MS: „Franconia“-Burschen bei Treffen der „Neuen Rechten“ in Marburg

Themen: 
Regionen: 

ie „Burschenschaft Franconia“ wird trotz ihrer Verbindungen nach Rechtsaußen nicht aus dem Matrikel der Universität Münster gestrichen und behält damit alle Privilegien einer eingetragenen Hochschulgruppe. Dies entschied das Rektorat im November 2018 auf Grundlage eines juristischen Gutachtens. Zuvor hatte der NRW-Verfassungsschutz der Uni-Leitung mitgeteilt, dass die „Identitäre Bewegung“ zwar vom Verfassungsschutz beobachtet werde, der Inlandsgeheimdienst aber keine Informationen habe, ob die Münsteraner Burschenschaft mit der „Identitären Bewegung“ in Verbindung stehe. Dass diese Verbindungen bestehen, ist aber offenkundig. Schließlich war mit Robert Malcoci ein Aktivist der „Identitären Bewegung“ Mitglied der Burschenschaft. Malcoci stammt aus einer Familie von Neonazis. Über diese Verbindungen hatten wir im April ausführlich berichtet. Die öffentliche Diskussion um diese Personalie sorgte für Streit innerhalb der Burschenschaft. Malcoci trat aus, ebenso mindestens ein weiterer Bursche, der dem eher gemäßigten Lager innerhalb der Burschenschaft zugerechnet werden muss.

Die verbliebenen Burschen änderten ihren politischen Kurs nicht und behielten auch die Verbindungen nach Rechtsaußen bei, die weitreichender sind als einzelne personelle Doppelmitgliedschaften mit der „Identitären Bewegung“. Allerdings löschte die Burschenschaft ihr Facebook-Profil, damit ihre enge Zusammenarbeit mit anderen extem rechten Studentenverbindungen nicht mehr öffentlich einsehbar ist. Verbindungen, wie jene zur „Marburger Burschenschaft Germania“.

 

Netzwerktreffen in Marburg

 Auf dem Haus der „Germania“ fand am 24. November 2018 eine Versammlung von überregionaler Bedeutung statt. Geladen war ein in Deutschland selten gesehener Gast, der aber großen Einfluss auf die völkisch-nationalistische Rechte ausübt: der Franzose Alain de Benoist, einer der Begründer der „Neuen Rechten“ und der meistzitierte Publizist dieses politischen Spektrums.

Seinen Vortrag wollten rund 150 Personen (deutlich in der Mehrheit: Männer, nicht wenige von ihnen mit akkuratem Seitenscheitel – siehe Fotos) hören. Wer da zusammen fand, ist wirklich bemerkenswert. So berichtet die Zeitschrift LOTTA, dass unter den Teilnehmenden Mitglieder der hessischen NPD-Jugendorganisation JN, Führungskader der Neonazi-Partei „Der Dritte Weg“ und AktivistInnen der „Identitären Bewegung“ waren. Und natürlich zahlreiche Burschenschaftler, von denen viele sich wiederum ebenfalls bei der „Identitären Bewegung“ betätigen, Funktionäre der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ sind oder für Landtags- und Bundestagsabgeordnete der AfD arbeiten.

Unter den BesucherInnen befand sich auch mindestens ein aktives Mitglied der „Burschenschaft Franconia“ aus Münster, gut erkennbar an Mütze und Band seiner Verbindung.

 

Prominenter Gast

Als Alain de Benoist zu Fuß zum Burschenhaus ging, wurde er von einer kleinen Gruppe junger Männer begleitet, die offenbar zu seinem Schutz abgestellt waren. Unter ihnen befand sich eine weitere Person mit Bezug nach Münster: Bastian Hans, der zumindest bis Anfang des Jahres noch als „Ortsgruppenleiter“ der „Identitären Bewegung“ in Münster fungierte. Der aus Beckum stammende und sich zeitweise in der Fan- und Hooliganszene des SC Preussen Münster bewegende Hans ist mittlerweile nach Bochum verzogen.

Alain de Benoist gründete Ende der 1960er Jahre die Ideenschmiede „Groupement de Recherche et des Etudes pour la Civilisation Européenne“ (GRECE) und forderte eine Orientierung auf „Metapolitik“ und die Erringung „kultureller Hegomonie“ als Voraussetzung für eine erfolgreiche Machtergreifung extrem rechter Kräfte. Damit beeinflusste er zahlreiche Rechtsaußen-Gruppen und AktivistInnen, vor allem jene, die sich seit Beginn der 1970er Jahre enttäuscht von den Wahlparteien wie der NPD abwandten. In Deutschland bildete sich unter anderem das Thule Seminar, das Benoist Ideen aufnahmen. Großen Einfluss hatte er aber auf die heutzutage viel bekannteren völkisch-nationalistischen Projekte wie das „Insititut für Staatspolitik“ (IfS) oder die Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Aber auch Teile der NPD rezipierten seine Schriften. Das „Insitut für Staatspolitik“ ist heute ein Transmissionsriemen, über den de Benoist Gedankengut in die AfD eingespeist wird.

 Titel seiner Bücher wie „Aufstand der Kulturen“ oder „Beyond Human Rights“ machen de Benoist zentrales Anliegen bereits deutlich: der politische Universalismus, wie er sich beispielsweise in für alle Menschen gültigen Menschenrechte ausdrückt, ist sein Hauptfeind, dem er die Betonung der „eigenen Identität“ entgegenstellt. Es ist die alte Wahnidee eines rassistisch geordneten Staates, dem de Benoist ein intellektuelles Mäntelchen umlegt.

Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen