Selbstverwaltetes linkes Zentrum Leoncavallo in Mailand von Meloni-Regierung nach 31 Jahren Besetzung geräumt!

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Das Leoncavallo ist eins der bekanntesten Sozialen Zentren Italiens, bereits seit 1975 besetzt. Seit 1994 wird es in der Via Watteau betrieben von der „Associazione mamme antifasciste del Leoncavallo“. Heute morgen, am 21.8.25 wurde es in einer Blitzaktion auf Initiative des Innenministeriums geräumt.  Meloni begründete die Räumung damit, dass es keine "rechtsfreien Räume" geben dürfe. Zuvor hatte ein Gericht entschieden, dass die Regierung in Rom den Eigentümern etwa drei Millionen Euro Schadenersatz zahlen müsse... Das Gebäude gehört einer Unternehmerfamilie, die es seit vielen Jahren zurückhaben will. Die Stadt Mailand wurde von der Räumung nach eigenen Angaben nicht vorab informiert.

Eine deutschsprachige Quelle:

 https://www.derstandard.at/story/3000000284476/italiens-innenministerium-laesst-linkes-jugendzentrum-in-mailand-raeumen

 

Ein bisschen Historie...

Das Leoncavallo SPA – Spazio Pubblico Autogestito (Selbstverwalteter öffentlicher Raum) – ist eines der bekanntesten besetzten Sozialen Zentren Italiens. Es wurde 1975 in Mailand gegründet und betreibt alle politischen und kulturellen Aktivitäten in vollständiger Selbstverwaltung. Seine lange Geschichte ist eng mit der der außerparlamentarischen, auch militanten Bewegungen verbunden und lebte inzwischen dank mehrere Generationen, die im Laufe der Zeit aufeinander folgen.

Die erste Besetzung 1975

Die Geschichte des Leoncavallo beginnt am 18. Oktober 1975, als ein 3600 Quadratmeter großes brachliegendes Gelände in der Via Leoncavallo 22 in Mailand von einer Gruppe außerparlamentarischer Aktivist*innen besetzt wird, die aus verschiedenen Bereichen der revolutionären Bewegung stammen, die die 1968er in Italien geprägt hat.

Die Besetzung zeichnete sich sofort durch Themen aus, die die gesamte Gesellschaft betrafen: Die Gründung einer Kindertagesstätte, eines Kindergartens, einer Nachmittagsbetreuung, einer Volksküche, einer gynäkologischen Beratungsstelle und Kulturprojekte waren die unmittelbaren Ziele, die sich das neu gegründete Besetzungskomitee gesetzt hatte. Nach der Besetzung wurden gleich Flugblätter vom Besetzungskomitee im Stadtteil verteilt.

Die Aktivitäten, die in den ersten Jahren ins Leben gerufen werden, ermöglichen es dem Leoncavallo, sich in der Gegend zu etablieren: Es entstehen „Radio Specchio Rosso”, die „Casa delle Donne” und die „Scuola Popolare”. Die Forderungen und Ansprüche, die dabei zum Ausdruck kommen, umfassen immer mehr „das Leben in seiner Gesamtheit”.

Auch für viele linke Bands war das Leoncavallo ein bedeutender Ort, ebenso für die antifaschistische Bewegung.

Mehr zur Geschichte auf der Homepage des Leoncavallo

https://www.leoncavallo.org/leoncavallo-storia

Das Leoncavallo hatte bereits mehrere Räumungen erlebt und wieder neu gestartet. Über die Räumung im Jahr 1989 gibt es eine beeindruckende Doku, zu finden auf youtube – auch wenn mensch kein italienisch versteht, strahlt es viel von der dortigen kämpferischen Atmosphäre aus:

https://www.youtube.com/watch?v=RA4Yuuhkbuc&list=PLBz8GRW2ScVu6YfRZkYQQJJpN8cIYyWAY

Historischen Hintergrund und Fotos auch auf der italienischen Wikipedia-Seite:

https://it.wikipedia.org/wiki/Leoncavallo_(centro_sociale)

 

 

 

Ein wichtiger Ort für die linke, antagonistische Bewegung – Geschichte von unten bewahren und weitergeben – la lotta continua, bestimmt auch für das Leoncavallo!!!

 

 

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