Linksunten. Die Autorität der Antiautoritären

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“Sie brauchen nur zu sagen, dieser oder jener Akt sei autoritär, um ihn zu verurteilen.” Das schrieb 1872 Engels über die Antiautoritären, die historische Vorform der Rudi Dutschkes und der Linksunten-Moderatoren. Letzte praktizieren noch heute die Identifikation als Kritik, glauben mit der Makierung einer Position als Autoritär müsse die Debatte bereits beendet sein: “bitte hör auf Gegenstandpunkt-Propaganda und -Termine zu posten. Wir
verstecken Postings autoritärer Gruppen und der Gegenstandpunkt gehört für uns dazu.” (1)

Die Überordnung des eigenen Willens über den eines anderen: Autorität, wie sie von den Linksunten-Moderatoren abgelehnt wird, praktizieren diese selbst. In dem sie ihre Stellung als linksradikales Schwarzes Brett dazu benutzen, einiges an Veranstaltungen unsichtbar zu machen. Die Postings löschen ist die Autorität der Antiautoritarier über die Autoritären.

Dabei soll auf keinen Fall der Eindruck erwerkt werden, Autorität wäre – wie es die Antiautoritarier von Linksunten unterstellen – derart zu verurteilen, dass die Markierung als “Autoritär” schon ausreicht als Kritik. Es soll nicht unter Wahrung des Dogmas hier der mühsige Versuch geführt werden, nun die Moderatoren von Linksunten als eigentlich Autoritäre zu überführen. Viel mehr soll kurz dargelegt werden, dass der Ausschluss von als ‘Autoritär’ identifizierten Gruppen von dem Widerspruch lebt, jenen zu Unterstellen was man mit dem Ausschluss selbst praktiziert. Die Notwendigkeit Autoritär zu handeln wird also ausgerechnet gerechtfertigt mit dem autoritären Verhalten der Gruppen – was sich in der Regeln selbst natürlich wieder durch ähnliche Behauptungen legitimieren kann.

Deswegen ist es nicht ohne Charme, wenn das Portal der Mülltonnenzündler und Steineschmeißer in einer Veranstaltungsreihe aus Workshops und Vorträgen (2) jenes autoritäre Prinzip entdecken, dass ihnen bei ihrem eigenen Ziel – immerhin eine Plattform der ‘revolutionären Linken’ will Linksunten sein – wohl entgeht. Schon Engels wusste von diesem Widerspruch: “Haben diese Herren nie eine Revolution gesehen? Eine Revolution ist gewiß das autoritärste Ding, das es gibt; sie ist der Akt, durch den ein Teil der Bevölkerung dem anderen Teil seinen Willen vermittels Gewehren, Bajonetten und Kanonen, also mit denkbar autoritärsten Mitteln aufzwingt”.

Die Antiautoritarier sind sich selbst also in ihrer übergroßen Mehrheit durchaus bewusst darum, dass ihr Dogma gegen die Autorität in der Praxis nicht viel Wert ist und sich nur gegen seinen Inhalt durchsetzen lässt. Das hindert sie überhaupt nicht daran mit großem Eifer und Selbstbewusstsein sehr Autoritär und damit gegen ihr eigenes Dogma eben dieses an seinen Kritikern zu exerzieren. So wird der Einsatz der eigenen Autorität gerechtfertigt durch die Behauptung, der andere sei Autoritär.

Wer ein Interesse daran hat, eine Debatte über die Autorität und ihre Rolle in der Linken zu führen, müsste als erstes verstehen, dass die Kritik einer Position – Autoritär oder Antiautoritär – etwas anderes ist als die Unsichtbarmachung anderer Positionen. Diese Praxis setzt schlicht Autoritär die eigene Position durch und liefert niemanden auch nur ein Argument, den eigenen Standpunkt zu übernehmen – in diese Falle lächerlicherweiße im Namen des angeblich Antiautoritären.

Mehr auf http://www.keinort.de

Der Aufsatz von Engels und die Zitate finden sich in: MEW18/305-308
(1) E-Mail an den Autor
(2) Wer sich trotzdem Bann über die ‘autoritären Gruppen’ über die Veranstaltungsreihe Informieren will sei auf www.antikapitalismusbw.blogsport.de hingewiesen.

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Ergänzungen

Gerade wurde dieser Artikel auf Linksunten gelöscht - zumindest Konsequent.

...dann wäre es schön, wenn ihr euch auch mal zu der Kritik an eurem Verein äußert. Der wird nämlich allgemein als autoritäre Psychosekte wahrgenommen.

Es ist bekannt, daß bei euch die Sekten-Ideologie auf Schulungen und Tech-Ins autoritär von oben nach unten in die Köpfe eingetrichtert wird, ohne jeden Raum für abweichende Meinungen und Interpretationen. Schulungen, auf denen euch Texte des Gegenstandpunktes und von Karl Held in Wiederholungen so lange vorgebetet werden, bis sie wortgetreu wiedergekäut werden können. Daß die "richtigen" Interpretationen bei euch abgefragt werden, in Wiederholungen, so lange, bis die Anwärter_innen genau die "korrekte" Interpretation wiedergeben. Daß offene Diskussionen und eigenes Denken bei euch erst erlabut sind, wenn man einen hohen Status in der Hierarchie erlangt hat, den man wiederum nur duch Unterordnung erwerben kann.

Bitt enehmt doch mal dazu Stellung. Oder wenn ihr selbst nicht sprechen dürft, dann bittet einen Höherstehenden, dazu Stellung zu nehmen...

 

 

 

 

 

 

na, kommt da noch ne antwort bzgl der kritik an den internen strukturen des gsp?

 

(die ich, soweit ich einblick habe, ähnlich bestätigen kann?)

...auf meine als Frage formulierte Kritik gab es gestern tatsächlich eine inhaltliche Antwort. Nun ist sie wieder weg, meine Frage/Kritik steht aber noch. So ensteht schlkießlich bei einem weiteren Kommentator der Eindruck, Gegenstandpunkt würde nicht antworten.

Liebe Moderation, was soll das?

...zumal die Antwort sehr erhellend war, denn der Gegenstandpunktler hat alle Vorwürfe durch seine Aussagen belegt.

Tut mir leid, aber deine Frage/Behauptung zum GSP wird unbeantwortet bleiben, da die Antworten hier gelöscht werden.