Nazis auf der Kundgebung: "Gemeinsam für Deutschland" am 26.04. in Karlsruhe
Nazis auf der Kundgebung: "Gemeinsam für Deutschland" am 26.04. in Karlsruhe
Unter dem Deckmantel der bundesweiten Veranstaltungsreihe: „Gemeinsam für Deutschland“ versammelten sich am 26.04. zwischen 200 und 250 Personen. Grundsätzlich lassen diesem sich vor allem dem „Querdenkenspektrum“ zuordnen. Vor einigen Wochen galt die Veranstaltungsreihe als Bühne für die organisierte Neonaziszene. So waren dort unter anderem die relativ neue Gruppe Unitas Germanice, der DST, aber auch der Dritte Weg vertreten. Vor allem das Auftreten und die verhältnismäßig hohe Zahl, verlieh der Veranstaltung in Stuttgart einen stark faschistisch geprägten Charakter und es wird von einem der größten Naziaufmärsche im Südwesten Deutschlands der letzten Jahre gesprochen. Viele Nazis erschienen in Karlsruhe letztendlich jedoch nicht. Die organisierten Gruppen wie Unitas Germanica oder der DST, welche sich vorab großspurig angekündigt hatten, waren letztendlich nicht vor Ort, sondern verteilten sich nach Balingen und Aschaffenburg, während die Veranstaltung in Karlsruhe primär wie eine der klassischen Großveranstaltung wirkte, wie es sie während der Corona Pandemie zu Hauf überall gab. Nichtsdestotrotz lockte die Veranstaltung natürlich trotzdem einige Nazikleingruppen an, welche aber eher unorganisiert und planlos wirkten.
Relativ zu Beginn näherten sich zwei klassische Springerstiefelträger (Bild 1 und 2), welche sich von der Innenstadt Marktplatz den Protesten bewegten, um sich dort aus von den Bullen zu ihrer Kundgebung eskortieren zu lassen.. Dort unterhielten sie sich angeregt über mehrere Stunden mit drei weiteren Rechten, beteiligten sich jedoch nicht weiter am restlichen Kundgebungsgeschehen.
Am Rand des Gegenprotests trieben sich vier junge Rechte herum (Bild 3), welche den Gegenprotest beobachteten, jedoch weder aktiv pöbelten, noch sich zu erkennen zu gaben, sondern eher planlos durch die Kundgebung liefen. Die Gruppe war bereits in der Vergangenheit beim verbalen stören von linken Veranstaltungen aufgefallen und konnte daher erkannt werden.
Des weiteren gab es eine Gruppe von drei sehr jungen Rechten (Bild 4,5 und 6), welche sich eine verbale Konfrontation mit Gegendemonstrant:innen vor dem Schloss lieferten. Die Situation endete für die drei Jungspunde, als auch für die Antifaschist:innen in einer mehrstündig anhaltenden Polizeimaßnahme und einem Platzverweis, woraufhin sie auch auf direktem Weg abzogen.
Auf der Schwurblerveranstaltung generell fiel vor allem eine größere Gruppe gemischten Alters auf, welche über mehrere Stunden zusammen stand und sich unterhielt und primär unter sich blieb. Zu einem späteren Zeitpunkt zogen einzelne Faschos zu den Gittern um den Gegenprotest zu provozieren und halb vermummt vereinzelte Naziparolen zu grölen. Nach diversen Streitgesprächen mit Bullerei und Veranstaltern, sowie einer weiteren Polizeimaßnahme zogen die größten Teile der Gruppe vereinzelt auf unterschiedlichen Wegen ab. Der Großteil machte sich auf den Weg Richtung Hauptbahnhof, um dort den Zug Richtung Mannheim zu nehmen.
Die Anmelder:innen und Ordner:innen der Veranstaltung waren generell eher darauf bedacht, dafür zu sorgen, dass die Veranstaltung nach außen einen gemäßigteren Eindruck macht als noch vier Wochen in Stuttgart. So schrieb der Anmelder Andreas in der internen WhatsApp Gruppe vorab mehrfach, dass keinerlei Nazis geduldet seien, und auch keine Partei oder Organisationslogos gezeigt werden dürfen. Mitgebrachte Reichskriegsflaggen mussten also wieder eingepackt (Bild 14), SS Totenkopfpullover (Bild 15) ausgezogen werden. Der Inhalt der Reden blieb jedoch durch und durch rechtskonservativ und rassistisch, halt nur unter der Optik von zahlreichen Deutschlandfahnen und Friedenstauben.
Alle Recherchefotos vom Tag sind hier zu finden: https://www.flickr.com/photos/202703628@N07/
