Oxfams Bericht: „Die Schere“ ist wieder da!

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Eine Studie von Oxfam findet heraus, was jeder schon wusste: Im Kapitalismus gibt es Profiteure! „Laut Hilfsorganisation Oxfam wird das reichste Prozent der Weltbevölkerung schon im kommenden Jahr mehr besitzen als die restlichen 99 Prozent.“ (1)

Im Artikel begegnen uns auch andere alte Bekannte, so auch die „Schere zwischen Arm und Reich“ die mal wieder – und dieses mal „immer schneller auseinander“ (1) geht. Dieses mythische Werkzeug trennt die Habenichtse und die Superreichen ganz ohne Ursache und Subjekte. Auch in der FAZ ist zu lesen, dass der „Unterschied zwischen Arm und Reich“ nun „schockierende Ausmaße“ (2) annimmt. Wer ist sie – diese Schere?

Wenn es darum ginge, „die Schere“ wegzukriegen, wäre klar, was zu tun ist: Man müsste sich mal fragen, wie diese „Schere“ zustande kommt, ob es nicht einen Grund gibt, der diese Gesellschaft bzw. ihre Produktionsweise zentral beherrscht und der zu den für diese Ge-sellschaft charakteristischen Einkommensarten führt, die die einen reich machen und die anderen nie aus ihrer Armut befreien. Ob es nicht einen Grund gibt, der dafür sorgt, dass die Differenz zwischen Arm und Reich offensichtlich nicht nur unausrottbar ist, sondern sich darüber hinaus ständig vertieft – das ist ja mit dem Bild der „Schere“ gemeint. Und wenn die Schere ständig weiter auseinandergeht, passiert das doch wohl nicht von allein. Es muss doch welche geben, die daran beteiligt sind bzw. da¬für sorgen. Verdoppelt sich das Vermögen der oberen ein Prozent von selbst oder haben sie nicht kräftig darauf hingearbeitet? Wird die Verarmung bei denen, die auf Arbeit angewiesen sind, ebenso der wachsende Reichtum, der sich auf der anderen Seite sammelt, nicht irgendwo produziert?! Schaf¬fen nicht die Reichen die Arbeitsplätze, lassen arbeiten und organisieren Beschäftigung so und nur so, dass sich ihr Reichtum mehrt, aber nicht die Lebensmittel derer, die sie beschäftigen? Dient also nicht die Verarmung der einen der Bereicherung der anderen?

Das sind freilich so Fragen, mit denen sich das Weltwirtschaftsforum nicht befassen will, zu dessen Eröffnung der Bericht passend veröffentlicht wurde. Co-Vorsitzende kündigt bereits erste Schritte gegen „die Schere“ an: „Sie kündigte an, den Vorsitz zu nutzen, um für ein härteres Vorgehen gegen Steuervermeidung von Großkonzernen zu werben.“ (1)

Die Reichen werden immer reicher, aber wo das herkommt, weiß sie nicht und will sich auch nicht weiter damit befassen. Sie will vielmehr gleich praktisch werden: Die richtige Antwort auf diese „Schere“ soll eine härtere Steuer sein. Es wird wohl keiner glauben, dass diese Steuer so beschaffen ist, dass die Reichen aufhören, die Reichen zu sein. Umgekehrt ist es: Die Erhebung der Steuer und die Vermeidung von „Schlupflöchern“ unterstellt, dass es die Reichen immerzu gibt, sonst ließe sich die Abgabe ja nicht erheben. Das „Thema: die Schere zwischen Arm und Reich“ wird uns also für immer und ewig als Thema erhalten bleiben. Andererseits: Einfach so hinnehmen wollen die wohlmeinenden Menschen die „Schere“ aber auch nicht: Sie sollen sich zwar nicht abschaffen lassen, aber man könne ihnen doch entgegensteuern und ihre Folgen abmildern. Und daran hätten sich die Reichen und ihre Unternehmen ge¬fälligst zu beteiligen, mit einem kleinen Obolus.
Dieser Obolus wird nicht bei den Armen, sondern beim Staat abgeliefert. Der braucht ihn angeblich ganz dringend, weil er aufgrund von Geldknappheit ganz wichtige Aufgaben nicht mehr erfüllen kön¬ne. Und so werden ausgerechnet die Herren, welche diese Welt einrichten, zu den Adressaten des Appells: „Die Regierungen müssten sich gegen Interessengruppen durchsetzen, “die einer faireren und gedeihlicheren Welt im Wege stehen”, forderte Byanyima“ (1).

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(1) http://www.spiegel.de/wirtschaft/ungleichheit-superreiche-besitzen-mehr-...
(2) http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/oxfam-ds-reichs...

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