Steve Maia Caniço, ein weiterer Toter nach Bullengewalt in Frankreich

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Seit dem 21. Juni 2019 wurde Steve Maia Caniço, 24 Jahre alt, vermisst. An diesem Abend feierten Hunderttausende in ganz Frankreich die Fête de la Musique . So auch viele junge Leute auf einer Halbinsel bei Nantes, am Ufer der Loire. Bis vier Uhr morgens ging der Rave, vorbildlich bei der Präfektur angemeldet.

 

 

Dann kamen die Bullen. Wie sie immer irgendwann kommen, um die Ordnung wieder her zu stellen. Anmeldung hin oder her. Angeblich habe der DJ zum Schluss noch einen Song gespielt, der sich nicht gerade freundlich über die Bullen äußert. Auf jeden Fall gingen die Bullen sofort zum Angriff über, schossen mit Tränengas um sich, wie sie in Frankreich seit Jahren einfach Alles und Jeden mit Tränengas eindecken. Demonstranten, streikende Eisenbahner, Schüler, Studenten, Fußballfans.

 

In Marseille haben sie im Winter während einer Demo der Gilets Jaunes einer Frau eine Tränengasgranate an den Kopf geschossen. Die Frau war 80 und wollte lediglich die Fenster ihrer Wohnung schließen, damit das Tränengas nicht hineinzieht. Im VIERTEN Stock ihres Wohnhauses. Sie hieß Zineb Redouane und ist nun tot. Es gab offizielle Ermittlungen, es sei ein bedauerlicher Unfall gewesen, für den niemand etwas könne. Mittlerweile ist klar, dass Aussagen und Berichte die Untersuchung betreffend, gefälscht wurden. Jeder kann es in den Zeitungen lesen.

 

In Nantes, in jener Nacht, beließen es die Bullen nicht beim Tränengas. Es gab etwas Gerangel, die eine oder andere Flasche ist in Richtung Bullen geflogen, von organisierter Gegenwehr kann nicht gesprochen werden. Die Menschen waren auf die Situation nicht vorbereitet, hatte die ganze Nacht getanzt, sich vielleicht auch was eingepfiffen, was man halt so macht bei einem Rave. Es war spät in der Nacht und dann wurden auch noch die Bullenhunde auf die Menschen gehetzt. Es brach Panik aus, viele stürzten etliche Meter eine Böschung hinunter in die Loire. Vierzehn Menschen wurden anschließend von der Feuerwehr aus dem Fluss gezogen. Steve Maia Caniço war nicht darunter. Freunde sagen, er könne gar nicht schwimmen.

 

Seit dem 21. Juni findet man überall in Frankreich die immer gleiche Parolen an den Wänden: „Wo ist Steve?“. Als Macron am Nationalfeiertag hoch auf einem Jeep die Militärparade auf den Champs Élysées anführte, riefen die an die abgesperrte Strecke eingesickerten Gilets Jaunes „Wo ist Steve?“. Als am Ende der Militärparade die Absperrgitter von wütenden Demonstranten kurzerhand zu Barrikadenmaterial umgewidmet wurden, wurden die herbei eilenden Bullen mit „Mörder, Mörder“ und „Wo ist Steve?“ Rufen empfangen.

 

Heute nun hat man in der Loire eine Leiche gefunden. Sie sei stark aufgedunsen und man müsse noch eine Obduktion abwarten, um ihre Identität zweifelsfrei belegen zu können. Aber mit größter Sicherheit handele es sich um die sterblichen Überreste von Steve Maia Caniço. Ein junger Mann, der einfach nur etwas Spaß haben und tanzen wollte. Der Staat tötet. Vorsätzlich, fahrlässig, in Kauf nehmend. Es ist niemals anders gewesen.

 

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