[LE] Re:organisiert die Antifaschistische Aktion!

Event Datum: 
Sonntag, Mai 25, 2025 - 16:00
Stadt/Region: 
Anlässlich der Saalschlacht von Potsdam am 25. Mai 1932 kam es zur Ausrufung der Antifaschistischen Aktion. Auslöser war ein faschistischer Angriff auf sozialdemokratische und kommunistische Abgeordnete des Preußischen Landtags. Kundgebung: 25.05.2025 • 16:00 Uhr • Felsenkeller (Leipzig/West)

Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum neuen Reichskanzler ernannt wurde und die NSDAP die Regierungsmacht im Deutschen Reich übernahm, änderte sich alles. Eine Angriffswelle auf Gewerkschafter:innen, Kommunist:innen und Sozialdemokrat:innen ging durch das Land und zerschlug die gesellschaftlichen Kräfte, die noch in der Lage gewesen wären, ihnen Einhalt zu gebieten. Das sogenannte „Dritte Reich” war aus der Taufe gehoben.
Allerdings hatte es davor Widerstand gegeben. Verschiedene linke Kampfbünde existierten an vielen Orten, und an nicht wenigen Orten kam es im Kampf um die Straße zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. In der Basis vieler linker Kampfverbände gab es den Wunsch nach einer Einheitsfront, danach, die Gräben, die zwischen den einzelnen linken politischen Strömungen existierten, zu vernachlässigen und den tatsächlichen Feind, die Totmacher und Mörder des Nationalsozialismus, gemeinsam zu konfrontieren.


Aber es sollte nicht sein. Wenn auch auf den unteren Rängen, in den Stadtvierteln und von Arbeiter:in zu Arbeiter:in der Schulterschluss im Herzen schon getan war, blieben die politischen Führungsebenen verfeindet. Ein gemeinsames Vorgehen wurde dort abgelehnt, weil die von den Nationalsozialisten ausgehende Gefahr falsch eingeschätzt wurde und davon ausgegangen wurde, dass es wichtiger war, sich vom politischen Konkurrenten abzugrenzen, anstatt sich gemeinsam dem Feind zu stellen.
Je mehr Macht der tatsächliche Feind gewann, desto mehr trat der Wunsch nach Abgrenzung nach hinten. Am 25. Mai 1932 trat während einer Rede des Kommunisten Wilhelm Pieck im preußischen Landtag die NSDAP zur Attacke an. Es kam zur Saalschlacht, die für mehrere kommunistische wie sozialdemokratische Abgeordnete mit zerbrochenen Knochen und eingeschlagenen Gesichtern endete. Nach diesem Ereignis wandte sich vor allem die KPD von ihrer These, dass die SPD der Hauptfeind sei, ab und rief zur Gründung der Antifaschistischen Aktion auf. Die Zeit für den gemeinsamen Kampf sollte gekommen sein.

 


Doch das aus der Not heraus gebildete Bündnis blieb schwach und blass. Obwohl viele diesen Zusammenschluss herbeigesehnt und darauf gehofft hatten, die gemeinsame Stärke möge reichen, um die NSDAP zurück- und dann niederzuschlagen, wollte dies nicht gelingen. Es dauerte nicht lange, da erstarkten die alte Ressentiments. Schon in einem Rundschreiben vom 14. Juli wurden in der KPD alle Einheitsfrontverhandlungen mit unteren Organen von ADGB und SPD unter der Parole „keine Spitzenverhandlungen” verboten. Die Schlagzeilen lauteten nun wieder: „Massenkampf gegen Hitlerpartei, Sozialdemokratie und Zentrum”. Denn: „Trotz Anwachsens der Nazis [wäre] die SPD soziale Hauptstütze der Bourgeoisie” und müsse dementsprechend bekämpft werden. Das ausgerufene Bündnis scheiterte, bevor es sich zu einem entwickeln konnte.

Die Idee der Antifaschistischen Aktion aber lebte fort in denen, die den Gedanken an einen gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus nicht aufgeben wollten. Mit dem Wiedererstarken nationalsozialistischer Kräfte in den 1970er und 1980er Jahren kam es in Teilen Deutschlands zu neuen Versuchen, sich den Nazis im Kampf um die Straße und die politische Macht entgegenzustellen. Wenngleich auch hier niemals eine Einheit erwuchs, entwickelte sich aus der neuen Antifaschistischen Aktion eine starke gesellschaftliche Bewegung, deren Ausläufer bis heute erhalten geblieben sind.
Die Bedingungen heute haben sich demgegenüber drastisch verschlechtert. Faschistische Kräfte sind stark wie nie; demgegenüber versinkt die radikale Linke als traditionelle Basis für eine starke antifaschistische Bewegung im Hochhalten bürgerlicher Moral. Der Kampf um die Straße ist weitestgehend aufgegeben und verloren. Widerstand beschränkt sich zunehmend auf Großevents und agiert dabei, als hätte man noch die Mehrheit der Gesellschaft in seinem Rücken, als seien die aufsteigenden Akteure der faschistischen Bewegung noch politische Randfiguren. Ohne zu merken, dass ein Großteil der Gesellschaft sich von der bürgerlichen Moral abwendet, und mit Blick auf den eigenen Vorteil zu jeder moralischen Untat Bereitschaft entwickelt, wird getan, als sei Moral und Skandalisierung noch ein probates Mittel, dem Faschismus Einhalt zu gebieten. Trotz der gesellschaftlichen Bedrohung will man noch Erfolge feiern, oder träumt davon, den Faschisten durch eine proletarische Revolution das Wasser abgraben zu können.

 

Darüber hinaus existiert kaum mehr ein Begriff davon, was Faschismus eigentlich ist. Er wird gleichgesetzt mit der AfD und wahlweise der CDU oder, wenn es gerade passt, auch mit der SPD, ohne dabei die wesentlichen Unterschiede der Akteure zu begreifen, noch zu verstehen, dass diese nicht den Faschismus machen, sondern durch die faschistische Bewegung innerhalb der Gesellschaft gemacht werden. Der Kampf gegen den Faschismus wird damit umso orientierungsloser, je mehr man der Meinung ist, dass irgendwie im Recht zu sein, schon reichen würde, um ihn zu gewinnen. In naiver Verklärung der gesellschaftlichen Verhältnisse und auch der eigenen Bedeutungslosigkeit wird davon ausgegangen, dass das Mobilisieren von Massen, oder effektheischerische Aktionen aller Art geeignet sind, die wachsende faschistische Gefahr wieder einzudämmen. Dem ist aber nicht so.

Es geht uns nicht darum, in das gleiche Horn zu stoßen und mit dem Appell an die Dringlichkeit Massen zu mobilisieren. Die Dringlichkeit zu betonen, wo bereits alle vor ihr zittern und erstarren, ist sinnlos. Es ist dringend, und wir alle wissen das.
Es geht uns auch nicht darum, von der großen Veränderung oder gar von der Revolution zu sprechen, wo diese nicht ist und auch nicht sein kann. Uns durch Schwärmereien blind zu machen, wird uns nicht helfen.
Was wir wollen, ist mit denen, die sich in Angst und Gefahr nicht dumm machen wollen, zusammenkommen. Zusammen wollen wir uns mit dem konfrontieren was ist, und den Fokus verdichten auf den antifaschistischen Kampf. Und selbst wenn für alles die Zeit davonrennt und nichts so hilflos erscheint wie Klein-Klein: Das bedeutet, dass wir uns damit befassen müssen, was der Faschismus ist, wie er sich verbreitet, was ihn hervorbringt. Sonst ist alle Konfrontation ohne Sinn. Unser Wille, sich dem Faschismus entgegenzustellen, ist noch nicht gebrochen. Wenn es Deiner auch nicht ist, dann heißt es am 25.5.2025:

 

Tod dem Faschismus! 

Her zu uns! 

Re:organisiert die Antifaschistische Aktion!

Kommt zahlreich und bringt eure Genoss:innen und Antifa-Fahnen mit!

 

+++ KUNDGEBUNG +++
25.05.2025 • 16:00 Uhr • Felsenkeller

 


 

ALEA • antifaschistisch & autonom

Mai 2025, Leipzig
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