Statement des SUB Salzburg zum Boykott und zum Umgang mit sexualisierten Übergriffen

Regionen: 

Von mehreren Kollektiven und Einzelpersonen wurde vor etwas mehr als zwei Jahren zum Boykott des Sub-Salzburg aufgerufen. Grund dafür war das übergriffige Verhalten eines Kollektivmitgliedes (diese Person ist seit 2 Jahren kein Mitglied des Kollektivs und mittlerweile besteht ein Hausverbot) bzw. der mangelhafte Umgang mit der Situation durch einen Teil des damaligen SUB Kollektives. Zuerst einmal wurde zu spät auf die Vorwürfe reagiert. Das Hauptproblem sehen wir darin, dass sich das Kollektiv nicht vorbehaltlos mit den Betroffenen solidarisiert hat. In weiterer Folge brach die Kommunikation ab, von Seite des SUBs lag dies an mangelndem Interesse an der Klärung der Situation und daran, dass Einzelpersonen des damaligen Kollektives es sich in der Opferrolle bequem gemacht hatten. Wir können gut nachvollziehen, dass die Betroffenen das SUB in Folge nicht mehr als sicheren Raum wahrgenommen haben.

Wir als aktuelles SUB Kollektiv distanzieren uns von dem problematischen Umgang
Unser jetziger Umgang mit sexualisierten Übergriffen stützt sich auf das Prinzip der Definitionsmacht (DEFMA). Darunter verstehen wir, dass wir im Falle eines solchen Übergriffs von vorherein solidarisch mit den Betroffenen sind und deren Definitionsmacht anerkennen.

Den damaligen Boykottaufruf könnt ihr hier nachlesen: https://infoladensalzburg.wordpress.com/2016/06/12/sub-ohne-uns/

Der nachfolgende Text ist eine überarbeitete Fassung des Textes der erstmals Herbst 2017 von uns veröffentlicht wurde.

Umgang mit Sexismus und sexualisierten Übergriffen
In den letzten Jahren stand es immer wieder zur Debatte, wie wir als SUB-Kollektiv mit Sexismus und sexualisierten Übergriffen umgehen. Wir wollen mit diesem Text klarstellen wie wir zu diesem Thema stehen.
Sexismus und sexualisierte Übergriffe sind ein weit verbreitetes Problem in unserer Gesellschaft. Solche sexistischen Denkstrukturen und Verhaltensweisen kommen leider auch bei linken Personen vor (ob unbewusst oder bewusst).
Egal in welcher Form sexualisierte Gewalt auftritt (ob körperlich oder auch verbal) –
Sie darf nicht hingenommen werden!
Die Nachbearbeitung von derartigen Übergriffen kann für die Betroffenen sehr belastend sein. Wir wollen dies vermeiden und daher so rücksichtsvoll und sensibel wie möglich mit dem Thema umgehen. Die Intention der Täter_innen darf hier keine Rolle spielen. Vor allem Wahrnehmungsstörungen (z.B.durch Alkohol oder andere Drogen) der Täter_innen legitimieren nicht deren Handeln.

Von dem Optimalzustand, jede übergriffige Person würde kooperativ handeln und bei Ansprechen ihrer Tat einsichtig sein, ihr Handeln reflektieren und dies zukünftig ändern, sind wir leider noch weit entfernt. So zeigen sich Täter_innen oft unkooperativ oder die Situation ist für die betroffenen Personen so belastend, dass dieser Weg der direkten Konfrontation keine Option ist.
In solchen Fällen kann der_die Betroffene selbstverständlich den Kontakt zu Mitgliedern unseres Kollektivs (hinter der Bar muss immer mindestens eine Person des Kollektives anwesend sein) suchen und Ihre Situation erläutern. Dies kann auch durch eine Vertrauensperson geschehen. Jedes Mitglied des Kollektivs, hat unabhängig zur Beziehung zu den Täter_innen den Betroffenen beizustehen und nach dem DEFMA-Konzept zu handeln.
Wir schmeißen auch ohne zu zögern Personen aus dem Lokal. Falls Kollektiv-Mitglieder verwickelt sind, darf das keinen Unterschied beim Umgang mit dem Vorfall machen.

Auf Diskussionen mit den Täter_innen gehen wir in dieser Situation nicht ein, da das belastend für die Betroffenen sein kann und erfahrungsgemäß nicht zielführend ist. Es liegt dabei auch in der Verantwortung aller SUB-Besucher_innen, aufmerksam zu sein und geschlossen gegen Sexismus in jeder Form vorzugehen. Wenn euch etwas seltsam vorkommt, ist es immer besser, einmal mehr nachzufragen als einmal zu wenig!

Im darauffolgendem Plenum wird über jeden Vorfall reflektiert und in Absprache mit den betroffenen Personen werden weitere Maßnahmen besprochen. Wenn sich die betroffenen Personen weiter mit dem Fall befassen wollen, können sie persönlich kommen, aber auch über die von Ihnen ausgewählten Vertrauenspersonen agieren. Das Ziel ist es die Täter_innen zur Selbstreflektion zu bewegen und die Situation für die betroffenen Personen so stressfrei wie möglich zu behandeln.
Manche vertreten den Ansatz, dass alle weiteren Maßnahmen allein von den Betroffenen beschlossen werden sollen. Wir wollen uns jedoch vorbehalten, untragbare Personen auch dann auszuschließen, wenn der_die Betroffene mit einem Vorfall bereits abgeschlossen hat, um den Schutzraum nicht zu gefährden.

Es muss bei der Aufarbeitung primär um die Unterstützung für die Betroffenen und Sensibilisierung des Umfelds gehen, weniger um die Bestrafung der Täter_innen. Das Ziel dabei ist auch einen Umdenkprozess bei den Täter_innen anzustoßen, was die Taten nicht relativiert. Es geht darum, die Verhältnisse zu ändern und nicht darum, Personen auszuschließen.
Im Idealfall ist es möglich, Personen wieder in unsere Zusammenhänge zu integrieren, sofern es für die betroffenen Personen, sowie für das Sub-Kollektiv ersichtlich ist, dass sie ihr Verhalten reflektiert und geändert haben. Da jeder Fall individuell zu behandeln ist, können wir dafür keine allgemein geltenden Regeln aufstellen. In jedem Fall jedoch darf nur in Absprache mit den betroffenen Personen gehandelt werden.

SUB Salzburg
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen