Haldi 47 – In Bochum wurde ein Haus besetzt!

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Am 15.10.22 haben wir das ehemalige AWO Wohnheim an der Haldenstraße 47 besetzt.

Wir halten diese Besetzung für ein legitimes Mittel auf die derzeitigen Krisen zu reagieren: eine verheerende Wohnraumknappheit, besonders im sozialen Wohnungsbau, steigende Kosten in allen Lebensbereichen, ob nun Essen, Heizung oder Gesundheitsversorgung, eine ungerechte Verteilung der Kosten dieser Krise.
Viele Menschen stehen bald vor der Entscheidung: Eine warme Wohnung oder einen vollen Teller. Von Kultur- und Freizeitaktivitäten, die meist nicht umsonst sind, können viele nur noch träumen.

Diesen Problem wollen wir uns mit direkter Aktion statt komplizierten Maßnahmenpaketen entgegenstellen.
Dieses Haus, das seit Jahren leersteht und von der Stadt Bochum zwar als Unterkunft vorgehalten, aber verfallen gelassen wird, wollen wir ab jetzt mit Euch gemeinsam nutzen.

Zum Beispiel:
als Wohnraum
als Begegnungsstätte der Nachbarschaft
als Raum zur Vernetzung zur gegenseitigen Hilfe in der Krise oder zur Organisation von Protest
als kreativer Freiraum
zum gemeinsamen reparieren, werkeln, gärtnern, Anträge ausfüllen, Hausaufgaben machen etc.
als Ort an dem in Zukunft Lebensmittel geteilt werden und gemeinsam gekocht werden kann
als Treffpunkt für Eure Gruppe
und und und….

Kommt vorbei und gestaltet die Haldi 47 mit uns gemeinsam!

Am 15.10.22 haben wir das ehemalige AWO Wohnheim an der Haldenstraße 47 besetzt.Wir sehen Besetzungen als legitimes Mittel, Räume (zurück-)zuerkämpfen und einer ungerechten Verteilung zu widersprechen! Wir haben lange genug nicht bei der Entscheidungen mitwirken können, die unser Wohn- und Lebensumfeld direkt betreffen mitreden, jetzt nehmen wir uns was uns zusteht! Und das ist grade in der heutigen Zeit scheinbar bitter nötig.

Wir haben in den letzten Jahren eine Reihe vielfältiger Krisen erlebt.
Die aktuelle Zuspitzung der Klimakrise, die Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden KonflkteKonflikte um Energielieferungen sowie die zunehmende Inflation und steigende Kosten in allen Lebensbereichen haben existierende Problemlagen in unserer Gesellschaft deutlicher denn je zum Ausdruck gebracht.
Grundlegende Schieflagen in der Struktur unseres Sytems werden offensichtlich – weil ihre Auswirkungen mittlerweile für immer mehr Menschen existenzbedrohend werden.
Die Pandemie hat einkommensschwache Menschen mit ohnehin schon existierenden finanziellen und sozialen Problemen uverhäunverhältnismäßig stark getroffen und immer mehr in eine soziale Randsituation getrieben. Die Krise sorgt dafür, dass imerimmer mehr von psychischen und psychsozialen Problemen betroffen sind und daraus resultierend mit weiteren Schwierigkeiten wie z.B. Arbeits- und Wohnungslosigkeit zu kämpfen haben.
Eine zunehmende Vereinzelung und Isolation der Menschen voneinander hat in Pandemiezeiten die Not nach einem solidarischen Miteinander und starken sozialen Unterstützungsnetzwerken umso deutlicher gemacht.
Die Klimakrise hat auch in NRW schon dafür gesorgt, dass im letzten Jahr dutzende Menschen ihr Zuhause veloren habenhaben, zum Beispiel bei der verherenden Flut im Ahrtal, und die aktuelle Energiekrise, gepaart mit der Inflation treibt tausende mehr in Armut, Wohnungslosigkeit und soziale Isolation.

Wir können diese Situation nicht länger hinnehmen und wollen aufmerksam machen auf die jüngsten kriesenbedingten Ereignisse und ihre Auswirkungen auch in Bochum.hinnehmen!
Die Wohnraumproblematik ist präsenter denn je, gerade auchbesonders für Menschen die durch Krieg zur Flucht gezwungen wurden und in Bochum einen sicheren Ort finden möchten. Auch die Energiekrise und die immer weiter steigende Inflation stellt viele Menschen vor die Entscheidung: Eine warme Wohnung oder einen vollen Teller. Doch anstatt echte Hilfe zu leisten die ankommt, beschränkt sich die Politik darauf Unternehmen zu retten und unverständliche Rabatte und Maßnahmenpakete auf den Weg zu bringen!
EsAuf der anderen Seite gibt zahlreiche Beispiele für Unternehmen und Einzelpersonen, die von den Krisen, die andere in existenzbedrohende Situationen stürzen, profitieren.
Die aktuellen Ereignisse zeigen auf wie ungerecht und unsolidarisch Einkommen und Gewinne in unserer Gesellschaft verteilt werden.
Vom vielpropagierten “Wirtschaftsstandort Deutschland” profitieren einige wenige Unternehmen und Vorstände, während ein großer Teil der Beschäftigten für den Mindestlohn arbeitet, in Kurzarbeit fällt oder zu Kosten größerer Profite “wegrationiert” wird.

Auch eine Regulierung des Wohnungsmarktes findet nicht statt. Unternehmen wie Vonovia und VBW machen Wohnraum zur Ware und berücksichtigen dabei in keinster Weise Menschen, die krisenbedingt in eine finanzielle Notlage geraten sind. Modernisierungsstau, Spekulationen und kalkulierter Leerstand stehen bei diesen Unternehmen auf der Tagesordnung. VBW ist der größte Wohnugsanbieter in Bochum und bei weitem nicht der einzige mit diesen menschenverachtenden und profitorientierten Praktiken.
Die Stadt Bochum setzt währenddessen auf Modernisierung und Privatisierung der Innenstadt, statt dringend benötigten sozialen Wohnungsbau zu fördern. Sie schafft es nicht einmal, die Listung der auf ihrer Homepage angebotenen Sozialwohnungen auf aktuellem Stand zu halten, sodass viele Angebote auf Nachfrage gar nicht mehr existent sind, geschweige denn den sozialen Wohnungsbau in dem Maße zu fördern, dass alle Bochumer*innen ihr Grundrecht auf angemessenes Wohnen erhalten.
Während es immer mehr Neubau für Investor:innen und Besserverdienende gibt, fallen die Bedürfnisse der Menschen mit geringem Einkommen, Alleinerziehender oder Sozialhilfeempfänger:innen regelmäßig komplett hintenüber.

Das reicht uns jetzt!
Wir sehen dringenden Handlungsbedarf und fordern einen sozialen und soldarischen Umgang mit den aktuellen Krisen!

Während Menschen auf der Straße sitzen oder aufgrund von Herkunft, fehlenden Einkommen oder sexueller Identität bei der Wohnungssuche nicht berücksichtigt werden, verfallen in Bochum zahlreiche leerstehende Gebäude. So auch die Haldenstraße 47 in Bochum Hamme. Das Haus gehört der Stadt Bochum und wird offiziell als Wohnraum für Geflüchtete durch die Stadt Bochum vorgehalten – dennoch müssen hunderte unbegleitete Minderjährige in Turnhallen schlafen – für uns ein schlechter Scherz!
Wir befürchten weitere Immobilienspekulationen mit Gebäuden und Grundstücken wie diesem in perspektivisch für InvestorenInvestor:innen interessanten stadtteilenStadtteilen und fordern den vorhandenen Raum endlich zu nutzen, sowohl zum Leben als auch darüber hinaus.

Denn bei der Forderung nach einem angemessenen und bezahlbaren Wohnraum hört es bei uns nicht auf! Menschen brauchen starke Solidarnetze und müssen das Recht auf freie Entfaltung haben und das nicht nur in einem privatisierten, von Werbung und Profit geprägten Bewegungsrahmen. Wir fordern Freiräume, die keinen Gewinn- und Machtinteressen unterworfen sind und die wir selbst verwalten können. Auch dafür ist theoretisch genug Platz da – auch in der Haldenstraße 47. Zum Haus gehört ein Garten und zwei Garagen, außerdem grenzen das Gelände des ebenfalls ungenutzten Bunkers, mit viel freiem Platz, und ein kleiner Kiosk, der als Stadteil- oder Infoladen genutzt werden könnte, direkt an das Grundstück an.
Aber derartige Freiräume werden Menschen, die sie mit Leben und sozialem Miteinander füllen wollen, nicht zur Verfügung gestellt – deswegen nehmen wir sie uns.
Die Forderung nach bezahlbarem Wohnen und selbstverwalteten Freiräumen ist keineswegs etwas Neues. Seit Jahrzenten fordern verschiedene Initiativen öffentlich mehr Räume für alle, zum sozialen Zusammenleben und um Solidarität in Krisensituationen gemeinsam zu gestalten. Auch in der Vergangenheit hat die Stadt keine Reaktion gezeigt auf die Probleme der von soziökonomischen Problemlagen betroffenen Menschen, sodass wir uns gezwungen sehen die Dinge nun in eigene Hand zu nehmen.

Wir haben die “Haldi 47” besetzt – aber nicht nur für uns und die Verwirklichung unserer Ideen von sozialem Miteinander und gesellschaftlichen Freiräumen – wir wollen mit Euch zusammen ein Konzept entwickeln, wie wir diesen Ort nutzen können.
Als kreativen Freiraum, als Wohnraum, der auch zZuhauseZuhause ist, zum gemeinschaftlichen Gärtnern und Werkeln, als Begegnungsstätte der Nachbarschaft – einen Ort den wir alle nutzen und gestalten können.
Wir fordern die Stadt auf, uns die Räumlichkeiten an der Haldenstraße 47 langfristig zu überlassen, um diese aufzuwerten und zu renovieren – damit wir ein vorher erarbeitetes Konzept umsetzen und besagte Räume für Alle schaffen können.

Jede Nutzung der Räumlichkeiten ist ein Fortschritt gegenüber des Leerstands und geplantendem schleichenden Verfalls des Gebäudes. Wir wollen das Haus mit Leben füllen, soziale Konzepte verwirklichen und die Nachbarschaft näher zusammen bringen.

Bei diesem Vorhaben brauchen wir eure Unterstützung – denn die Haldi lebt nur von uns allen!
Also kommt vorbei, lasst eure Ideen da, diskutiert eure Vorstellungen von einem solidarischen Miteinander und beteiligt euch an der Gestaltung unseres Freiraums!
Wir freuen uns auf euch!

Solidarische Grüße
Haldi 47

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