„Gegen jedes Militär“?! - Antimilitarismus muss anschlussfähig werden

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Mal abgesehen von einigen autoritären kommunistischen Gruppen, die eine Übernahme des Staats und ihrer Institutionen anstreben (wtf?), lässt sich eine antimilitaristische Positionierung durch verschiedenste linke Strömungen hinweg feststellen. Es geht um die Positionierung „gegen jedes Militär“ zu sein. Was ist an dieser Positionierung zu kritisieren?

 

Zunächst: Kriege und bewaffnete Konflikte nehmen global immer weiter zu. Der allmählich einsetzende Kollaps des Systems (Verwobenheit von: Kapitalismus, Patriarchat, Kolonialismus, etwaige Diskriminierungsformen und anderen Herrschaftslogiken) hat den globalen autoritären Trend als Abwehrreflex zur Folge. Entsprechend steigen auch die Bedrohungsszenarien durch Kriege und dergleichen. So ist unter anderem die Bedrohung Europas durch Russland unter Putins Herrschaft nicht von der Hand zu weisen. Gleichzeitig ist Krieg ein effizientes Mittel um die Bevölkerung eines Landes zu einen bzw. auf Linie zu bringen. So treten alle anderen Probleme wie bspw. der Klimakollaps in den Hintergrund. Lösbar sind diese Probleme in dem System schließlich nicht, da dieses für die Probleme ja selbst verantwortlich ist. Kriege lassen dieses unlösbare Dilemma exzellent verdrängen.

 

Aber zurück zur Ausgangsfrage. Die Angst vor kriegerischen Angriffen – sei es durch Russland oder andere Akteure – ist leider weder unbegründet noch eine Randerscheinung. Die Propaganda zur deutschen Kriegsvorbereitungen tun ihr übriges.

Sich jetzt in so einer Ausgangslage hinzustellen und sich kategorisch gegen Militär auszusprechen ist moralisch ganz nice, aber purer Hohn gegenüber der berechtigten Ängsten unzähliger Menschen… „Wir“ Linke haben zweifelsohne nicht die nötigen Mittel um den Militarismus, seine Folgen und/oder Ursachen im Alleingang zu stoppen. Es braucht gesellschaftliche Veränderung und dazu braucht es Anschlussfähigkeit. Lasst uns bitte die Sorgen unserer Mitmenschen ernst nehmen. Gegen jedes Militär zu sein, zeugt nicht gerade von Sachverstand und schafft somit kein Vertrauen. Es ist schlichtweg plumpe, populistische Polemik.

 

Wie können wir die Ängste der Menschen ernst nehmen ohne Antimilitarismus aufzuweichen?

Zu aller erst ist es sinnvoll zu signalisieren, dass „wir“ Linke erkannt haben, dass eine Kriegsgefahr besteht und wir dementsprechend die Ängste auch verstehen können. Dann ist es sinnvoll sich auch mal etwas mit dem Thema Militär & Krieg näher auseinander zu setzen. Unter anderem Alexander Lurz (Greenpeace) geht da mit gutem Beispiel voran. Eine Studie, die er mitverfasst hat, kommt zu dem Schluss, dass die NATO Russland bereits militärisch überlegen ist. Das soll keineswegs die NATO beschönigen, aber mit solchen Punkten kann den Ängsten begegnet werden. Wenn wir es nicht schaffen, die Ängste abzubauen, hat unser Antimilitarismus keine Chance.

Nehmt diesen Text gerne als Diskussionsanstoß mit in eure Gruppen & Kontexte.

 

Nie wieder Krieg! Nie wieder Deutschland!

 

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