundert in den heutigen Irak, in den Iran und in Zentralasien einfielen. Ihr nach Osten gerichteter Vormarsch endete 712 mit der Eroberung von Sindt. Diese Betrachtungsweise erlaubt einige Hypothesen, die sich linguistisch und ethnographisch orientieren, historisch aber nicht belegbar sind. (…) Ausgehend von den offenkundigen ethnologischen, anthropologischen, linguistischen und kulturhistorischen Fakten kann man heute jedenfalls mit Bestimmtheit sagen, dass Roma, Sinti und andere Romani-Gemeinschaften aus Indien stammen. In diesr Region lebten zur Zeit der großen Abwanderungen der meisten Romani-Gemeinschaften viele Gemeinschaften im Rahmen des Kastensystems neben- und miteinander.

Wenn man das Heldenepos „Sah-Name“ („Königsbuch“) des persischen Dichrers Abu’l-Qasem Mansur (ca. 941-1021), eher bekannt undter dem Namen Firdausi, sowei die durch Hamza von Isfahan (ca. 940) zusammengetragenen Fakten als Forschungsgrundlage heranziehl, dann scheint es, als seien die Roma Abkömmling der Luren. Im Jahre 420 kamen nach diesen Erzählungen ca. 12000 Musikanten aus Lur auf Einladung von Shah Bahram Ghur nach Persien. Bei Firdausi handelt es sich im Wesentlichen um eine Darstellung des Zeitraumes zwischen 224 und 651 währen der Herrschaft der Sassaniden. Firdausi beschrieb diese Luren alls eine bunte Schar von Musikern, Tänzern und Sängern, Ob der Chronist die Ankunft der Luren auf schriftliche Dokumente oder mündliche Überlieferungen gründete, dafür gibt es keinerlei Anhaltspunkte. (…) Bei Firdausi erfahren wir außerdem, dass die Ankunft der Luren ein Schriftwechsel zwischen dem iranischen Herrscher un dem indischen König Shankal vorausging. Auch die Bezeichnung Luren ist persischer und nicht indischer Herkunft.Nehmen wir also an, daas mit den Luren in Wirklichkeit Verwandte der Roma und Sinti beshfcrieben wurden, so ist der gewaltige Exodus der Roma, Sinti und anderer Romani-gemeinschaften keineswegs logisch erklärbar. Das plötzliche Erschienen von Tausenden von Fremden, bei denen es sich mit großer Wahrscheinlicjkeit tatsächlich um Romani-Gemeinschaften aus Indien handelt, ist mit dem Beginn der Wanderungsbewegungen der Vorfahren der heutigen außerindischen Romani-Gemeinschaften nicht identisch.

Der Auslöser von Migrationsbewegungen findet sich auch in bestimmten Glaubensbekentnissen mancher Völker. Einige indische Volksgruppen ziehen ruhelose von einem zum anderen Ort, um so der Rache der Geister verschiedener Vorfahren zu entgehen. Die Menschen haben sich im großen und ganzen stets mehr oder weniger nach ihren Glaubensbekenntnissen gerichtet und eine davon ausgehende Lebensweise praktiziert. Dies schloss auch Ortswechsel über größere Entfernungen hinweg ein. Diese Einflüsse hatten einen beduetenden Abteil auch an den Wanderungen der Roma-Gemeinschaften. Die ersten kleineren Gruppen von Roma und Sinti verließen ihre indische Heimat Anfang des 4. Jahrhunderts. Diese Bewegung vollzog isch in verschidenen zeitlichen Intervallen. Persien war das erste Nachbarland und aller Wahrscheinlichkeit nach kamen diese Gruppen aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen dorthin. Der zweite bedeutsame Zeitraum betraf das 7. bis 10. Jahrhundert, als der machtpolitische Aufschwung und die regionale Expansion der Araber ihren Anfang nahmen. Die aus Indien kommenden, im arabischen Raum angelangten Romani-Stämme wanderten bis nach Kurdistan und Armenien. Einzelne Gemeinschaften zogen von hier aus weiter Richtung Westen. Der dritte Zeitraum-der für die gesamte Romani-Gemeinschaft entscheidendste-begann im 11. Jahrhundert und dauerte bis zum 12. Jahrhundert. Mahmud Ghazni (998-1030) gliederte seinem Imperium einen großen Teil des nordwestlichen Indiens, Pandjab, Sindh und zu Teilen Radjesthan ein. Die Bevölkerung in diesem Gebiet geriet in die Sklaverei oder wurde nach Horasthan vertrieben.

Nach dem Untergang dieses Imperiums ,verursacht durch Überfälle der Türken, sahen sich die Roma und Sinti gezwungen, ihre Flucht Richtung Türkei und Griechenland fortzusetzen. Nun folgte die vierte Etappe. Sie begann im 13. Jahrhundertzum Zeitpunkt, als die Horden des Dschingis-Khan einen großen Teil von Zentralasien überrannten. Dieser Krieg, in der viele Sinti und Roma den Tod fanden, forderte sehr viele Opfer. Fern der Heimat befanden sie sich jedoch wieder zwischen den Fronten kriegerischer Auseinandersetzungen anderer Völker.

Erst im Kontext der in dieser Zeit entstandenen historischen Quellen, besonders jener, die Gebiete des Iran, Afghanistans und Indiens beschreiben, wird es möglich sein, die Koordinaten des Exodus zu bestimmen. Weil diese Quellen bisher nur unzureichend berücksichtigt wurden, haben Forscher die Odyssee der Roma und Sinti zumeist auf der Grundlage linguistischer Arbeiten bzw. auf der Basis von Lehnwörtern aus der Roma-Sprache nachvollzogen. Sie orientierten sich dabei an Beispielen, die aus dem persischen, Armenischen, Türkischen und Griechischen stammen. Im 14. Jahrhundert beginnt die fünfte, die europäische Periode der Geshcihte der Roma, Sinti und anderer Romani-Gemeinschaften. Diese Periode stellt für die Forschung den Übergang von der Arbeit mitdem Mythos zur Arbeit mit schriftlichen Quellen dar.

Es existieren zwei verschiedene Informationsquellen über die indische Vergangenheit: zum einen die historischen, unter anderem jene aus den Veden. Dazu gehören die in der „Rig-Veda“ gesammelten Hymnen. Zum anderen gibt es die traditionellen Quellen, bestehend aus den Erzählungen der Puranas, die später verfasst wurden als die Veden (ca. 500v.ch.-500) Zu den Puranas gehören die beiden Heldengedichte „Ramnayana“ und „Mahabharata“, die sich mit Ereignissen zwischen 1000 und 700 v.Chr. beshäftigen. Das „Mahabharata“ ist ein Werk von ungewöhnlucem Umfang. Mit seinen weit über 80.000 Doppelversen übertrifft es die beiden homerischen Epen „Ilias“ und „odyssee“ um ein Vielfaches. Die Haupthandlung kreist über die Schlacht in Krurkshetra zwischen den Kuravas und den Pandavas wegen bestimmter Landrechte und spielt sich in der fruchtbareb und strategisch bedeutsamen Region nördlich von Dehli ab.

Bis zum 7. Jahrhundert beherrschten nun die Kaiser der Gupta-Dynastie das Land. Danach folgte eine zeitgeshcihtliche Epoche, die von der Besetzung durch die Araber geprägt wurde. Deren Heere gelangten im 7. und zu Beginn des 8. Jahrhunderts in den Iran, nach dem Irak und drangen bis nach Zentralasien vor. Als sie 712 den Sindth vollständig okkupiert hatten, stoppten sie ihren Vormasch.

Mahmud Ghazni, der in Charassan (Afghanistan) die Macht übernahm, überfiel Indien zwischen 1001 und 1027 insgesamt siebzehnmal. Auf diese Weise gelang es ihm, Pandjab und Sindt an seinen Machtbereich anzugliedern, lediglich Kaschmir konnte er nicht erobern. Erst nach seiner Niederlage in den gebieten von Radjputan kehrte Ghazni nicht mehr zurück. Der arabische Gelehrte al-Biruni (ca. 1030), der sich auf Befehl Mahmuds zehn Jahre in Indien aufhielt, schrieb in seinem Werk „Tahqig-i-Hind“: „Die Hindus wurden wie Atomstaub in alle Richtungen zerstreut und wie eine Geschichte aus alten Zeiten sind sie im Volke wach. Ihre verstreuten Überbleibsel tragen freilich dazu bei, tiefen Haß gegenüber den Moslems zu schüren.“

Der nächste Eroberer Nordindiens wae in den Jahren 1191 und 1192 Mahmud von Ghor. Als einer der bedeutendsten muslimischen Eroberer begann Maḥmūd, nach der Verständigung mit den Karachaniden, ab 1001 mit Feldzügen auf dem indischen Subkontinent und drang bis Gujarat, Kannauj und Zentralindien vor. Auch wenn er keine Eroberung Indiens über das Indusgebiet und den Punjab hinaus anstrebte, schwächte er durch seine, in der Regel erfolgreichen Raubzüge, die hinduistischen Staaten erheblich und bereitete so die spätere Eroberung Indiens durch die Ghuriden vor. Durch seine Eroberung des Punjab hatte Maḥmūd ein weitreichendes Territorium in Indien für den Islam geschaffen und legte damit den Grundstein für die Aufteilung dieser Region nach Religionen. Die Gründung des unabhängigen Staates Pakistan im Jahre 1947 geht auf diese religiöse Aufteilung der Region durch Maḥmūd zurück.

Maḥmūd, der wie sein Vater ein überzeugter Sunnit war, ersetzte die Bindungen seines Vaters zu den Samaniden durch die Loyalität gegenüber dem abbasidischen Kalifen al-Qādir bi-'llāh. Diese Loyalität blieb allerdings nur nominell, da zu dieser Zeit Bagdad, die Hauptstadt der Abbasiden, keine Einflüsse auf den weit entfernten Osten ausüben konnte und die sunnitischen Abbasiden selbst wiederum von den schiitischen Buyiden dominiert wurden. Die iranischen Buyiden hatten mittlerweile den Höhepunkt ihrer Macht hinter sich und wurden mehrere Male von Maḥmūd attackiert, womit Maḥmūd auch gleichzeitig seinem Kalifen diente. Zur Zeit seiner 17 Kampagnen im Punjab gelang es Maḥmūd, die Buyiden um eine bedeutende Strecke zurückzudrängen und Choresmien unter seinen Einflussbereich zu bringen.

Maḥmūd starb am 30. April 1030 und hinterließ ein Reich, das den Punjab, Teile von Sindh einschließlich einer Reihe von hinduistischen Staaten im Tal des Ganges, die Maḥmūds Oberherrschaft anerkannt hatten, das heutige Afghanistan einschließlich Ghazna, nördliche Gebiete des heutigen Belutschistan, Gharjistan und Ghor, wo einheimische Machthaber Maḥmūds Oberherrschaft anerkannt hatten, Sistan, Chorāsān, Gebiete des heutigen Iran, Tocharistan und einige Grenzregionen am Oxus beinhaltete.

 Einen weitaus größeren Schaden als er richteten in Zentralasien die Horden Dschingis-Khans (ca. 1155-1227), die nach ihren Feldzügen nur einen Haufen Ruinen hinterließen. Schließlich gelangte auch ein Nachfahre Dschingis-Khans, Timur-Lenk, nach Indien. Nach seinem Tod herrschte sein Nachfahre Baber in Zentralasien, Begründer der Mogul-Dynastie in Indien.

Die nach den Auswanderungswellen in Indien verbliebenen Sinti und Roma, deren Nachfahren noch heute in verschiedenen Gebieten Indiens anzutreffen sind, zerstreuten sich nach Norden und Süden. Die Angehörigen des Stammes der Bhamti leben in unbekannter Anzahl vorwiegend in Mumbai und Umgebung. Die Mehrheit spricht Vadari, einen Dialekt der Teluga-Sprache, die zum Dravidischen gehört. Ein anderer Stamm, die Beldari leben in den verschiedenen Gebieten Indiens und bedienen sich demzufolge auch verschiedene Dialekte.

Romani ist eine indoarische Sprache und somit der direkte Nachfolger eines altindoarischen Dialekts, der eng verwandt, wenn auch nicht unbedingt hundertprozentig identisch, mit der volkssprachlichen Grundlage des Sanskrit gewesen sein muss. Die Sprache weist Gemeinsamkeiten sowohl mit zentralindischen wie auch mit nordwestindischen Sprachen auf. Der sprachliche Befund legt nahe, dass Romani zunächst an einer frühen Entwicklung der zentralindischen Sprachen teilhatte und sich dann über einen längeren Zeitraum der Entwicklung der nordwestindischen Sprachen wie Sindhi anschloss. Man nimmt deshalb an, dass die Sprecher des Romani aus Zentralindien kamen und ihre Siedlungsgebiete seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. nach Nordwestindien verlegten. Über den Zeitpunkt der weiteren Migration nach Westen besteht keine Einigkeit, man kann ihn jedoch zwischen dem 5. und 10. Jahrhundert ansetzen und muss innerhalb dieser Zeit wahrscheinlich auch von mehreren Migrationsbewegungen ausgehen.

Romani hat sich somit seit mehr als 800 Jahren unabhängig von anderen indischen Sprachen entwickelt, davon seit mindestens 700 Jahren in Europa. Es unterlag in der Anfangszeit in Wortschatz und auch Syntax besonders dem Einfluss der Balkansprachen, und zwar hauptsächlich des Mittelgriechischen der byzantinischen Periode, das sich auf alle Untergruppen des Romani ausgewirkt hat.

Ältere Klassifizierungen nahmen an, dass Romani sich noch vor der Ankunft in Europa in drei Hauptvarianten geteilt habe: in das im 13. Jahrhundert nach Europa gekommene Romani, das Domari im Nahen Osten und Nordafrika sowie das Lomavren in Armenien. Heute nimmt man demgegenüber an, dass Romani und Lomavren lediglich entfernt miteinander verwandt sind, und dass Domari eine selbständige Sprache ist, die schon im 7. Jahrhundert aus Indien nach Westasien gelangte.




[1] Krantz, A.: Saxonia, Köln 1520, S. 26

[2] Opfermann U.P., „Seye kein Ziegeuner, sondern kayserlicher Cornet, Berlin 2007, S. 182f

[3] Zitiert aus Jorga, N.: Geschichte des Osmanischen Reiches, 2. Band, Darmstadt 1990, S. 400ff

[4] www.lpb-bw.de/publikationen/sinti.10.htm

[5] Ruch, M.: Zur Wissenschaftsgeschichte in der deutschsprachigen „Zigeunerforschung“ von den Anfängen bis 1900, Freiburg 1986, S. 43f

[6] Zimmer, H.: Philosophie und Religion Indiens, 2. Auflage Frankfurt/M.1973, S. 21

[7] Ebd., S. 22

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