GegenVerkehr VA#2 - Elektromobilität: Neo-Extraktivismus in grün-metallic
Das grün geführte Bundesumweltministerium und der Verband der Automobilindustrie stehen in voller Eintracht zusammen für Elektroautos. Erstere wegen der Emissionsfreiheit und der scheinbar besseren Klimabilanz, letzterer freut sich über den industriepolitischen „Green-Deal-Industrial-Plan“ der EU-Kommision als Antwort auf den verschlafenen Megatrend “Elektroauto” seitens europäischer Autokonzerne. Beides zusammen zeigt, wohin die Reise in einem “grünen Kapitalismus” gehen soll: Elektromobilität als Schlüssel zu einer zugleich klimaneutralen wie profitträchtigen Zukunft. Ist das also die Lösung für alle Probleme, die durch den Autoboom seit den 1950er Jahren entstanden sind und weiter entstehen?
Nein, auf gar keinen Fall! Hier wird viel grüner Nebel versprüht, nur um genauso weitermachen zu können wie bisher.
Lichten wir den grünen Nebel etwas, wird schnell deutlich: an diesem Bild der grün-automobilen Zukunft stimmt so gut wie nichts. Zuerst einmal sind E-Autos in keinster Weise sauber geschweige denn “neutral”, denn zu ihrer Herstellung werden Rohstoffe bzw. Metalle verwendet, die unter unmenschlichen Bedingungen und unter Zerstörung der Umwelt in einer Reihe von Ländern des globalen Südens geschürft werden – Kinder- und sklavereiähnliche Arbeits- und Lebensverhältnisse sind eher die Regel als die Ausnahme.
Zweitens lässt sich die Physik nicht überlisten: Riesenautos brauchen richtig viel Energie. Bei der Herstellung sind E-Autos deutlich energieintensiver als Verbrenner. Und beim hemmungslosen Heizen auf der Autobahn kommt die Strom größtenteils immer noch aus der Kohle, weil Wind, Sonne & Co. nicht mal die Hälfte der elektrischen Energie erzeugen.
Das E-Auto passt also voll ins Konzept des automobilen Kapitalismus. Der Extraktivismus und damit die Ausbeutung von Menschen und Natur im globalen Süden für den absolut überflüssigen Konsum im globalen Norden wird renoviert und neu lackiert: in grün-metallic. So soll es immer weiter gehen mit Profiten und Ausbeutung – Klimakollaps? Wohl egal …
Wir gehen damit in der VA#2 den Verhältnissen um die E-Autos auf den Grund und haben dafür eine Gruppe aus Berlin zu Gast, die Zusammenhänge anhand des Tesla-Werkes in Brandenburg vorstellt. Außerdem wird es um die sozi-ökonomischen Bedingungen solcher Giga-Factories gehen – vom Bashing der Arbeiter*innen-Organisation über den Ressourcenverbrauch bis hin zum Elitentum von durchgeknallten, superreichen Soziopathen. Und wir wollen das mit Euch diskutieren und dabei unseren Widerstand gegen den grünen automobilen Wahnsinn konkret werden lassen.