[HH] Bericht zur Demo "Grenzenlose Wut" (18.10.19)

 

Wir nehmen mit Freude zur Krenntnis, dass sich am 18.10.19 ca. 500 Menschen unangemeldet zur Demo unter dem Titel „Grenzenlose Wut“ auf St. Pauli die Straße genommen haben. Es lohnt sich (wie ja auch schon passiert: https://de.indymedia.org/node/41834 ) ein paar Worte über diesen Abend zu verlieren, war es doch in den letzten 2 Jahren einer der wenigen Momente in Hamburg, bei dem sich, unkontrolliert von der Staatsmacht, Raum auf der der Straße genommen werden konnte.

 

 

 

Den Anfang markiert ein Aufruf von Donnerstagmittag, in dem auf die Themen Rojava, Halle, die 3 von der Parkbank, die Situation in Exarchia, das neue HH-Bullengesetz und die Ermordung des Antifaschisten Sean Bezug genommen wurde. Die Mobilisierung erfolgte über verschiedene Twitterkanäle, SMS und Tapeten im Stadtteil, ohne sich vorher von den Bullen eine Erlaubnis für die Demo zu erbetteln. Nach dem (pünktlichen) Auftakt mit Feuerwerk am grünen Jäher und ohne nennenswerte Bullenpräsenz, tat sich ein Raum auf, der nur darauf wartete von den Teilnehmenden bespielt zu werden. Es gab Pyro, Rauch und Leute vermummten sich. Trotz der Abwesenheit der Staatsmacht und einer gewissen Bereitschaft der Demoteilnehmer*innen blieb es aus, eine „Out-of-Control- Situation herzustellen, was als kleiner Wermutstropfen bleibt. Der Grund könnte darin liegen, dass sich ein Teil des kollektiven Selbstbewusstsein nach dem G20-Gipfel nicht hat aufrecht halten können, sondern mit Angst und Repression konfrontiert sah. Diese Abende sind ein guter Weg um dieses Selbstbewusstsein wiederzuerlangen.

 

Nach dem Haus des Innensenators, der mit „Andy Grote raus aus St. Pauli!“ gegrüßt wurde, ging es in die Paul-Roosen-Str., in der die Bullen die Demospitze überraschend aus der Hein-Hoyer-Str. kommend mit Pfeffer, Knüppeln und Tritten angriffen und einen Kessel errichteten. Positiv ist, dass sich trotz der bedrohlichen Situation niemand dazu hinreißen ließ, die Demo anzumelden und die Stimmung sich nicht trübte. Weiterhin wurden Parolen gerufen („Alle zusammen gegen den Faschismus“). Ungewohnterweise wurden die Teilnehmer*innen ohne Personalienkontrolle, in Kleingruppen aus dem Kessel entlassen – nicht jedoch ohne beim Verlassen von der Seite abgefilmt zu werden. Kleinere Gruppen zogen, nach dem Verlassen des Kessels, lautstark rufend wieder die Wohlwillstr. hoch Richtung Grüner Jäger und wiederum versuchten die Cops die Situation einzukesseln. Diverse Grüppchen bevorzugten nun jedoch den sportlicheren Weg über Mauern und Hinterhöfe, um sich der Situation zu entziehen. Die vorherrschende Dynamik konnte auch über die nächste Stunde aufrecht erhalten werden und so wurde immer wieder aus verschiedenen Richtungen gerufen, geböllert oder Pyro gezündet. Einige Züge von Beppos streiften durchs Viertel und Zivis drückten sich in Ecken herum.

 

Sehr erfreulich ist es zu hören, dass nach oben Genanntem tatsächlich die Schwelle der Angst im Karoviertel überschritten wurde und dort Symbole des Kapitalismus angegriffen und Barrikaden gebaut wurden

 

Sowohl die Teilnehmer*innen des ersten und zweiten Teils des Abends, sowie die Nachbarschaft und die Leute deren Eigentum zerstört wurde, als auch der ein oder andere Beppo waren vermutlich einigermaßen überrascht, als am nächsten Tag auf wirklich keinem Pressekanal etwas über diesen Abend zu lesen war. Vermutlich können es die Hamburger Polizei und der Innensenat nicht ertragen, dass Dinge passiert sind, die nach G20 nicht sein dürfen. Dementsprechend sind sie dann auch nicht geschehen.

 

Abschließend ist es erfreulich, dass offensichtlich auch Andere diesen Abend als Erfolg werten und darüber berichtet haben ( https://de.indymedia.org/node/41834 ). Wir wollen aber darauf hinweisen, das mit Wörtern wie „wir“ und „sind“ den Verfasser*innen und Anderen eine Rolle zugeschrieben werden könnte, in der sie sich selber nicht befinden oder befunden haben. Eine Demonstration besteht immer aus diversen Teilnehmer*innen und Gruppen. Hier die Unterschrift „Autonome Gruppen“ für alle und auch die Organisator*innen zu verwenden ist nicht ganz zutreffend und auch gefährlich. Mit dieser Bekennung sollte verantwortungsbewusst umgegangen werden.

 

Schön ist es dennoch, dass Leute über Ereignisse schreiben und berichten, sowie für verschiedene Aufgaben verantwortlich fühlen.

 

In diesem Sinne: Freiheit wird erkämpft und nicht angemeldet.

 

Alle zusammen gegen den Faschismus

 

Für die Anarchie

 

 

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