Linke Amnesie
Mahnwache in Karlsruhe am 7.10.24 für die Opfer des Hamas- Massakers
Das heutige Foto in den ,,BNN- online“ (nicht hochgeladen) dürfte allen lokalpolitisch interessierten Menschen mittlerweile bekannt sein. Die Bebilderung eines Kurzberichtes über eine Mahnwache am gestrigen Jahrestag für die Opfer des Massakers der Hamas am 7.10.23. Wir waren gestern auch teilnehmend vor Ort. Nicht nur hier in Karlsruhe: Die autoritäre, postkoloniale, ,,antifaschistische“ Linke stellte, wie auch in anderen Städten bei demselben Anlass, ihre eigene, moralische Verkommenheit (es muß leider so formuliert werden) dieses Mal wohltuend stumm, demonstrativ zur Schau. Das rote Dreieck auf der mitgeführten und präsentierten palästinensischen Fahne musste auf die gedenkenden Jüdinnen vor Ort mitunter bedrohlich gewirkt haben. Gewöhnen mussten sie sich im Laufe des letzten Jahres allemal daran. Vergangenheitsfixierung, nostalgische Anrufung im Pathos des identitären Klassenkampfdenkens und Reflektionsverweigerung führen im Resultat zu Theorieblindheit und diese wiederum zu politischer Handlungsunfähigkeit, was eine solche Linke, wenn nicht schädlich, dann jedoch überflüssig macht. Viel schlimmer aber ist die spürbare, gänzliche Empathieunfähigkeit dieser alt- neuen Linken, selbst bei diesem Anlass der kollektiven Trauer. Ihr aggressiv- trotziger Hang zur Opferaufrechnung macht sie ebenso taub für den Schmerz der auf dem Karlsruher Marktplatz versammelten Menschen bezüglich des Geschehenen als auch gegenüber dem gestern hier in kritischen, jedoch solidarischen Redebeiträgen beklagten Leid der Palästinenserinnen in und außerhalb von Gaza, verbunden mit einer vagen Hoffnung auf Frieden. Die palästinensische Bevölkerung wird von der linken ,,Antifa“ offenkundig lediglich als ein Opfervolk identifiziert und als subjektlose Manövriermasse des gepflegten Ressentiments gegenüber den hier in Karlsruhe lebenden und in Kollektivschuld imaginierten Jüdinnen und Juden, als auch gegenüber den Menschen in Israel, in Stellung gebracht. Bei der behaupteten und herausposaunten Solidarität mit dem ,,palästinensischen Volk“ handelt es sich lediglich um eine verschobene, nationalchauvinistische Deutschtümelei im internationalistischen Drillich, hat mit dem Gedanken einer antietatistischen Emanzipation jedoch rein gar nichts zu tun, sondern speist sich aus einem uneingestandenen Antisemitismus (wahlweise als Antizionismus), welcher als Vorwurf von diesen ,,Antirassistinnen“ jedoch stets empört zurückgewiesen wird. Eine solche, sich selbst nicht verstehende antiimperialistische Linke ist dazu verdammt, die eigene Geschichte, leider mit all ihren Irrtümern, wiederholen zu müssen. Eine Linke, welche ein selbstkritisches Bewusstsein ihrer eigenen Wurzeln und hinsichtlich ihrer vielfältigen Irrtümer entwickelt hätte, stünde bei aller Kritik am Kapitalismus, staatlicher Repression und insbesondere nationaler Militärpolitiken, dennoch an der Seite des Staates Israel als Garant des Überlebens jüdischer Menschen. Beispiele für unterstützungswürdige Formen einer konstruktiven Kooperation von Palästinenserinnen und Jüdinnen gäbe es durchaus.