[Berlin] Knastkundgebung vor JVA-Pankow

Event Datum: 
Freitag, Mai 29, 2015 - 18:00
Stadt/Region: 
Kundgebung am 29. Mai 2015 um 18 Uhr vor der JVA Pankow um den Hungerstreik von Gülaferit Ünsal zu unterstützen und die Forderungen mit Ihr zu erkämpfen.

Gülaferit ist am 6. April in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Sie fordert „Schluss mit der Zensur von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen! Schluss mit dem Komplott, mit der Provokation und dem Mobbing!“
 
Sie protestiert gegen das Verhalten der Knastleitung in Form von Provokationen, Mobbing und einem "faschistischen Komplott". Des weiteren fordert sie das Ende der Medienzensur, durch Briefe, Bücher, Zeitungen und Zeitschiften.
 
Ihre Forderungen in Kurzform aus ihrer Hungerstreikerklärung:
 
1. Aushändigung der Zeitschrift Yürüyüs.*¹
2. Tägliche, zeitgerechte Aushändigung der Zeitungen Hürriyet, Özgür Politika, Junge Welt und TAZ, ohne Entfernung einer einzigen Seite.
3. Erlaubte Buchsendungen dürfen nicht willkürlich und illegalerweise in die Buchhandlungen zurückgeschickt werden.
4. Alle legalen Zeitschriften müssen mir ohne jegliche Antragstellung und Anfrage um Erlaubnis ausgehändigt werden.
5. Alle Bücher, Zeitschriften und Postsendungen müssen zuerst vor meinen Augen geöffnet und dürfen nicht beschlagnahmt werden.
6. Faschistische Komplotte, Provokationen und Mobbing müssen beendet werden
 
[*¹ Am 6.Mai, also nach Beginn ihres Hungerstreiks, wurde die Zeitschrift Yürüyüs in Deutschland verboten, somit erhält sie diese Forderung nicht mehr aufrecht]

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Zum Hintergrund der Gefangenen:
 
Gülaferit Ünsal ist eine politische Gefangene, die zur Zeit im Frauenknast in Pankow einsitzt. Im Mai 2013 wurde sie vor dem Berliner Kammergericht wegen ihrer vermeintlichen Mitgliedschaft in der Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) nach dem Terrorparagraphen 129b StGb zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt, weil sie angeblich Spenden gesammelt und Schulungen organisiert hat. Große Teile der Anklage beruhten dabei auf Informationen türkischer Sicherheitskräfte. Dass beim Zustandekommen solcher Beweise in der Türkei Folter keine Seltenheit ist, war für die Richter nicht relevant. Im Knast ist Gülaferit massiven Einschüchterungen und Schikanen durch die Anstaltsleitung und unsolidarische Mithäftlinge ausgesetzt.
»Im Gefängnis, im Hof, bei der Arbeit, im Auto, während Arztbesuchen und auf den Stationen bin ich mit heftigen Provokationen von anderen Häftlingen angegriffen worden. Obwohl ich mit Wärtern und Sicherheitsleuten gesprochen habe, haben sie sich dazu nicht geäußert und nichts dagegen getan. Man hat eher darauf gewartet und darauf gebaut, dass die Angriffe mehr werden.« schreibt sie in einem offenen Brief. Nachdem sie sich gegen ein Mitgefangene, die sie mit einem Messer bedrohte, verbal zur Wehr setzte, fiel den Schließer*innen nichts besseres ein, als Gülaferit für mehrere Stunden in ihrer Zelle einzuschließen.

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