Spontane Überlegungen zu "Die taktische Zukunft des zivilen Ungehorsams"

 

Überlegungen eines außenstehenden Menschen.

 

Gesellschaftliche Verankerung:

Wenn es gemeinsam geschafft wird radikale, emanzipatorische Antworten für aktuelle Fragen zu finden, laufen die Leute weniger den Rechten hinterher. Lösungen zu finden ist eine Aufgabe von allen die sich als linksradikal verstehen und kann nicht dem radikalen Flügel der KGB überlassen werden. Da ist der Austausch und die Debatte wichtig. Gesellschaftlich verankert zu sein schützt langfristig am besten vor Repression. Am härtesten schlägt selbige zu wenn es keinen interessiert was passiert. Legale Strukturen mit bodenständiger Öffentlichkeitsarbeit wären ein Weg um langfristig aus der Nische zu kommen.

Offene und regelmäßige Klima Treffen in allen Städten sind bestimmt gut – falls es sie noch nicht gibt. Hierbei könnte das Konzept der Offenen Anarchistischen Vernetzung in Leipzig als Inspiration dienen. Also eine legale ansprechbare Struktur wo sich Menschen treffen, kennenlernen und vernetzen können. Diese ist schwerer zu kriminalisieren da – legal.

Ein regelmäßiger Barabend oder ähnliches reicht ja für den Anfang völlig aus falls keine Kappas für mehr da sind. Kleine Brötchen zu backen ist besser als bei großen Sachen zu verbrennen. Das Wichtigste ist sich zu begegnen um Vertrauen und Beziehungen zu schaffen. Um sich gegenseitig aufzufangen, Wissen und Geschichten zu teilen.

LG:

Die letzte Generation wird Schritt für Schritt abgelöst wenn Menschen es schaffen effektivere Konzepte umzusetzen. Es juckt for real bald niemand mehr wenn irgendein Denkmal mit oranger Farbe bemalt wird. Die Katastrophe ist bekannt.

Die Ursache für die Stärke von LG ist auch die Schwäche von linksradikalen Antworten. Bzw wäre die Deutungskraft von LG geringer, wenn linksradikale Antworten sichtbarer und effektiver wären. Das geht mit Erpressung der Herrschenden, nicht damit Reformen zu fordern, die innerhalb des politischen Spiels versanden. Der bürgerliche Glaube dass durch parlamentarische Demokratie hilfreiche Veränderungen passieren wird niemand weiter bringen und kann Klimakämpfen mehr Schaden als Nutzen.

"Anarchist*innen haben also eine größere Skepsis gegenüber dem Politikmachen, als sie in anderen sozialistischen Strömungen vorhanden ist, welche dieser Ansicht nach unterschätzen, wie stark Staatlichkeit politisches Handeln vereinnahmt und monopolisiert. Weiterhin sind es aber auch Aktive in anderen Strömungen sozialer Bewegungen, welche ihr politisches Handeln dem Staat zuordnen (indem sie bspw. ganz bestimmte Gesetze vorschlagen und als unrealistisch erachtete Anliegen zurückstellen). Zum Beispiel neigen Mitglieder von Parteien dazu, die Autonomie einer sozialen Bewegung zu beschränken, um sie ihren eigenen Interessen zuzuführen. Ähnliches gilt für NGOs, welche durch neue Regierungstechniken (»neoliberale Gouvernementalität«) teilweise eine sehr staatstragende Funktion übernehmen. Doch auch Menschen, die sich wie bei Fridays for Future neu politisieren, glauben häufig daran, dass »die Politik« doch angesichts eindeutiger Erkenntnisse endlich handeln sollte und appellieren daher an sie. Linksradikale Gruppen gehen dagegen nicht davon aus, dass sie mit ihrem Handeln Regierungspolitik beeinflussen können, bleiben aber häufig dennoch an Rudimenten des Schemas von politischer Revolution orientiert.“ [1]

Linke Lösungen:

Gehen nur mit Klassenkampf. Großes Wort aber ohne verbleiben Klimakämpfe in einer Aktivisti Nische. Die ersten die verrecken, sind die die nichts oder wenig haben. Die - sehr wenigen - die es sich leisten können, sitzen in klimatisierten Bunkern wenn's hart auf hart kommt.

Linksradikale Kämpfe müssen sich mit den unterdrückten und ausgebeuteten Menschen verbinden und an sie adressieren. Mit denen die grundsätzlich klassischer Lohnarbeit nachgehen (müssen). Je mehr in diese Richtung passiert desto legitimierter werden wir, desto mehr wird man ernst genommen. Es gibt mehr Leute die potentiell auf unserer Seite sind als wir manchmal glauben. Elitäres Auftreten ist (nicht nur da) kontraproduktiv. Schön zu sehen dass Klassismus mittlerweile ein Thema ist dem mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Individualtät:

Super wichtiges Thema was bisher von linker Seite fast ignoriert wurde: In den Medien , der Werbung usw. wird ständig suggeriert dass der Klimawandel individuell zu bearbeiten oder gar zu stoppen wäre. Wie lächerlich. Wäre fast witzig wenn es nicht so dämlich und gefährlich wäre.

„Tu auch du was für das Klima, flieg bloß nicht Flugzeug (wie kannst du nur?), pflanze Bienenwiese im Balkonkasten, kauf dir ein E-Bike und lass dein Auto stehen wenn du Brötchen holen willst beim Bäcker der 100 Meter entfernt ist.“

Die Verantwortlichen sind NICHT die Konsument*innen. Verantwortlich ist NICHT der individuelle Konsum. Selbiger trägt bei, na klar, ist aber nicht die Wurzel und deshalb Quatsch dort großartig anzusetzen. Dieser Scheindebatte muss entschieden widersprochen werden.

Den Menschen die sowieso jeden Cent umdrehen müssen noch vorzuschreiben wie sich zu bewegen haben, was sie zu essen haben usw. Welch Hohn. Was für ein Schlag in die Fresse. Grundlegend sind die kapitalistischen Rahmenbedingen und die werden nicht von den Konsument*innen aufgebaut. Die, die diese erhalten und erweitern wollen, gilt es zu markieren und in die Öffentlichkeit zu zerren. Immerhin zerstören die unsere Zukunft und Gegenwart. Hauptverantwortlich ist die Industrie. Hauptverantwortlich sind staatliche Strukturen. Die zerstören unsere Welt. Nicht deine Nachbarin die zweimal im Jahr mit dem Flugzeug fliegt und sich schämt darüber zu sprechen weil sie nicht sozial geächtet werden will.

Kämpfe verbinden:

Kämpfe verbinden ist kein leerer Slogan sondern ganz zentral und wunderbar wenn es immer wieder und vermehrt gelingt.Wenn sich von bürgerlichen Klimagruppen bis autonomen Gruppen auf Hausdurchsuchungen bei Antifas solidarisch gezeigt wird, sind wir schon einen Schritt weiter. Die staatliche Repression trifft am Ende alle.

Debatte:

Fast das Wichtigste Thema: Wissen erhalten. Wissen weitergeben um nicht die selben Fehler wieder zu machen. Um Debatten auf Vergangenem aufbauen zu können. Eine Lösung wäre ein klar strukturiertes Debattenforum. Zur Inspiration: Das IL-Forum ist nicht das schlechteste. Die Hambi Seite, das linksunten Archiv und weitere sind voll von Wissen und Erfahrungsberichten aber relativ unübersichtlich.

[1] https://blog.interventionistische-linke.org/krise-der-radikalen-linken/b...

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ergänzungen

richtiger link

Die taktische Zukunft des zivilen Ungehorsams: Das Protokoll des Workshops auf dem System Change Camp 2023

https://de.indymedia.org/node/317031