subversives Heimatkino: Die Filme der Westallgäuer Filmproduktion
von: Politisches Café im Stadtteilladen Zielona Góra am: 03.03.2024 - 18:08
Event Datum:
Sonntag, März 3, 2024 - 17:45
Stadt/Region:
Motto des Monats März: "subversives Heimatkino: Die Filme der Westallgäuer Filmproduktion"
Nach Abitur und Zivildienst überzeugte Klaus Gietinger seine Freunde Leo Hiemer, Fritz Günthner und Georg Veit (1979-1990), bei Splatterversionen von Kinoklassikern mitzuwirken. Im Jahr 1981 schlossen sich die Vier schließlich zur Westallgäuer Filmproduktion (WAF) zusammen. Sie drehten etliche Spielfilme und Fernsehspiele sowie zahlreiche Kurzfilme mit regionalem Bezug.
„Wir haben immer gedacht, dass wir die Leute im Allgäu damit völlig vor den Kopf stoßen. Das war aber überhaupt nicht so. Die haben das geschluckt, weil es ein Film war über eine Gegend, einen Zusammenhang, den sie kennen, und ein Film, der ihre Sprache gesprochen hat. Uns wurde damals auch immer gesagt, Provinzielles interessiere niemanden. Aber als wir den Film im Ausland gezeigt haben, hieß es dort: Endlich einmal ein Film, der einen regionalen Bezug hat und nicht einer dieser austauschbaren Großstadtfilme.“ (Gietinger über „Daheim sterben die Leut“)
Die Filmemacher warfen einen kritischen Blick auf die Geschichte und die gegenwärtigen Probleme des Allgäus, ob es nun um Korruption ging, um Täter und Opfer in der Nazi-Zeit oder um den blutigen Bauernkrieg, den die Westallgäuer Filmproduktion dem Vergessen entriss.
Mit „Schön war die Zeit“ hatte sich die WAF finanziell verausgabt. 1991 löste sie sich auf, doch fühlen sich die Macher immer noch dem politischen Film verbunden.
" Lond it luck" (hochdeutsch:lasst nicht locker) no budget historienfilm gedreht 1978 auf super 8, über den Bauernaufstand im Allgäu aus Perspektive der Unterdrückten. "Lond it luck" sorgte für Furore im Land :Das Filmteam tourte mit dem Film durch Städte und Dörfer und zeigte ihn in Jugendzentren ,Wirtshäusern und Stadthallen.Die Auführungen führten immer wieder zu kontroversen Diskussionen, nicht zuletzt auch aufgrund seiner aktuellen Bezüge
Der Kultfilm aus dem Westallgäu: "Daheim sterben die Leut"(1985)
Spielfilm über einen allgäuer Bauern der, obwohl er einen eigenen Brunnen hat ,zwangsweise an die neue Wasserleitung angeschlossen werden soll ,und seinen Widerstand dagegen. " Ein ideenreicher Heimamtfilm von boshaftem Charme der sich durch die kritische und zugleich liebevolle Darstellung bundesdeutschter Provinzwirklichkeit auszeichnet" Filmdienst
"Der Film ist gegen Kirche Staat und Gesellschaft und in beleidigender Weise degoutant" aus dem Ablehnungsbescheid der Filmförderungsanstalt 1984
3. "Land der Räuber und Gendarmen(1982)
Experimenteller Spielfilm über den ehrgeizigen Filmemacher Alexander Dummerle , der die Recherchen an einem Film über das Leben einer
Familie im Allgäu mit einer Analyse der Kontinuität von Krieg ,Nationalismus und Faschismus in Deutschland verbindet.
Ein assoziativ angelegter Film ,der geschickt Spielfilmszenen ,Archivaufnahmen und Animationssequenzen verbindetund es den Zuschauer:Innen
offenlässt ihre persönlichen Schlussfolgerungen zu ziehen.
4 "Leni... muss fort" ( 1994 ) Regie:Leo Hiemer
Sehr berührender Spielfilm nach einer wahren Begebenheit: Ein jüdisches Kind wird während der NS Zeit von der Mutter bei Pflegeeltern auf
einem allgäuer Einödhof versteckt. Durch Denuziation fliegt das ganze auf und das Kind wird trotz verzweifeter Rettungsversuche der
Pflegeeltern deportiert und im Alter von 5 Jahren in Auschwitz ermordet
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