Aufruf an die Öffentlichkeit

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Aufruf an die Öffentlichkeit

 

 

An die Internationale Öffentlichkeit,

Liebe Freundinnen und Freunde, Sg. Damen und Herren,

 

Ich bitte Euch/Sie dringend, diesen Warnruf zu hören und im Rahmen Eurer/Ihrer Möglichkeiten sofort zu handeln.

 

In der Türkei wurden innerhalb der letzten 2 Jahre Dutzende politische Gefangene in   sogenannte Brunnengefängnisse vom Typ S und Y bzw. Hochsicherheitsgefängnisse zwangsverlegt. Dort werden die Gefangenen willkürlich und auf widerrechtliche Weise einer systematischen Isolationspraxis, die nach Internationalen Rechtsnormen als Folter eingestuft wird unterwoirfen.

23 Stunden am Tag alleine in einer kleinen, unhygienischen Zelle, ohne ausreichend Luft und Sonnenlicht.

Dieses Haftregime ist nicht etwa eine vorübergehende Disziplinarmaßnahme, sondern eine Form der maximalen Bestrafung über einen langen Zeitraum- mit dem Ziel, physischer und psychologischer Zermürbung des Individuums (politisch feindlich Gesinnten).

 

Gegen diese massive, systematische Folterpraxis haben sich politische Gefangene entschlossen, in einen unbefristeten Hungerstreik zu treten, 2 von ihnen sogar in ein Todesfasten.

Ihr habt bzw. Sie haben vielleicht schon darüber gehört, obwohl es erschütternd ist,  dass in den internationalen Medien nicht darüber berichtet wird.

 

In der Türkei haben Menschenrechtsorganisationen, Abgeordnete und Anwaltsverbände bereits klare Worte gesprochen und diese Haftmethode als Todeszellen verurteilt. Es wurden und werden hierzu immer wieder Pressekonferenzen, kleinere Proteste, meist mit repressiven Folgen für die Beteiligten abgehalten und kritische Zeitungsartikel uber den verheerenden Zustand der Gefangenen veröffentlicht.

 

Mit ihrer Forderung an die türkische Justiz, umgehend in normale Gefängnisse zurück verlegt zu werden und dieser Isolationsfolter ein Ende zu setzen, sind die Gefangenen also nicht allein.

Jedoch ist das angesichts des Drucks und der Repression, die der gesamten politischen Opposition in der Türkei gegenwärtig widerfährt, nicht ausreichend.

 

Es braucht viel mehr internationalen Druck und Öffentlichkeit, um dieses Verbrechen in den Gefängnissen, das die türkische Regierung als Normalität einführen will, zu stoppen..

 

In diesem Moment sind  3 der aktuell im unbefristeten Hungerstreik/Todesfasten befindlichen 12 Gefangenen in einem ganz kritischen Zustand,  2 von ihnen sind in akuter Lebensgefahr...

 

!!!ACHTUNG!!!

FIKRET AKAR IST (mit dem heutigen 20. Oktober) SEIT 205 TAGEN IM UNBEFRISTETEN HUNGERSTREIK

Er befindet sich im Karatepe Hochsicherheitsgefängnis in Çorlu.

Er ist fast bis zum Skelettt abgemagert,  hat extreme Schmerzen, sein Körper kann kaum noch Zucker aufnehmen, was seine einzige Energiequelle ist, seine Kräfte sind fast am Ende.

Es muss umgehend reagiert werden und seine Forderung, aus diesem "Gefängnis" wegverlegt zu werden muss sofort akzeptiert und vollzogen werden, damit er überlebt!

Hierzu ist es von großer Bedeutung,  wenn ihr/Sie das Gefängnis und das Justizministerium der Türkei anschreiben und für diese Forderung eintreten würdet.

Es kann sein Leben retten!

Justizministerium der Türkei, Hr. Yilmaz Tunç

info@adalet.gov.tr

 

Karatepe Hochsicherheitsgefängnis

karatepe.ygkcik@adalet.gov.tr

 

!!!ACHTUNG !!!

SERKAN ONUR YILMAZ  IST (mit dem heutigen 20. Oktober) SEIT 344 TAGEN IM TODESFASTEN.

Er befindet sich nicht mehr in einem Hochsicherheits (Isolations-) gefängnis, weil er seine Verlegung aus dem Antalya Hochsicherheitsgefängnis durchsetzen konnte.. Er befindet sich derzeit im Bolu F- Typ Gefängnis. Und er setzt das Todesfasten fort, damit auch seine ehemaligen 8 Mitgefangenen aus diesem furchtbaren Haftsystem befreit und in ein anderes Gefängnis verlegt werden.

 

Serkan Onur Yilmaz hat keine Kraft mehr aufzustehen, er leidet schon seit längerem an Atembeschwerden, massiven  Muskelkrämpfen und Schmerzen, kann daher kaum schlafen.

Wie lange kann er das noch durchhalten?

 

Auch in seinem Fall ist es ganz dringend notwendig, die türkische Justizbehörde anzuschreiben, und in die Pflicht zu nehmen.

 

Justizministerium der Türkei,  Hr. Minister Yılmaz Tunç

info@adalet.gov.tr

 

Gefangene mit dieser ungesetzlichen, willkürlichen Maßnahme zu bestrafen und dann qualvoll sterben zu lassen, weil sie (und jeder andere Mensch) diese Isolation auf Dauer nicht ertragen können und daher im Hungerstreik nach ihrem Recht suchen, kann und darf nicht zugelassen werden.

 

Wir bitten euch/Sie alle,

für das Leben dieser  Gefangenen JETZT einzutreten und im weiteren Sinne für alle anderen, die ihnen folgen werden und denen dasselbe Schicksal droht, weil sie für ein menschenwürdiges Leben und die Achtung der Menschenrechte in ihrem Land eintreten.

 

Es gibt außerdem eine Petition, die auf viele weitere Unterschriften wartet:

 

https://www.change.org/p/stop-torture-in-turkey-s-s-r-y-type-isolation-p...

 

Danke für jede Stimme!

 

Bitte lasst uns wissen, dass ihr sie unterstützt!

Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Ergänzungen

Politische Gefangene: »Das bedeutet systematische Folter«

In der Türkei befinden sich mehrere politische Gefangene seit längerer Zeit im Hungerstreik. Ein Gespräch mit Sükriye Akar

Sükriye Akar ist die Ehefrau des hungerstreikenden Gefangenen Fikret Akar

 

Seit zwei Jahren befinden sich politische Gefangene in der Türkei im Hungerstreik. Wie viele sind es genau und wie ist ihre gesundheitliche Situation?

 

Seit zwei Jahren werden immer wieder unbefristete Hungerstreiks durchgeführt. Aktuell scheint es die Regierung darauf anzulegen. Die Forderungen der Gefangenen werden bis zur Grenze des Todes ignoriert. Das Signal an die Gefangenen ist klar: Wenn ihr euch schon nicht beugt, den Kampf fortsetzt und Widerstand gegen diese Isolationsfolter leistet, dann müsst ihr in Kauf nehmen, bleibende Gesundheitsschäden davonzutragen. Das ist ein deutliches Zeichen an die Gefangenen, aber genauso an die Öffentlichkeit. Aber die Gefangenen lassen sich nicht beeindrucken. Auch mein Mann befindet sich im unbefristeten Hungerstreik. Dieser Montag ist der 205. Tag seines Hungerstreiks. Momentan befinden sich 15 Gefangene im unbefristeten Hungerstreik. Drei sind im kritischen Zustand. Wenn ihre Forderungen nicht so schnell wie möglich umgesetzt werden, könnte der Tod dieser Widerstand leistenden Gefangenen eintreten.

 

Was sind die konkreten Forderungen?

 

Pauschal fordern sie die Schließung der SRY-Typ-Gefängnisse, die von den Gefangenen »Grubentypgefängnis« genannt werden. Aber die Gefangenen beenden schon den Hungerstreik, wenn sie in ein F-Typ-Gefängnis, also ein »Nichtgrubentypgefängnis«, verlegt werden. Der Hof befindet sich an der Zelle. Und deren Türe bleibt bis zum Sonnenuntergang offen. Es gibt Besuchserlaubnisse auch für Menschen, mit denen sie nicht ersten Grades verwandt sind. Und sie dürfen im Idealfall über eine unbeschränkte Anzahl von Büchern und Zeitungen verfügen. Die »Grubentypgefängnisse« bedeuten dagegen systematische Folter. Kurz formuliert: Keine Sonne, keine Luft, kein Mensch. Sie sind 23 Stunden ganz allein in der Zelle, ohne einen einzigen Menschen zu sehen. Nicht mal den Wärter, mit dem kommuniziert man über eine Gegensprechanlage. Es gibt nur eine Stunde Hofgang, wobei man dem Wetter ausgesetzt ist. Das Recht auf Hofgang wird dann zur Strafe. In der Zelle findet keine Luftzirkulation statt. Es kommt keine Sonne rein.

 

Unbefristete Hungerstreiks und das sogenannte Todesfasten sind eine sehr drastische Aktionsform. Inwieweit halten Sie diese für sinnvoll und erfolgversprechend?

 

Ja, es ist in der Tat sehr drastisch. Es ist eine Art, Widerstand zu leisten, wenn alle anderen Kampfformen nichts gebracht haben. Die Gefangenen möchten ihre Gesundheit ja auch nicht unbedingt gefährden. Wer möchte schon ein Leben lang mit den Langzeitfolgen des Hungerstreiks leben? Aber was sollen die Gefangenen in dieser Situation schon anderes machen? Und sie werden auch dazu gezwungen, so eine drastische Aktionsform durchzuführen, weil die Solidarität draußen nicht stark genug beziehungsweise ausreichend ist. Darum ist es sinnvoll. Aktuell wurden in den »Grubentypen« 15 Hungerstreiks durchgeführt, die mit erfolgreichen Verlegungen beendet wurden. Die Frage sollte eher lauten: Was können wir draußen tun, damit die Gefangenen so eine drastische Aktionsform nicht einsetzen müssen?

 

Laut offiziellen Verlautbarungen findet seit mehreren Monaten ein Friedensprozess in der Türkei statt. Welche Rolle spielt die Situation der politischen Gefangenen in diesem Kontext?

 

Es war mal die Rede vom »Recht auf Hoffnung«. Was ein verbrieftes Recht der Gefangenen ist. Dies ist in den Menschenrechtskonventionen der Vereinten Nationen, Europäischen Menschenrechtskonventionen und weiteren verankert. Das heißt, »jeder hat das Recht eines Tages seine Freiheit zu erlangen«. Denn in der Türkei bedeutet eine lebenslange Haftstrafe wirklich ein Leben lang. Dieses Recht auf Hoffnung wäre auf Abdullah Öcalan beschränkt gewesen. Aber ich hätte es begrüßt, wenn dieses Recht auf Hoffnung schon mal bei ihm umgesetzt worden wäre.

 

Welche Aktivitäten gibt es in Deutschland?

 

Hier geht es vor allem um drei Dinge. Erstens die Öffentlichkeit zu informieren mit Artikeln, Interviews und Informationsveranstaltungen. Zweitens muss Druck auf das Justizministerium der Türkei ausgeübt werden. Man kann ihnen Mails schicken und Informationen über soziale Medien verbreiten. Außerdem kann man sich an den Aktionstagen für die Gefangenen beteiligen. Drittens ist es sehr wichtig, den hungerstreikenden Gefangenen Post zu schicken.

 

jw 21.10. Interview: Henning von Stoltzenberg

 

Politische Gefangene: »Das bedeutet systematische Folter«

In der Türkei befinden sich mehrere politische Gefangene seit längerer Zeit im Hungerstreik. Ein Gespräch mit Sükriye Akar

Sükriye Akar ist die Ehefrau des hungerstreikenden Gefangenen Fikret Akar

 

Seit zwei Jahren befinden sich politische Gefangene in der Türkei im Hungerstreik. Wie viele sind es genau und wie ist ihre gesundheitliche Situation?

 

Seit zwei Jahren werden immer wieder unbefristete Hungerstreiks durchgeführt. Aktuell scheint es die Regierung darauf anzulegen. Die Forderungen der Gefangenen werden bis zur Grenze des Todes ignoriert. Das Signal an die Gefangenen ist klar: Wenn ihr euch schon nicht beugt, den Kampf fortsetzt und Widerstand gegen diese Isolationsfolter leistet, dann müsst ihr in Kauf nehmen, bleibende Gesundheitsschäden davonzutragen. Das ist ein deutliches Zeichen an die Gefangenen, aber genauso an die Öffentlichkeit. Aber die Gefangenen lassen sich nicht beeindrucken. Auch mein Mann befindet sich im unbefristeten Hungerstreik. Dieser Montag ist der 205. Tag seines Hungerstreiks. Momentan befinden sich 15 Gefangene im unbefristeten Hungerstreik. Drei sind im kritischen Zustand. Wenn ihre Forderungen nicht so schnell wie möglich umgesetzt werden, könnte der Tod dieser Widerstand leistenden Gefangenen eintreten.

 

Was sind die konkreten Forderungen?

 

Pauschal fordern sie die Schließung der SRY-Typ-Gefängnisse, die von den Gefangenen »Grubentypgefängnis« genannt werden. Aber die Gefangenen beenden schon den Hungerstreik, wenn sie in ein F-Typ-Gefängnis, also ein »Nichtgrubentypgefängnis«, verlegt werden. Der Hof befindet sich an der Zelle. Und deren Türe bleibt bis zum Sonnenuntergang offen. Es gibt Besuchserlaubnisse auch für Menschen, mit denen sie nicht ersten Grades verwandt sind. Und sie dürfen im Idealfall über eine unbeschränkte Anzahl von Büchern und Zeitungen verfügen. Die »Grubentypgefängnisse« bedeuten dagegen systematische Folter. Kurz formuliert: Keine Sonne, keine Luft, kein Mensch. Sie sind 23 Stunden ganz allein in der Zelle, ohne einen einzigen Menschen zu sehen. Nicht mal den Wärter, mit dem kommuniziert man über eine Gegensprechanlage. Es gibt nur eine Stunde Hofgang, wobei man dem Wetter ausgesetzt ist. Das Recht auf Hofgang wird dann zur Strafe. In der Zelle findet keine Luftzirkulation statt. Es kommt keine Sonne rein.

 

Unbefristete Hungerstreiks und das sogenannte Todesfasten sind eine sehr drastische Aktionsform. Inwieweit halten Sie diese für sinnvoll und erfolgversprechend?

 

Ja, es ist in der Tat sehr drastisch. Es ist eine Art, Widerstand zu leisten, wenn alle anderen Kampfformen nichts gebracht haben. Die Gefangenen möchten ihre Gesundheit ja auch nicht unbedingt gefährden. Wer möchte schon ein Leben lang mit den Langzeitfolgen des Hungerstreiks leben? Aber was sollen die Gefangenen in dieser Situation schon anderes machen? Und sie werden auch dazu gezwungen, so eine drastische Aktionsform durchzuführen, weil die Solidarität draußen nicht stark genug beziehungsweise ausreichend ist. Darum ist es sinnvoll. Aktuell wurden in den »Grubentypen« 15 Hungerstreiks durchgeführt, die mit erfolgreichen Verlegungen beendet wurden. Die Frage sollte eher lauten: Was können wir draußen tun, damit die Gefangenen so eine drastische Aktionsform nicht einsetzen müssen?

 

Laut offiziellen Verlautbarungen findet seit mehreren Monaten ein Friedensprozess in der Türkei statt. Welche Rolle spielt die Situation der politischen Gefangenen in diesem Kontext?

 

Es war mal die Rede vom »Recht auf Hoffnung«. Was ein verbrieftes Recht der Gefangenen ist. Dies ist in den Menschenrechtskonventionen der Vereinten Nationen, Europäischen Menschenrechtskonventionen und weiteren verankert. Das heißt, »jeder hat das Recht eines Tages seine Freiheit zu erlangen«. Denn in der Türkei bedeutet eine lebenslange Haftstrafe wirklich ein Leben lang. Dieses Recht auf Hoffnung wäre auf Abdullah Öcalan beschränkt gewesen. Aber ich hätte es begrüßt, wenn dieses Recht auf Hoffnung schon mal bei ihm umgesetzt worden wäre.

 

Welche Aktivitäten gibt es in Deutschland?

 

Hier geht es vor allem um drei Dinge. Erstens die Öffentlichkeit zu informieren mit Artikeln, Interviews und Informationsveranstaltungen. Zweitens muss Druck auf das Justizministerium der Türkei ausgeübt werden. Man kann ihnen Mails schicken und Informationen über soziale Medien verbreiten. Außerdem kann man sich an den Aktionstagen für die Gefangenen beteiligen. Drittens ist es sehr wichtig, den hungerstreikenden Gefangenen Post zu schicken.

 

jw 21.10. Interview: Henning von Stoltzenberg