Nachschlag zum Brandanschlag auf Tesla

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Nachschlag zum Brandanschlag auf Tesla

Offener Brief an die Bürgerinitiative in Grünheide und das Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“.
An die verschiedenen Organisationen und Aktionsgruppen. An die Besetzer:innen.
An die vom Stromausfall betroffenen privaten Haushalte.

Wir, die „Vulkangruppe Tesla abschalten!“, sprechen nur für uns. Wir sprechen nicht für andere Vulkangruppen. Gleichwohl haben wir uns inhaltlich von den Aktionen anderer Vulkangruppen inspirieren lassen und greifen Formulierungen und Inhalte auf, die uns überzeugt haben. Wir teilen im Großen und Ganzen die Aktionen, die von Vulkangruppen seit 2011 verübt wurden. Soviel zu den vielen Spekulationen, die es zu unserer Gruppe „Vulkangruppe Tesla abschalten!“ gibt.

Wir sprechen auch nicht für die Bürgerinitiative in Grünheide, nicht für das Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“, nicht für andere Organisationen und Aktionsgruppen, die aus unterschiedlichen Beweggründen Tesla kritisieren, protestieren und Widerstand entwickeln. Gemeinsam ist uns die Absicht, Tesla Schranken zu setzen und die geplante Batteriefabrik und andere Konzernlogistik zu verhindern, auch wenn unser Ansatz weit darüber hinaus geht. Für uns ist das kein Problem. Wir sehen keine Veranlassung uns von öffentlichen Gruppen zu distanzieren und respektieren Eure Arbeit.

Wir erkennen den großen Druck, dem sich einige Gruppen vor Ort nach unserem Anschlag mit seinen weitreichenden Folgen nicht haben entziehen können. Wir lesen viele Äußerungen als Verunsicherung und weniger als Distanzierung. Wir verstehen auch die Sorge um den Status des besetzten Geländes im Wald oder die Sorge um die Akzeptanz in der Bevölkerung. Warum sich unter Druck setzen lassen und nicht gelassen auf unverhohlene Aufforderung zur Distanzierung reagieren? Es gibt keinen Grund sich von unserer Aktion zu distanzieren, die Ihr nicht zu verantworten habt. Sich voneinander zu distanzieren ist nicht sehr hilfreich. Es steht allen Menschen frei sich offen oder klammheimlich über unsere Aktion und den Betriebsstopp bei Tesla zu freuen. Wer sich genötigt fühlt, sich zu distanzieren, sollte sich fragen, warum eigentlich? Und wer daran ein Interesse hat?

Nachschlag zum Brandanschlag auf Tesla

Wir glauben auch nicht, dass wir der „Sache“ geschadet haben. Zum einen wird die „Sache“ unterschiedlich gesehen. Zum anderen schlagen wir einen anderen Blickwinkel vor:
Wir haben „Tesla stoppen“ kurzfristig umsetzen können. Der Totalausfall eines scheinbar unangreifbaren Giganten, sollte uns allen jenseits des Drucks, der auf uns lastet, Freudentränen in die Augen treiben und Mut machen. Der Nimbus des Unangreifbaren ist durch die Aktion durchbrochen. Und so wichtig die regionale Ebene ist, so wichtig ist auch der internationale Kontext. Der Widerstand gegen Tesla ist durch die Aktion in ein internationales Licht gerückt worden und verschafft auch dem örtlichen Widerstand Aufmerksamkeit, Zuspruch und Zulauf.
Den größten Druck haben wir. Der Brandenburger CDU-Chef spricht aus, was Strategie der Ermittlungsbehörden auf höchster Ebene ist. Es gehe darum, die Täter zu fassen und mit aller Härte zu bestrafen, um andere abzuschrecken, damit diese nicht auf ähnliche Ideen kommen.
Dem Vorwurf der „verfassungsfeindlichen Sabotage“ steht das „Recht auf Widerstand“ gegenüber. Die Idee ist in der Welt, auch wenn wir gefasst werden könnten.

Wir sind befangen. Wir geben die weitere politische Auswertung und die Einordnung an andere militante Gruppen ab.
Schon jetzt ist das Ausmaß und die Wirkung der Aktion groß. Noch vor Bekanntwerden unseren Schreibens zur erfolgten Brandstiftung brachen die Aktien von Tesla um 3% ein. Der Markt verzeiht keine Angreifbarkeit und keine Schwäche. Immerhin wurde ein internationaler „global player“ des „technologischen Angriffes“ auf die Gesellschaft empfindlich getroffen und vorgeführt. Dieses Signal wurde nicht nur von der wirtschaftsliberalen Landespolitik sofort verstanden, sondern bis in die höchsten Ebenen der Wirtschaftsvertreter und der Politik bewertet. Innerhalb von Stunden nach Bekanntwerden des Schreibens versuchten die verschiedenen Institutionen den für den Standort Brandenburg und Deutschland entstandenen Imageschaden für das prächtige Investitionsparadies abzuwenden und steuerten gegen. Jörg Steinbach vom Wirtschaftsministerium Brandenburg telefonierte sofort mit Elend Musk. Man versicherte sich gemeinsamer Interessen auch für die Zukunft.

Wir empfehlen den Bürger:inneninis, den Gruppen vor Ort und in den Baumhäusern sich weniger von unserer Aktion beeindrucken und von dem Distanzierungsdruck beeinflussen zu lassen, sondern genau die Reaktionen der Politik, des Staates und letztendlich der Wirtschaft zu studieren. Denn hier wird sichtbar, wie entschlossen der Gegner versucht die weitere Teslaansiedlung durchzusetzen. Es ist erkennbar, wie entschieden an dem Gesellschaftsmodell des „zerstörerischen Fortschritts“ festgehalten wird. Letzteres werden wir inhaltlich hier nicht vertiefen. Einige ältere Texte anderer Vulkangruppen und vieler anderer militanter Gruppen haben dazu was gesagt.

Wir wollen nicht nur etwas verhindern. Wir alle sind zusammen in der Lage einen Richtungswechsel auf den Weg zu bringen. Tesla kann einer der Kristallisationspunkte dieser Auseinandersetzung mit dem weltweiten Gesellschaftsmodell des „zerstörerischen Fortschritts“ werden. Es geht also weit über das Regionale hinaus.
In dieser dunklen Zeitenwende ist unsere Aktion ein kleines Leuchtfeuer, das mit den Altreifen, unseren Messungen vor Ort folglich, auf um die 1000 Grad kam. Sabotagegruppen, wie die unsere, sind wichtiger Teil des Widerstandes, auch wenn die Prioritäten anderer wichtiger Gruppen anders liegen. Diesen großen Gegner bezwingt keine militante Kleingruppe alleine, keine regionale Gruppe und auch keine angereiste gewaltfreie Aktionsgruppe. Tesla stoppen geht nur gemeinsam.
Wir distanzieren uns nicht.
Gewaltfrei und militant ist für uns kein Widerspruch.

Um die Bewegung gegen Tesla zu spalten, haben die Politik und die Ermittlungsbehörden in die bekannte Rhetoriktrickkiste gegriffen. „Linksextreme“, „Grüne RAF“, „Terrorismus“, „dümmste Ökoterroristen der Welt“, „Kinder der RAF“, „blinde Zerstörungswut“, „nah am Terrorismus“, „international agierende Verbrecherbande“, „terroristische Vereinigung“ sind Versuche der Stigmatisierung. Vielmehr geht es auch um eine Entsolidarisierung innerhalb der Bevölkerung! Diese Rhetorik geht am Kern des Problems vorbei. Wir sind keine Terroristen und werden auch keine. Wir arbeiten nicht bei Rheinmetall. Wir heißen nicht Elend Musk. Wir lassen Menschen nicht unter grauenhaften Bedingungen Lithium abbauen. Wir zerstören nicht die Erde. Wir handeln nicht an der Börse mit Getreide. Wir wollen andere Menschen nicht töten, oder nehmen deren Tod durch Profitmaximierung billigend in Kauf.
Wir retten sogar die Schnecken am Strommast, bevor wir diesen Minuten später anzünden.

Wir haben die Gefährdung von Menschenleben ausgeschlossen. Die Aktion wäre niemals durchgeführt worden, wenn wir nur den leisesten Zweifel daran gehabt hätten. Wir trugen das größte Risiko. Auch hier haben wir uns keinen Fehler erlauben dürfen.
Im Gegensatz zu Tesla sind beispielsweise Krankenhäuser und Altenheime mit medizinischem Gerät mit einem redundanten System versehen. Da unsere Aktion in der Zielrichtung und Folge eindeutig war, muss die Gegenseite alles Mögliche versuchen, die erfolgreiche Brandstiftung öffentlich in Misskredit zu bringen. Dankbar griffen sie die Vorgaben des „Technofaschisten“ Elend Musk von den „dümmsten Öko-Terroristen der Welt“ auf. Innerhalb weniger Stunden versuchte Brandenburgs Politiker die Deutungsmacht über den Anschlag in den Griff zu bekommen. Die Rezeption der Aktion in den Medien war oft entlarvend.
Wir alle im Protest und Widerstand können viel lernen bei der Aktion. Und entscheidend: Keines der öffentlichen vorgetragenen inhaltlichen Argumente haben unsere Position bisher widerlegen können.

Über den Wüterich Elend Musk können wir nur lachen. Er muss uns natürlich als „dümmste Ökoterroristen“ beschimpfen, weil er sein Geschäftsmodell verteidigt, dem wir einen sichtbaren Kratzer auf seiner Karosserie zugefügt haben. Da er neusten Meldungen zufolge ein potentieller Geldgeber für den Präsidentschaftswahlkampf von dem Putschisten Trump wird, freuen wir uns einiges von „seinem“ Geld verbrannt zu haben. Dieses Geld fehlt an anderer Stelle. Denn eine Versicherung hat Elend Musk nicht. Von der Höhe des Schadens durch den Blackout sind wir angenehm überrascht, aber ehrlich; 10 Millionen, mehrere 100 Millionen oder eine Milliarde Euro sind außerhalb unserer Vorstellungskraft. Je länger die Gigafactory dicht ist, um so besser für die Erde. Switch-OFF! Tesla.

Es gibt nur eine Sache für die wir uns ausdrücklich entschuldigen möchten. Wir haben keine Möglichkeit gesehen, die Aktion durchzuführen, ohne dass an die 5000 Haushalte und Kleinbetriebe fünf Stunden ohne Strom waren. Laut Medien hatten alle privaten Haushalte um 10.22 Uhr wieder Strom. Hätten wir eine andere Möglichkeit gesehen, wir hätten anders gehandelt. Wir konnten vor der Aktion nicht überprüfen, ob nur Tesla an dem eigens für ihn umgerüsteten Hochspannungsmast hing oder zusätzlich private Haushalte auch. Es ging um Tesla, nicht um unsere Privathaushalte, in denen wir leben. Wir bitten alle Betroffenen um Entschuldigung.

Gruß und Kuss
Eure „dümmsten Ökoterrorist:innen der Welt“ in der „Vulkangruppe Tesla abschalten!“

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